war ich mit Herrn Hauser Zeuge, wie unter dem einstigen Felsenschutzdache von Fongal im Wzeretal, einige Kilometer flust» aufwärts von Le Moustier, das ausschließlich WerkzeugSlypen des Surignacien zutage förderte, in nächster Nähe von alten Herdstellen merkwürdige gravierte Steine gefunden wurden. Auf dem einen. der 2.08 Meter tief in einer starken Kohlenschicht lag, ist sehr un- deutlich eine Saigaantilope dargestellt. Auf den beiden anderen unweit davon gefundenen von 1,08 und 0,97 Meter Größe und 120 bezw. 140 Kilogramm Gewicht find die dargestellten, einander vielfach durchkreuzenden Figuren überhaupt nicht zu ent- rätseln. Was aber diese beiden letzteren Stücke besonders merkwürdig macht, find zwei mühsam in den harten Kreidekalkstein gebohrte Durch- lochungen, deren Zweck unerfindlich ist, vermutlich aber mit irgend- welchen Zauberkünsten, denen wohl auch die Zeichnungen gedient haben werden, in Zusammenhang stand. Diese Skulpturen sind weit- aus die ältesten der Menschheit und können auf ein Aller von etwa 150 000 Jahren geschätzt werden. Als diese aus Asien   eingewanderten Lößmenschen sich nach und nach über Europa   verbreiteten, fanden sie die Vertreter der älteren Neandertalrafie vor, die als in der Kultur niedriger stehend, von ihnen verdrängt wurden. Vielfach fanden aber auch Rasienmischungen statt, indem die Aurignacienleute na-v der Tötung der Männer annektierte Weiber der Neandertalrafie zu Frauen nahmen, so daß dieser Typus sich noch längere Zeit neben dem neu eingewanderten erhielt, wie verschiedene Funde beweisen. Schon vor diesem neuesten Funde von Combe Capelle   find in Aurignacienschichten verschiedene nicht mit der Neander- talraffe in Einklang zu bringende Skeleltreste gefunden worden, so im unteren Aurignacien von Engis in Belgien  , dann im mittleren Aurignacien   von Cro Magnon bei Les Eyzies in der Dordogne  . Auch die zeitlich nicht zu Ästimmenden Schädel von Galley Hill in Südengland   und von Brünn   und Brüx   in Mähren   find in der Bildung diesem Vertreter der Aurignacienrafie von Combe Capelle  sehr nahestehend. Der letztere ist aber nicht nur da- durch bemerkenswert, daß er in genau fixierbarer, völlig unberührter Schicht gefunden wurde, sondern ganz besonders dadurch, daß das ganze Skelett in selten schöner Erhaltung auf uns gekommen ist, was bei der sonstigen Mürbheit so alter Knochen geradezu als ein Wunder bezeichnet werden darf. In der Regel find die Skeletteile so überaus brüchig, daß sie trotz aller Sorgfalt bei der Aufdeckung zu Staub zerfallen. Dies ist leider auch zum größten Teil mit dem Skelett geschehen, das bald nach dieser letzten bedeutenden Entdeckung von Hauser etwa 12 Kilometer westlich von Les Eyzies bei Le Bugue durch den Schullehrer Peyreny ge­funden wurde. Trotz aller Sorgfalt beim Ausheben und der sofortigen Einbettung des Schädels in eine erhärtende Masse konnte nur ein kleiner Bruchteil de« Skeletts für die Wissenschaft gerettet werden. Es wurde dem Fund» berichte nach ebenfalls in Aurignarenschichten gefunden, doch ist noch nichts über feine Rassenzugebörigleit publiziert worden. Jene inter» efiante paläolithitche Fundstelle, die unter einem wenig hohen Felsen dicht an der nach Perigueux   führenden Straße liegt und teilweise von ihr durchschnitten wird, hat mir bei meinem Besuche im ver- gangeneu Sommer in Begleitung des Besitzers Peyreny im Laufe eines Vormittags reiche Beute an Aurignacienwerkzeugen von aller» dings etwas roher Technik ergeben. Als ich in jenen, in ver­schiedenen Horizonten mit Kohlen- und Aschenschichren