weiter,„der hat früher ooch mal jerungen for Jeld, ick jloobein'n Einskella...„Na, weeßt Du denn, wo er wohnt?" fragte Georg etwasargwöhnisch, denn er erinnerte sich der begehrlichen Blicke,mit denen der Breitschultrige mit dem schwarzen Scheitel seineLiebste damals betrachtet hatte.„Jewiß weiß ich's," meinte das Mädchen harmlos,„dasheeßt, früher, da wohnte er bei eene Witwe in der Müller-strasie 117... un tvenn er jetzt'ne andere Bleibe hat, dennfind' man det ja raus...."Sie hielt inne und setzte dann lachend hinzu:„Wenn er nich etwa außerhalb ist, in Sommerwohnungoder so...„Ach!" machte Georg,„in Sommerwohnung?,,, Jetztim Winter!... am Ende!..Nun lachte sie hell auf.„Na ja! Weeßte denn nich, was det heeßt?!... manfagt doch imma so!... ich meine, wenn er nich fitzt!.."„Achso!..."Georg war ein paar Augenblicke ganz still.�„Also darum wollte der damals nich mit de Sprache raus,wie ick'n fragte, wovon er denn eintlich leben tat... Da-drum!... na ja, eijentlich Hütt' icks mir ja denken kenn'!...denn so sah er auch aus, als ob er jelejentlich mal'n Dingdrehn würde..."Er überlegte wieder.Sie sagte nach einer Pause:„Du brauchst Da ja auch weiter nich mit'n abzujeben...bloß wejen die Athletenstelle... na ja!"Sie wurde rot, weil Georg über ihre drollige Ausdrucks-Weise lachte.„Damit weeß a' Bescheid!"Nach einer Weile sagte Grorg wieder:„Wenn ick man wüßte, wie sich der Olle dazu stellenwird?"„Dein Vater?" Sie hob die Achseln und verzog ihrenhübschen Mund,„weeßte, Jeorrich, et is janz hibsch, wennman wat jibbt uff seine Eltern, aber det darf doch ooch nichausarten!... Deine Ollen ham Da Wieda uffjenommen, wieDe rauskamst aus't Kittchen, aber det wa doch ihre vadammtePflicht und Schuldigkeit! Davor find et doch DeineEltern!... un sonst... na, ick will ja nischt sagen, aber DeinVater, der tut jrade so, als ob De noch son kleena JungeWärst, den man de Hosen noch uff- und zuknöppen muß..."„Dis vastehste nich!___ Davor is et eben mein Lata...UN man kann froh sein, wenn man noch eenen hat..."lFortsetzung folgt.)Das System Bode und dieflorabüftc.Vor Wochen bcrliinbcte schon die vom Kaiser-Friedrichmuseuminspirierte«Voss. Zeitung", die sich ja auch zum Publikationsorgandes Herrn Gretor ulias Petersen hergab, der Streit um die Flora-büste wäre nunmehr zu Ende. Der sehnliche Wunsch halte diesenGedanken eingegeben. In der Tat könnte der Bodepartei nichtswillkommener sein, als wenn die ganze Affäre nunmehr mit demMantel der sogenannten Sachverständigengutachten zugedeckt würde.Als ob damit die Echtheit der Florabüste erwiesen wäre, als obdamit die Willkürwirlschaft des Herrn Bode, die Eliquenregierungseiner Partei, und die Korruption der deutschen Zeitschriften undZeitungen, die in diesem Falle so unverbüllt ans Licht trat,aus der Welt geschafft wären. Die Flora-Affäre hat Zustände cnt-hüllt, die vor der breitesten Oeffentlichkeit besprochen werden müssen.Selbst wenn es sich nur um die Echtheit der Büste gehandelt hätte,wäre ohne das entscheidende Eingreifen der Presse die Angelegenheitim stillen Kreise der.Fachmänner", die sich bei dieser Gelegenheitaufs gründlichste blamiert haben, begraben, vertuscht und mit Hilfeeines skrupellosen Terrorismus unschädlich gemacht