-

467

Teiche, über Wälle und Fußsteige des Wiesenhofes strömt. Dieser Dunst steigt ihnen zu Stopf; sie werden ganz verrüdt. Knecht und Mädchen können sich nicht begegnen im Heu, ohne sich gegenseitig anzustoßen. So nimm doch!" ruft Sören, der Großknecht, oben auf dem Fuder.

Hallo, mein Freund! Ich werd' schon das nehmen, was Du mir zusteden tannst!" antwortet Boel übermütig und lädt einen ganzen Saufen auf ihre Gabel, so daß die Halme niederrieseln und in den Kleidern, dem Haar, den Ohren, dem Mund hängen bleiben. Aber Boel pustet, ruft nur" hu- i" und stampft im Heu herum bis an die Knie.

Der Wiesenhofbauer bewegt sich vorsichtig unten in der Scheune; in fleinen Zwischenräumen begibt er sich ins Haus, um Bier zu trinken. Die Weste steht offen über dem Magen, und er genießt seine Beife in langsamen Bügen. Er muß in der Nähe sein; dieser Heuduft zieht ihn an. Es sind auch so viele Jugenderinnerungen damit verknüpft.

" Na, wieviel macht es denn aus, Mads?" ruft er zum Häusler hinauf.

Was?" ruft Mads zurück; er ist ganz hineingekrochen in den hintersten Wintel, wie eine Maus.

Wieviel es in diesem Jahre ausmacht?"

"

Bedert( 174), in dem die Fenstertöne sehr gut beobachtet find. Der Sommertag" von Mahn( 196) rechtfertigt die Anmerkung, daß in Farben wühlen nicht malerisch darstellen heißt. Wäre statt der bielen poetischen Gedanken und allgemeinen Phrasen nur eine simple Wiese wahrhaft gemalt", nur ein Grashalm studiert.

Stofflich sehr reizvoll ist der Danziger Hafen  " von Scherres, obwohl reichlich schmutzig gemalt.

Kallmorgens Hafenbilder( 95) Mittagspause" und( 367) Hamburg  " find allerdings als llebergang zu einer mehr malerischen Naturschilderung anerkennenswert, obgleich er als Maler nicht be dentend ist und besonders in der Mittagspause" doch vor allem durch die Zeichnung wirkt und allerdings auch durch eine Groß zügigkeit und Sicherheit des Geschmacks in der Anlage der Bilder. Noch bleibt seine Luft, sein Wasser trübe und unzuverlässig und summarisch.

Einen Fabrikhof, mehr grob und ungeschickt als impressionistisch getroffen und nur des Stoffes halber von Interesse malt Brockmüller( 463). Ganz außerordentlich rein und luftig find die Gebirgslandschaften Wylers( 464, 465, 467) aus dem Ober­engadin, Naturpoesien ohne Aufmachung".

Bohrdt tuscht und tischt immer noch recht seltsame Aquarell farben als Meer auf, mit übertriebenen Spritern, aber viel sicherem Strich und energiſchem Schwung. Trotzdem viel Zurichtung und

" O, es ist, weiß Gott  , alles so fest und voll, daß man kaum Virtuofität die Arbeiten entstellt, wird er seines Schmisses und des weiß, wo man damit hin soll püh!"

-

( Fortsetzung folgt.)

Die

Große Berliner   Kunftausstellung.

II.

2. Landschaften, See- und Stadtbilder. Man kann nicht sagen, daß sie schlecht vertreten sind, nur leiden fie ebenfalls an einer Armseligkeit der Einfälle und gestellten Auf­gaben, sie bleiben bei den banalsten Vorwürfen stehen, und so macht jich der Mangel an Eigenart oft unangenehm bemerkbar. Dazu mangelt es an eigentlicher Treue gegen die Natur, die wir doch als Folge der oft betonten notwendigen Korrektheit vorausiezen müßten. Sie wird leider nur als äußere Wohlanständigkeit und reinliche Kontur aufgefaßt, mag es innen noch so öde und leer sein.

