mit Experimenten abgegeben, tim die natürliche Farbe des Wassersau ermitteln. Er benutzte dazu gewaltige Glasröhren von 26 MeterLänge. Das Ergebnis dieser Untersuchungen lautet gleichfalls da-hin, die Farbe von vollkommen reinem Wasser sei blau und nurdem reinsten Blau deS Himmels vergleichbar. Schon bei geringenVerunreinigungen verwandle sich diese Farbe in grün oder sogarin Gelb. Ein anderer Forscher, Dr. A u f s e tz. hat die Wasser-färbe mit dem Spektroskop geprüft und festgestellt, daß reinesWasser nur für blaue und violette Strahlen fast vollkommen durch-lässig ist. Diese Tatsache genügt zur physikalischen Erklärung derblauen Grundfarbe des Wassers. Lord Rahleigh hat sich nun dergleichen Aufgabe gewidmet. Er arbeitete mit Röhren von Si/0 Meter Länge und untersuchte darin Wasser aus den verschiedenstenGegenden des Weltmeers. Er verschaffte sich beispielsweise Probenvon Capri und aus dem Meerbusen von Suez, und beide Probenzeigten eine blaue, aber doch etwas ins Grünliche spielende Farbe.Eine andere Wasserprobe, die von der südenglischen Küste stammte,erwies sich dagegen als durchaus grün. Gerade dies Wasser aberbot Lord Rayleigh die Gelegenheit, über jeden Zweifel hinaus fest-zustellen, datz diese Abänderung der Grundfarbe auf einer Verunreinigung beruhte, denn nach einer sorgfältigen Destillation wurdedies Wasser ebenso blau wie das von Capri und Suez. ZumSchlug wandte sich Lord Rayleigh auch der schwierigen Frage nachdem Ursprung der Himmelsfarbe zu. Er teilt die Ansicht,daß sie eine Folge der Zerstreuung des Lichts durch kleine Teilchensei, während Spring gemeint hat, sie würde durch die Wirkungeines chemischen Stoffs in der Luft hervorgerufen. Diese Ver-mutung hält Rayleigh deshalb für falsch, weil sonst die unter-gehende Sonne blau und nicht rot erscheinen müßte. Worin dieangenommenen Teilchen bestehen, die in der Luft schwebend, dieblaue Himmelsfarbe verursachen sollen, kann nur in unbestimmterWeise gesagt werden. Man könnte sie als winzigen Staub, alsWasserbläschen oder ähnliches annehmen, Lord Rahleigh abermeint, daß es die eigentliche Moleküle der Luft seien, die ammeisten zur Zerstreuung des Lichts und damit zur Entstehung derblauen Himmelsfarbe beitragen.kleines feiriUeton.Völkerkunde.Vom Bismarck-Archipel, der bor der Invasion preußi-scher Assessoren recht und schlecht auf den Kamen Rcubritannienhörte, bringt jetzt Dr. Rich. Thurnwald nach mehrjähriger Forschungs-reise neue'Kunde. Aus dem soziologischen Teil seines vorzüglichenBerichts s.Zlsch. f. Ethn.") wird folgendes interessieren: Die Güter-Zirkulation ist sehr gering und findet nur für besondere und Luxus-bedürfnisse statt, da im übrigen jeder einzelne Haushalt seinenBedarf selber aufbringt. Feste, Zeremonien und Fehden führenin der Regel zu einem Austausch von Gütern, insofern Hochzeiten,Friedensschlüsse. Aufnahme in den Blutracheverband nicht ohnedie Hergabe von Geschenken möglich sind. Diesen Geschenkenhat unweigerlich ein angemessenes Gegengeschenk zu folgen, wodurchsich also ein besonderer Geschenktausch herausgebildet hat.Alle Werte gruppieren sich in dieser Reihenfolge: 1. das Weib,2. das Geld(Macht), 3. das Schwein(Essen). Um Weiber entstehen ganzeKriege. Geld wird auS dem Boden einer Seeschneikenart roh ge-fertigt, auf Fäden gereiht und nach Klaftern gemessen. Schweinebilden, wie überall in der Südsee, den Fcstbrateu; sielaufen verwildert im Busch umher und werden in Schlingenoder Löchern gefangen. Die Stellung der Frau war früherbesser, als der Mann noch mit den Waffen in der Hand beständigauf die persönliche Sicherheit bedacht sein mußte. Jetzt, wo derEuropäer da? Land