-
59
-
legten Achse hervor als Staub und Dred zurückgeschleudert. Manch-| breitet. Das Fräulein aus adeligem jaule gibt die bekannte Beichte mal schien es dem Heizer, als habe der Führer ihm etwas au- mit der noch bekannteren Offenherzigkeit, die hundert Leseraugen auf gerufen, aber wenn er fragend innehielt, trieb ihn der gleich fich gerichtet weiß und in der Abficht, den Philister vor den Kopf wieder an.
zu stoßen", ihren spezifischen Wert erblickt. Marie Baskekirtseff, die Die Maschine rollte und fuhr nicht mehr: fie sprang in ge- geniale frühreife Ruffin, hat seinerzeit in ihrem Tagebuch ihre Seele waltigen Säßen, nur mühsam durch die Schienen in Fesseln gehalten. mit einer atemraubenden Kühnheit bloßgelegt. Da waren die Ge Die Wasserscheide war jetzt passiert und das schwache, aber gleich fühle fein schönes Deklamationsthema, wie von Stößen des Ge mäßige Gefälle unterſtügte die Eigengeschwindigkeit des Buges. Der bärens getrieben tam Halbjungfrautum und geistiger Hautgout in Heizer glaubte sich etwas ausruhen zu dürfen, da die Maschine fast ebenso grauenhafter wie bewundernswürdiger Echtheit ans Licht. bon selbst in diesem Tempo hätte bergab laufen können. Aber Die blaublütige Tagebuchschreiberin der vorliegenden zwei Bände Winter war anderer Meinung. Und als er die Erschöpfung des schielt beständig nach der starten Russin, aber sie fommi nicht über andern sah, drückte er ihn auf das schmale Bänkchen an der Seite ein freigeistig angestrichenes Blaustrumpftum hinaus. Zuerst fällt und griff selbst zur Schaufel. Der Heizer flammerte sich fest und wieder das Kennzeichen aller Damentücher ins Auge: das Prozen fah mit wachsendem Entsetzen dem Führer zn. Auf die Strecke mit Belesenheit und Wissen, und ohne den obligaten, Geniekreis" achtete feiner mehr. Wozu waren denn die Streckenwärter und geht es auch nicht ab, der nun einmal zum Milieu der besonderen Aufseher da? Außerdem war bei der Fahrt in der Dunkelheit doch Menschen gehört. Die Schilderung des Gottesgnadentums der Könige fein rechtzeitiges Halten möglich, wenn etwas nicht in Ordnung war. des Binsels, der Feder und der Tasten ist der bittere Kelch, Die Insassen des Zuges tamen nicht zum Schlafen. Hier und den wir immer und immer wieder austosten müssen in den da öffnete jemand ein Fenster, um zu sehen, ob das tolle Schleudern sogenannten interessanten Romanen. So haben wir hier wieder die und Schütteln an der Strecke oder an der Geschwindigkeit läge. Grimassen der freien Menschen" zu erleben. Natürlich spielt ebenAber die dicken Wolfen von Rauch und Staub, mit fleinen Steinen falls auch die Erotik eine Art Mittelachienrolle. Die Adlige, schon untermischt, die der rasende Zug aufwirbelte, trieben jeden Neu- zuvor sexuell beschäftigt, wird kurz vor der Heirat gemäß ihrer gierigen schnell zurüd. innerlichen Freiheit abermals Dirne, was sie aber nicht hindert, ( Schluß folgt.) nebenbei bester Gesellschaft, wie z. B. Nietzsche uſtv., Audienz zu geben. Leider versteht sie diesen falsch, wie fast alle weiblichen Herrenmenschen, dafür aber korrigiert sie Taine, Zola , der von einzelnen Roheiten nicht freizusprechen ist", Bölsche. So gudt hinter der Künstlerieele" überall feminines Philistertum hervor, eine fleine politische Gebärde soll das„ Heldenmädchen" zeigen, wie überhaupt ein selbstschmeichlerischer Eigendünkel die Basis der ganzen Beichte gehört es zum Schema, daß die Klaffendame Schriftstellerin wird. ift. Auch stilistisch findet sich manches Vorzügliche. Selbstverständlich Das heißt, sie entschließt" sich einfach, eine zu werden, und das geht dann immer gleich wie gefchmiert. Und von dem großen Kunstwerk wird in großen Worten gesprochen. Ferner bekommen wir die nicht mehr ganz ungewöhnlichen Stimmungsbilder von Venezia und Roma vorgemalt( malerisch versteht die Verfasserin am besten zu sehen). Die Tat des Selbstmordes bleibt dem Leser gleichfalls nicht erspart. Zum Glück wird die entgleiste Adelige aber heil aus der Tiber gezogen, so daß sie noch Revue über ihren furchtbar großen Jdealismus, der Bankrott machte, halten, dem deutschen Staiser ein paar überschwengliche Komplimente machen und sich zum Herrn hinfinden kann im Dienste des Evangelischen Jungfrauenvereins.
