angewendet; klein geschnitten findet die Schale in der Küche Ver- Wendung. Zitronen- und Bergamottöl dienen ibres Wohlgeruchs wegen zum Parfümieren verschiedener Kosmetika usw. Die Früchte sind wegen ihres Gehaltes an Zirrouensäure durst- löschend, kühlend und die Wallung des Blutes herabstimmend. Sie werden deshalb zur Bereitung von Limonaden lital. Umonuto Zitronen- wasser) sowie zu Limonadenpulver, aus vier Teilen Zucker und Zitronensäure zusammeugericben zu Punsch, Punschextrakt, zu Zitronentorten, als Gewürz, zu allerlei Backwerk usw. gebraucht und sind in südlichen Ländern als kühlendes Obst beliebt. Der ausgepreßte Saft, Zitronen-, richtiger Limouensaft sSnooiis citri) wird als unterstützendes Mittel bei narkotischen und alkalischen Vergiftungen angewandt. Mit Zitronensaft beseitigt man auch Tinten- und Eisenrostflecke aus der Wäsche. Aus Pomeranzenblüten wird Oel in großen Mengen für die Parfümerie gewonnen, so das Rafaöl und Reraliöl, während das angenehm riechende aber bitter schmeckende Bigaradiaöl in der Pomeranzenschale enthalten ist. Das hellgrüne und sehr feste Zitronenholz dient zur Herstellung von Schnitzereien und zum Gelbfärben, ist aber nicht mit dem berühmten und teueren Zitronenholz der Alten zu verwechseln, das von dem morgenländischen Lebensbatim gewonnen wurde. Kleines feuilleton. Anthropologisches. Die Linkshändigkeit und ihre Ursache. Von den Organe», ruit denen der menschliche Körper paarweise versehen ist, erfüllen alle ihre Funktionen zu gleichen Teilen, die Lungen, die Nieren, die Augen, die Ohren, die Beine mit den Füßen, nur die Hände machen eine Ausnahme. Bei den Händen hat nach den neuesten Untersuchungen bei W 93 Prozent aller Menschen die rechte Hand da? llebergewicht und nur bei zwei bis vier Prozent der Menschen findet sich Kraft und Geschicklichkeit in der linken Hand stärker ausgebildet. Die Bevorzugung der rechten Hand ist nicht nur eine anerzogene, wie man früher glaubte. Obwohl Kinder in den ersten Lebensmonaten bei ihren Greif- und Tastversuchen beide Hände ungefähr gleich häufig gebrauchen, so tritt doch schon vom ftebenten bis achten Lebensmouat an eine Bevorzugung der rechten Hand zutage./ Man bat die Menschheit in Bezug auf den Gebrauch ihrer Hände in drei Kategorien eingeteilt: in Rechtshänder, die also die rechte Hand entschieden öfter gebrauchen als die linke, in Links- händer, bei denen das umgekehrte Verhältnis vorliegt, und in solche, die von Natur keine ihrer beiden Hände besonders zu bevorzugen veranlagt sind und nur durch Erziehung und Gelvohnheit zu Rechts- händern werden. Auch ist in Fällen, wo die eine Hand durch ihren Verlust, durch Verstümmelung oder Lähmung vom Gebrauch ausscheiden mußte, die andere Hand, ob es nun die rechte oder linke Ivar, stets bald durch Uebung als vollwertiger Ersatz eingetreten. Die Linkshändigkeit beruht auf körperlicher, unten näher zu erörternder Anlage, und kann durch Erziehung. Unterricht und Ge- wohnheit tvohl zurückgedrängt, aber nie ganz beseitigt werden. So ist beobachtet worden, daß Linkshänder sich durcll Einwirkung äußerer Einflüsse die gleichmäßige Verwendung beider Hände angewöhnen, jedoch bei einzelnen Tätigkeiten, die besondere Kraft und Geschicklichkeit erforden!, sofort die linke Hand in Anwendung bringen. Gehorsam der Schulanleitung schreibt der Linkshänder meistens mit der rechten Hand, läßt aber beim Zeichnen gern die linke Hand einspringen, und ebenso gebrauchen linkshändige Graveure, Holzschneider, Kupferstecher usw., die gelernt haben, gewöhnlich mit der rechten Hand zu