regiert, hat der Mann, als der Stärkere,schleunigst auS der Situation den Nutzen gezogen; er faulenzt undschmaucht Tobak, während die Frau der Packesel für alles ist. DieE h e ist iin allgemeineu die Einehe, wahrscheinlich wegen deS Kosten-Punktes; denn die Reichen, die Häuptlinge, leisten sich, wie allent«halben in der Welt, mehrfache Bctrgenossinnen. Die Ehe wird durchzwei Heiratsvermittler zustande gebracht, die vor allem vereinbaren.toie viel der Vater des Ehegatten für den llebergang der Braut anfeine Sippe zu zahlen hat; die wirtschaftlichen Eigenschaftendes Mädchens werden ersten zweiter Linie taxiert. Der Vaterdes Bräutigams führt die Schwiegertochter zunächst in sein Haus.Sie bleibt dort, bis das neue HauS für die Ehegattenunter Dach und Fach ist, was manchmal bis zwei Monate dauert.Bis dahin darf zwischen den Gatten kein ehelicher Verkehr statt-finden: eS scheint aber nach Thurnwalds Bericht nicht ausgeschlossen,daß sich der Schwiegervater bei der jungen Frau die Sporen ver-dient.(Wir hätten dann ein Verhältnis, das aus einigen slawischenBauerngegenden als Snochatschestwo belarnit ist. Dort braucht manMenschen und wieder Menschen zur Arbeit; daher vermählt derBauer seinen kleinen Knaben schleunigst mit einem mannbarenMädchen mid lebt mit ihr als Ehemann, bis der Sohn groß genuggeworden ist, um sie zu ehelichen.) Grundlage der politischen Ver-fassnr.g sind die HäuptliiigSbünde. Tie Bündnisse sind reinpersönlich und nicht vererbbar. Sie werden durch die besondereZeremonie der Unu-Feier abgeschlossen und besteht in der gegen-feitigen Verpflichtung zur Blutrache. Die Unu-Feier wird mit denmündig gewordenen Knaben vorgenonmren. Der Vater besteigt mitseinem Sohn ein Gerüst und hält eine Rede, in der er die An«wesenden auffordert zu essen, den Häuptling, das Schwein entgegen»zunehmen und ihn und seinen Sohn zu beschützen; er selbst wolleauch im Rorfalle für ihn kämpfen. Dann läßt er dem Häuptlingseinen Speer überreichen, wodurch der Verlrag vollzogen rst. DieGeschichle ist natürlich wegen der Geschenke teuer, und nur reicheLeute können ihren Sohn in mehrfache Bündnisbeziehungen bringen.Auch die angesehensten Häuptlinge gelten nur als die Erstenunter ihres gleichen. Zwang und Befehlsgewalt ist unbekannt,und nur der Einfluß einer kraftvollen Persönlichkeit richtet etwa?Besonderes auS. Auch bei Zweikämpfen und Streitigkeiten wegenEhebruchs oder Diebstahls wird der Häuptling nur gewissermaßenals Duellzeuge hinzugezogen, nm bei genügender Verwundung Ein«halt zu gebieten. Bei Verbrechen wird wohl eine bestimmte Personals Täter, z. B. durch Orakel, bezeichnet; die Rache aber trifft dieganze Sippe. Bei vorgekommeneu Totschlag mutz erst auf derGegenseite Blut fließen, evenmell bis in weiterer Verkettung vonTorschlng und Mord auf beiden Seiten gleich viel Opfer gefallensind: erst dann wird Sühnegeld bezahlt, gewöhnlich 106 FadenMuschelgeld pro Kopf; dies iit aber nur eine Formalität, da jedePartei an die andere ebensoviel wieder zurückzahlt. A.K.Geologisches.Der Aetna. Der Professor für GesteinZlehre an der WienerUniverfilät C. Doelter schreibt über die durch die jüngsten AuS»brüche wieder in den Vordergrund des Interesses gerückten Problemedes Vulkanismus in der.Wiener N. Fr. Presse":„Alle unsereTheorien über die Entstehung der Vulkane find auf überaus un»sicherer Bast-? aufgebaut es sind mehr oder weniger Mulmaßungen,und eigentlich haben wir hier seit einem Jahrhundert nur wenigFortschritte gemacht; es tauchen immer wieder Ideen auf,die vor hundert Jahren als abgetan betrachtet wurden.Bald wird das Meer als Ursache deS Vulkanismus ge«nairnt, bald wird wieder