Kleines feuilleton.

Kulturgeschichtliches.

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strenger bewachen. So wurde auch er, obwohl man ihm sonst alle Annehmlichkeiten bot, feines Lebens nicht recht froh. Als Sachsen feinerzeit von den Schweden   bedroht war, wurde er auch einige Zeit mit einem Gesellschafter zusammen nach dem Königstein   ge

Hygienisches.  

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der

Die Hohenzollern   und die Gold und Porzellan- bracht. Nach feinem am 13. März 1719 in Dresden   erfolgten Tode fabritation. Die Markgrafen   und späteren Kurfürsten von konnte die fächsische Regierung doch nicht verhindern, daß von den Brandenburg   besaßen im Mittelalter auch die fränkischen Fürsten- Fabrikationsgebeimnissen so viel nach Berlin   und Versailles   drang, tümer Ansbach   und Bayreuth  . Auch das Bergregal besaßen sie im daß man nach einiger Zeit hier wie dort auch Porzellanmanufakturen Fichtelgebirge  , zum Teil gemeinsam mit den fächsischen Herzögen in Betrieb sezzen konnte. und Kurfürsten. So hatten die Markgrafen Albrecht und Georg von Brandenburg   mit dem Herzog Heinrich von Sachsen und dem Kur­fürsten Johann Friedrich von Sachsen   berichiedene Gold- und Erz­Schutz den Zähnen! Bor noch gar nicht langer Zeit war zechen gemeinsam, aus denen die Herren ansehnliche Beträge bezogen. es Gitte, bei jedem heftigen Zahnschmerz den Uebeltäter, den fariöfen Die wichtigsten von diesen Gold- und Erzgruben waren die Fürsten  ( angefressenen) Zahn radikal entfernen zu lassen entweder durch den zeche bei Goldkronach  , das auch davon seinen Namen hatte. Aber Bahnarzt oder wohl noch häufiger durch den fundigen Heilgehilfen der Ertrag aus diesen Goldkionacher Goldzechen nahm nach einiger in Gestalt des Friseurs, der seine Kräfte an der Festigkeit des Ge­Zeit sehr ab und wurde ganz geringfügig. Da wollten die Herren, bisses seines Kunden erproben fonnte. Es ist wohl der größte Forts wie damals viele andere ihrer Standesgenossen, zum Gold- schritt der Zahnheilkunde, daß man in sachverständigen Kreisen immer machen übergehen. Denn Kurfürst Johann Georg   brauchte mehr davon abgekommen ist, schmerzende Zähne fritillos zu ents sehr viel Geld. Seine Vorgänger hatten eine arge Miß feruen, und daß man in biel ausgiebigerer Weise als früher die wirtschaft geführt und seine eigene Hofhaltung war auch nicht Zähne zu erhalten sucht. Diese Tatsache sollte jedoch in den billig, hatte er doch von seinen drei Chen 23 Kinder. Zuerst erbot großen Kreisen des Publikums noch viel weitere Verbreitung fich der jüdische Münzmeister Lippold dem Kurfürsten Gold zu finden. Durch die entwickelte Technik des Zahnerfazes, machen. Aber bald fam man dahinter, daß er nur ein Falsch Plombierung bobler Zähne durch Zement, Amalgame( Quecksilber münzer war, und der darüber erzürnte Kurfürst ließ ihn 1592 zu berbindungen), Gold, Porzellan usw. ist man heute imstande, Tode martern. Dann tauchte im Jahre 1597 ein Straßburger auch sehr weit vorgeschrittene Zahntaries mit dauerndem Erfolge zu Namens Franz Brunner am Bayreuther Hofe auf, der aber behandeln und nicht sofort schmerzende Zähne mit der Zange zu bald wieder vom Schauplage verschwand, als er die erwarteten Bor entfernen. Natürlich muß ein gewisser Bestand des Bahnes noch schüsse nicht erhielt. 