arbeiten, doch nur die linke Hand, wenn ihre Arbeit besondere Exaktheit und Prä- zision erfordert. Und oft bemerkt man bei Leuten, die ihre Hände sonst in der allgemein üblichen Abwechselung gebrauchen, daß sie bei manchen Verrichtungen, z. B. beim Einschlagen eines Nagels, beim Einfädeln einer Nadel oder beiin Ausziehen eines sehr fest haftenden Korkes die linke Hand ausschließlich benutzen. Solche unwillkür- lichen Rückfälligkeiten bei den Linkshändern bestätigen vortrefflich das alte Wort des Horaz:Treib' die Natur mit der Mistgabel aus, sie wird dennoch zurückkehren!" Um die Ursachen der Rechts- oder Linkshändigkeit zu erklären, muß vor allem daran erinnert werden, daß die Tätigkeit der Muskeln letzten Endes vom Gehirn ausgeht. Folglich auch die Tätigkeit der Hände. Durch fortgesetzte Untersuchungen hat man festgestellt, daß die Fähigkeit des Sprechens und des Schreibens bei den meisten Menschen im linken Großhirn ihren Sitz hat. weshalb man auch von einem linksseitigen Sprach- und Schreibzentrum redet. Da sich nun die Hirnfunktioncn kreuzen, das heißt, die Arbeit der linken Hirnhälfte setzt die rechte Körperseite in Tätigkeit, und umgekehrt, so kommt eS. daß die meisten Menschen mit der rechten Hand' schreiben, gemäß dem Sitz des Schreibzentrums im linken Großhirn. Bei linksbändigen Menschen liegt, angeboren, der seltenere Fall vor, daß ihre rechte Großhirnhälfte Sprach- und Schreibzentrum, wie überhaupt überwiegende Fähigkeiten über die linke Großhirnhälfte besitzt, und aus dieser abweichenden Beschaffenheit ihres rechten Großhirns rührt ihre Linkshändigkeit her. Man könnte auch sagen, daß bei ihnen ihre rechte und linke Großhimhälfte von Geburt an ausgewechselt ist, was eine Umkehrung der Fähigkeiten ihrer Hände zur Folge hat. Diese Umlagerung der Organe erstreckt sich in manchen Fällen auch auf Lunge. Herz, Magen, Nieren, Darm usw., sodaß bei solchen Menschen das Herz rechts lagert statt links, und so fort. Das bei den Linkshändern vorhandene llebergewicht des rechten Großhirn? über das linke kann nun durch Erziehung und fort- gesetzte Uebung beeinflußt, aber, wie oben schon ausgeführt, nie ganz unterdrückt werden. Da es also jedenfalls möglich ist, bei den meisten Tätigkeiten die entgegengesetzte Hand als Stellvertreter wirken zu lassen, so empfiehlt es sich zwecks allseitiger Ausbildung des Körper? von Anfang an beide Hände nach Möglichkeit zu ge« brauchen. Die Linkshändigkeit bedingt durchaus keine minderwertige Be- anlagung des Individuums, wofür die Taffache spricht, daß so große Künstler, wie Leonardo da Vinci und Adolf Menzel Links- händer waren. Man könnte sogar geneigt sein, die angeborene Linkshändigkeil für einen Vorteil zu betrachten, da solchen Leuten der nützliche Gebrauch der linken Hand sehr leicht fällt, während sie die Verwendung der rechten Hand erlernen. Dabei muß aber berückfichtigt werden, daß ihnen der Gebrauch der rechten Hand solche Schwierigkeit macht, wie den Rechtshändern der Ge« brauch der linken. Und da die meisten Geräte, Werkzeuge usw, auf die Anwendung mit der rechten Hand hin zugerichtet sind, befinden sich die Linkshändigen im Nachteil. Auch fällt ihnen das Schreibenlernen mit der rechten Hand viel schwerer. DaS Schreiben mit der linken aber gehl auch nicht an, da alle Sprachen, mit Ivenigen Ausnahmen, von links nach recht« geschrieben werden. Eine Ausnahme hiervon ist das Hebräische, das von rechts nach links ge« schrieben wird, und Linkshändern darum sehr willkommen wäre. Das Japanische überwindet gleichfalls diese Schwierigkeit; eS wird