Neue Erzählungsliteratur.
II.
Lu Märten : Zorfo, Das Buch eines Kindes. ( Verlag R. Piper u. Comp., München .) Jacob von Gunten, Ein Tagebuch von Robert Walser. ( Verlag von Bruno Cassirer , Berlin .) Tagebuch einer Dame.( Verlag N. Piper u. Comp.,
-
ordnung, der Tod hält seine Ernte.
Drei menschliche Dokumente recht verschiedener Natur. Lu Märten ist von den dreien wohl die stärkste Individualität. Das Buch eines Kindes warum dieser irreführende Titel, denn es ist die Geschichte eines Menschenkindes bis zum erwachten Weibe zeigt ein Mädchen aus Tantalus ' Geschlecht. Qualen zu tragen, in Qualen sich zu Ende leben, war sein Fatum. Schade, daß das Buch auch fünstlerisch ein Torso geblieben. Mit echten Gefühlen, gespeist am träumerischen Quell des Lebens, fängt es an und verliert sich im Fladerlicht efstatischer Wirrnis. Das Kind wächst in einem licht lofen Hause heran; Lachen, Freude, Sonne find nicht darin. Eine Franz Serbaes: Michael de Ruyters WitwerFamilie mit Krankheit gezeichnet, Blutstürze sind an der Tages- unterhaltsame Historie, allerdings über dem Familienblattniveau, ist Tages- jahre.( Berlag von Egon Fleischel u. Co., Berlin .) Eine gut Armut, Schulden stehen vor der Tür. Die Wanderungen diese Geschichte, in der Servaes auf etwas in der heutigen Literatur um Brot beginnen, lächerlicher und höhnender als alle wige Normalmenichen. Oder sagen wir eines banalen Menschen. Sein Außergewöhnliches verfallen ist. Er schreibt die Geschichte eines der Welt. Inmitten dieser Familie mit schlechtem Blut und fenfitiven Gefühlen schaut das reifende Mädchen mit Frageaugen Witter Michael de Ruyter, den wir vom Joche seiner Frau an durch auf den Sinn des Lebens und wird emporgetragen von ihren Ge- eine buntgestaltigen Herzenserlebnisse bis zu der wehnutsvollen Erdanken in das Reich der Gerechtigkeit, das sie nicht findet, indeffen fenntnis begleiten, daß er auf seiner Jagd nach Liebe am Glück vorbeiihr fiecher Körper das Elend ihres Schidsals weiter schleppt. Es tritt ging und im Dornengestrüpp einer verfehlten abermaligen Ehe verbluten ein in die Qual des Begreifens sozialer Nöte, Weiten springen ihrer mußte, ist ein Durchschnittstyp. Einer der vielen Lebenslaien, die Seele auf, die sie beglücken und martern zugleich. D, nur ein wenig zu schieben glauben und geschoben werden, und zwar immer in Ruhe, du Leben, und nicht so viel Blut. Aber ach grausam ist jene große Falle hinein, die das Leben für die Schwachen bereit die Sphing. Die Geschichte einer, die Flügel hat und Ketten zu aber die latente Tragit jedes Dilettantismus, also auch des Lebens hat. Diese Durchschnittsseelen find wenig interessant im Grunde, gleich, ihr böses Erbteil war ihr Blut. Ihr schweres Blut, das nicht bilettantismus, ist wohl ein Stoff, der Gestaltung wert. Und Servaes den leichten Pulsschlag fand. Lu Märten gibt keine Elendsmalerei im naturalistischen Stil, ein Stüd geistiges Proletariat wurde mit berrät in seinem Buche lebenso viel epische Straft wie fundige dem Beben einer wunden Seele geschildert, deren Schluchzen sich Psychologie, wenn er den verschlungenen Pfaden der Liebeswege feines Witwers mit Ernst tünstlerisch formt. Tiefe Einsichten leuchten auf, dann aber gerät und Humor nachgeht. die Verfafferin in den Zustand der