leicht zu ernennen. Bei seinem Fluge ist ein eigenartige? Sausenund Wuchteln vernehmbar, da? durch die kräftigen Flügelschläge unddie rasche» Wendungen des Körpers hervorgebracht wird. Töne, diedem Kiebitzflug als etwas so eigentümliches beigegeben sind, daßman ihn daran selbst in finsterer Nacht von jedem anderen Vogelunterscheiden könnte. Den Kops trägt er dabei so, daß der Schnabelsenkrecht abwärts und die stets bewegliche Tolle in entgegengesetzterRichtung nach oben steht.Roch eine weitere Gewohnheit ist dem Vogel eigen. AufrechtUnd ruhig auf beiden Ständern oder in der bekannten Kiebitzstellungstehend, schnellt er von Zeit zu Zeit den Kopf nochmals hintereinanderaus einen Moment in die Höhe, ohne dafi dieser dabei seine sonstigeLage ändert. Diese auffällige Bewegung bat. ausser bei den nächstenWerwandtcn des Kiebitzes, in der Vogelwelt nicht viel Analogien.Halten sich die Vögel auf Acckern oder den kurzrasigen trockenenLehden auf und werfen den Kopf in die Höhe, so genügt das, umüber die benachbarten Erdschollen und kurzen Binsen- und Gras-büschel hinwegzusehen und rasche Umschau zu hallen. Es ist dasalso eine sichernde Bewegung, die aber durch viele Wiederholungzur Gewohnheit geworden und schließlich vererbt ist, denn auch diejung dem Reste enlnommcnen und in der Gefangenschaft groß-gezogenen Kiebitze schnellen gewohirheitsmäßig den Kopf so eigen-artig in die Höhe.Von einer anderen,„spielenden", Bewegung berichtet Liebe.Stehe» mehrere Kiebitze sorglos beisammen, so pflegen fie durch leichtkrächzendes Gemurmel eine Art Unierhaltung. Dabei neigen sie oftden Kopf seitwärts nieder, als wollten sie etwas vom Boden aus-nehmen. Bei starker Erregung folgt diese Bewegung öfter und schneller.Namentlich ist das zur Paarungszeit der Fall. Das Männchenführt dann dem ruhig auf dem Boden stehenden Weibchen dietvundersamsten Flugkünste vor, stürzt sich, sobald sich die Donna ineine kleine Bodenmulde geduckt hat, in seine Nähe auf die Erde,geht aber keineswegs zu ihm hin. sonder» liebäugelt zuvor aufwunderliche Weise, rrippelt bald rechts bald links um das Weibchenherum, immer in kurzen Pausen, ehe es ganz still steht, und machtdabei jene Bewegung, die einer tiefen Verbeugung aufs Haargleicht. Jetzt erst wird das Weibchen rege, hebt sich ein wenig inden Fersen, schaukelt sich unter leichtem Schwanzwippen hin undwieder und läßt dabei ein halblautes, aber höchst unangenehmklingendes, krächzendes Geschwätz hören, durch das es das Männchenzu ermuntern scheint. Dieses kommt nun. näher heran und gibtseinen warmen Gefühlen dadurch Ausdruck, daß es noch einigeSchritte dem Weibchen emgegen läuft, stehen bleibt. Binsenhalme,Stengelchen oder dergleichen mit dem Schnabel erfaßt und überden Rücken hinter sich wirst? das Spiel wird öfter wiederholt.Sollte das Männchen damit auf den Nestbau hindeuten wollen? Fastscheint es so.Anschließend an diese Mitteilung möchte ich noch der„Tänze"gedenken, die eine tropische Kiebitzart Amerikas,„tb« spur—winged lopwing", die unserem Kiebitz ähnlich, aber um ein Drittelgrößer, heller gefärbt und mit Sporen an den Flügeln versehen ist,ausführt. Zu dem Tanze, der wahrscheinlich einzig in seiner Art inder Vogellvelt dasteht, gehören drei Individuen. Die Vögel liebendas Spiel so sehr, daß sie es das ganze Jahr hindurch aufführen.sowohl bei Tage als auch in Mondnächten. Wenn man ein Pärchen— fie leben paarweise— beobachtet, so sieht man bald, wie sichvon einem benachbarten Paar ein Vogel erhebt und zu jenem hin-fliegt, da? ihn sofort mit allen Zeichen der Freude