Pflanze) wird hier wie dort zu einer gewissen Zeit verringert und schliesslich ganz unterbrochen, was zur Folge hat, dass die in der Zeit der Kraft und Fülle erzeugten Gebilde absterben und abfallen. Die fran�öllfcke Malerei im 18. Jahrhundert. (Ausstellung der Akademie.) L Diese Ausstellung ist in, Grunde eine TendenzauSstellung. Es handelt sich letzten EndeS nicht um die Schönheiten und Feinheiten der französischen   Kunst, wie sie sich auS den Schöpfungen der Künstler des XVIII. Jahrhunderts darstellt, sondern um die Elorifizierung einer höfischen, akademischen Kraft, und dieser Versuch ist in derselben Absicht nniernommen wie im Vorfahre die englische Ausstellung. Die Vertreter der modernen, engliichen Malerei find nur ungern in der Nationalgalerie geduldet; ihretwegen musste Tschudi   gehen. Wäre Watteau  «nser Zeitgenosse, so wäre er ver- pönt. So aber macht ihn die Vergangenheit geduldet. Aber Watteau  , dieser Geistvolle, dieser Träumer, dieser Farbentrunkene, um ihn handelt es sich hier nicht. Im Vordergnmd steht die repräsentative Kunst eines Ludwig XIV.  , die die vorderen, grossen Säle stillt, von der aus willkommene Verbindung sowohl zur offiziellen wie zur akademischen Kunst unserer Tage geht. » Der Barockstil hatte in Italien   die Renaifsance abgelöst. Wohllaut der Linien, edle, ruhige, grosse Komposttion fie schwanden. Ins Ucbergcwaltige Pcigerten sich die Ansdrucksformen der Kunst. Dieser Stil, der seinen Ausgang von Ron, nimmt und zwei Jahr- hunderte eigeutlich ivon 15801780) geherrscht hat und noch jetzt unter uns seine Geltung hat, wie wir a« der Mehrzahl von bom- lmstischeu Gegenwartsbauten sehen, eroberte schon damals die ganze Welt und riss selbst Völler mit(z. B. Spanien), die bis dahin im Dunkel verharrt hatten. Kulturgeschichtlich sind folgende Umstände bemerkenswert. Die Gegenreformation setzte ein. Das Heidentmn, die Freude an der Antike Mllsstcn weichen. Das Papsttum konzentrierte fich zu neuer Macht. Die Kunst sollte als Mittel dienen, imponierenden Pomp machtvoll zu entfallen, und der Ausdruck, die Formen der Kunst wurden damit immer mehr ins Wuchtige, Ueberlriebene gesteigert, um die Gemüter zu erregen, die Augen zu blenden. In dieser Form eignete sich die Kunst speziell für den Hof. Es ist kein Zufall, dass Ludwig XIV.   gerade auf den Barockstil verfiel. Damals, als dos StaatSwefen aufblühte, das fich aber noch ganz auf den Hof, auf den König konzentrierte, trat der König als Auftraggeber der Kunst an die Stelle der Kirche. Eiire bis dahin unerhörte RePräsentatio ns sucht griff um fich und viele Fürsten   stürzten, um eS dem Vorbild Ludwig XIV.  , demSonnen- könig" gleichzutun, ihr Land in tiefe Schulden. Die meisten deutschen Schlossbautcn. die Parks, die innere Gestalttmg der Räume zeigen noch heule diesen übernommenen Charakter. Diese Note wurde eben für die ganze Zeit massgebend. Macht« «ntfallung galt eS. Und noch jetzt ist daö Nachwirken in der höfischen und in der akademischen Kunst unserer Tage zu spüren, die fich damit als Nachahmerin, als unfruchtbar erweist, da sie schon einmal Gesagtes nur zu wiederholen sucht. Von diesen, Geist find die repräsentativen Bildnisse der Hyacinthe R i g a u d(1659 17S4), derLargilliöre(16561746). die plastischen Schöpfungen der Coyzevox, der C o u st o u. Pathetischer Schwung der Darstellung, Prunk der Farben, Posen,'die an die