Bisionen und die Hochspannung hat Illufionen, Hunter ist Erotiker im gefunden normalen Sinne, er und er Hat ihres Empfindens sprüht phantastische Funken. Peter Hille und hat Illusionen, Gewissensbisse, und diese Ulrich Brendel schweben als Schußheilige über der Lebenstlage einer wei werfen ihn stetig in jene Halbheit, die weder zu beglücken ver Glüdsenterbten und die echte Stimmung des ersten Teils zerftiebt in in Abenteuer, aus Sonnenschein ins graue Dämmer der Nüchtern steht, noch selbst glücklich werden kann. So fällt er aus Abenteuer verstiegene Gewaltsamkeiten. Bon einem ganzen und gefunden Menschen, der die Kraft wollte heit und gerät zuletzt in die Hände einer frömmelnden Witwe, die und fie darum auch fand, handelt das Tagebuch des Instituts- ihn mit ihrer bigotten Tugend und Tugendbewachung um fein letztes zöglings Jacob b. Gunten. Er ist kein forretter Standes- Selbst bringt, das von Natur aus schon ungefestigt genug war. Das mensch, sondern einer der das Leben auf seine Weise lebt. Ein gut behüteter Instinkte ist in der Gestalt des Auslebe- Witwers" verMolluskentum der Durchschnittsmenschen mit den Wucherungen schlecht Teil Fronie steht ihm zur Seite und dazu jener Selbststolz, der der Bater des Vollbringens ist. Und darum vollbringt Jacob b. Gunten förpert, daneben aber springt ein Thema auf, das der Geschichte ein auch das Schwere, einen Mann aus sich zu machen, seine Kameraden besonderes Rückgrat gibt. Das Verhältnis des lebesüchtigen Vaters zu Freunden zu wandeln und selbst ein Freund zu sein, vor allem zu den heranwachsenden Kindern. Der Frau sind die Konflikte aus aber seinen Lehrer, den Institutsvorsteher, mit seiner geschloffenen traditionellen Mutterpflichten und ihrem Liebesleben oft genug anBersönlichkeit zu bezaubern. Mit ihm inüpft er den Bund von getreidet worden, hier ist einmal die Frage der Vaterpflicht unterMensch zu Mensch und beide ziehen in die Freiheit, der Tat ent Und Servaes läßt seine Geschichte in dem Glaubenssatz gegen. Eine Geschichte, die mit allerlei Arabesten von Schwärmerei Niessches ausklingen, daß wir uns in unseren Kindern nicht nur geziert wurde, mancherlei fluge Randbemerkungen zum Buche des fort, sondern hinaufzupflanzen haben. Die einzelnen Charakteristiken Lebens zum besten gibt und bei aller Natürlichkeit des Stils in eine der Personen find dem Autor trefflich gelungen, besonders das Bild stille Grazie getaucht ist, die die helle Nüchternheit zart wie mit der ältlichen Jungfrau, Hedwig des Neutrums, mit dem SchwerTraumschleiern überspinnt. Robert Walser offenbart hier wiederum gewicht der Güte und der Tüchtigkeit, die des Witwers Schutzgeist fein liebenswürdiges frisches Talent, das sich immer mehr bestrebt, hätte werden können, rundete sich zu einer Meisterstudie. eine Form zu finden gegenüber dem Berflattern seiner früheren schädigt für manche tote Streden des Buches. Schöpfungen.
sucht.
Sie ents
Das Tagebuch einer Dame zeigt die Handschrift der Heinz Tobote: Fräulein Grisebach.( Berlag von Spekulation. Das Gefühl des Gemachten ist nicht los zu werden. F. Fontane u. Co., Berlin .) In die reine Unterhaltungsliteratur Es schwimmt einem Strom nach, der bereits ermüdenden Dunst ver- segeln wir bei diesem fruchtbaren Beschenker aller Reizgierigen