Und die Rettung, die einzige Rettung, der Nebel, blieb ausl Aber eines Morgens, als die Fischer sich wie gewöhnlich am Hafenplatze sammelten, da war er da und hing so dick über dem Wasser, daß man nicht von Mole zu Mole sehen konnte. All die schweren Gesichter lebten merllich auf endlich schlug die Stunde der Vergeltung. Allerorten wurde die lärmende Arbeit im Hafen untersagt, man sandte Knaben nach allen Seiten mit dem Befehl, sich still zu verhalten, und das ganze Dorf sprach buchstäblich im Flüster- ton und schlich auf den Socken umher, um durch keinen Laut den Schiffen zu verraten, wo das Land sich befinde. Man stellte Wach- Posten auf den äußersten Felsen der Landzunge aus, und die Fischer zogen scharenweise hinab zum Paltaesten, der Dorfkneipe, um ein wenig Vorschuß auf das Glück zu nehmen. Allein der Tag verstrich und die Nacht dazu, ohne daß ein Schiff sich meldete. Selbst diejenigen, die stets das Beste voraus- sahen, verloren den Mut, als sie am nächsten Morgen heraufkamen und hörten, wie die Dinge stünden. Es konnte kein Zweifel Herr- scheu, daß der Nebel sich vormittags lichten würde, sobald die Sonne die rechte Macht erhielte. Als sie jedoch am frühen Morgen am Hafen standen und dies erörterten, da ließ sich ein starkes Kratzen von Eisen auf dem Felsen vernehmen, und gleich darauf drang eine schrille Boot- mannspfeife, von kräftigen englischen Kommandorufen gefolgt, durch den Nebel. Augenscheinlich war es ein Dampfer, der ganz nahe heran- gekommen war; welche Ladung mochte er wohl fuhren? Jeder riet auf das, was er augenblicklich als das höchste aller mensch- lichen Güter betrachtete; einer hoffte fest auf Speckware, ein anderer auf Kognak. Man traf bereits Verabredungen, was man für das Frei- Machen des Schiffes verlangen sollte, als der Lärm starker Schläge auf Tonnen über das ruhige Wasser herüberdrang. Kurz darauf folgte ein durchdringender Petroleumgeruch man war also schon dabei, sich der Deckladung zu entledigen I Rasch wurde die Dis- kussion abgebrochen und ein Boot hinausgeschickt, um Hilfe an- zubieten. Allein der Kapitän, der sie nun plötzlich so leise vom Lande aus herankommen hörte, hatte wohl schlechte Erfahrungen mit Leuten ihres Schlages gemacht und empfing sie in schlimmer Laune. Er schimvfte und schwor, keine Hilfe haben zu wollen, selbst wenn Schiff und Ladung in die Brüche gingen. Solche Schurken und Taugenichtse, die nicht einmal eine Hafenglocke läuteten, wenn es neblich war! Aber nach ihm sollten sie sich nicht den Mund lecken. Haie und Strandräuber, die sie waren l (Schluß folgt.) (Nachdruck verdaten.), Die ftyazintbc. Von C. Schenkling, Ein Freund, der uns in Trübsalen treu bleibt, wiegt hundert im Glück auf. Wem es versagt ist, sich im Winter einen reicheren Zimmergarten zu verschaffen, der kann wenigstens eine Hvazinthe haben. Und dann mag er sie wohl eine solche treue Freundin nennen, wenn er morgens in das noch kaum hinlänglich erwärmte Zimmer tritt und ihm vom Fensterbrett her eine Hyazinthe ent- gegenduftct.» Dafür ist sie auch für Alt und Jung seit langer Zeit ein Blumenliebling erster Klasse und von allen bei uns eingewanderten Zierpflanzen vielleicht die populärste. Wie sich die einsamenlappigen Pflanzen vor den zweisamen» lappigen und unter jenen wieder ganz besonders die Zwiebel- gewächse dadurch auszeichnen, daß sie mehr individualisiert sind, so ist dies unter den Zwiebelgewächsen wiederum in besonders hohem Grade der Fall bei der Hyazinthe. Wenn wir eine, in üppiger, von gesunder Kraft