Bühne, an Heldendarsteller erinnern, goldene Panzer, wolkige Hintergründe, Hallen mit Säulen, Borhänge, flimmernde Pelze und leuchtende Seiden, wallende Perücke». In dieser Zeit kam das K u n st g e w e r b c zu erhöhter Geltung. Der Baumeister, der das Veriailler Sckloss errichtet hatte, war auch hierfür der Leiter: Lebrun. Werkstätten für alle Gebieie des Handwerks und der technischen Künste wurden gegründet. Tischler, Goldschmiede, Graveure werden beschäftig,. Di« Seiden von Lyon  , die Tücher der Norinandie, die Spitzen von Alen?on werden be- rühml. Bor allem erfuhr die Gobelin teckmik jede raffinierte Ausbildung, deren Erzeugnisse so sehr dem Geschmack der Zeit entgegenkamen, da fie grotze Wände dekorativ schmücken konnre. Noch jetzt besucht man mit Interesse die alte Gobelinmanuiakmr in Paris  , wo die Arbeiter, diese lechnisch eingebildeten Künstler, fitzen und steht mit Staunen zu, wie sie langsam Faden an Faden legen, biö nach Jahr und Tag ein Werk dasteht, über dessen Preis man sich nicht wundern kann, da Generationen daran arbeiteten, wie fich auch das Handwerk meist in bestlmmicn Familien feit Jahrhunderten vererbt. Von diesen Gobelins find sieben Prachtstücke bier zu sehen. Es find die sogenaniiten Est Hergobelins des deTroy; mächtigen Wandbildern gleich hängen sie in den, grossen Eingangssaal und stimmen das Milieu hell uub festlich. Natürlich habe» sie auch den Stil, von dem oben erzählt wurde. Man darf aber nicht annehmen, dass dies der Gobelinstil an fich ist. Im Gegenteil, eS ist eigentlich ein falscher Gobelinstil, der nicht für diesen Zweck und diese Technik passt. Der Gobelin will Flächenstil, dies hier täuscht Raum und Perspektive vor. Der Gobelin will breite Behandlung der Farbe. Koinpositton und Auswahl der Farben, hier ist ein durchaus malerischer Eindruck in tausend Nuancen erstrebt. Es fft ein Ge« mälde, kein Gobelin. Dennoch hindert der Geschmack der Franzosen  den Künstler, ins Bunte zu verfallen. Im ganzen Herrichen Rot, Gelb, Grün vor. Das Ganze hat etwas ZerflatterndeS. Mit«n- leugbaren, Geschick ist alles Steife, alle Grandezza WS Bewegte übersetzt und ein feiner Schimmer der Lust, die mit graugelben Schleiern de» Hüllergrund ganz leicht und duftig macht, zeigt die Höhe des künstlerffchen Geschinackö. Wenn man aber die schönen. alten Gobelins ü Cluny-Museum   in Paris   und die Sammlung der Gobelinmanufaktur gesehen hat, weiss man, dass diese Art, die dem Gobelin den dekorativen Flächencharakter nimmt, nur«in Zwischenspiel war. » Ueberhaupt zeigt sich in dieser Vorliebe für das Bewegte, Leichte, Graziöse schon eine Wandlung des Geschmacks. Die Largilliöre, Rigand waren Hofmaler geweien. Aber fie hatten noch eine gewisse, wundervolle Strenge. Bor allem: ihr Können war immer bewundernswert. Wie sie die kostbaren Stoffe zu malen wussten, nrie sie mit Linien der Zeichnung einen Charakter, einen Gesichts- misdruck, die Form der Hände festhielten, das beruht auf ernstester Schulung. Run ahmt mm, diese Meister nach, wird glätter, konventioneller und die hohle Pose ist das Ende. Nattier(1685 1766) ist dafür ein Beispiel. Auch er malt noch Fürsten   und Hofleuie. Aber fie scheinen ihrer Posen müde zu sein. Des Patbettschen ist man über- drüsfig. Antoine P e S n e S, der von 17111757 in Berlin   als Hof- maler tätig war, derbere Bildnisse haben beinahe schon etwa? Bürger- liches. Ja, man