km 3�«* nach einer anderen umschauen müssen." Sie war t böse geworden. »Ich?ann nicht ohne Dich leben," sagte Peter schüchtern. .Ja, das hat die Katze auch zur Maus gesagt. Sie stand «uf und ging zum Fenster...Mir scheint, wir bekommen bös Wetter zur Nacht," sagte sie,»die See macht sich so garstig, und rabenschwarz ist es bereits." .Aber ich bin ihm ja nicht um ein Jota böse, wie soll ich also Hozu kommen?" fragte Peter. .Sieh zu, unt gewissen Leuten heut Abend überquer zu kommen das lockert die Hand." Wie bekomme ich ihn nur auf den Hof hinaus?" ,.Du bringst uns ins Unglück, Peter, mit Deinem Geschwätz!" meinte Gjarta eindringlich. Sie schwiegen eine Weile, dann toondte sie sich nnd Hub an, den Ofen anzureden: .Wenn die Pferde in der Stadt gewesen sind, sind sie nachts immer unruhig. Da muß der Bauer ausstehen und nach ihnen sehen ja, was weiß ich davon? Ein Roß kann ihm auf den Kopf schlagen, es gescksteht ja soviel!" Sie seufzte tief. Peter nickte bedächtig, erhob sich und zündet« die Laterne an; dann ging er hinaus in die Holzkammcr und setzte sich, Holzschuhe zu schneiden. OIcs Tage waren gezählt, das wußte er nun. Aber es war eine nackte Tatsache, die von seiner Seite nicht die ge- ringste Färbung erhielt. Der Beschlutz, daß Ole   sterben müsse, stand so fest und unabwendbar vor ihm, als sei er aus Gottes höchstem Ratschluß hervorgegangen; er selbst war nichts als ein kleines Merkzeichen dabei, war bloß einer, der unversehens hinter den Schleier der Zukunft geguckt und nichts abzuivenden vermag. Er war voll Bewunderung für Gjarta; sie war klüger als Priester und Behörde zusammen. Ob nun all diese Klugheit von »cm Guten stammte, oder ob sie sich etwa dem Bösen verschrieben, wußte er nicht so recht; aber das konnte ja auch nichts hellen- seine Natur verlangte nach ihr! Wie freilich jemand im Zorn nach einem anderen schlagen könne, ohne etwas gegen ihn zu haben, das begriff er nicht; er wußte nur bei sich selbst, daß er es nicht konnte. Und daß einer auf Ole  , den guten alten Kerl, einen Groll werfen könne, das begriff er noch weniger. Gegen Abend kam Ole Due heim. Es war Schneesturm, und tt sah entsetzlich ans; aber der Humor war gut. Draußen im Flur klopfte Gjarta ihm die ärgste Eisdecke ab, dann kam er herein zum Ofen und stand da und stampfte und ließ die Zunge laufen, während sie ihm das Oberzeug herunterzog.Puh ha, ja! Schönes Wetter das! Um sein Weib zu prügeln!" und er nahm sie ver- gnüglich um die Mitte, und schüttelte sie, während sie ihm den Kragen abband. Gjarta lachte und klapste ihn, daß er stille stehen solle; er war das richtige Kind! Und jetzt meiner Sccl und Seligkeit haben sie überall auf den Straßen dadrinnen Peiroleumlaternen, die brennen bis elf Uhr sie sehen sonst nichts zum schlafen," erzählte er spitz.Da «rüsten wir!'.einer Treu auch bald zwischen den Kartoffeln Laternen anbr- cn, sonst sehen die wiederum nichts zum wachsen. Ja. ja, sie könnens ja schaffen, wenn sie nur das Geld dafür haben. Es muß gewißlich zwischen den Pflastersteinen dort was wachsen, ein anderer gewahrts halt nur nicht!" Der Knecht hatte ausgespannt und kam mit den Sachen vom Wagen herein. Gjarta warf sich eifrig über die Päcke«s waren Werhnachtseinkäufe. .Was hast Du als Draufgabe bekommen?" fragte sie. .Den neuen Almanach und eine Flasche französischen   Wein," erwiderte Ole   stöhnend; er war daran, die Stiesel herunterzu- ziehen..Peter, hilf mir ein wenig!" (Fortsetzung folgt.) Mibelmine ScKröcler-Vevnent. (Zur fünfzigsten Wiederkehr ihres