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awet haben ihre Naturgefchichte. Der Storch und der Has. Während vermögen die Samen aber nicht oder nur weniger gut ihre böllige fich aber heutzutage mehr und mehr Bewegung gegen den Storch Reife zu erlangen. Die Samen tönnen nur trodene Luft ge geltend macht, der als Verbreiter unwahrer Tatsachen einen sehr brauchen; die feuchte Luft muß abgewehrt werden. Was liegt zweifelhaften Ruf genießt und täglich weniger Glaubwürdigkeit nun näher, als bei feuchter Luft die Oeffnungen zu verschließen. findet, zumal ernste und natürliche Dinge schön sind, wenn sie in Dementsprechend handelt die Pflanze; sie hat ihre Fruchthülle der rechten Weise gefagt werden, hat der Has, als der harmlosere hygroskopisch ausgebildet derart, daß die Hülle imstande ist, Gefelle, der bloß Eier und Freude bereitet, seinen Platz im Herz Feuchtigkeit aufzunehmen und sich auszudehnen und dann wieder der Kinder noch behauptet. Feuchtigkeit auszustoßen und dabei sich zusammenzuziehen. An trockenen Tagen ist die Hülle arm an Feuchtigkeit und flein im Volumen; die Oeffnungen liegen infolgedessen frei. Stellt sich Regen ein, oder ist die Luft sonstwie mit Feuchtigkeit stark ge= laden, so nimmt die Fruchthülle Feuchtigkeit auf; fie muß sich infolgedessen ausdehnen und dabei werden die Oeffnungen ver­stopft mit dem Effekt, daß nun der feuchten Luft der Zutritt zu ben Samenförnern gehindert ist.

Wie wir wissen, ist der Storch troß seines weißen Gefieders ein Mohr und Afrikaner. Aber er hat ein großes Herz, das ihm, dem Wanderer und Fremdling, der gewohnt ist, Erdteile zu überfliegen und dem Wind, den Sternen und dem Meere näher zu sein, als die Menschen, unterwegs gewachsen ist; er läßt sich mit Vorliebe auf Stirchtürmen nieder, die so waschecht mit Chriftenmörtel gebaut find, wie er ein Heidenvogel ist. Vielleicht erschien er der Kirche infolge seiner Hinneigung zu ihr als ge eignetes Werkzeug, um den doch eigentlich heidnischen Ursprung der Kinder mit feinen Fittichen zu umhüllen. Viel leicht war es auch nur die Fabulierlust der Mütter, verbunden mit einer falschen Scham vor ihrem eigenen Blut, die fich an den Staunenaugen der Kinder ergößte, da sie ihnen den Storch als tveißen Mann und Märchenvogel lehrte. Sicher hat der Storch Lange Zeit nicht bloß getreulich seine Funktionen am Kindsbrunnen berwaltet, sondern er hat auch manche Torheit und manchen Schmerz eines Kindergemüts auf dem Gewiffen. Ich bin dem alten Frebler noch in den Herzen junger Frauen begegnet- die ihren Märchenglauben mit tödlichem Schreden, mit ihrer Gesundheit und auch teuer genug, mit ihrem ganzen Lebensglid büßen mußten. Ich bin daher aus der Erfahrung als Arzt im Leben genötigt, den Burschen seines Heiligenscheins zu entkleiden und, wo ich fann, darauf zu bringen, den Kindern über das Wunder ihrer Herkunft reinen Wein einzuschenken, sobald sie innerlich reif genug geworden find, ihn zu vertragen.

