liebstes Marmorwer!; aber eS wird dem unbefangenen BesSauer verleidet durch die geradezu täppische, widerliche Verdeckungsmanie, der man in diesem Falle pathologischen Charakter zuschreiben muß. Der tanzende Satyr<Nr. 13) b« i Colonna hat den Schinipf, den man ihm anrun wollte, nich» ohne Prolest hingenommen: er ging bei den Vorarbeiten einfach aus dem Leim, wurde selbstredend wieder ergänzt und erduldet jetzt mit würdiger Miene den Hohn, dast auf seinem stark gedunlelten Körper gerade jene Stellen in grellem neuen Glänze erstrahlen, denen man bei normaler Be- trachtung eine besondere Aufmerksamkeit nicht zuteil werden liege. Herrlicher, heidnischer Natürlichkeit erfreut sich dagegen das Rationalmuseum in den Diokletiansthermen, mit ihm noch eine un- gezählte Reihe anderer. Vermutungen, was sich hinter diesem oder jenem Blätterzierrat verbergen dürste, können nicht auftauchen. Frei und offen, wie es der Künstler geschaffen, oder wie das Werk ge- funden wurde, steht es vor unseren Augen. Und zwischen diesen beiden Polen , dem ängstlichen Beblättern und der unverhüllten Natürlichkeit schwanken die Museumsgepflogcn- heiten herüber und hinüber. Einen wahrhaft goldenen Mittelweg geht das kapitolinische Museum. Mit dem schuldigen Respekt vor der Schönheit des Frauen- körpers es wäre auch geradezu ein Verbrechen, an der esquilinischen Venu« oder ihrer kapitolinischen Zwillingsscvwester korrigierend ein- zugreifen suchte man nach einer gangbaren Formel für das andere Geschlecht und fand sie auch:.Grog oder klein?* da» ist hier die Frage. Was sich an Segen zu bemerkbar macht, könnte nach dem Dafürhalten der leitenden Behörde ein bigchen Kleidung wohl vertragen, aber Kleinigkeiten Übersicht man. Max Nentwich. Die verfchudencn GrößeirnrhaltnilTe der JVIenfcben und ihre Gr fachen* Wenn in erster Linie die Rasse und mit ihr die V e r- erbung im allgemeinen von einschneidendem Einfluß auf die Körpergröße einer Person sind, so gibt es außerdem noch einige Faktoren, die daneben in gleicher Weise, unter Umständen selbst in ganz bedeutendem Grad auf dieselbe, wie überhaupt auf die Körperentwickelung einwirken können. Man hat behauptet, daß Aufenthalt in den Bergen auf das Längenwachstum hemmend einwirke, und dabei u. a. auf das Beispiel der Savoyarden hingewiesen. Jndeffen läßt sich ebensogut für da? Gegenteil der Beweis antreten. So z. B. stellen die Bewohner der schottischen Hochlande die größten Leute der Erde. Zum Teil erklärt sich die Kleinheit der Gebirgsbewohner durch die Raffe. Die Savoyarden, wie überhaupt alle kleinen Bewohner des Hoch- Plateaus Mittelfrankreichs, desgleichen die einzelner Gebirgsgegen- den Nortvegens und der Alpen sind gleichzeitig klein, kurzköpfig und von dunkler Haut; dieser Umstand weist darauf hin, daß sie der sogenannten alpinen Raffe angehören, d. h. die Nachkommen jener kleinwüchsigen Asiaten vorstellen, diu in der Vorzeit von Osten her Europa überfluteten, aber später vor der Einwanderung der nach Süden vordringenden Vertreter der nordeuropäischen Hochgewach. senen Rasse in die schwer zugänglichen höher gelegenen Teile des Landes flüchteten. Nicht minder aber mögen auch ungünstige soziale Bedingungen der Gebirgsbewohner, wie spärliche Nah- rung, rauhe Witterung und sonstige Schwierigkeiten im Kampf ums Dasein, zu ihrer geringen Körperhöhe beitragen. Denn, wie Livi feststellen konnte, drückt die Höhenlage die Körpergröße von Leuten, die in einer gewissen Wohlhabenheit aufwachsen, nicht herab, und wo ausgedehnte