Auch die sonst gern gerühmte Sinnigkeit der deutschen Landschaft läuft doch gar zu schnell auf die Melodie Ich weiß nicht, was foll

es bedeuten" hinaus.

Wie jelten finden wir Bäume wirklich verstanden, lebend; dafür gibt es in entsetzlichen Maffen die schönen Haufenwolfen, die so gefällig Gedankenlosigkeit und Arbeitsunluft verbergen und deren mögliche Anwesenheit in der Tat nicht leicht bestritten werden kann. Nur hat die Natur nicht die Gewohnheit, fie lediglich aus ein­farbigem Kremserweiß herzustellen, fie durchsetzt sie mit dem ganzen Reichtum ihrer Farben und sie ermüden dann niemals. Darüber sollte besonders auch Kallmorgen nachdenken. Nach der Gemütsseite wird natürlich viel Schönes gegeben; es fehlt felten an Beite in den Bildern, nur ist das Gesetz der Lichtbrechung noch zu wenig Allgemeingut geworden, so tann man blendendweißen Schnee­in einem tiefdunklen Walde finden. Daneben gibt es viel naiv­barbarische Bauernkunft, die aber nichts mit den Idyllen des frühen Thoma gemein hat( der überhaupt neben Toni Stadler   und Trübner mehr als Geschmadsbildner studiert werden dürfte). Die Stadtbilder gewinnen im allgemeinen durch ihre eigenen malerischen Reize, so daß es schon sehr schwer ist, einem den Anblick durch schlechte Malerei zu verleiden, dazu ist die Exaktheit des Striches sehr gut am Blage.

-

Das stoffliche Intereffe verhilft auch den Seebildern zu freundlicherer Betrachtung, obgleich hier die rein zeichnerische Be handlung mit ausgetuschten" Farben, wie es Bohrdt vormacht, leider noch die Regel ist.

Der Fluß" von Blied( 4) müßte richtig Rähne" heißen und ist ungleichwertig gemalt, die Schiffe au hart gezeichnet. Ein Mondaufgang"( 15) von Uth gibt eine gute Nachtstimmung, ein

stofflichen Reizes wegen viel Interesse mit seiner Kollektion( 540 bis 558) Saal 8a erwecken.

Gute Berliner   Stadtbilder sind von Wendel( 670), Alt- Berlin", und von Elfert, Alt- Berlin im Winter", vorhanden. Eine bedeutende Arbeit ist die von Martinez Cubells h Ruiz, Fischer von Cantatrico"( 693), nicht nur des Ausschnittes wegen, man hat den starken glaubhaften Eindruck von Wasser, das man in seinem Gleißen ganz anders spürt als in dem Wellengestrichel von Rallmorgen.

"

Von Interesse sind: Märzbinsen" von Hardt( 981) eine gegen die Nacht dunkel liegende Landschaft von Müller- Kaempff  ( 985), ein Vorfrühling" von Lucas( 1001), das Dorfbild mit dem Schlitten und gut gemalten Pferden vou osse( 1016). Klar in der Komposition ist auch die Wasserlandschaft mit dem einsam treibenden Fischer von Gabel( 1022).

Bild 1043( Strügel ist eine der nicht seltenen Winter­Stimmungen", die nicht fonfequent durchgeführt sind. 1048 ist dann jene Waldlandschaft, die keine Schattentöne an den darinliegenden Schnee abgibt, so daß er in einem blendenden Weiß erstrahlt. Ihr Urheber ist Hoffmann Fallersleben  . 1190 eine weite Elblandschaft von Eckardstein. Wenn eine Landschaft in der Sonne gemalt wird, dann hat man in der Regel sich über die Unrichtigkeit der Farbe nicht zu beklagen. Die ist so deutlich, daß sie selbst der schwerfälligste Maler erkennt. Das Veränderung und gegenseitige Beeinflussung der beleuchteten Wände So haben wir einen sehr reizvollen gilt auch für die Interieurs. Gutshof von Altenkirch mit Brunnen, Wirtschaftsgebäuden, Enten, schönen Bäumen und alles erfüllt von Farbe und Leben. Eine sehr gute Baum- und Lichtstudie ist die von Schinkel, Frühlingssturm"( 1072), Birken gegen eisgraue Luft stehend. Die alte gemütliche Jdylle, wie sie in der Bauernkunft noch lebt, ein Dorf in Bäumen versteckt, mit Enten, Wasser, Pfählen, in haltlich sehr zutreffend, aber unmöglich, als Malerei, präsentiert sich in 1127 als Herbstlandichaft" von Moras.