empfängt. DaSPärchen geht dem Besucher entgegen und stellt sich hinter ihm auf.Hierauf beginnen alle drei in schnellem Schritte dahinzueilen, indemsie dabei in durchaus strengem Takle trommelnde Töne ausstoßen.Dann ist der Marsch beendet. Der Führer hebt die Schwingen undsteht laut singend aufrecht und unbeweglich da; die anderen beidenaber bleiben mit gesträubtem Gefieder genau in einer Front hinlerihm stehen, bücken sich soweit vor- und abwärts, daß ihre Schnabel-spitze den Boden berührt und verharren eine Weile, nur noch leise»nurmelnd, in dieser Stellung. Damit ist die Ausführung beendetund der Gast kehrt zu seinen, Ehcgenossen zurück, um später selbsteinen solchen Besuch zu empfangen.Dem Jäger weicht der ängstliche Vogel so ängstlich ans, daß,nan meinen müßte, er kenne die Flinte. Dagegen fürchtet erHirten. Landleute und Knaben so wenig, daß er sie ganz naheherankonlmen läßt, ehe er abstreicht. Benachbart wohnende Kiebitzestehen sich in der Rot bei. geben einander WarnungSrufe. folgen den,Geschrei Verunglückter und Notleidender und helfen den gemeinsamenind, wenn oft auch nur durch Schreien verlreiben. So lverde»öwen, auch wohl Reiher und Störche von ihnen verfolgt undallen Krähen und Raben, die als ihre gefährlichsten Nestplunderergelten, sowie kleineren Raubvögeln wird so lange zugesetzt, bis siesich weit entfernt haben. Dem übrigen Strandgeflügel wird derKiebitz dadurch zum Wächter und die Griechen nennen ihn deshalbbezeichnend„gute Mutter".kleines feuilleton.Aus dem Gebiete der Chemie.-"i DaS Natrium im Hause. Wenn auch das MetallNatrium im Haufe keine Verwendung findet und überhaupt inKkrantw. Redakteur: Richard Barth, Berlin.— Druck u. Verlag:reinem Zustande nicht viele Nnwendungszwecke hat, so gehören dieNatriumverbindungen doch zu den am meisten von unögebrauchten Stoffen. Ties mag vielleicht den einen oder anderenzunächst stutzig machen; die meisten Natriumverbindungen trage«nämlich anders klingende, populäre Bezeichnungen und laffen des-halb aus ihrem Namen nicht aus ihre Zusammensetzung schließen.Niemand kann ohne weiteres wiffen, daß unser Kochsalz, dieSoda, die Seifen Natrium enthalten. Gerade weil diese Stoffealltäglich im Gebrauch stehen, seit Jahrhunderten und Jahrtausen-den ähnlichen Zwecken dienen, haben sie im Volke die populärenNamen erhalten, unter denen sie jedermann kennt, während ihrewisienschastliche Bezeichnung ziemlich unbekannt zu sein pflegt.Gewiß ist es aber auch von Interesse, über ihre Zusammensetzungeinigermaßen orientiert zu sein. Die zweifellos wichtigste allerNatriumverbindungen ist das Kochsalz, mit chemischem NamenEhlornatrium geheißen. Es besteht zur Hälfte aus Chlor und zurHälfte aus Natrium dem Volumen(Umfang) nach, an Gewicht sindaber die beiden Hälften voneinander verschieden, da die Chloratomeschtverer sind als die Natriumatome. Kochsalz wird als Steinsalzin mächtigen Lagern angetroffen, z. B. in Staßfurt, bei Wieliczkain Galizien, bei Reichenhall und dort bergmännisch abgebaut. Be»trächtliche Mengen werden aus dem Meerwaffer und aus den Sol»quellen gewonnen. Bekannt ist, daß Kochsalz in schönen durch-sichtigen Würfeln kristallisiert. Von größter Wichtigkeit ist dasKochsalz für die Hausfrau, die beim Kochen fast aller Speisen(daher der Name Kochsalz!) sich dessen bedienen muß. UngesalzeneSpeisen sind für uns ungenießbar; eindringlich kommt das jedemzu Bewußtsein, der einmal ungesalzene Kartoffeln gegessen hat.Die Wichtigkeit dieser Natriumverbindung kaiin daran bemessenwerden, daß in allen Organen unseres Körpers Kochsalz enthaltenist, namentlich