«ro�er. so zieht di« Sonne stär!cr an«nd Set Tropfen muß zu ihr hinfallen. Es ist nun aber auch bekannt, daß sich das Licht wie jede andere Strahlung um die Ecken herumbeugt. Man kann das beobachten, wenn man ein Lichtbündel durch einen sehr engen Spalt gehen läßt. Dann breitet sich das Licht hinter dem Spalt fächerförmig aus. Wird nun unser Tropfen sehr klein, so kann es sein, daß sich auch um ihn das Licht herumbeugt. Dann kann das Licht keinen Druck mehr darauf ausüben und die Schwere- Wirkung, die Anziehung der Sonne, tritt wieder in den Vorder- grund. Auch für diese untere Größe des Körperchens gibt es eine bestimmte Größe. Man weiß, daß die Fortpflanzung des Lichtes in Wellenform erfolgt, also in Linien mit gleichmäßig aufeinander- folgenden Bergen und Tälern. Ein Berg und ein Tal machen eine Wellenlänge aus. Wenn nun die Größe des Körperchcns so ist, daß sein Umfang drei Zehntel der Wellenlänge der auftreffen- den Lichtstrahlung ausmacht, dann ist die Grenze da. bei deren Unterschreiten Beugung eintritt. Wird der Tropfen kleiner, dann biegt sich das Licht um ihn herum und er entgeht der abstoßenden Wirkung der Lichtstrahlung. Es ist also ein verhältnismäßig enger Spielraum für die abstoßende Wirkung der Lichtstrahlung gegeben; die Tröpfchen dürfen eine gewisse Grenze nicht über- und eine andere gewisse nicht unterschreiten. Dazwischen gibt es immer einen Wert, bei welchen, die Abstoßung am stärksten ist. DaS ist der Fall, wenn der Umfang des Tropfens genau gleich der Wellenlänge der Strah- lung ist. Dann übertrifft die Abstoßung durch den Lichtdruck die Anziehung der sonne 19mal. Aus mehreren Gründen, die die Erscheinung noch komplizierter machen, tritt dieses starke Ueber- wiegen nie ein, sondern die Abstoßung übertrifft die Anziehung nickt mehr als lOmal. Die Tröpfchen haben dann einen Durch- Messer von IL Hunderttauscndstel Millimetern{0,00016 Millimetern?. Ein Kubikzentimeter Waffer{noch nicht mal ein halber Fingerhut voll) enthält nicht weniger als 470.000 000.000 000(470 Billionen) solcher Tropfen. Die kleinsten Stofsteilchen, aus denen ein Körper besteht, sind aber noch viel kleiner, denn jedes unserer Tröpfchen vorgenannter Größe enthält noch immer W Millionen Waffermolekülel Die Gase bestehen nun bekanntlich aus solchen Molekülen, die frei voneinander find, jedes besteht einzeln und für sich. Diese Stofsteilchen sind also zu klein, an ihnen kann der Lichtdruck gcwissernmhen nicht mehr angreifen, so daß fke seiner Einwirkung nicht mehr unterliegen. Die die Sonne umgebenden Gase werden also nicht von ihr weggestoßen. Sonst würde die Sonne schon den größten Teil ihrer Gesamtmasse in den um- gebenden Weltenraum hinausgeschleudert haben. Diese Erscheinung des Lichtdruckes also ist es, welche Arrhc- nius zur Erklärung der Kometenschweife benutzte. Zwar ist die vom Lichtdruck ausgeübte Kraft nicht groß, aber auf einen so großen Körper wie die Erde gleicht sie doch schon immerhin einem gewaltigen Druck. Wenn jeder Komet der Sonne näher kommk, so werden die flüchtigen Bestandteile seiner Außenfläche ver- dampfen, weil ja die Sonnenwärme unaufhörlich auf sie einstrahlt und der Körper sich stark erhitzen kann. Es tritt eine Art Wolken- bildung ein, und die seinen Teilchen werden durch den Strahlungs- druck von der Sonne fortgestoßen. Man erkennt, wie der Komet beginnt, in der Rahe der Sonne einen schwachen Schweif zu ent- wickeln, der von der Sonne weggerichtet ist. wie wir es immer beobachten. Das aber ist nicht das einzige Material, aus dem die