weder von links nach rechts, noch von rechts nach links, sondern von oben nach unten getuscht. E, K. Physiologisches. aarbensinn und Farbenblödsinn. Den Farbensinn rundlage zur Beurteilung der geistigen Veranlagung im all- gemeinen benutzen zu wollen, erscheint aussichtslos, weil die Farben- blindheit in den meisten Fällen gar nichts mit der übrigen Ver« anlagung des Geistes zu tun hat. Es ist wohl aber eine gewisse Möglichkeit gegeben, bei Kindern an der frühzeitigen EntWickelung des Farbensinns und der Fähigkeit zur richtigen Benennung der Farben einen Anhalt für die geistige EntWickelung überhaupt zu gewinnen. Diesen Standpunkt vertritt wenigstens Dr. Warburg in derMünchener Medizinischen Wochenschrist" in seiner Eigenschaft als Schularzt. Es ist selbstverständlich von der größten Wichtigkeit, jeden Grad von Schwachsinn bei Kindern möglichst frühzeitig und sicher festzustellen, damit solche Kinder nicht mit den normal veranlagten in dieselbe Reihe gestellt, infolgedessen überlastet und so in ihrem iveiteren geistigen und damit oft auch im körperlichen Wachstum geschädigt werden. Da Prüfungen im Lesen, Schreiben und Rechnen erst stattfinden können, wenn daS Kind bereits Unterricht in diesen Fertigkeiten gehabt hat, so muß man für frühere Untersuchungen andere Mittel erdenken und erproben. Dr. Warburg hat als solche den Tastsinn und den Farbensinn erwählt, den Tastsinn aber ausgeschieden, weil er keine hinreichenden Auf- klärunaen zu geben versprach. Bei einer Benutzung des Farbensinns muß zunächst genügende Klarheit über das Wesen der Farbenblindheit herrschen. Die normale Art des Sehens kann als dreifarbig be« zeichnet werden, weil jeder beliebige Farbenton durch ein Gemisch von drei Einzclfarben hergestellt wvden kann. Bei der gewöhn- lichsten Art der Farbenblindheit oder, wie Dr. Warburg besser sagt, Farbenuntüchtigkeit handelt es sich um eine Verwechselung von Rot und Grün, und das Sehen der damit behafteten Menschen wird als zweifarbig bezeichnet. Dieser Mangel ist fast imnier angeboren und stark erblich. Er kommt bei 3 bis 4 Prozent der männlichen, aber nur bei 0,2 Prozent der weiblichen Bevölkerung vor, die also in dieser Hinsicht weit besser gestellt ist. Eine andere Form des zweifarbigen Sehens ist die Gelbblaublindheit, die aber nie angeboren ist. Eine völlige Farbenblindheit, bei der das Auge alle Gegenstände wie in einer Kreidezeichnung sieht, ist sehr selten, aber auch angeboren. In neuerer Zeit hat die Wissenschaft dann noch das Vorkommen einer anderen Form der Farbenuntüchngkeit als anormales Dreifarbensehen kennen gelernt. Die Farbentüchtigkeit oder Farbenuntüchtigkeit kann bei Kindern als eine angeborene Fähigkeit oder Unfähigkeit bezeichnet werden, und ein Mangel in dieser Hinsicht kann durch Uebung in späterem Alter nicht ausgeglichen werden. Dagegen hat sich herausgestellt, daß das Vermögen, Farben richtig zu benennen, in einem unmittelbaren Zusammen« hang mit der Eutwickclung der Intelligenz steht und daher zur Prüfung der geistigen Entivickelung bei Kindern sehr loohl benutzt werden kann. Wo es nicht oder verhältnismäßig unvollkommen vor« Händen ist, kann man von einer Farbenblödheit, wenn nicht von einem Farbenblödsinn sprechen. Die ausgedehnten Versuche, die Dr. Warburg an 1270 Schulkindern mit Bezug auf das Farben- unterscheidungsvermögen vorgenommen hat, liefern einen vollgültigen Beweis für diese Behauptungen. iderantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin. Druck u. Verlag: BorwärrS Buchdruckerei u.Verl«g»anslatt Paul Smger LrEo..Berlin LVi.