ist mit Fleiss daran, dem Bombastischen an, Zeuge zu flicken. Das Theater, für dessen AugenblickSreize man sich lebhaft mteresfiert. bevorzugt die myrhologiichen Darstellungen. Aber man fiebr die Götter gern in prekären, heiklen, allzumenschlichcn Situationen. Typisch als Maler für dieie Zeitströmnug, die immer mehr zum Durchbruch kam, ist B o u ch e r<17031770), der mit kecker Frech» heit, dabei kaltschnäuzig auf die Sinnlichkeit des Beschauers mit koketten Bildchen fpekulierie. EL ist bezeichnend für diese Zeit, daß die Mäimerbildnisse verschwinden. Man huldigt der Frau. Und diese Frauen find nicht steif und würdevoll. Sie lächeln und |mb voller Anmut. Die Mätressen ziehen vorbei. Auch hier bildet fich bald ein Schema in der Art der Darstellung. Die Aehnlichkrit ist nicht so erfordert. Huldigung verlangt man, Idealisierung, diele Pompadours und wie fie sonst heissen, möchten gern huldvolle Göttinnen sein. Aber auch bier ist noch als unzerstörbarer Rest jene malerische Kultur vorhanden, die den französischen   Künstlern als ein Geschenk in die Wiege gelegt wurde. Es ist nicht leicht, über die Aensscrlichkeiten dieser süssen, konventionellen Posen hinwegzukommen; aber wenn eS einem gelungen ist, steht man, wie delikat noch hier die Farben behandelt sind, wie schön auch hier das Bild als Ganzes zusammenklingt, das so raffiniert in den Einzelheiten durch­gebildet ifi. « So kommt allmälich der zweite Stil herauf, der unter Ludwig XV.   zur Herrschaft gelangt: das Rokoko. Ganz der Kon- traft zu de», Geist der vorigen Periode. Alle« Steife ist überwunden. Man will leichtlebig, lustig und guter Dinge sein. Die Grazie deS französischen   Geschmackes setzt fich durch. Alle« Schwer« und Mächtige des Barock ist geschwunden und macht«itieii» losen Spiel Platz. Ornamente, Vögel, Pflanzen, Blumen in naturalistisch ge» treuer Nachbildung beherrschen die Flächen, lösen fich auf, alles Architektonisch-Strenge, Feierliche schwindet. Weich schmiegen stch alle Linien der Innenarchitektur. Alles ist überstreut mit Blumen. Bändern, und die Farbenwahl(Hellgelb, Silber, Hellgrün. Rosa) entspricht in der Zartheit diese,» flatternden, fich auflösenden Eindruck. War Frankreich   im Barock mehr Italien   gefolgt, so zeigt fich in der intimeren Art des Rokoko der Einfluh der Niederlande   und Hollands  . Es hat aber verstanden, im Fremden, Uebernommenen eigene Art zu geben. In dem Mass. wie Holland   näher zu Frankreich   lag als Italien  , kann man sagen, dass im leichten, schönen Spiel des Rokoko französische Art sinnfälliger, bezeichnender zum Ausdruck kam. Drei Meister hat diese Zeit hervorgebracht, die alle in ihrer Art Persönlichkeiten waren. Sie heben fich über die Zeit und ihre tändelnde Kultur hinaus. Ein Bo, icher, der auf grobe Effekte spekulierte und mit ihm die ganze Schar der Stecher und Zeichner, die nicht mehr ihre auf die finnlichen Instinkte de? Publikum« berechneten Effekte in verhüllter, mythologischer Gestalt, sondern am liebsten recht deutlich im Zeitkostüm, nicht mehr in der Natur, sondern im Salon oder im Schlafzimmer zeigten, stehen weit hinter ihnen. Sie künden den Niedergang an und zeigen, daß eine Kultur reis zum Unlergehen sei. Sie aber, die Meister, geben etwas lln- vergängliches; aus dem Sumpfe der Kultur zaubern sie Blumen; sie geben reine, echte Kunst. Dies sind: Watteau  , Chardw, Fragonard  .