das Gegenteil behauplet, das Wasserhabe mit den Eruptionen nichts zu tun. ES wird noch mancheEruption erfolgen, bis wir darüber im klaren sein werden; zurEntscheidung dieser Frage wäre es wichtig, die nach einer Eruptionauftauchenden, dem Krater eiisströmenden Gase zu untersuchen, umzu konstatieren, ob sie hauptsächlich aus Wasserdampf sind und nichtetwa aus anderen Gasen bestehen, deren Natur festzustellen ist; denndie letzte Phase der VuUanfragen ist die Ansicht des Genfer GelehrtenBrun, die wieder dahin geht, das Wasser sei nicht die Ursache derEruptionen. Jetzt wäre gerade der Zeitpunkt günstig, nm dieseFrage zu entscheiden, allerdings müßte man noch etwas warten.bis man sich der AuSbruchSstelle mehr nähern kann, dennnach der Abkühlung der Lava werden die Untersuchungen günstigeResultate bringen können.Eine weitere wichlige Frage ist die der Temperatur derLava; auch hier wissen wir noch nicht? Positives. Ich führte inrJahre 18Ä8 eine Temperaturmessnng am Vesuv aus, aber es warnur an einer kleiner AuSbruchSstelle möglick, die jedoch denVorteil halte, daß man sich der Lava nähern konnte, undeS gelang mir, zu konstatieren, daß die Temperatur unter demKupferfchmelzpunkt lag. also unter 1100 Grad. Die Temperaturder Aemu-Lava ist jedoch noch tiefer, vielleicht könnte eineMessung gelingen, dort, wo kleinere Ströme sich von demHanpfftrome abzweigen, denn für die Untersuchung ist eZ immerhinnötig, sich auf zirka zehn Meter nähern zu können. Notwendig wäreauch die Untersuchung der Radioaktivität der frischen Lava, da nachneueren Focschungen die vulkanische Tätigkeit vielleicht milder durchradioaktive Vorgänge entwickelten Wärme im Zusammenhang stehenkann. Eine ändere Frage, welche früher aufgetaucht ist, istdie der Schnelligkeit, mit der die Lava sich bewegt; eS ist klar,daß dies auch eine Frage von eminent praktischer Wichtigkeit ist.Von welchen Faktoren hängt nun diese Schnelligkeit ab? Vor ollemvon der Steilheit des Gehänges, von der Masse der ausgeworfenenLava, dann aber von den physikalischen und chemischen Eigen«schasten der Lava selbst, nämlich von Oer chemischen Zusammen»setzung, die den geringeren oder größeren Flüssigkeitsgrad bedingt,dann aber auch von dem Wassergeholte, da stark imprägnierte Lavaflüssiger ist als solche, welcher Wasser fehlt; so ist die Lava deSVesuvs, trotz einer chemischen Zusammensetzung, die geringerenFlüssigkeitsgrad erzeugt, sehr dünnflüssig ivegen ihres hohen Wasser»gehalts, und die jetzt ausgeworfene Lava fchernt, da fie sehr langsamsich bewegt, nur wenig Wasser zu enthalten.Den Aetna sollte eigentlich jeder Naturforscher besichtigen, denner bietet nicht mir den Mineralogen und Geologen viel Interessantes,auch der Chemiker, der Meteorologe und Physiker,_ wie auch derGeograph schöpfen dort viel Belehrung. Der Vesuv ist ja gegen derAetna ein Zwerg; der letztere bedeckt ein sehr großes Areal und istmehr als doppelt so hoch ivie der Besuv; um leinen großen Kraterliegen wie Kinder nicht weniger als 120 nennenswerte Krater, vondenen manche ganz respektable Dimensionen haben, und diese sekun»dären Krater senden mitunter riefige verheerende Lavaströme auS.Denn zwischen Aetna und Vesuv besteht auch der Unterschied, daßdie Lavaströme des ersteren weit vom Hauptkrater auS den so»genannten Sekundärkratern stammen."Prof. Doelter bringt, um ergiebigere Untersuchungen zu ermög«licken, die Errichtung eines mit allen modernen wissenschaftlichen HilfS»mittein ausgesiotteten Observatoriums am Aetna in Porichlag.Vsrantw. Redakteur: Richard Barth, Berlin.— Druck u. Perlag: Porwarr» Buchiruüerei u.Vert»g»animlr xaiu«rnger ä-Eo..Berlin � Vit.