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Aus dem Tierleben.
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der Finger ausbrüden läßt. Diese Fingersprache wurd Zaura im| den durch den Blitz hervorgerufenen Schall weiter. Die Elektrizität Laufe der Jahre so außerordentlich geläufig, daß man ihr faum gleitet in Wellen durch die atmosphärische Luft. H. L. Braun gibt zu folgen vermochte, wenn sie sich ihrer bediente. War sie allein, im 19. Heft der von R. H. Francé herausgegebenen Natur" eine so hielt sie in ihr Monologe, ja, was am meisten charakteristisch Erklärung für die Entstehung des Donners , die allgemein verstanden ist, sie redete sogar im Traum mit den Fingern! Wollte man werden dürfte. Durch die in manchen Wolfen enthaltene Elektrizität sich ihr auf diesem Wege selber verständlich machen, zum Beispiel wird das Wasser der Wolkennebel in seine chemischen Bestandteile thr etwas vorlesen, so mußte man ihr natürlich die redende Hand( Wasser- und Sauerstoff) zerlegt. Der leichtere, von dem spezifisch zum Befühlen hinreichen. ichwereren Sauerstoff getrennte Wasserstoff geht mit der atmosphärischen Was Laura zuerst lernte, waren Hauptwörter, und zwar Luft eine Verbindung ein, die als nallgas bekannt ist; in mehr Namen für greifbare Dinge. Schiver ist es anscheinend für oder minder großen Quantitäten hat sich dieses Gas in und zwischen fie gewesen, zu abstrahieren. Ausdrücke wie großes Buch" den Wolfen gesammelt. Wenn nun die Spannung zwischen zwei mit oder schwerer Stein" hielt sie anfangs offenbar nur für neue verschiedener Elektrizität geladenen Wolfen oder einer Wolke und der Doppelnamen, die ein bestimmtes Buch und einen bestimmten Erde so groß ist, daß ein Funke überspringt, so wird er in vielen Stein bezeichnen sollten, denn sie fragte beständig, welches denn Fällen die Gasschicht treffen und entzünden. Es entsteht ein knall, die anderen Namen für Stuhl, Tisch usw. wären! Die Quellen der in den Wolfen ein längeres oder fürzeres Echo findet und uns bersagen übrigens hier, so daß sich die Entwickelung nicht mehr als Donner geläufig ist." Selbstverständlich modifiziert sich das deutlich verfolgen läßt. Was wir bisher sahen, genügt auch voll- Donnergeräusch, je nachdem der Bliz mehr als eine Gasschicht oder ständig, um zu zeigen, daß zuerst durch das Tastgefühl eine Bor- Gasschichten verschiedenen Umfangs zur Explosion bringt. Hiernach stellung davon hervorgerufen wird, daß die Dinge fonventio wird es erklärlich, warum die Blige aus heiterem Himmel oder die nelle Namen haben und daß sich die Namen dieser Dinge aus öfter von höheren Standpunkten aus beobachteten Blize geräuschlos, bestimmten, immer wiederkehrenden Teilzeichen( Buchstaben) als stille Gewitter verlaufen, und weiter, warum auf einen heftigen zusammenseßen. Danach beginnt für den taubstummen Blinden Donnerschlag plößlich Regen eintritt oder der schon vorhandene im Fingeralphabet die geläufige Erlernung einer Grund- Regen ergiebiger wird. Wahrscheinlich hängt damit auch die auf der oder Muttersprache, die Wahrnehmung durch vereintes Last- Erde nach einem Gewitter bemerkbare als Dzongeruch wahrnehm und Bewegungsgefühl. Gerade wie wir beim Sprechen oder bare Erhöhung des Sauerstoffgehaltes der Atmosphäre zusammen. Lesen den Klang oder das Bild eines ganzen Wortes mit einem Male auffassen, ohne erst wie die Kinder zu buchstabieren, so zerTegt auch schließlich der Taubstumme die Fingerbewegungen nicht mehr in die einzelnen Komponenten, sondern begreift eine ganze Der Begriff der Hausfliege ist heute nicht mehr der, den der alte Linné Aus der Lebensgefchichte unserer