Die Natur arbeitet nie schematisch. Wie sie in dem eben gezeigten Falle die hygroskopische Eigenschaft der Fruchthülle bea nutzt, um die Feuchtigkeit von den Samen fernzuhalten, wendet sie in andern Fällen das gleiche Mittel zum entgegengesetzten Zwed an: um den Samenkörnern die Vorteile großer Feuchtigkeit zu erschließen. Die Wirkung des Mittels in dieser Beziehung ist oft recht augenscheinlich. Unter der Bezeichnung Auferstehungs­pflanzen" oder als Rosen von Jericho" werden in Samen- und Blumenhandlungen zeitweise eigenartige Pflanzengebilde feil geboten, die für unsere Darlegung herrliche Beispiele liefern. Diese Pflanzen leben in Gegenden, wo eine Trodenperiode mit einer Regenzeit wechselt. Die Pflanzen haben mit Beendigung der Regenzeit ihre Vegetationsperiode abgeschlossen. Nun sorgen sie, daß der Same während der regenlosen Zeit nicht von der Mutter­pflanze fortfann. Anastatica ist ein Kreuzblütler, der jetzt seine este bogenförmig einwärts gekrümmt hält, wodurch die zahl reichen, an den Enden der Verästelung sizenden geschlossenen, birn förmigen Schotenfrüchte wie von einem festen Gitter umgeben und Der andere Kamerad, ber Has, ist deutschen Geblüts und übt jo gegen allerlei Angriffe geschützt sind. Sobald die Pflanze von weiter feine wesentlichen und einschneidenden Aemter im menich dem ersten Regentropfen befeuchtet wird, strecken sich die Wefte und lichen Leben aus. So ipielerisch beide Gesellen sind und Kinder Fruchtstände, die Früchte öffnen sich und der Regen vermag bie müssen Spiele haben eine eigentliche Dafeinsberechtigung hat nur der Samenkörner herauszuwaschen. Bei Asteriscus, einem Storb­Has, da er nicht in der Lage ist, größeren Schaden anzurichten, als blütler, find zur Trodenperiode die rosettenförmig gruppierten höchstens einen Magen zu verderben. Die innere Wärmeregulierung Füllblätter über die Fruchtköpfchen zusammengeschlossen, bis der im Hafenbauche ist mir freilich noch unflar, ich fann nur aus meiner einfeßende Regen sie zwingt, auseinander zu gehen und die Samen. eigenen Erfahrung mitteilen, daß er wachsweiche, weiche und hart- förner freizulegen. gefottene Eier zutage zu fördern im Stande ist. Bisweilen scheint Ein noch schöneres Beispiel liefern die Früchte der in der Kap­er selbst den Härtegrad nicht ganz in der Hand zu haben, da ich flora in großer Mannigfaltigkeit entwidelten Kristallkräuter oder mich entsinne, als vierjähriger Knabe sieben steinharte, goldgelbe Mittagsblumen( Mesem brianthemum), von denen neuer Dotter aus meinen Eiern herausgeschält und verzehrt zu haben, dings auch eine Art in den Handel gekommen ist. Die Kapfel worauf ich mich sehr wohl und wirklich einmal von Herzen gefättigt früchte dieser Pflanzen bleiben bei trockenem Wetter gefchloffen, fühlte, von einem vielstündigen Gähnen abgesehen, das mich hinterher Sobald sie aber befeuchtet werden, schlagen sich die über die Bauch­überfiel. nähte der Fruchtfächer gedeckten Klappen zurüd, dann klappen die Bauchnähte selbst auseinander und die unter doppeltem Verschluß bisher zurüdgehaltenen Samen werden vom Regen aus den Frucht­fächern fortgespült.

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Auch in der Kunst, den Eiern die vielfältigsten und schönsten Farben zu verleihen, steht der Has entschieden auf der Höhe der Beit, es gehört wohl eine feine Nase und ein bewundernswerter Fleiß dazu, nur die Gräser und Pflanzen aufzusuchen, welche die rote Farbe liefern. Man weiß heute darüber nur so viel, daß eine reine Zwiebeldiät den Hafen in den Stand feßt, seine Eier goldbraun, rote Rübennahrung fie farminrot und eine Mischung bon Veilchen und Schlüsselblumen fie dunkelgrün zu färben. Doch ist diese Wissenschaft, besonders da, wo wir wohnen, auf dem Lande, eine zu junge, als daß man nicht gezwungen wäre, die Ergebnisse ihrer Forschungen mit Vorsicht aufzunehmen. In der Stadt, wo man viel gefcheidter ist, weiß man das schon alles. Die Mutter fauft für 5 Pf. ein kleines Bäckchen Anilinfarbe und der Hase hat mit der Sache selbst nichts mehr zu tun. Dafür find sie aber auch danach! Knallblau, oder blutrot oder giftig grün. Die Boefie der Osterhasenjagd, wo unter Jauchzen die primelgelben und beilchenblauen und leeroten Eier im Busch versteckt gefunden werden, die ersteht für die armen Großstadtfinder erst wieder, wenn einmal der Traum von William Morris ' glücklicher Gartenstadt " Nirgendwo" zur Wirklichkeit geworden ist. Ludwig Finkh.