worden.Und wahrscheinlich wä.'e nicht einmal diese Parodie derUntersuchung, die wir erlebten, aufgeführt worden. DiePresse bat erst das englische Material zur Verfügunggestellt, ohne daS die ganze Frage überhaupt nicht ernsthaft be-handelt werden kann, wir meinen die Aussagen der AugenzeugenLucas und Whitburn. Die Preffe hat verhindert, datz HerrBode und die Seinen diese durch nichts erschütterten positiven Aus-sagen glaubhafter, unbestochener, und nicht durch irgendwelcheInteressen beeinflußter Männer weiter totschwiegen und als Bagatellebehandelten. Und die Preise wird— wenigstens soviel an unsliegt— die Rolle, die Herr Gretor in der Angelegenheit gespielt hat,gründlicher aufzudecken haben, als eS manchen Leuten recht feinwird. Aber weit über die Tragweite dieser Spezialfragen hinausist das ganze System des Herrn Bode in einer Weisebloßgestellt worden, datz es dringende und unvermeidlichePflicht der Oeffentlichkeit geworden ist, in der Preffe und imParlament dieses System einer gehörigen Kritik zu unterziehen undauf Abstellung der schwereit Schädigungen zu drängen, die eS unseremMuseumsbetrieb gebracht hat und weiter bringt. Oder ist etwa dieganze Berwaltungstäügkeit des Herrn Bode eine Privatangelegen-heit, die den Herrn Generaldirektor und seine Gefolgsleute alleinangeht und für die das Land nur die Mttel zu bewilligen hat?Erfreulicherweise hat fich nun auch im Kreise der Fachmännerjemand gefunden, der das System Bode einer eingehenden, fach«verständigen und unbeeinflußten Kritik unterzogen hat. Selbst-verständlich wirkt er nicht in Preußen. Es ist vielmehr dem MünchenerProfessor Karl Voll, dem ja wohl auch die Bode-Clique nicht dienötige Urteilsfähigkeit und Autorität absprechen wird, zu danken,wenn wir aus dem Kreise der Kunsthistoriker und Museums-Praktiker— auf beiden Gebieten hat fich Prof. Voll bewährt— zuhören bekommen, was uns die anderen so wohlweislich verschweigen.Prof. Voll behandelt in dem Februarhest der«SüddeutschenMonatshefte", das in diesen Tagen erscheint, auf zwanzigSeiten das Thema: Die Florabüste. Wilhelm Bode unddie Wissenschaft.Zum Kapitel der Florabüste bringt Prof. Voll eine merkwürdigeParallele:„Bor einigen Dezennien wurde für den Louvre eine italienischeBüste erworben, die einen gewiffen Benevieni, einen Schriftstelleraus Savonarolas Freundeskreise darstellt. Sie wurde ähnlich gefeiertwie die Berliner Wachsbüste, aber in den Freudenrausch schlug die Alarm-botschaft, daß der italienische Kunsthändler Freppa behaupte, die Büsteso gar nicht alt, sondern sei das Werk eines damals noch lebendenFlorentiner Bildhauers. Hierauf antworteten die Freunde derBenevienibüste mit Hohn. Es sei ganz unmöglich im neunzehntenJahrhundert etwas zu machen, was dem hohen Stilgefühl entspreche,das das Quattrocento und diese Büste gemeinsam haben. Ein Bild-Hauer verwettete seine Hand zum Pfände, daß kein moderner Künstlereine solch wundervolle Arbeit machen könnte; aber der Ktmsthändlerblieb bei seiner Behauptung stehen und konnte nachweisen, datzwirklich ein gewisser Bastianim nach einem auch noch lebendenTabakarbeiter namens Giuseppe Bonaiuti das Werk geschaffen, unddatz Freppa 3SV Lire dafür bezahlt habe. Dann kam die obligateErnüchterung, und