Hausfliegen. Serie von Bewegungen zugleich. Und nun kommt der Brennpunkt unserer Betrachtung: Wenn wir denken, so meinen wir mit seiner Species Musca domestica aufstellte. Diese Fliegenart innerlich die Worte zu hören; ja, wir denken I aut, indem wir findet sich allerdings noch immer am häufigsten in warmen Räumen die Worte vor uns hin sprechen. Daher der Trugschluß, als vor, in denen Nahrungsmittel oder deren Reste aufbewahrt werden. sei das Denken an die gesprochene Sprache geknüpft. Aber genau Außerdem aber gibt es noch eine kleine Hausfliege, die unter so meint der taubstumme Blinde, wenn er denkt, Tast- und Be= Umständen sogar häufiger sein kann als die gewöhnliche und zu wegungsgefühle zu empfinden. Laura Bridgman und Helen einer ganz andern Famlie gehört. Ihr etwas umständlicher wissenKeller versichern übereinstimmend, daß sie in den Fingern denken. Schaftlicher Name ist Homalomyia caniculares. In Landhäusern Sie denken laut" und träumen laut" in Fingerbewegungen. art Stomoxys calcitrans. Damit ist selbstverständlich die Zahl der findet dann nicht selten noch aine britte Fliegen Das geordnete menschliche Denken ist also nicht an die gesprochene Sprache oder deren schriftliches Abbild geknüpft, sondern liegenarten, die in Wohnhäusern vorkommen fönnen, nicht erschöpft, bloß an den Besitz einer von möglichst vielen Menschen gleichzeitig aber im Vergleich zu jenen drei find alle übrigen Seltenheiten. angenommenen Methode der Bezeichnung für Dinge, Handlungen Dr. Hewit hat in der Vierteljahrsschrift für mikroskopische Wissenund abstrahierte Eigenschaften. Man kann daraus den Schluß ichaft die Ergebnisse von höchst forgfamen Beobachtungen an ziehen, daß das menschliche Denken am meisten gefördert werden Fliegen beschrieben. Auf seinen Jagdzügen durch Wohnzimmer, Ställen erbeutete er im würde, wena alle Menschen nur eine einzige Muttersprache er- Restaurants, Hotels, Küchen und lernten, weil dann alles, was irgendwo auf der Erde Neues ge- ganzen 3658 Fliegen. Von diesen gehörten 872 Proz. zur dacht wird. jedem beliebigen anderen zum mindesten sofort zuArt der gewöhnlichen Hausfliege, 11% Proz. aur Homalogänglich wäre. myia und nur die übrigen 2 Proz. zu anderen Arten. einzelnen Länder haben meist ihre besonderen Fliegenarten. Dungstoffe sind überall die eigentliche Brutstätte der Fliege. Aus einem Rubiffuß Dünger fann man über 4000 Fliegen entstehen sehen. Ein Stunden später austriechen, vorausgesezt, daß eine geeignete Temperatur in der Umgebung herrscht. Eine Wärme von 23 Grad icheint dazu am wirksamsten zu sein. Die Larven häuten sich schon nach weiteren 18 bis 24 Stunden gum ersten Male, dann nach 24 Stunden zum zweiten Male. Auf der dritten Stufe der Entwicklung bleiben die Maden dann sechs Tage, so daß sie ihr ganzes Leben in diesem Zustand in 7 bis 8 Tagen erledigen. Die foldenden 14 Tage bringen sie dann als Puppen zu, so daß die ganze Entwicklung bis zur Fliege in 22 Tagen durchmessen wird. Dies gilt selbstverständlich nicht für alle Arten mit genau gleichen Ziffern. Die gewöhnliche Hausfliege hat eine sehr große Lebenszähigkeit, denn sie kann eine Kälte von 10 Grad ohne Schaden vertragen. Für die Ablage ihrer Eier benußt fie dunkle Spalten und Risse. Wenn eine erwachsene Fliege ihr Leben bis in den Winter hinein rettet, so berfällt sie für diese Jahreszeit in einen Zustand der Starre und erwacht daraus nur selten, um einen Hausbewohner durch ihre unerwartete Anwesenheit zu überraschen. In ihrer Verfolgung hat der Mensch einen tatkräftigen Freund und Bundesgenossen in einem Bilz, der von dieser Feindschaft den Ehrennamen Empusa