Er dachte nach, während der KommiS immer mehr Waffen vor- legte und sich dabei verpflichtet&lte, den Käufer zu unlerhalten. .Hier ein neues englisches System, das wir erst vor wenigen Tagen bekommen habeu". plauderte er.Aber ich muh Ihnen gleich bemerken, mein Herr, alle diese Systeme erblassen vor Smilh und Wesson. Kürzlich Sie haben es wahrscheinlich auch gelesen? kaufte ein Offizier bei uns einen Revolver System Schmith und Wefion. Er erschotz damit den Geliebten seiner Frau, und denken Sie bloh l die Kugel ging durch und durch, schlug durch eine Bronze- kampe, dann durch das Klavier, tötete schließlich noch das Bologneser- Hündchen und verwnndete die Frau. Ein glänzender Effekt, der unserer Firma alle Ehre macht I Der Offizier ist jetzt in Haft. Er wird natürlich zu Zwangsarbeit verurteilt. Wir haben wirklich noch ganz veraltete Gesetze, und außerdem mein Herr, steht da« Gericht in solchen Fällen immer auf feiten des Ehe- brechers. Warum? Sehr einfach, mein Herr l Die Richter und die Ge- fchworenen, der Staatsanwalt und die Berteidiger alle leben mit fremden Frauen. Es ist für sie natürlich so beruhigend, wenn es in Ruhland wieder einen Ehemann weniger gibt. Der Gesell- schaft würde es überhaupt sehr angenehm sein, wenn die Regierung alle Ehemänner nach Sibirien schicken wollte. Sie ahnen nicht, mein Herr, welch eine Entrüstung die gegenwärtige Sittenverderbnis in mir erweckt I Fremde Frauen zu lieben ist heutzutage so gang und gäbe, wie fremde Zigaretten zu rauchen oder fremde Bücher zu lesen. Mit jedem Jahr wird das Geschäft bei uns schlechter. Und warum? Nicht weil die Zahl der betrogenen Ehe- männer geringer wird, sondern weil die betrogenen Ehemänner sich mit ihrer Lage abfinden und aus Furcht vor dem Gericht und der Zwangsarbeit nicht mehr so häufig zum Revolver greifen wie Der KommiS blickte sich um und flüsterte: Und wer ist schuld daran, mein Herr? Die Regierung 1* Solch eines Lumpen wegen nach Sibirien verschickt zu werden, ist auch nicht schön... überlegte Sigajew. Wenn man mich zu Zwangsarbeit verurteilt, kann meine Frau zum zweiten Male heiraten. Sie findet schon einen zweiten Mann! Rein, das darf auch nicht sein... Also: fie lasse ich leben, mich töte ich nicht, ihn... töte ich auch nicht... Ich muh etwa« Vernünftigeres, etwas Empfindlicheres erdenken... Halt I Ich hab'S I Ich strafe beide mit Verachtung und strenge einen EheschcidungSprozeh an... Hier, mein Herr, noch ein ganz neue? System I* sagte der Verkäufer und langte ein weiteres Dutzend herab.Ich möchte Sie besonders auf den originellen Mechanismus der Trommel aufmerk­sam machen"... Nach seinem letzten Entschlutz brauchte Sigajew keinen Revolver mehr. Aber der KommiS hörte nicht auf, sich zu begeistern und immer neue Waren vorzulegen. Der beleidigte Gatte schämte fich, daß der junge Mann sich so ganz umsonst bemüht, sich so ganz umsonst begeistert, gelächelt, Zeit vertrödelt haben sollte.... Gut l" murmelte er.Ich werde wiederkommen oder... oder ich schicke jemand..." Trotzdem fühlte er sich verpflichtet, gleich jetzt noch irgend etwfflS zu kaufen. Aber waS? Er schaute sich an den Wänden des Ladens nach etwas Billigem um, und sein Blick fiel auf ein grüneS Netz, das neben der Tür hing. Was... was ist das V fragte er. Das ist ein Netz zum Wachtelfang.' Und wieviel kostet es?" Acht Rubel, mein Herr." Schön... Packen Sie es mir em l' Der beleidigte Ehemann bezahlte acht Rubel, nahm das Netz und verlieh, fich immer noch beleidigt fühlend, den