jedermann sah, daß die Büste nur daS Schemavom Quattrocento, aber nicht den Geist hatte."Im Anschluß an diesen beweiskräftigen Fall— ebenso gut hättedie berüchtigte Tiara des Saitaphaernes angezogen werden können—erörterte Prof. Voll die aus der Fülle des Gemüts geschöpfteArgumentation Bodes, im lg. Jahrhundert sei eS unmöglich gewesen,eine solche Florabüste zu schaffen:„Genau daS gleiche wurde seiner-zeit zur Verteidigung der Benevienibüste gesagt, und das Argumenterwies sich als haltlos. In der Tat wird auch sonst noch fast rcgel-mäßig dieser Einwand gebracht, wenn eine Fälschung entdeckt undnicht sogleich als solche allgemein anerkannt wird. Mit derartigenGefühlswerten darf heute nicht mehr gearbeitet werden. Manhat aus dem Gebiete der Fälschung und Kopie so viel erlebt, datzdie höchste Vorsicht geboten ist, und man darf sogar ohne Sorge be-Haupte», eS kann alles gefälscht und kopiert werden.Darum helfen, wenn ein Kunstwerk mit positiven Gründen als ge>fälscht bezeichnet wird, nur noch positive Gründe, um eS dochals echt gelten zu laffen."Ist nun die Wachsbüste von Leonardo da Vinci, demgroßen Künstler der Renaisiance gemacht? Prof. Voll konstatiert:„Die Antwort lautet beute schon ganz einmütig, daß Leonardo nichtals der Urheber der Büste gelten kann. Die einen drücken fich rechtgünstig über den künstlerischen Werl aus, die anderen halten sie füreine künstlerisch-wertlose Arbeit. Aber alle stimmen darin überein,daß wir hier kein Werk von Leonardos Hand vor uns haben. Da-mit ist die Hauptfrage entschieden. Die Büste, die dem BerlinerMuseum heule schon rund 200 000 2P. kostet, wurde mit solch großemPreise nur bezahlt, weil sie für eine Arbeit des Meisters selbst an-gesehen wurde. Niemand würde fich besonders um sie bekümmert haben,wenn sie nur als eine Schularbeit, als eine in Wachs ausgeführteKopie nach einem Gemälde des Meisters aufgestellt worden wäre...Ob nun die Büste gefällig und hübsch ist, ob sie wenigstens An-zeichen dafür hat. daß sie einmal hübsch gewesen ist, oder ob fienicht mehr als eine Friseurpuppe ist, das kommt so wenig in Betracht,als ob die vielen leonardesken Halbalte der Mailänder Schule umeine weitere Replik vermehrt wurden. Sehr in Betracht kommtdagegen die höchst fatale Tatsache, daß diesmal nicht einLaie, nicht ein schnell zu begeisternder Künstler, sondern dermächtigste Vertreter deutscher Kennerschaft nicht zwischen Meisterhandund Kopie unterschieden hat.„Die Zunft" leidet darunter, wenn fienicht in der Mehrzahl ihrer Mitglieder sich von dem Irrtum lossagt,den ein einzelner begangen hat."Des weiteren stellt Pros. Voll fest, daß eS sehr wohl eineMethode gegeben hätte, um vor Jrrttim bewahrt zu bleiben. Bodeselbst hatte vor einigen Jahren in seiner Studie über Leonardo alsPlastiker versucht, plastische Werke Leonardos nachzuweisen.„Hierwaren doch mehrere ganz charakteristische Skulpturen Leonardos,Kunstwerke von hohem Rang veröffentlicht; man brauchte nur zukontrollieren, ob die Florabüste zu ihnen paßte oder nicht. Dann warder Fall wissenschaftlich erledigt. Das ist auch geschehen; aberdaS Resultat war peinlich. Die von Bode als eigenhändige Skulpturen Leonardos bestimmten Reliefs passen in keiner Weite zu derFlorabüste."