Todestages.) Wilhelmine Schröder.Devrient, die nun schon fünfzig Jahre toi ist, verdient, daß man ihre Gestalt und ihr Leben oft in die Erinnerung zurückruft. Sie stammle aus Hamburg  , war aus Künstlerblut entsprossen. Ihre Mutter war die Schauspielerin Sophie Schröder  , die erste Tragödin der deutschen   Bühne, ihr Vater war der Tenorist Friedrich Schröder, und schon ihr Großvater mütterlicherseits gehörte dem Tkatcr an. Also lag ihr die mimische Kunst im Blute, und sie wurde früh eine der echtesten und bcrühm- testen Bühnenkünstlerinnen der ersten Hälfte des vorigen Jahr- ndertS. Sie war aber zugleich auch ein prächtiger Mcnsch. Sie t als dramatische Sängerin mit wundervoller Stimme und wundervollem Glemüte als eine. der Ersten Gestalten der Bühne aeschaffen, die dem Volke auch heute noch lieb sind, und sang in Rusiksälcn Lieder, die unübertroffen zu unseren besten Schätzen zählen. Beethovens Fidelio und Webers Freischütz-Agathe, Schuberts und Schumanns Lieder, das waren die Kunstsphären, in der sie lebte und in der ihre Größe erwachte. Künstlerin durch und durch, steckte sie voller Talente, alles, waS sie anfaßte, empfing persönliches Wesen von ihr. Längst ist ihre Stimme verklungen, früh erlosch deren Herrlichkeit, nicht? als die begeisterten Urteile sind geblieben, der Name auch ist verblaßt, denn die Generation, in deren Mitte sie stand, ist fast aus dem Kreise der Lebenden verschwunden. Aber man soll ihren Namen bewahren, nicht nur weil sie ihrer Zeit eine künstlerische Ver» treterin war, auch deshalb, weil sie eine von den wenigen Frauen im zurückgebliebenen Deutschland   war, die sich im Sturmjahre 1848 um eine politische Meinung kümmerten und sich aus die Seite der rebellischen Demokratie schlugen. Zu grundehrlich war ihre Natur, als daß sie anders hätte wählen können. Die krummen Wege hatte sie nie geliebt, und Protektionsschacherer und-spender journalistischer und höherer Ob­servanz, die sich ihr in Trinkgeldspekulationen darboten, schickte sie mit den verdienten klatschenden moralischen Ohrfeigen hinaus. DaS Bedürfnis, in allem frei zu sein und energisch jede Festel, die ihren inneren Menschen hemmte oder erniedrigte, abzuwerfen, führte zweimal zur Auflösung ihres Ehebündnisses, und das gerade war das Echte an ihr, daß sie nicht nur eigenes Unglück und eigene Beleidigung schwer empfand, sondern auch Unglück, Beleidigung und Vergewaltigung jedes anderen Menschen. Sie hatte ein Ge» fühl für den Begriff Volk und war in Dresden  , wo sie nach-einem Wanderleben, das sie an alle größeren Bühnen Deutschlands  , nach London  , Paris  , Petersburg   führte, in den vierziger Jahren Mit- glied der Hofoper wurde, nicht nur als Künstlerin, sondern auch wegen ihrer warmen Herzenseigenschaften eine geradezu Volks- tümliche Gestalt. In Dresden   kam sie mit Richard Wagner   in Verbindung, und dieser hat später erklärt:Die Echröder-Devrient war es, die in mir einen Enthusiasmus edlerer Bedeutung entfachte. Die ent­fernteste Berührung mit dieser außerordentlichen Frau traf mich elektrisch; noch lange Zeit, bis selbst auf den heutigen Tag. sah. hörte und fühlte ich sie, wenn mich der Drang zu künstlerischen Gestalten belebte." Und später fügte er hinzu:Das ganz un­vergleichliche dramatische Talent dieser Frau, die ganz unnach­ahmliche Harmonie und die individuelle Charakteristik ihrer Dar- stellungen, die ich wirklich mit leibhaftigen Augen und Ohren wahrnahm, erfüllte mich mit einem für meine ganze künstlerische Richtung entscheidenden Zauber. Die