Weideplätze im Gebirge sich finden, die Bewohner also reichlich mit Milch und Fleisch versorgt sind, da ge- deihen auch große Menschen. Geographische Lage soll ebenfalls auf die Entwicke- lung der Körpergröße von Einfluß sein. In der Tat finden wir. daß, wenigstens in Europa , im allgemeinen die Körperläng« von Norden nach Süden hin abnimmt. Diese Erscheinung ist ohne Zweifel wiederum der Rasse zuzuschreiben, denn wie wir weiter unten noch erfahren werden, nimmt der nordeuropäische Typus, der sich durch hohen Wuchs auszeichnet, von Norden nach Süden ab und macht allmählich der schon erwähnten alpinen Rasse, bezw. weiter südlich der mittelländischen Raffe für die beiden letzteren ist kleiner Wuchs charakteristisch Platz. Ueberdies leben Nor- weger und Lappen doch auf demselben Breitengrad, ebenso Pygmäen und aufgeschossene Neger, und besitzen doch so grund- verschiedene Körpergröße. Klimatische und geographische Verhält- nisse sind somit wohl kaum oder wenigstens nur ganz unbedeutend imstande, die Körperentwickclrng zu beeinflussen. *) Diese Ausführungen entnehmen wir mit Erlaubnis der Verlagsbuchhandlung Strecker u. Schröder in Stuttgart dem soeben in deren Verlag erschienenen BucheMenschenkunde" von Or. meck. et pkil. Georg B u s ch a n in Stettin . Mit 3 Tafeln und 80 Textabbildungen. L73 Seiten. Geheftet 2 M., gebunden 2,80 M.__ Verantw. Redakteur: Richard Barth . Berlin.= Druck u. Verlag: Dagegen spielen die hygienischen und Ernährung�» bedingungen, ebenso der Beruf, eine große Rolle. Rot und Armut halten die Körperentwickelung auf, bringen somit kleine Menschen hervor, Wohlhabenheit und Reichtum dagegen begünsti» gen sie, lassen also Menschen von höherer Statur entstehen. Kinder besser situierter Familien eilen in der ganzen Körperentwickelung, also auch in der Körperlänge, gleichalterigen Kindern aus Ar- beiterkreisen voraus; dies ist übereinstimmend in England, Schwe- den, Dänemark . Rußland, Berlin , Sachsen , Schweiz , Italien , Nord- amerika und anderwärts festgestellt worden. Der günstige Ein» fluß guter Ernährung während der Kindheit macht sich auch noch in späteren Jahren bemerkbar. Wehrpflichtige aus reichen und gesunden Bezirken erreichen eine höhere Körperlänge als Wehr- Pflichtige aus ärmeren und dicht bevölkerten Bezirken; diese Er» fahrung machte bereits Willeme im Jahre 1810 an Rekruten au? dem Pariser Stadtkreis. Aus diesem Grunde sind auch die eng» tischen Juden, die sich einer gewissen Wohlhabenheit und unbe» schränkte! Freiheit erfreuen, viel größer(1,70 Meter) als ihre Glaubensgenossen in Galizien (1,023 Meter) und Warschau (1,01 Meter), wo sie in Ghettos eingepfercht unter den denkbar un­günstigsten Bedingungen ihr Dasein fristen. Unter den Juden Londons wieder sind die im vornehmen Westend wohnenden größer (1,714 Meter) als die im elenden Whitechapel wohnenden(1.041 Meter). Verbesserung der hygienischen und Ernährungsverhält- nisse vermögen dieses Minus an Körpergröße wieder auszugleichen. natürlich nur bis zu einem gewissen Grade. Die mit 17 Jahren in die Militärvorbereitungsschulen zu Montreuil und Saint- Hippolyte aufgenommenen Zöglinge waren im Durchschnitt um 1,9 Zentimeter kleiner als diejenigen gleichaltrigen Schüler, die bereits vor einigen Jahren hier aufgenommen und unter dem gesundheitszuträglichen Schulregimc aufgewachsen waren. In verschiedenen Staaten hat man bei Vergleich der Körpergröße der Gestellungspflichtigen zur gegenwärtigen Zeit mit der vor Jahren feststellen können, daß die durchschnittliche