1677 fam ein anderer Goldmacher nach vorhanden sein, sonst kann auch der gefchickteste Bahnkünstler feinen Bayreuth  , der sich Baron Christian Wilhelm vonkrohne Erfaz mehr schaffen. Man kann beobachten, daß in vielen Kreisen mann nannte und sich für einen livländischen Arzt ausgab. Er die Zahnpflege in geradezu strafwürdiger Weise vernachlässigt wird. wußte das Vertrauen des damaligen Markgrafen Christian Ernst   und Beginnen dann die erkrankten Zähne zu schmerzen, so versucht man die Gunst der Markgräfin   Sophie Luife zu gewinnen. So stieg er bis es mit allen möglichen zahnschmerzstillenden" Mitteln, mit Watten, zur Würde eines Oberpräsidenten und Geheimen Rates. Der Fürst Tropfen usw., die viel weniger dem Patienten als dem Fabrikanten räumte ihm im Bayreuther Schloß Zimmer als Laboratorium einnügen. Diese Manöverchen werden in der Regel alle allein, da er sich dori unter der Kontrolle nicht wohl fühlte, verzog paar Tage wiederholt, bis es glücklich dahin gekommen ist, er in das Dorf Heinersreuth  , wo ihm seine Gönnerin, die Mark daß nichts weiter übrig bleibt, als die Zähne der gange gräfin ein ,, laboratorium chymicum" einrichten ließ. Es enthielt zum Opfer fallen zu lassen. Wenn wir auch eine ganz nach einem im oberfränkischen Kreisarchiv vorhandenen Verzeichnisse, reichliche Anzahl von Zähnen befizen bekanntlich hat der das der Erzbergbau" von 1909, Band 5, Seite 403 mitteilt, nicht Erwachsene 32 Zähne-, io tann bei dauernder Vernachlässigung weniger als 1050 Gegenstände, darunter 92 gläserne Retorten, auch das beste Gebiß nicht erhalten werden. Ein Blick in die 148 Kolben, überhaupt 415 Gefäße von Glas, dann eine reiche Aus- Münder der meisten Menschen belehrt übrigens darüber, wie jammer­wahl eiserner Geräte, ferner Sanduhren, Siebe usw. Die lange Liste voll es zumeist damit bestellt ist. Wenn nun die Eltern, die in zahl­diefer Gegenstände, die nach Krohnemanns Ende versteigert wurden, reichen Fällen soziale Umstände daran hindern, Obacht auf die Zähne gibt eine Idee von der Einrichtung und dem Hokuspofus folcher ihrer Kinder zu geben, aus irgendwelchen Gründen die Wichtigkeit Goldmachwerkstätten. Interessant ist auch das Verzeichnis der vorgefunder Zähne nicht zu schäßen vermögen, so sollten die Schulärzte Handenen Materialien. Es waren vorhanden: 2 Fäßchen Bleierz, in erhöhtem Maße ihre Aufmerksamkeit auf die Zähne der ihnen an­20 Zentner metallisches Blei. 5 Lot Achatstein, 3 Zentner 53 Pfund vertrauten Schuljugend richten. Die Schulärzte sind dazu berufen, Antimon, 28% Pfund Duedfilber, 2 Lot Borag, 2 Pfund höchft iegensreich zu wirken, viel mehr durch rechtzeitige Brophylage, Auripigment( Schwefelarsenit), 17 Pfund Asbest, 3 Lot Perl durch Verhütung von Krankheiten, als durch deren Heilung, die oft mutter, 9 Pfund Hausenblase, ebensoviel Korallenabfälle und Salmiat, genug Stückwerk bleiben muß. Zweifellos zu den wichtigsten 20 Pfund Galmet, ferner Wismutera, Schwefel, Magneteisenstein, prophylaktischen Maßnahmen gehört es, schon während der Schul­Eifenvitriol, Blutstein und 17 Pfund geschlagenes Meifing. Lezteres zeit die Zähne dauernd zu beaufsichtigen und gegebenenfalls für gab er vielleicht für Gold aus; allein der Bayreuther   Münzmeister deren Behandlung Sorge zu tragen. In der Mehrzahl der Fälle Junge wurde mißtrauisch und brachte Krohnemann auf die mark wird dann eine Plombierung und damit eine Erhaltung der Zähne gräfliche Burg Plattenburg   bei Kulmbach  . Dort erbrach dieser die zu weiterer Gebrauchsfähigkeit möglich sein, wo beute dank der bes Silberkammer und sandte das geraubte und umgeschmolzene bauerlichen Vernachlässigung der Zahnpflege nur noch Radikal Metall dem Hofe als sein Produkt. Die Sache kam aber bald entfernung helfen fann. Auch für die lebertragung infektiöier heraus; Krohnemann floh in das Kloster Marienweiher nnd wurde Strankheiten ist Zahntaries nicht gleichgültig. Es ist nachgewiesen, Sort rasch fatholisch; er wurde aber trozdem bald von den Soldaten daß