Laden. (Nachdruck«erdeten� vie pyramiäen. Von Friedrich v. Oppeln -vronikowSki. ES ist noch nicht lange her. da schienen die Pyramiden nicht nur der reinen Poesie, sondern auch der wissenschaftlichen Phantastik und Mystik allein anzugehören. Man meinte z. B., sie seien erbaut, um die Sandwogcn der Libyschen Wüste vom Fruchtlande des Nil- tales abzuhalten; und in der Tat, wenn der Wüstenwind, der Chamstn oder Sainüm s«dcr Mörder") die ganze Welt in undurch- dringliche gelbe Schleier hüllt, wenn die Maultiere ihre Ohren anlegen und die Araber ihr Gesicht in dem schwarzweltzcn Burnus verbergen, dann fallen die luftigen Sandwogen um die Pyramiden her nieder, wie eine fich stauende Brandung. Doch überall, wo die Bahn ftei ist. braust der dörrende Sandsturm weiter. Man mühte also annehmen, daß die alten Acgypter vor- gehabt hätten, eine ganze chinesische Mauer solcher Pyramiden längs des Niltales zu errichten, sollte diese Abwehrtheorie einen Sinn haben. Ueberdies stehen Pyramiden es sind noch nicht 200 ja nur am Westufer des Nils, keine am Ostufer, durch das die Arabische Wüste bedroht wird. Diese Theorie ist also absurd. Ebenso fleht eS mit einer zweiten, die Percy Smith<1860) aufgebracht hat, wonach die Ausinatze. Neigungswinkel und Orientierung der Pyramiden in Verbindung mit der Astronomie oder mit heiligen Zahlen gebracht werden.... Max Eyth in seinem Rontan Der Kampf um die Ebeopspyramide", hat diese Mystagogen mit Recht verböhnt. Richtig an alledem fft nur, daß die Pyramiden nach den vier Himmelsrichtungen orientiert sind, was aber ganz andere Gründe halte. Die Scheintür jeder Pyramide, durch die man sich den Geist des in ihr begrabenen Herrschers hinaus- schauend dachte, lag nämlich nach Osten, dem Sonnenaufgang zu, der ja bei allen Religionen eine große Rolle spielt, während der wirtliche, aber vermauerte Eingang in die Grabkammer im Norden lag. Das einzige Sichere bei den Pyramiden bleibt also, daß sie Königsgräber sind, oder vielmehr ungeheure Steinmassen die Cheopspyramide ist so hoch wie der Kölner Dom , die über einem ursprünglich in den Fels getriebenen Grabe errichtet sind. Später legte man die Grabkammern in das Innere dieser Sleinmaffen selbst; der Gang oder Stollen, der zu ihnen führte, wurde durch Fallsteine verschlossen. Indem die Pharaonen sich so begraben liehen, hofften sie ihre einbalsamierte Leiche, die Mumie, für alle Ewigkeit un- berührt zu erhalten und dadurch ihrem Geiste ein ewige« Leben zu sichern; denn nach ihrem robusten Kinderglaubeu blieb der Geist stets an den Körper gebunden, und der Körper bedurfte auch im Grabe der Opseripeisen, um sein Scheinleben zu fristen. Zur Erfüllung dieser Wahnhoffinmg liehen die allmächtigen Pharaonen ihr ganzes Volk während ihrer ganzen Regierungszeit an ihre» Grabdenk- mälern fronden, vernutzten Huntertlausende von Menschenkräften; ja der Pyramidenbau blieb ihre vornehmste Regierungssorge, bis er imNeuen Reich " plötzlich aufhörte und der Bestattung m Felsen - gräbern Platz machte. Der erste, der die Grundlagen einer rationellen Pyramiden- forschung legte, war ein Deulscher, Lepsius , der Leiter der preußischen Expedition von 1843, die Friedrich Wilhelm IV. aus- sandte. Er beschränkte sich auf die Erklärung rationeller Fragen, deren wichtigste die Bauweife der Pyramiden betraf. Hiernach stand die Größe des Grobmonumentes im Verhältnis zur Lebensdauer des Herrschers; es wurde also jedes Jahr höher getürmt, wie ei» Baum seine Jahresringe ansetzt. Die