der Polizei in seiner Wohnung voraussehend, die Straße. in der sein Haus lag. umkreist hatte: bis ihm schließlich die Wirtin, die zum Mittagessen einholen wollte, in den Weg lief. Hn se haben auch ihre Marken jezeigt?" fragte der Grüne, voll schlechtverhehlter Genugtuung, daß Georg nun vogelfrei und ganz auf ihn angewiesen war... Aber ja! se sagten auch, se würden wieder kommen, und die Wiemern sollte mir janischt sagen, daß se dajewesen wären, se machte sich sonst straffällig!.. Hat's Dir aber doch jesagt!... Na, das war wenig- stens anstendig von die Frau... mir wundert bloß, bis se noch nich bei Deine Schwester nach Dir jesucht haben! Denn nu, wo se doch jedenfalls schon wieder da waren, in Deine alte Wohnung, un haben jesehn. Du kommst ieberhaupt nich wieder, nu wissen se doch, wat los is... det war nich klug von Dir. mein Junge!... Hättest machen sollen, wie ick Dir jesagt habe!.. Ja, Du hast jut reden! Denn sätz ick jetzt wahrscheinlich schon in Moabit nn zuppte Weich oder valeste Appelsinen- schalen!" (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck derdoteu.1 O K n m a ck t. Von Otto Alscher . Der Nebel hängt schwer im Walde. Zwischen den weitzfleckigen Säulen der Riesenbuchen schiebt er sich bin, verfängt sich hoch oben in den Blätter» und fällt von da in dicken Tropfen nieder. Der Pfad, der durch den Wald führt, immer den Höhenzug entlang, stundenlang nur zwischen Bäumen, konmrt aus dem Tale. wo die Stadt und die reichen Dörfer liegen. Und führt zu den armseligen Bergdörfern hin, die an steinige Hänge, in enge Täler gedrückt sind. Meist nur arnie Leute gehen diesen Pfad. Rumänen, deren Feld zu steinig ist, um sie satt zu machen, Zigeuner, die unter den Rumänen setzhaft, kein Feld haben, nur Axt und Zugsäge, mit denen sie auf Holzarbeit ausgehen. Und immer, Ivenn der Frühling in die Täler kommt, der hohe Schnee auf den Bergen zusammensinkt, drücken sich im Wege auf dem Höhenrücken die ersten menschlichen Fußspuren«in. Aber oft genug finden diese Fußspuren nicht ins Tal hinab, endigen auf halbem Wege, wo dann, wenn nach Wochen auch der zähe Nach- Winter sich verloren hat, andere Wanderer einen Erfrorenen finden oder auch die Anzeichen, daß hier Wölfe einen Menschen zerrissen. Dann fassen sie die Axt fester, sehen scheu um sich, fluchen und beten, bis sich der Hochwald öffnet, und sie den Frühling im Tale unter sich sehen können. Aber ist noch Herbst. Immer dicker schleift der Nebel zwischen den Stämmen hin. Und wo die Wipfel einen Ausblick lassen, siebt man die weihen Schwaden aus der Tiefe steigen, Über den Grat wegtreiben und sich drüben zu einem Meer sammeln. An einer Wegbiegung erhebt sich eine Gestalt. Sie richtet sich Verkrümnil auf, streckt sich stöhnend gerade und ladet sich dann einen schweren Sack auf den Rücken.... Und da taumelt Nislure Serakovan erst haltlos hin und her, bis er langsam das Gleichgewicht wieder findet, wieder hinauseilt, vor- gebeugt, als wolle er jeden Augenblick hinstürzen. Die Gestalt des Zigeuners'st klein und unentwickelt. Sein fahl- braunes Gesicht greiienhaft bekümmert. Die Augen angstvoll auf den Weg gerichtet, der mit Stämmen und Steinen querüber voll Von Hindernissen ist. Noch ist aber der Weg