Körperlänge der Bevöl- kerung zugenommen hat, was allgemein mit der Hebung der allge- meinen sozialen Lage, der EntWickelung des Handels und der Auf- besscrung der Lebensbedingungen in Verbindung gebracht wird. So hat man in Schweden seit 1300 eine merkliche Zunahme der durchschnittlichen Länge, desgleichen in Dänemark seit 50 Jahren um 3% Zentimeter, in Baden seit 40 Jahren um 1,2 Zentimeter, in einzelnen Bezirken sogar mehr, in Prag ebenso für einzelne Stadtviertel seit acht Jahren, in Savohen seit dem ersten Kaiser» reiche bis zu 11 Zentimeter und dementsprechend eine Abnahme der kleinen Leute konstatiert. Bei Kindern genügen unter Um- ständen schon kürzere Zeiträuue, wie z. B. ein mehrwöchiger Auf- enthalt in den Ferienkolonien, um bemerkenswerte Zunahme in der EntWickelung zu erzielen. Umgekehrt wachsen Kinder während der Schulzeit etwas weniger als in den Ferien. Auch das Tier» experiment zeigt deutlich, daß gute Ernährung und sorgsame Pflege dem Längenwachstum günstig sind. Junge Giraffen, die man zu Paris in den Iorclin äacclimnt! sation gebracht hatte, waren um 5 Zentimeter kleiner als die gleichaltrigen Tiere, die hier geboren und auferzogen worden waren. Ein noch mehr in die Augen springendes Beispiel bieten die kleinen Ponys auf den Shettlands- Inseln einerseits und die kräftigen Pferd« aus Leon an der Küste der Bretagne andererseits. Beide Formen stammen zwar von derselben Rasse ab; jene find indessen auf spärliche Nahrung, zu- meist schon seit Generationen auf Flechten angewiesen, diese haben auf saftigen Triften und Weideplätzen reichlich Nahrung zur Ver» fügung. Ueber den Einfluß von Stadt und Land auf die Körpergröße sind die Ansichten geteilt. Während Quetelet für Belgien , v. Hölder für Württemberg. Amman für Baden, Meißner für Schleswlg-Holstein, Chatelct für die Schweiz . Lapouge für Frankreich und Ljima für Japan die Beobachtung zu verzeichnen haben, daß die Städter im Durchschnitt größer als die gleichaltrigen Landbewohner sind, wollen Beddoe für England, Ranke für Bayern. Anutschin siir Rußland das Gegenteil gefunden haben, wenigstens daß in großen Städten die Körpergröße hinter dem Durchschnitt der Gcsamtbevölkerung der betreffenden Länder zurückbleibt. Wir wollen das Kapitel über die normale Körpergröße nicht verlassen, ohne zu erwähnen, daß sie zu verschiedenen Tageszeiten nicht die gleiche ist. Unmittelbar nach dem Er- heben aus dem Bett ist der Mensch am größten; er verliert bis zum Abend 1 bis 2 Zentimeter an Körperlänge, nach stärkerer Er- müdung, auch schon nach angestrengtem Stehen oder Gehen noch mehr, bis zu 4 bis 0 Zentimeter. Nimmt er im Verlaufe des Tages von neuem längere Zeit die horizontale Lage ein, so steigt seine Körperlänge wiederum an. Das Kleinwerden geht in der Hauptsache in den ersten Stunden nach dem Aufstehen vor sich und erreicht nach 4 bis ö Stunden so ziemlich sein Maximum. ES ist diese Erscheinung darauf zurückzuführen, daß die Zwischenwirbel- scheiden durch das Gewicht der auf der Wirbelsäule lastenden Körperteile zusammengedrückt werden; außerdem rutschen am Hüftgelenk die Schenkelköpfe um ein geringes tiefer in die Pfanne, und schließlich scheint auch das Fußgewölbe eine leichte Abflachung zu erfahren. Unter sonst gleichen Verhältnissen büßen große Leute mehr an Länge ein als kleine, desgleichen jüngere Er- wachsene und angestrengt arbeitende mehr als ältere und sich körperlich weniger anstrengende Personen._ Vorwärts Buchtruckere» uJUaUgiaiiual: Paul«iiiger&iio..tiexluiS\M.