Eitererreger, Diphtherieerreger, Tuberkelbazillen gar nicht des Markgrafen   herausgeholt und am 27. April 1686 gehängt. Das felten in großer Menge in hohlen Zählen ihren dauernden Begnadigungsdekret, das ihm die Martgräfin ausgewirkt hatte, traf zu Aufenthalt aufschlagen. Diese Tatiache ist der Grund, der Spät ein. bie Sanitätsverwaltungen beranlagt hat, zu Schwestern, Ein weniger schlimmes Ende nahm ein späterer Goldmacher, der Krankenpflegern usw. nur solche Personen zuzulassen, die als Erfinder des Meißener   Porzellans bekannte Joh. Friedr. im Besiz tadellofer eigener oder künstlicher Zähne sind. Böttger. Er war Lehrling in der Bornschen Apotheke in Berlin  . Gerade Berionen, die täglich mit den verschiedensten Kranken Er beschäftigte sich dort viel mit metallurgischen Verfuchen und in Berührung fommen, dürfen nicht die erhöhte Möglichkeit bieten, machte Andeutungen, daß er die Kunst Gold zu machen, entdeckt habe. felbft als Infektionsträger zu dienen. Nicht jeder befizt den Mut, Als der Kurfürst davon erfuhr, ließ er ihn sofort verhaften; aber da seine fariösen Bähne, von denen er oft genug zehn und mehr fein man fein Gold bei ihm fand, ließ man ihn wieder frei. Er begab sich eigen nennen darf, lediglich aus Berufsrücksichten ziehen und durch darauf nach Dresden  . Hier ließ ihm der Fürst zu Fürstenberg in fünstliche erfeßen zu lassen. Es hat demnach eine außerordentliche feinem Palais ein schönes Laboratorium einrichten und verpflegte praktische Bedeutung, größtmögliche Sorgfalt auf gute Bahnpflege ihn aufs beste. Aber das erwünschte Gold bekam er nicht zustande. zu legen. Das Elfenbein unserer Zähne in möglichst gutem Zustande Schon wurde ihm der Boden in Dresden   heiß und er versuchte nach zu erhalten oder durch geeignete Mittel frühzeitig wiederherstellen zu Wien   zu entfliehen, aber er wurde zurückgebracht und sollte sein lassen, ist zum Lebensgenuß nicht weniger wichtig als die tadellose alchimistisches Geheimnis schriftlich niederlegen. Böttger verfaßte ein Funktion unserer übrigen Organe. Der moderne Zahnarzt ist heute langes Schriftstück, das noch heute im föniglichen Archiv in Dresden   in viel geringerem Maße damit beschäftigt, Zähne zu ziehen als zu aufbewahrt wird, aber nur mystischen Unfinn enthält und nichts plombieren. Er entwickelt also eine mehr konservierende Tätigkeit mugte. Aber man verlangte, daß er seine Versuche fortsetze. Er im Gegenteil zu vielen Pfuschern und Quadfalbern, die gleich mit arbeitete auch weiter und entdeckte dabei zwar kein Gold, aber ein der Zange zur Hand find. Wie man in der Chirurgie immer mehr Verfahren, Porzellan berzustellen, also doch etwas in Europa   bestrebt ist, nur in äußersten Fällen Glieder zu amputieren, so wird Neues und Wertvolles. Das befriedigte den sächsischen Hof. Man auch der Zahnarzt dazu erzogen, verstümmelnde Operationen, zu denen überhäufte ihn mit Gefchenfen, in Meißen   wurde ihm ein herrlicher schließlich auch Bahneytraktionen gehören, zu vermeiden und nach Garten zur Verfügung gestellt und eine schöne Fabrik ein- Möglichkeit durch schonendere Methoden zu ersetzen. gerichtet, wo er sein bekanntes braunes Porzellan herstellte; aber auf freien Fuß ließ man ihn nicht mehr, damit er sein Berfahren nicht anderen mitteilen fönne. Trotzdem wurden ihm vont Berliner   Sofe Anerbietungen gemacht, aber der sächsische Hof erfuhr davon und ließ ihn nun, da er auch die Herstellung des weißen Borzellans entdeckt batte, nur noch Berantw. Nedakteur: Richard Barth  , Berlin  .

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Drud u. Berlag: Borwärts Bucheruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW