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und den Juwelenhandel merklich bedroht, zumal in jenen Län: dern, wo große Kapitalien in diesen Lurusgegenständen investiert find, wie in Frankreich  , England und Amerika  .

Die auf chemischem Wege hergestellten künstlichen Ru­bine und Sabbire find den natürlichen vollkommen ähnlich, manche Laboratoriums- Rubine sind sogar schöner als die ausgegrabenen. Gie lassen sich von den letzteren nur durch die mikroskopische Un­tersuchung, oder durch Röntgenstrahlen unterscheiden. Rubine und Saphire tönnen ihr feuriges Rot und ihr leuchtendes Blau nicht behaupten, wenn sie von Radium bestrahlt werden, die modernen tünstlichen Rubine und Saphire behalten hingegen bei Radium bestrahlung ihre Farben.

Ebelmann und Fremy, zwei Pariser   Chemiker, stellten zuerst fünstliche Rubine her, indem sie Tonerde und chromsaures Stafi schmolzen und dann kristallisieren ließen. Im großen fabrik­mäßig betrieb erst der Mitarbeiter Fremys, Verneuil( 1890), diese Kunst, indem er hierbei das Knallgasgebläse anwandte. Ihm ge­lang es, ein Kilogramm Rubin zu erzeugen. Das ist wohl mehr als die Rubinwäschereien Indiens   und Ceylons in einem Jahr­Hundert lieferten, und mehr als das was hundert Juweliere be­zahlen könnten, wenn es sich um Steine von Birma, Siam oder Ceylon handeln würde. Sind doch schon für schöne, fünfkaratige Rubine 80 000 m. bezahlt worden! Verneuil konnte sogar Rubine Herstellen, die in Saphire übergehen und umgekehrt. Rubin   und Saphir sind nämlich beide Abarten eines und desselben Minerals, des Korunds. Wer noch nicht alles verschwitzt hat, was er von der Mineralogie hätten lernen sollen, weiß, daß Korund den neun ten Härtegrad hat. Nur Diamant ist härter.

Unter den heutigen wissenschaftlichen Edelsteinerzeugern steht Professor Miethe in Berlin   in erster Reihe. Nach seinem Ber­fahren arbeitet die Deutsche Edelstein Gesellschaft" in Jbar. Die schon vorhin genannten Ingredienzien( Tonerde und chromsaures Stali, oder auch Chromogyd) werden bei der Hiße des elektrischen Flammenbogenofens geschmolzen, um Rubine zu machen. Für diese und Saphire sind etwa 2000 Grad Hibe er­forderlich. Das Blau des Saphirs wird auch hier, so wie bei den alten Straß  - Steinen, noch mit Kobalt gemacht.

Eines der wichtigsten Erfordernisse der modernen Edelstein­industrie ist die enorme Hize. Erst seitdem H. Goldschmidt in Essen   mittels seines Thermits Temperaturen von 3000 Graden lieferte, nahm die Edelsteinfabrikation den großen Auf­schwung. Goldschmidt selbst erzeugte ja auch große Stücke reinen Korunds.

das Geschäft war nicht mehr rückgängig zu machen. Es kam sogar zu einer Klage und der Nyzam erließ eine Proklamation an seine Völker, in der er ihnen den Vorgang nach seiner Auffassung er­zählte, warum er sich veranlaßt sähe, von seinem hohen Thron herab in den Gerichtssaal zu treten. Allein auch diese Heraba lassung nüßte ihm bei den europäischen   Gerichten nichts. Nachher hat er sich mit dem Imperial" und sogar mit dem Armenier Jacobs ausgesöhnt, ob ihm aber nicht der noch um 60 Sarat schwerere Jubilé", der Clou unter den Juwelen der Pariser  Ausstellung von 1900, schlaflose Nächte verursachte, ist nicht bekannt.

Jeden Tag müssen wir gewärtigen, daß dank der Fortschritte auf chemischem Gebiete der künstlich hergestellte Diamant auf dem Markte erscheint, dann können der Nyzam von Hyderabad  , der Maharadscha von Baroda   und noch andere indische und nicht indische Fürsten, die Epigonen der Caecilia Vulpia und noch viele, biele andere sich um andere Embleme ihrer Macht und der Be­wertung ihrer Schönheit umsehen.