strotzender Schönheit vor uns stehende Hyazinthe ansehen, so können wir uns kein Blatt, keine Blüte hin» wegdenken, ohne ihr Ebenmaß, ihre abgeschlossene Vollendung zu stören. Fast in noch höherein Grade sehen wir dieses bei der Tulpe, der Genossin der Hyazinthe, deren einzige Blüte und zwei bis drei Blätter sie noch bestimmter zu einem abgerundeten Ganzen machen. Wie so manche unserer Zier- und Nutzpflanzen hat auch die Hyazinthe ihre Geschichte, wenn auch schwerlich, wie man nach dem Namen glauben könnte, ihre Mythologie, da der griechische Hya- zinthos wahrscheinlich eine andere Pflanze ist. Als Apollo und sein Liebling Hyazinthos sich mit Diskuswerfen belustigten, blies der eifersücktige Zephyros des Apollo Wurfscheibe dem Hyazinthos an den Kopf, daß er tot zu Boden siel. Der untröstliche Apollo verwandelte seinen toten Freund in eine Blume, auf deren Blättern !/M AI zu lesen ist, was seine Wehklagen ausdrücken sollte. Davon ist nun an unserer Hyazinthe allerdings nichts zu lesen. Was für eine Blume der Hyazinthos der alten Griechen gewesen, ob. wie einige wollen, der Rittersporn(Delphinium) oder eine Schwertlilie (Iris), wollen wir ununtersucht lassen. Jnteresseanter ist die Geschichte unserer Winterfreundin, die für Europa , wie die der Tulpe, und zwar vielleicht ziemlich gleichzeitig, in Holland beginnt. Es ist bekannt, daß die Zwiebelgewächse, und besonders die beiden genannten, in Holland eine fast rasend zu nennende Liebhaberei hervorriefen, so daß man auch buchstäblich von einer Tulipomanke der Holländer sprach. In der Mitte des 17. Fahrhunderts bildeten die Tulpenzwiebeln einen Gegenstand des Börsenspiels und richteten viele zugrunde. Es wurden damals Preise bis zu SölK ) Gulden für eine Tulpenzwiebel gezahlt. Mit der Hyazinthe ist es aller- diroK nicht so schlimm gewesen; doch zahlte man immerhin füv manche Sorten bis 1000 Gulden, und der ungenannte Verfasser desneu angekommenen holländischen Gärtners"(Nürnberg 1731)! sagt, daß er für einen Freund eine HyazinthenzwiebelKönigin von Saba" für 140 Fl. habe kommen lassen,«und sonsten gibt es unter den einfachen weißen und blauen noch viele, die auf 30, 40. auch 00 Fl. kommen". Um 1750 kennte man aus Hamburg schon 100 Stück für 4 Taler beziehen. Anfangs scheint man bloß weiße und blaue Hyazinthen, hoch- stens noch gefüllte von rosenroter Farbe gekannt und den ersten den Vorzug gegeben zu haben. Das Vaterland der Hyazinthe ist Kleinasien , Jnnerasien und Südafrika , wo sie im moosigen, quelligen Boden wachsen soll, also so, wie man sie heute auf Gläsern zieht., Wenn wir die Hyazinthenzwiebel in die Erde des Blumen- topfes senken, so wissen wir, daß in ihr der Keim zu dem schönen Pflanzenbau ruht, der sich nach kurzer Zeit daraus zu erheben beginnt, obgleich wohl nur wenige schon einmal ihrer Wißbegierde eine geopfert haben werden, um zu sehen, in welcher Weise und bis zu welchem Grade der Vorbereitung dieser Keim in der Zwiebel geborgen ist. Eine gewöhnliche Küchenzwiebel kann dazu als Belog dienen, denn sie zeigt in allen wesentlichen Teilen denselben Bau. Wir müssen zunächst uns von dem Irrtum lossagen, der die Zwiebel für eine Wurzelform hält wie die Mohrrübe und die Sellerieknolle. Die Zwiebel ist vielmehr ein Stengel mit ganz unentwickelten oder richtiger nur in der Breite, nicht aber in der Länge entwickelten Achselgliedern. Die Unterseite der Zwiebel zeigt uns in der Mitte eine Scheibe, an derem Rande die das Innere der Zwiebel umhüllenden Schuppen, gewöhnlich Schalen