durchsetzten Aurignacienlaaen herumstocherte, hatte ich allerdings keine Ahnung davon, daß so dicht unter der reich mit aufgeschlagenen Knocken besonders deS Büffels durchsetzten Arbeitsschicht das wohl ebenfalls hier begrabene Skelett eines Eiszeitjägers liege. (Die beiden Funde O. Hausers. sowohl der vom Jahre 1908 wie der hier beschriebene sind zurzeit im Berliner Museum für Völkerkunde ausgestellt. Die Red.) (Na«!r.lct dcrvot«»1 IftinftUcKe Bdclftnnc. Von Dr. Ludwig Karell. Caecilia Vulpia war eine römische Kokotte. Cajus Gnaeus, einer ihrer Verehrer, wollte sich ihre Gunst durch einen Diamant- schmuck erkaufen. Da sich dieser aber als falsch erwies als ihn die schöne Caecilia auf dem klassischen Versatzamte belehnen laffen wollte, flog der listige Cajus beim nächsten Besuche zur Tür hinaus. An dieser Geschichte könnte alles wahr sein, denn es gab schon zu Vulpias und Gnaeus Zeiten falsche Edelsteine. Der alte Se- neca erzählt, daß ein gewisser Demokritos Smaragde fast täuschend nachgeahmt habe. Herachius und Tehophilus berichten, daß in Italien   zu ihren Zeiten schon Bleiglas zur Herstellung künstlicher Edelsteine verwendet wurde. Im Mittelalter konnte man bei jüdischen Juwelieren billig falschen Schmuck kaufen. Eine neue Etappe in dieser Jmitattonskunst bedeutet die Er- findung des Wiener   Juweliers Josef Strasser, dem gegen Ende des 13. Jahrhunderts gelang, einen geeigneten GlaS- fluß hierfür zu finden, der nach ihm heute noch den Namen.Straß" oder.Pierre de Straß" führt. Dieser Straß   ist ein Glas, das viel Blei enthält und diesem feine Schwere und sein Lichtbrechungs- vermögen verdankt. Sein hoher Glanz macht ihn zur Herstellung künstlicher Edelsteine geeignet, aber er ist zu weich und kann nicht längere Zeit der Abnützung widerstehen. Er wird genau so wie gc- wohnliches Glas hergestellt, aber die Materialien müssen zum Un- terschiede von unserem Fensterglas im reinsten Zustande verwendet werden. Sie müssen ferner mit großer Sorgfalt gemengt und ge- schmolzen werden. Der Straß   muß vollkommen klar und homogen sein, wenn aus ihm ein richtiger falscher Edelstein gemacht werden soll. A mbesten macht man ihn aus Bergkristall, weil fast jede an» dere Ouarzart Spuren von Eisen enthält, die das Glas bei der Schmelze färben würden. Auch das kohlensaure Kali und die Mennige müssen chemisch rein sein. Werden alle erfahrungsmäßigen Kunstgriffe die Reinheit des Materials, das feine Pulverisieren, das langsame Erkalten des Schmelzflusses(behufs Verhütung von Luftblafenbildung) angewendet, dann entsteht ein Glas, dessen Farbenspiel mit dem des Diamanten wetteifern kann. Wird das kohlensaure Kai» durch das seltene Element Thallium ersetzt, so kann der Glanz den manches Diamanten sogar übertreffen. Solchen Straß   braucht der Steinschneider nur zu spalten, zu polieren und zu schleifen und der falsche Edelstein ist fertig. Mit ihm kann der Cazus von heute die moderne Caecilia detrügen. Handelt es sich aber um die Herstellung eines farbigen Edel- steines. so muß dieser Straß   nochmals pulverisiert und mit dem Färb- stoff neuerdings eingeschmolzen werden. Das Gelb im Stein des heiligen Gral, im Topas  , macht man mit chlorsaurem Silber. Ter Smaragd  , die zu Stein gewordene grüne Meeresivoge, er- heischt den Zusatz von Kupferoxyd. Dem Saphir gleicht das Auge Gretchens, es spiegelt in jenem lichten Blau, das der Himmel an sonnigen Sommertagen zeigt. eS ist der Stein der Bräute, denen er Tage ohne Schatten und einen Himmel ohne Wolken ver­heißt und um diesen ganzen Zauber herzustellen, bedarf