Kleines Feuilleton.

Literarisches.

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Wolfgang Kirchbach   in seiner Zeit. Briefwechsel und Effays aus dem Nachlaß herausgegeben von Marie Luife Beder und Karl von Levezow( Georg D. W. Callweh, München   1910). Das Der namentlich durch seinen viel verbreiteten Roman: eben auf der Walze"( 1893) auch gerade in Arbeiterkreisen bekannt gewordene Dichter starb 1906 inmitten seines reichsten Schaffens, furz ehe er das fünfzigste Lebensjahr erreicht hatte. Kirchbach entstammte einer regfamen Künstlerfamilie. Er wurde als Sohn des Historienmalers und Professors Ernst Kirchbach   am 18. September 1857 zu London   geboren. Dort, sodann in Dresden  , Baris, München   verbrachte er längere Zeiten feines Lebens und weilte zuletzt in Groß- Lichterfelde  . Nach alledem, was er dichter­Schwieriger als Rubine und Saphire ist der Smaragd zu fünstlerisch anstrebte und als Strebender gab, wie er sich fampffroh fabrizieren. Doch gelang es den beiden französischen   Chemikern inmitten des Weltgetriebes stellte und doch wieder einsam blieb Hautefeuille und Perch durch Zusammenschmelzen von Beryll- war Stirchbach eine der Genialität des überreich Schaffenden Die unruhvolle Art seines erde( 14 Prozent), Tonerde( 19 Brozent) und Kieselerde( 67 Bro- leinesfalls entratende Persönlichkeit. zent) Kriställchen von Smaragd   zu erhalten. Dieser Erwerbszweig Lebens und feiner Betätigung, der ewige Kampf um alle die er er twäre auch sehr lohnend, da man für einen dreifaratigen reinen möglichen Entwicklungsformen der Menschheit, die bielen die er Biele, die und Smaragd   3500 M. und für einen ebensolchen sechskaratigen sogar strebte, seine Freunde viel 16 000 M. bezahlt. zu erreichen trachteten, lassen sein Leben unruhig, erscheinen, und wechselnd gestaltig urteilt sehr zutreffend Raften Kirchbachs Witte, die Schriftstellerin Marie Luise Beder. und Ausruhen war nicht seine Sache. Er hatte einen scharfen Blid für allen Staften- und Cliquengeist; und schon der eine Umstand, daß er weder hierfür noch für irgend eine literarische Richtung zu haben war, macht ihn uns als Charakter sympathisch. Er hatte stark Teil an der Revolution der Literatur", die in den achtziger Jahren ein­fegte, gegen die Epigonen Front machte und die realistische Beobach­tung, das Freilicht an Stelle aller Schönfärberei fezte. Er gehörte zu den leidenschaftlichsten und rücksichtslosesten Stürmern und Drängern in der Sturm- und Drangperiode unserer Literatur, ohne indeffen jemals den glatten Realismus anzubeten, der nur die Beobachtung und nicht den Sinn der Dinge als fünstlerische Not­wendigkeit betrachtete. Hier war die Grenze für sein Ver­Allerjüngsten. Fr. der mit ständnis der Jüngsten und Michael Georg Conrad   in München   die nachmals so berühmte als fanatisch belämpfte Beitschrift Die Gesellschaft" gründete, in deren ersten Jahrgängen er eine Reige ausgezeichneter literar ästhetischer und philosophischer Beiträge veröffentlichte, war doch nicht mit seinem Namen als Mitherausgeber zu gewinnen, wie aus dem hier erstmalig publizierten Briefwechsel ersichtlich wird. Er wahrte sich seine Unabhängigkeit selbst auf die Gefahr, später als Abtrünniger befehdet zu werden. Aber wer möchte Kirchbach aus der jüngstdeutschen Literaturbewegung missen wollen, missen fönnen? Neben Conrad war er der stärkste Anreger; zweifellos zugleich der wissenschaftlich und philosophisch tiefste und disziplinierteste Denker­geist von allen. Schon aus diesem Grunde ist zu wünschen, daß Und noch fein Gedächtnis der Nachwelt nicht verloren gehe. wünschenswerter erscheint die Neuherausgabe feiner Werke. Das foll munnehr geschehen. Der hier angezeigte Band bezweckt gemäß feinem Titel Stirchbach in seiner Beit" zu zeigen. Darin wird über des Dichters Leben, über fein Verhältnis zur Musik, zur modernen Literatur, zu Theater, bildender Kunst, Bolts erziehung sowie endlich über seine Weltanschauung reichlicher Aufichluß gegeben. Diesem werbenden Buche sollen sich Kirchbachs Gesammelte poetische Werke" in acht starken Bänden von je 30-40 Bogen Umfang anschließen. Freilich, der Preis von 40 M. broichiert und 48 M. gebunden schließt eine Anschaffung in un­bemittelten Boltstreifen aus. Nichtsbestoweniger ist eine Gesamt­ausgabe dieser Kirchbachschen Schöpfungen, die ein Bild der Ent­widelung des Dichters gibt und den inneren Zusammenhang ber­stellt, aus dem heraus und in dem sie entstanden, eine Pflicht. Von diesem Gesichtspunkt aus soll denn der von verschiedenen Schrift­fteller- Bersönlichkeiten erlassene Aufruf zur Subffription gern und bereitwilligft unterſtügt sein.