genannt, sitzen, und aus dem die Wurzeln entspringen. Diese Scheibe, die die ganze Pflanze trägt, bildet so einen wichtigen Teil der Zwiebel. Wenn wir sie durch die senkrechte Mitte spalten, so sehen wir, daß aus der Scheibe an der inneren aufwärts liegenden Seite eine große Menge von Schuppen entspringen, die auch die bereits vorgebildeten Blätter und im Mittelpunkt des Blattkreises den nicht minder schon in vollständiger Anlage bor- handenen Blütenschaft umgeben. Diese Blatt- und Blütenanlagen finden wir aber fast ganz bleich, da sie ihre Farbe erst erhalten. wenn sie an das Licht hervorgewachsen sind, wie wir das von den Spargelschossen her kennen. Die freien Pflanzenteile erhalten ihre grüne oder andere Farbe immer erst unter Einwirkung des Sonnenlichtes, das indessen nicht Heller Sonnenschein zu sein braucht. Wir erinnerten uns an den Spargelschoß. Er ist ge» wissermaßen eine in die Länge gezogene Zwiebel, denn die an dieser fast in einer vollkommenen Horizontalebene sitzenden Schuppen liegen am Spargelschoß übereinander. Denken wir uns nun. wir könnten diesen wie ein aufgezogenes Fernrohr zusammen» schieben, so würden alle seine übereinander fitzenden Schuppen um» einander, und in ihren Mittelpunkt der Kopf zu liegen kommen. Wir erhielten eine Zwiebel. Sähe die Zwiebel mit ihrer Scheibe an einem Baumast, so würde man in ihr eine Knospe erkennen, was sie in Wahrheit auch lein würde, denn wenn wir irgendeine große Baumknospc, etwa die der Roßkastanie, in der Längs- und Querrichtung durch- schneiden, so würden wir zwischen ihr und der Zwiebel die größte Uebereinstimmung finden. Wie denn auch der Verlauf der Lebens- Vorgänge in der im Boden liegenden Zwiebel ganz ähnlich dem in der am Zweige sitzenden Knospe sich abspielenden ist. Wir wissen, daß in der Küchenzwiebel, auch wenn sie schon monatelang im Vorratsschrank gelegen hat, namentlich in den flei» schigen Schalen viel Saft enthalten ist und daß bei warmer und nicht gerade austrocknender Aufbewahrung sie leicht auswächst, das heißt die Blattkeime ergrünend sich hervorschieben. So ist es auch mit der Hyazinthenzwiebel. Es reicht daher, bei so großem in der Zwiebel selbst ruhendem Nahrungsvorrate, anfänglich ein sehr ge- ringer Feuchtigkeitsgvad der Erde hin, in ihr allmählich das Ent» wickelungsleben zu wecken, d. h. die zum Teil festen Nährstoffe der Zwiebel zu verflüssigen und zur Zellenvermehrung, worin das Wachstum beruht, zu verwenden. Namentlich der Zwicbelkuchen ist die Vorratskammer, aus der die Nahrung für die sich entwickelnde Knospe stammt. Aber fast noch schneller als auf die Eutwickelung dieser ist das sich regende Leben auf Bildung von neuen Organen, auf die unmittelbare Nahrungsaufnahme aus der Außenwelt be- dacht, auf Wurzeln. Diese treten am Umfange der unteren Scheibe hervor, und zwar mit solcher Kraft, daß dadurch, wenn das Erdreich im Blumentopf unten durch starkes Wasftreinsaugcn aus dem Untersetzer fest, nach oben hin aber trocken und locker ist, die Zwiebel in die Höhe gehoben wird. Dies wird auch durch zu zeitiges Warm- stellen hervorgerufen: bis zum Hervortreten des Blütcnschaftes und der freien Blätter darf die die Blübi umgebende Temperatur 10 bis 15 Grad Celsius nicht übersteigen. Erst wenn Blätter und Blütenschaft etwa handlang sind, soll man die Hyazinthe in das geheizte Zimmer, bis dahin aber in das kältere Doppelfenster stellen. Nun bedarf das in voller Kraft stehende Wachstum auch ein stärkeres Begießen, was während der kurzen Zeit der vollen Blüte