Möglichkeit solcher Leistungen hatte sich nun erschlossen, und, sie im Auge, bildete sich in mir eine gesetzmäßige Anforderung nicht nur für die mufikalisch-dramatische Darstellung, sondern auch für die dichterisch-musikalische Kon- zeption eines Kunstwerkes aus, dem ich kaum den NamenOper" geben mochte." Ein schönes Denkmal, das Wagner der Sängerin gesetzt hat! Aber die Gefeierte, sonst so enthusiastisch, mochte ihm nicht ans seine neuen Kunstbahnen folgen, und doch wiederum war sie es, die zuerst aus der Frau Venns im Tannhäuser   eine echte Gestalt voll sagenhaften Zaubers zu machen wußte. Wo sie schuf, schuf sie aus stärkstem Lebensgefühl heraus. Wagner   mußte 1849 aus Dresden   flüchten; er hatte sich am Maiaufstande beteiligt und wurde steckbrieflich verfolgt. Man er- wischte ihn glücklicherweise nicht, ihn, den Leiter der Sturmglocken- arbeit so wenig wie den Barrikadenbauer Gottfried Semper  . Aber an Wilhelmine Schröder-Deorient, die kein Steckbrief adelte. konnten die reaktionären Herrscher Hand anlegen. Sic war in den konservativen Kreisen schon im Jahre zuvor als rote republikanische Demokratin verschrien. Sie liebte es eben nicht, ihre Meinung zu verstecken. Allerhand bezeichnende Geschichten liefen umher. Einem Kammerherrn, der sie im Jahre 1848 fragte, warum sie ein rotes Tuch trage, da doch ihr verehrter Robert Blum   erschossen sei, ant- wartete sie schlagfertig:Für Robert Blum   trage ich rot, die Farbe meines Herzens, aber ich verspreche Ihnen, mein lieber Kammer- Herr, daß ich, wenn Sie gehangen werden, eine schwarze Schleife anstecken will." Am Tage der Kaiserwahl hielt sich die Künstlerin in Franksurt a. M. in der Paulskirche   auf. Schnell bildete sich ein Kreis von Bekannten aus allen Teilen Deutschlands   um sie. Auf der Journalistentribüne zur Linken hatte man ihr einen Sitz ver- schafft. Plötzlich fragte sie nach dem Abgeordneten Detmold  . Sie wollte ihn durchaus sehen. Aber Detmold  , der nach der äußersten Rechten hinübergewechselt war, wollte nicht kommen. Sie bestand jedoch daraus, und als er dann kam, der kleine verwachsene Mann mit dem geistreichen Gesicht und den boshaften Augen, reichte sie ihm über die Bogenbrüstung hinab die Hand und hielt ihn. als er sie nahm, fest, um ihm in der liebenswürdigsten Manier, wie im Scherz, die bittersten Dinge über den schnellen Wechsel seiner poli- tischen Farbe und über seine Feindseligkeiten gegen frühere Ge» jinnungsgenassen zu sagen. Erst die Glocke des Präsidenten er- löste den �Gepeinigten aus der Klemme, in der er verlegen zappelte. In das«tammbuch ihrer Verehrerin Claire von Glumer  , die ein Buch über sie geschrieben, trug sie damals mit kühnen, zollangen Buchstaben die Worte ein:Alles fürs Volk, nichts für den Kaiser!" Wenige Wochen daraus brach der blutige Ernst in Deutsch  - land los. Die Künstlerin war in Dresden  , als dort am Nach- mittag des 4. Mai am Zeughause die ersten Opfer fielen. Bon der criten Etage eines Hauses am Altmarkt aus sah sie, wie sich Plötz- lich der Platz mit wildschrcicndcn Menschenmassen füllte. Sie stürzte ans Fenster; gerade wurde eine blutende Leiche vorbeige- fahren. Mit einem Schrei des Entsetzens lehnte sie sich über die Brüstung. Rachel Rachel soll sie hinuntergerufcn haben. Man riß sie sofort vom Fenster zurück. Am nächsten Morgen schon ver­ließ sie die Stak und schrieb über diesen Augenblick:Der Früh- ling hatte sich in voller Schönheit über die Erde ausgebreitet, und nie werde ich den erschütternden Eindruck vergessen, den es auf