Bis heute ist es noch nicht gelungen, den König der Edel­steine, den Diamanten, in größeren Stüden herzustellen. Wandelt man den Spuren der Natur nach, so dürften vulkanische Kräfte den Diamanten hervorbringen, denn man findet ihn unter anderem im vulkanischen Tuff, dem sogenannten blauen Grund", in Kimberley und Jagersfontain, ferner auch im zersetzten Olivin­fels und in Meteoriten. Künstliche Diamanten zu erzeugen, ist oft versucht worden, man erzielte aber im besten Falle so winzige Diamantensplitterchen, daß sie für die Praxis gar nicht in Be­tracht kommen. Zuerst war es Moissan   in Paris  , dann Fried­länder in Berlin   und Haßlinger in Prag  , die solche mitroffopische Brillantchen erzeugten. Zu diesem Zwed ließen sie den Kohlen­stoff, aus dem bekanntlich der Diamant besteht, aus kieselsaurer Magnesia austristallisieren. Der Diamant fristallisiert aber lieber in Form von Graphit als in seiner eigenen aus. Graphit ist ja auch eine Form des Kohlenstoffe.

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Daß die künstliche Herstellung des Diamanten des Schweißes der Chemiker wert ist, dafür sei aus der großen Zahl von Bei­spielen nur das des Imperial", des größten Brillanten auf der Barifer Ausstellung von 1889, angeführt. Er stammte aus der Jagersfontain- Mine und gehörte einem englischen Syndikat. Der Ruf von seiner außerordentlichen Größe und Schönheit( er wog 180 Starat) war bis zum Nyzam( indischen Fürsten  ) von Hyderabad   gedrungen. Vor dem Imperial" war der größte Diamant der des Maharadscha von Baroda  . Ein Armenier, namens Jacobs, fette dem Nyzam von Hyderabad   auseinander, daß er, der einen viel größeren Staat als Baroda   regiere, auch ein größeres äußeres Emblem seiner Macht zur Schau tragen müsse. Jacobs erhielt auch tatsächlich den Auftrag, den Stein zur Ansicht zu bringen. Das Londoner   Syndikat verlangte bor­herige Deponierung des vollen Wertes( viereinhalb Millionen Frank) und 50 000 Frank Entschädigung samt Vergütung aller Sonstigen Kosten, wenn der Brillant nicht gekauft würde. Ge ivurde ein Tag bestimmt, bis zu dem der Diamant zurückgestellt werden müsse, anderenfalls er als verkauft anzusehen ist. Der Tag verstrich ohne ein Zeichen seitens des Nyzam, weshalb das Syndikat die Summe einstrich. Einige Tage später erschien aller­dings ein Vertreter des indischen Fürsten mit dem Imperial" in der Tasche, um die Millionen Frank zurüdzunehmen, allein Verantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstatt Paul Singer& Co..Berlin SW.

e. k.