Kometen ihre Schweife aufbauen. Wir wissen, daß die Sonne immer- während eine große Menge kosmischen Staubes von sich aussendet, die sie in einer großen Scheide umschwebt und also vornehmlich in der Ebene der Planetenbahnen und auch der der Ebene vor- Händen ist, in die die meisten Kometen die Sonne umlaufen. Die Himmelskörper, die selbst nicht oder nur in erborgtem Lichte leuchten und infolgedessen selbst keinen Lichtdruck ausüben, ziehen diese Staubmasse» natürlich an und gliedern sie sich selber an. Auch die Kometen ziehen solchen Staub in ihren Bereich. Ihre Anziehung aber ist wegen ihrer eigenen geringen Masse so schwach, daß sie ihn nicht immer festzuhalten vermögen, daß der von der Sonne kommende Lichtdruck die Kometenanziehung überwiegt. Dann wird dies« Materie als Schweif ausgestoßen. Daß diese Vorgänge so vor sich gehen, haben Nichols und H u I l mit einem Versuche nachgewiesen. Sie füllten den oberen Teil eines Glases mit einem ganz seinen Pulver bestimmter Art, das aus ganz kleinen kugelförmigen Körnchen von etwa 0,002 Milkt- meter im Durchmesser besteht, nachdem sie es zuvor bis zur Rotglut erhitzt und dadurch schwammige leichte Kügelchcn aus Kohle er- halten hatten. Dieses Pulver wurde noch mit etwas Schmirgel- Pulver vermischt. Das Glas war. soweit es nur anging, von Luft befreit. Sie drehten dann daS Glas um. so daß das Pulver in feinem Strahl durch die mittlere enge Verbindung floß. Diesen Strahl beleuchteten sie mit dem durch eine Linse vereinigten Licht einer Bogenlampe. Dann fiel das grobe Schmirgclpulvcr senkrecht herab, das feine Kohlepulver dagegen wurde durch den von der Bogenlampe ausgehenden Lichtdruck zur Seite gedrängt, wie die Kometenschweife durch die Sonne. Sie haben damit die Kometen - schweife künstlich nachgemacht.-'' Polizeihund 16. Von Robert Grötzsch Cr hieß Nero und diente als Polizeihund. Vorher war er«sll anständiger Kerl gewesen wie andere gewöhnliche Hunde.• DaS war in den Tagen seiner Kindheit, als ihm das Fell bequem an» Leibe hing, überreichlich, wie ein aus Wachstum berechneter Anzug; als sich Nero mit Seinesgleichen balgte, gutmütig spielend nach ihren Ohren schnappte, sich zur Unterhaltung in die Ohren beißen» ließ, Unfug trieb und andere zum Unfugtreiben aufhetzte. Leider verlor Nero diese anmutig-harmlose Munterkeit, je mehr» seine Fugend blaßte. Das Hundefell rundete sich strammer und strammer um den Pinscherleib, die Ohren horchten steif umher, di« hellgelben Augen blickten forschend: Nero sammelte Erfahrungen> Der Geriebenste schleppte den größten Knochen vom Freßnapfe, Das wußte Nero aus den ersten Tagen seiner Kindheit. Die andere große Lebensweisheit erfaßte er allmählicher: sein Leben wurde von Mächten beherrscht, die ihn belohnen, strafen oder ignoriere?» konnten, je nachdem er sich benahm. Hundebesitzer Rribeholz diktierte dem Nero drei Tage Kettenstrafe,»venn Nero im Garten forschungslustig Maulwurfshügel aufwühlte oder in übermütigen» Krastgefühl halblederne Hausschuhe zerbiß. Aber Herr Reibeholz tätschelte den Nero, nannte ihn ein braves Tierlc, gab ihm Zucker« wenn Nero einen zwei Zoll dicken Knüttel im Gebiß herbeischleppte. Oder»venn er, den Korb im Maul, zum Fleischer tänzelte, nicht rechts noch links schnupperte, wenn er den Korb heimschleppte und daS Fleisch darin mit erzwungener Gleichgültigkeit ignorierte.. Neros Fell wurde praller, seine Augen strahlten Erfahrung; er hatte kapiert, was andere Köter in den Wind schlugen: wenn der Gehorsam am größten, ist der Zucker am nächsten., Er bestand