eS nur einer Mischung von Kobalt- und Kupferoxyd. Dem Veilchen ent- lehnte der Amethyst seine Farbe, der Chemiker dem Kobalwxyd mit etwas Braunstein. DaS feurige Rot des Rubin   leiht er sich vom Chlorgold aus. Diese Stoffe haben große färbende Kraft. Ein Teilchen Chlorgold genügt z. B., um 10 000 Teile Straß m Rubin zu verwandeln. Nur ein gewiegter Kenner vermag solche Imitation von echten Steinen zu unterscheiden, so lange jene frisch sind. Solche falschen Steine nützen sich aber bald ab. werden»blind", verlieren Farbe und Feuer. Der Schmuck des Orients, der den HaremSdamcn eigenste Stein, ist der Türkis. Er ziert die Stirne der Sultaninncn und seine Farbe, süß und verschwiegen wie der azurblaue Spiegel des Bosporus  , soll sich verdunkeln, wenn sie ihre Herren betrügen. Diese Probe hält natürlich der imitierte Türkis aus durch Zink  - oxyd unsichtbar gemachten Straß  , der mit Kupferoxyd und Kobalt gefärbt ist, nicht aus. Aehnlich werden Opal   und Chalzedon   her- gestellt. Neuerdings macht man sogar Imitationen, die nicht nur die äußerlichen Eigenschaften ihrer Vorbilder aufweisen, sondern sogar die charakteristischen Bestandteile der nachgeahmten Steine be- sitzen, so daß eine oberflächliche chemische Untersuchung den Anschein der Echtheit ergeben kann. So kommen aus Straß   hergestellte grüne Steine in den Handel, die nicht nur dem Smaragd äußerlich gleichen, sondern die auch tatsächlich etwas von der dem Smaragd  eigentümlichen Bcryllerde enthalten. Außer solchen Steinen wer- den noch»dublierte Steine" hergestellt, die mit einer feinen Schicht von geschmolzenem Granat überzogen werden, um die den Jmi- tationen eigene Weichheit zu verdecken. AndereDubletten" sind aus einem falschen und einem echten Steine zusammengesetzt. So legt man z. B. unter einen echten Diamanten ein Stück Berg- knstall, unter einen Rubin oder Saphir   ein Stück Straß  . Wer- den diese als Dubletten billiger verkauft, so wird niemand daran Anstoß nehmen. Ein Betrug ist es jedoch, wenn diese künstlich vergrößerten Steine so teuer wie durchaus echte verkauft werden. Woran erkennt man nun, daß man es mit einer Imitation zu tun hat? Das einfachste Mittel ist schon angedeutet worden. Imita- tionen sind weicher als die echten Steine, darum sind sie auch weniger widerstandsfähig; der Schweiß der Haut, die Seife beim Waschen, ja sogar die Kieselsplitterchcn im Staub schaden solchen Falsifikaten, machen sie wie schon gesagt,blind", beeinträchtigen mit der Zeit Glanz und Feuer. Mit einer harten Stahlspitze kann man fast jede Imitation ritzen, aber keinen echten Edelstein. Auf diesem hinterläßt auch ein Aluminiumstift keine silberige Spur wie auf dem Falsifikat. Unter der Lupe zeigt dieses gewisse Un- rcgelmäßigkeiten, die sogenanntenSchlieren", der echte Stein nicht. Ferner brechen alle edlen Steine mit Ausnahmen des Diamanten das Licht doppelt, was die künstlichen Glasflüsse nicht tun. Die Zeit ist nicht mehr allzu fern, in der mcnr. solche GlaS- flüssc überhaupt nicht mehr machen wird, vielmehr hat die Zau- berin Chemie uns von dem Wesen der so heiß begehrten funkeln- den und gleißenden Mineralien schon so vieles verraten, daß ihre Herstellung im Laboratorium nur eine Frage der Zeit ist, nämlich die Darstellung von Rubinen, Saphiren, Smaragden. Diamanten usw.. selbst mit allen ihren Reizen, ihrem Farbenspiel, ihrem Glanz, ihrer Härte und Jhrer Zusammensetzung. Heute schon hat die Fabrikation der Schmucksteine, namentlich in Deutschland  , einen solchen Aufschwung genommen, daß sie bereits die Edelsleinindustrie