"

Besser ist das Wirtshaus im Schnee"( 1182) von Pfigner studiert, stets gut geraten die Nachtstücke aus Dörfern, wie Hirt und Herde"( 1164), das einsame Gehöft" von Hennemann( 1148), be­sonders der stille Blaz" von Brunner( 1317), alte träumende Häuser in sehr schöner Verarbeitung und Wärme wiedergebend. Wieder von großem Neiz sind hochs Gebirgslandschaften 1268 Herbsimorgen", 1404, Schnee- Einsamkeit", das die vielen Farben des Schnees endlich faßt, wie fie ähnlich in den Wolken vorkommen, und 1416, Spätherbst". Sehr erfreulich ist auch die Naturschilderung in ardts Bergischem Land"( 1421), der Fluß im Schatten der Hügel, Bald und Felder treu und malerisch getroffen, in schönem Berlauf der Linien.

"

"

Stofflich, aber auch durch die getroffenen Farben von Reiz find die Bilder von Baeschke, Laubenfeft" und" Rummelplas in Berlin   NW." darstellend, 1428 und 1430. 8. Interieur und Stilleben.

fchönes Stadt- und Hafenbild ist das von Sandrod, An der Mottlau"( 82); dem Großstadtgetriebe" von Brehmer( 98) fehlt Die Interieurs find durch eine große Zahl sehr gut gemalter es sehr am Leben des Lichtes. Die Schatten find luftleer. Sfar- Arbeiten vertreten, die in ihren natürlichen schönen Farben auffallen. binas Droschten"( 100) zeigen des Verstorbenen beftes Können in der fleinen Beobachtungsstudie. Wirklich voll Leben ist das Belgische Seebad" von Schlichting( 108), in dem das Blinkfeuer des Leuchtturmes mit der Helle der Mauern der hohen Hotels, der Junenhelle der Säle, der Meeresfarbe ein selfam reizendes Bild ab­geben.

Allgemeines Gedudel von Nachtstimmungen ohne Straft, fie in ihrer Farbe zu halten, dafür mit schönen Dichterworten empfohlen, geben Bilder wie Holder Friede wohnet in den stillen grünen Fluren" ( 195) oder Jn schöner lauer Maiennacht träumt fich's gar wunder­jam( 207) und endlich( 2081) Geheimnisvoll, mit heiligem Grauen ersteht der Welt ein neuer Tag". Nur recht schade, daß sich derlei nicht weniger schlecht und ohne billige Farbenfaucen ehrlicher machen läßt. Schöne Schiffstypen enthält der Flensburger Hafen" von Hochhaus( 169), altvertraut ist das Dorfbild bei Mondschein von

Es ist unfere unaufhörliche abfichtslose Beobachtung von Innen­räumen, die den Studien einen größeren Schein des Lebens mitzu teilen gestattet. Besonders werden die Birkungen des einfallenden Sonnenlichtes jest häufiger verfolgt und die gelungensten Stücke liegen in dieser Richtung.

Jm Stilleben muß natürlich ein noch wenig veredelter Ge schmad durch Ueberfülle, ungefchictes Anordnen, Arbeiten mit groben Farbeneffekten das Niveau drücken. Eine hübsche", sinnreiche" Stomposition, ein funstvolles, geichmackvolles" Arrangement, oder eine Fülle von Glanzlichtern, Farben und Gegenständen soll für schlechte Arbeit entschädigen.

Als Gipfel dieser Scheinkunft dürfen die Brunfftilleben" von unz genannt werden, die in ihrer breiten 8wedlosigkeit ihre Un solidität und billigen Farbenkunststücke von selbst ausbrüllen( 1064, 1068). Auch 279, ein Stilleben von Gutknecht, ruht auf einem