eben. Nun aber kommen Senkungen und Steigungen in'jäher Folge zwischen den Felsen empor. Des Zigeuners Schritt wird hart und stampfend, und keuchend geht sein Atem. Wie von Schwindel erfaßt, bleibt er zeitweilig stehen, rückt die Last aus dem Rücken höher, und greift mit der Hand darunter, un, den schmerzenden Druck auf daS Kreuz zu lindern. Oder er verschiebt die Schnüre auf den Schultern weiter hinaus, bis ihm daS ganze Schlüsselbein wie zerschlagen erscheint und er sich nur in stumpfer Ergebenheit hinschleppt. Und dann beginnt er wieder rechts und links zu spähen, nach (edem Felsblock am Wege; jeden Stamm, der einen Sitz bietet, ehnsüchtig betrachtend, um aber immer wieder den Pfad entlang zu schaue», ob nicht bald die erwartete Wiese käme, die ihm sagte, daß er wieder ein gut Stück Weges beendet. Dch ein Schritt hinter ihm. Ein Rumäne isis, der geht leicht und frei, hat den Rock über die Schulter gehängt, die Axt im Arm. Nifture wendet sich um, gibt sich eine strainmere Haltung, um dem anderen nicht merken zu lassen, wie sehr ihn der Straita auf dem Rücken drückt. Und er denkt nach, wer der andere sein kann. Da fragt dieser auch schon:Wohin gehst Du?' Nach Prigor." Ich nach Raduleni, da haben wir beinahe einen Weg. Warst Du auf Arbeit?' Ja, aber es ist nicht viel zu finden. Und schlecht wird gezahlt, zu viele suchen Geld." Ist recht, daß viele Arbeit suchen. Ihr glaubt sonst immer, daß man Euch fürs Schlafen bezahlen soll.' Bin nicht faul J' meinte der Zigeuner erregt.Aber ich habe eine Woche gearbeitet, Wald ausgerodet, lauter Zwergbuchen, die so viele und zähe Wurzeln haben, und was Hab ich dafür bekommen? nichts I' Der Rumäne lacht, dann meint er pfiffig:Kommst Du wirklich ganz ohne Geld nach Hause, he?' Ganz ohne Geld." beteuert der Kleine.Nur vierzig Kilo Maismehl hat mir der Bauer gegeben für eine Woche Arbeit.' So wenig I Eh, wenn Du so dumm bist, es zu nehmen!' Was sollt ich machen, Hab' ja dafür Geld verlangt, aber der Bauer sagte, er hätte keins. Und wenn er mir nur so viel Geld gegeben hätte, als das Mehl in seinem Dorf kostet, bei uns hätte ich mir viel mehr dafür kaufen können, denn da ist es billiger. Aber der Bauer hat sein Mehl los werden wollen, denn eS ist vom alten und er hat nun ganz neues... Nun muß ich es auch noch über die Berge schleppen." Laß eS liegen I" Der Zigeuner schweigt verbissen. Er taumelt hinter dem anderen drein, seinen Blick stier auf dem Boden, den Rücken gekrümmt, die Hände als Däinpfung hinter dem Kreuz. Nach einer Weile erst frägt er aufseufzend:Was ist die Uhr?" Schon über Mittag, vielleicht kommen wir doch noch heute heim." Hab' gewußt, daß es schon spät ist, Hab' noch nichts gegessen.' Auf der Poiana ursului wollen wir rasten." Sie schauen gleichzeitig auS, ob die Wiese noch weit sei, doch eS dauert fast noch eine Stunde, bis sie anlangen. Der Rumäne fitzt schon da. Axt und Joppe neben sich, als der Zigeuner anlangt. Er müht fich eine Weile vergeblich, die Schnüre feiner Streit« zu lösen, läßt ihn dann zu Boden gleiten. Und taumelt, von der Last befreit, wie aus dem Gleichgewicht gekommen. Der Rumäne hält schon sein MttagSmahl. Er ißt Speck und harte Eier zum Maisbrot, ißt langsam, wie einer, der keinen rechten