darum die Probe, die seine Kameraden nicht he» stehen wollten. Nämlich: eines Tages tauchten uniformierte Herr» schaften in Reibeholzcns Garten auf. Nero und seine Wilchbrüder mußten in Reih und Glied antreten, mußten auf jiommandl, springen, mußten im Garten vergrabene Stänker crschnüffeln. Stöcke apporticrcn, auf den Pfiff hin strammstehen, auf den Pfiff hin umfallen, auf den Pfiff hin hochspringen. Alles auf Pfiff und Kommando. Nero bewegte sich wie ein gut gedrillter Soldat, die anderen tanzten einher Wie Zigeuner . Nicht, weil sie etwa düinmer gcwesei» Wären. Bewahre! Keiner stöberte die Hasen fünf Kilometer in» Umkreise so sicher auf wie zum Beispiel der Manne. Aver was cv auf Kommando tat, geschah umständlich, ohne Lust, ohne Gehorsam« Ter Ehrgeiz fehlte ihm und den anderen Pinschcrjünglingcn, nu« dem Nero nicht., Darum avancierte nur der, schied aus der Reihe der gewöhn» lichcn Hunde, wurde ein Beamter, der im Hauptpolizciamt freis Station, freie Kost und ein Halsband bekam. Aus dem Nickel« bcschlag war zu lesen: Nr. 16. Wenn der Gehorsam am größten, ist der Zucker am nächstenl — eine Hundeweisheit, die zu Neros Leibspruch wurde. Jetzt mehv denn je. Hätte man den Nero von früher erkannt, wenn er in dev Dämmerung mit dem Polizist Kuhlke bald an dieser, bald an jene« Straßenecke auftauchte, und ins laute, lärmende Leben hinein» schnüffelte? Nein, niemand hätte ihn erkannt. Mit angedrilltev Steife stand er neben seinem uniformierten Herrn, setzte sich auf seinen Wink, sprang auf seinen Wink hin empor. Von so gelehrigem Gehorsam war der Nero, daß er sich balL nur noch durch sein hundemäßiges Aeußere vom Schutzmann Kuhlke unterschied. Wenn sich die Nacht herniedersenkte, sah man Nero mit gesträubtein Pinscherbart neben der Uniform straßab stolzieren. Nero knurrte leise,»venn ein Passant in Hörweite sang, pfiff oder mit dem Spazierstock an Gartenzäunen entlang prcllerte. Nero knurrte laut und ließ das Gebiß sehen, wenn der sidele Passant abgerissen cinherging. Nero war eben kein gewöhnlicher Hund»nehr— er War Beamter. Ein richtiger, lustiger Hund wurde »hin ebenso unverständlich und zulvidcr. wie ein nicht nach der Ver- kehrsordnung marschierender Mensch. Keim da so ein sidclcr Terriev angetrippelt, Zäune kontrollierend und Laterncnpfähle auShmd» schaftend, dann nahm Nero Haltung an, wie sie ihm noch ein Jährchen vorher niemand zugetraut hätte: Seine Nase skkeg empor, sein gelbes Auge lauerte, sein Pinscherbart stach in die Luft. Und die gewöhnliche Hundeseele beschrieb regelmäßig einen weiten Bogen um die unnahbare Pinscherfigur. So viel Gespreiztheit hätten sich schließlich Menschen und Hunde als gute Untertanen ohne Murren bieten lassen. Aber Neros Bcamtcnbeivußtsein erhielt an einem Abend eine unerträgliche Steigerung. An diese»»» Abend strampelte Radier Mehltcuer hurtig die Straße entlang. Kein Licht schimmerte an der Lenkstange. Das sah Kuhlke---- „Steigen Sic mal ab!" Rrrrrsssl surrte das Rad weiter. „Nero, faß!" Pinscherpfotcn trommelten pflichteifrig über den Kies, ein H»indeleib flog gegen den Radlerbuckel.— darauf ein dumpfev Knall, wie wenn ein Menschenkörper ausschlägt.--- Radler Mchlteucr erhob sich mi» Mutenden HCnden; seine wuk» sprühenden Augen brannten in die gelben des sprungbereiten Polizeihundes Nr. 16.-- Und plotz.ich drangen Klagclaute zum, Himmel; Nero hockte winselnl» im/ Schnittgerinne, KuhlkeS breit»
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27 (22.3.1910) 57
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