in den Körpersäften, dem Blut, der Lymphe, be»sonders reichlich in der Tränenflüssigkeit, deren Salz wohl jeder»mann einmal gekostet hat, und im Harn, mit dem das über-schüssige Kochsalz aus unserem Körper wieder entfernt wird. Sowichtig das Kochsalz auch ist, so darf eS doch auch nicht im lleber»maß genossen werden, da es die sehr empfindlichen Nieren leichtreizt. Wie es Alkoholisten, Opiumraucher usw. gibt, so haben auchmanche Menschen eine zu weit gehende Vorliebe für Solz und ge-salzene Speisen. Wenn dies auch lange nicht in dem Maße schäd-lich ist, wie der Mißbrauch anderer Genußstoffe, so hönnen zedochauch dadurch krankhaste Zustände durch Nierenreizutlg entstehen.Aus diesem Grunde sollen bekanntlich Nierenkranke die Speisenmöglichst wenig gesalzen essen, was ihnen freilich meistens wenigbehagt und sogar zu ernstlichen Konflikten führen kann. Einanderes wichtiges Natriumsalz, das ebenfalls im Haushalt undim alltäglichen Leben eine große Rolle spielt, ist die Soda. Wäh»rend Kochsalz eine Natriumverbindung der Salzsäure darstellt, istSoda die Natriumverbindung her Kohlensäure. Neben dem Koch-salz ist die Soda zweifellos die wichtigste Natriumverbindung. Siewirb fabrikmäßig nach verschiedenen Verfahren gewonnen undkommt im Gegensatz zum Chlornatrium in der Natur nur in der-hältnismäßig geringer Menge vor. Soda wird in großen Mengenin der Seifen- und Glasfabrikation gebraucht und dient im Hauseals Reinigungsmittel den verschiedensten Zwecken. Ein der Sodasehr nahestehender Stoff ist da? doppeltkohlensaureNatron, bekannt unter dem Namen„Bullrisch Salz". Es istein beliebtes Hausmittel gegen Magenschmerzen und wird auchgern zur Herstellung von Brauselimonaden benutzt.Ebenfalls Natriumverbindungen sind sodann die Seifen.Während aber die vorher genannten Stoffe sämtlich dem Mineral-reich und damit dem GebTet der anorganischen Chemie angehören.sind die Seifen den organischen Stoffen zuzurechnen. Sie sindVerbindungen von Fettsäuren, vor allem Palmitin-, Stearin- undOleinsäure, die sämtlich in den tierischen und pflanzlichen Fettenenthalten sind, mit Natrium, also Natriumsalze der ge-nannten Fettkäuren. Bot einzelnen Seifensorten, vor allem densogenannten Schmierseifen, ist das Natrium durch da? verwandteMetall Kalium ersetzt; die harten Seifen, die Toiletleseifen, diewir zur Körperpflege benutzen, sind jedoch sämtlich Natronseisen.Die Seifen werden dadurch hergestellt, daß Fette tierischen oderpflanzlichen Ursprunges durch besondere Fabrikationsmcthoden inihre Bestandteile Fettsäuren und Glyzerin zerlegt und darauf diefrei geivordenen Fettsauren mit Natrium in Verbindung gebrachtwerden. Die Seifen sind sehr alten Ursprungs; schon die altenGermanen sollen sich, wenn auch in primitiver Weise, Seifen her»gestellt haben; von ihnen haben erst die Römer die Seifenfabri-kation gelernt. In unserer Zeit ist sie zu einem der mächtigstenZweige am Baume der chemischen Industrie ausgewachsen. DerVater der modernen Chemie, der berühmte deutsche ChemikerJustus v. L i e b i g, hat das Wort geprägt, das wohl auch heutenoch Geltung hat. daß sich die Kultur eines Volkes an seinemScifenkonsum bemessen lasse. Die genannten Stoffe sind bei weiteinnicht alle Natriumverbindungen; denn das Natrium geht fast mitallen Säuren Verbindungen ein, mit der Salpetersäure bildet e»das Natriumniirat(Chilesalpeter), mit der Schwefelsäure dasNatriumsulfat(Glaubersalz) usw. Die genannten sind aber diewichtigsten der zahlreichen Nainumsalze. SV.Vorwärts Buchtruckerci u. Verlag»anstatt Paul Singer SrCo.. Berlin LAt.