Cheopspyramide hat drei Stollen und drei Sargkammern; die erste wurde schräg in den gewachsenen Felsen eingetieft; aber ehe fie vollendet war, brach man durch die Steinmassen des Baues selbst einen zweiten wagerechten Gang und eine zweite Kammer; und als die Pyramide immer höher wuchs, wurde noch höher eine dritte definitive Grabanlage geschaffen, die fich in der Mitte des jetzigen Baues befindet. Eine zweite Frage betrifft die Bauform, die wir mit den Griechen als Pyramide be- zeichnen. Die ältesten prähistorischen Gräber, die kürzlich entdeckt wurden, waren mit Topfscherben in den Wüstenboden gehöhlt. Später errichtete man über ihnen Grabhügel mit abgeschrägten Wänden, ähnlich den unseren, aus Ziegeln von getrocknetem Nilschlamm. Erst später traten an deren Stellen Ouadersteine. so bei allen Gräbern des Hofstaates und des Harems, die hinter den großen Pyramiden von Gizeh eine ganze Totenstadt mit langen Straßenzeilen bilden. Die Araber nennen diese Steinhngel anschaulich MastabaS (Bänke). Eine solche Bank, ins Riesige vergrößert, war auch das Lehm- ziegelgrab des ersten historischen Pharaos Menes<8400 v. Ehr.), das Morgan vor kurzem bei Nagada freilegte. Es ist ein riesiges Trapez mit schrägen Wänden und Zwischenmauern, die das flache Dach trugen, umgeben von einer niedrigeren ebenfalls be- dachten Mauer, so daß eine zweistufige Mastaba ent- stand. Durch Uebereinanderschichten mehrerer solcher MastabaS errichtete dann der Pharao Zoser (um 8000) die seit- same Stufenpyramide von Sakkara , die bereits ein Steinbau war. AuS ihr entwickelte sich in der vierten Dynastie die glatte Dreiecks- form durch Ausfüllen der Stufen. Als Konstruktionsprinzip blieb der Stufenbau aber bestehen, wie es eine Pyramide der Gruppe von Abusir zeigt, deren Mantel(Füllung) größtenteils zerstört ist. Wo er fehlt, kommt die alte Stufenform wieder zum Vorschein. Den Uebergang zur DreieckSfonn können wir an den beiden Pyramiden des Snofru. des Begründers der vierten Dynastie(um 2900), deutlich verfolgen. Er erbaute sich zwei Pyramiden, die eine bei Medüm in Stufenform und die andere bei Sakkara in Dreiecksform. Vielleicht hat er feine Residenz ge» wechselt und die Pyramide von Mcdüm nicht vollendet. Eduard Meyer versucht in seiner Geschichte Aegyptens eine andere Erklärung: er meint, die ältesten Herrscher hätten stets zwei Pyra- miden erbaut, wie sie zwei Residenzstädte erbauten, und zwar als Beherrscher der beiden Königreiche Over- und Unterägypten, die das ganze ägyptische Altertum hindurch unterschieden wurden. Vor den MastabaS legre man in alter Zeit die Totenopfer nieder, dainit der Geist im Grabe nicht Hunger und Durst litte. Er trat durch die vermauerte Tür hinaus und holte sie sich; Geister können dergleichen ja. Später legte man in der Mastaba selbst eine Nische für den Totenkult an, zu der dann noch andere Nebenräume traten, und schließlich erbaute man einen getrennten Totcntempel vor der zur Pyramide gewordenen Mastaba, und zwar östlich davor; die Pyramide selbst war mit diesem Totentempel mir durch eine Schcinlür verbunden, ein bloßes Architekturstück ohne Eingang» während der wirklich vermauerte Grabeingang im Norden blieb. Die Pyramiden ragen am Rand dcS westliche� Wüstcnplateaus. am Saume desWestreiches", d. h. des Totenreiches, zu dem der Sonnengott allabendlich auf seiner Himmelsbarke hinabfuhr und zu dem nach späterer Auffassung auch der Tote hinabstieg. Run hatte man aber vom Fruchtlande aus einen etwa halbstündigen