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Aus dem Pflanzenleben.

Auch in der einheimischen Flora befißen wir Pflanzen mit gleicher Eigenschaft. So hat Kerner auf ein Berhalten des Mauer, pfeffers aufmerksam gemacht, das lebhaft an jenes der Kristall. fräuter erinnert, wenn es auch nicht so lebhaft in die Augen fällt. Beim Mauerpfeffer sind die strahlenförmig geordneten Frucht­blätter am Grund mit flügelförmigen Leisten versehen; das Mittel feld der Frucht hat die Gestalt eines seichten Bedens. Bei trockenem Wetter sind die Fruchtfächer geschlossen, sobald aber Regentropfen auf dem erwähnten bedenförmigen Mittelfelde haften bleiben, öffnen und weiten sich sofort die fünf Fruchtfächer. Die folgenden Regentropfen spülen die kleinen Samen aus den geöffneten Fächern heraus und übertragen sie auf das umgebende Erdreich. Da das herabriefelnde Regenwasser in die feinsten Rißen und Geflüfte des Gesteins und der Mauern einbringt, so werden die Samen auch in die Spalten senkrechter, ja selbst über­hängender Wände eingeführt, in die durch ein anderes Vers breitungsmittel faum jemals ein Same gelangen könnte.

Bei einer im südlichen Europa auf Mauern wachsenden Ehren­preisart ist ähnliches zu beobachten. Das gleiche gilt von anderen Arten derselben Gattung, die bei uns auf bebautem Lande als Unfräuter auftreten. Merkwürdig ist, daß bei einigen Arten, die an den Ufern stehender und fließender Gewässer vorkommen, sich die Fruchtkapseln nur dann öffnen, wenn sie vom Regen gana durchnäßt sind. Kerner deutet diese auffallende Erscheinung so: Würde der Wind als Verbreitungsmittel der Samen dienen, so laufen die Samen Gefahr, daß sie an trodenen Orten abgesetzt werden, wo sie zugrunde gehen müßten. Das Regenwasser dagegen führt die ausgespülten Samen auf das feuchte Erdreich des Sumpfes oder in das seichte Gewässer des Baches oder Tümpels, das den günstigsten Standort dieser Pflanzen bildet.

Sygroskopische Fruchtstände. Not macht er­finderisch" dieses Wort hat volle Geltung im Pflanzenreiche. Mannigfach wie die Gefahren, die der Pflanzenwelt drohen, find bie Mittel der Pflanzen, eine Ausgleichung herbeizuführen. Eines der sonderbarsten Mittel ist in der hygroskopischen( die Feuchtig, feit der Luft anziehenden) Eigenschaft mancher Fruchtstände ge­geben. Unter den Pflanzen der einheimischen Flora gibt es eine ganze Anzahl von vorwiegend Kapfelfrüchtlern, bei denen die Fruchthülle mit einigen oder vielen bald fleineren, bald größeren Deffnungen versehen ist. Man möchte glauben, diese Oeffnungen follten dem Ausstreuen der Samenförner dienen. Dem ist aber nicht immer fo. Als Zweck dieser Einrichtung haben Pflanzen­physiologen diesen bezeichnet: die Ausreife der Samenförner wird durch trockenen Wind begünstigt. In die vollständig geschlossene Fruchthülle vermag der Wind nicht einzubringen; seine Wirkung wird durch die harte Schale gehemmt. Da läßt die Pflanze ein­fach Löcher in der Fruchthülle entstehen und der Wind hat nun ungehindert Zutritt. Damit ist nun aber auch eine neue Gefahr für die Samenkörner erwachsen, denn auch der feuchten Luft ist ber Zugang in das Fruchtinnere freigegeben; in feuchter Luft Verantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Bucheruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co..Berlin SW

So dient also die hygroskopische Eigenschaft der Fruchtstände einmal dazu, die Feuchtigkeit, die schaden könnte, abzuwenden; ein andermal aber soll dadurch die Feuchtigkeit, die nüßen kann, dienst bar gemacht werden.

H. K.