Hunger hat, dem es aber doch der Speise wegen mundet. Der Zigeunet aber liegt platt ausgestreckt auf dem Rücken, setzt fich dann mühsam auf. dreht die Schultern, streckt den Rücken und beginnt im Straita zu kramen. Aber er hat nur Zwiebel zum Maisbrot, die er in dicke Scheiben schneidet und in den Mund stopft. Und bis zur Unmöglichkeit stovft er sich den Mund, voll Heißhunger ißt er und würgt, so daß ihm die Augen tränen. Als er endlich fertig geworden, seufzt er und schaut verloren hinaus. Der Rumäne dreht sich eine Zigarette. Er hat den Tabak in einem Papier auf den Knien liegen, nmimt vorsichtig die Fäden auf und wickelt sie in das dünne Blättchen. Nisture sitzt unbeweglich da und starrt auf den Tabak. Alle Linien seines bekümmerten Gesichtes haben sich um die Augen ge- sammelt, die auf den Tabak starren. Und als dieser wieder ver- schwindet, werden die Augen noch kleiner, die Linien aber zucken hin und her, verlieren fich um den Mund in tiefen Falten. Komm, gehen wir I' sagt plötzlich der Rumäne. Der Zigeuner fährt auf, wirft fich den Sack auf den Rücken, macht ein vaar schwankende Schritte und folgt tappend dem andern. Der Rumäne erzählt nun eine lange Geschichte. Er geht leicht und rasch vor dem anderen her, der ihm kauni folgen kann. Wenn er sich dabei erklärend umivendet, macht der Kleine ein paar eilige, halb laufende Schritte, wobei der Sack auf dem Rücken seinen Körper unbehilflich hin und herreißt. Da lacht der Rumäne. Sie haben einen Gipfel überstiegen und eS geht zu Tal. Steil gleitet der Pfad hinab, zwischen Geröll und scharfen Steinen, stellen- weise schlüpfrig durch die Nässe. Und einmal fällt auch Nifture. stürzt zurück, mit dem Rücken auf den Sack schlagen, einen dumpfen Laut ausstoßend. Sein Gefährte ist stehen geblieben und sieht ihm zu, wie er sich schwerfällig wieder aufzurichten sucht.Warum, zum Teufel, kannst Du nicht acht geben!" sagt er. Aber der Kleine bringt keinen Laut hervor, nur ein Aechzen. Endlich sagt er:Schwer ist der Straita." Warum hast Du Dir das Mehl anhängen lassen!" Was soll ich machen, er hätte mir sonst gar nichts gegeben. Und wie hätte ich mein Recht suchen sollen, ist ja der Dorsvorstand sein Verwandter." Wer ist es denn, bei dem Du gearbeitet hast?' Der Mosu Laitin, der an der Brücke wohnt und den großen Hof hat.' Der andere ist herumgefahren, schaut den Zigeuner verblüfft an. Plötzlich verzieht sich sein Gesicht, er schlägt mit den Händen auf die Knie und bricht in ein Lachen aus. Und sagt endlich, noch immer unter Lachen:Der, daS ist ja meiner Mutter Bruder, von dem ich einst alles bekomm.' O. oh," staunt Nisture ehrfürchtig,der ist reich, da wirst Du einst viel haben." Aber der andere protzt:Glaubst Du, ich brauche eS? I Hab selbst einen schönen Hof, und zwei Häuser in den Bergen und über hundert Schafe. Und Grund in der Zarina, wo der beste Boden ist. Aber wenn mir der alte Laitin seinen Hof läßt, werde ich der reichste Bauer im ganzen Tal sein." Eine ganze Weile geht der Zigeuner still hinter dem anderen her, dann nähert er sich ihm wieder irnt ein paar lausenden Schritten und sagt demütig:Herr, wenn Du Arbeit hast, denk an mich." Wenn ich einmal schlechtes Maismehl habe.. lachte der andere zurück.