muscae erhalten hat. Bei einiger Aufmerksamkeit tann man zuweilen eine Fliege irgendwo an Wänden oder Decke finden, die von diesem Bilz überfallen und vom Leben zum Tode gebracht worden ist. Die Hausfliegen sind übrigens, obgleich sie ihren Namen leider mit Recht tragen, ziemlich reiselustig, denn Dr. Hewitt hat sie gelegentlich in einer Entfernung bis zu drei Kilometer von jeder menschlichen Behausung gefunden. Ebenso unternehmen sie zuteilen Hoch fabrten, die sich allerdings nicht weiter zu erstrecken scheinen, als auf ungefähr fünfundzwanzig Meter über dem Erdboden. Außer dem genannten Bilz stellen zahlreiche Tiere den Fliegen nach und verhindern, daß sie sich ins Ungemessene vermehren. Außer den Spinnen, die den Fliegenfang als eine feine Kunst betreiben, machen Wespen und Käfer auf sie Jagd. Troydem bleibt für den Menschen noch sehr viel Au tun übrig, wenn er der Fliegen einigermaßen Herr werden will, was um so notwendiger ist, als sie nachweislich zur Verbreitung von ansteckenden Krankheiten in hohem Grade beitragen. Besonders für die Keime des Typhus und der Cholera ist die Verschleppung durch die Fliege, die mit ihren Beinen, Fühlern und Körperbaaren die Bakterien auf Nahrungsmittel überträgt, unzweifelhaft festgestellt worden. Vorwärts Bucheruderei u.Berlagsanjalt Baul Singer& 60..Berlin SW.
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Wir kommen damit endlich noch auf den Begriff der Ueber febung. Bis auf verschwindende Ausnahmen vermag sich jeder Mensch nur in der einen Muttersprache" mit größtmöglicher Vollkommenheit auszudrücken. So der taubstumme Blinde im Finger- Weibchen legt ungefähr 600 Eier, die schon zehn bis zwanzig alphabet. Wenn mun weiter von Laura Bridgman berichtet wird, sie haben schreiben gelernt, und von der intelligenteren Helen Keller außerdem, sie könne auf der Schreibmaschine tippen, Braillesche Blindenschrift lesen, Morsetelegraph klopfen, durch Befühlen der Mundstellung eines Sprechenden seine Worte herauserkennen und felber nach Art der Taubstummen sprechen, das heißt durch Dressur ihrer Sprachwerkzeuge möglichst richtig flingende Worte hervorstoßen( ohne sie zu hören), so bedeutet dies alles nicht ein Denken in einem neuen symbolischen System, sondern einfach Uebersetzung". Wenn also Helen Keller auf Grund von Notizen in Brailleschrift das Manuskript ihres Buches in Schreibmaschinenschrift hergestellt hat, so bedeutet das für sie einen so umständlichen Ueberseßungsvorgang, als wenn ein vollsinniger Deutscher nach französischen Notizen ein englisches Werk schreiben wollte. Beim Herstellen eines solchen Werkes wird die originale Dentarbeit des Testeren in der großen Hauptsache in seiner gewohnten deutschen Muttersprache vor sich gegangen sein, Helen Keller muß dagegen in der Fingersprache gedacht haben.
Alfred Kind
Kleines feuilleton.
Physikalisches.
Blik und Donner. In diesen Wochen andauernder heftiger Gewitter fragt sich manches ängstliche Gemüt, was ist denn eigentlich der Bliß, was macht den Donner? Vom Blige hat man noch eine Vorstellung: er ist ein elektrischer Funke von mehr oder weniger Starter Spannung und entsprechend geringerer oder größerer Zündtraft. Und den Donner erklärt man sich meist als ein dem Blitz folgendes Geräusch, als Schallwellen, die durch die plötzliche Ber reißung der Luft gebildet werden. Im Band II seiner Physik und Meteorologie" fagt Dr. Joh. Müller: Der Donner entsteht durch die Vibration der gewaltsam erschütterten Luft". So vorsichtig das ausgedrückt ist, so will es doch wohl so verstanden sein, als werde der Donner dadurch hervorgerufen, daß der Bliß die Luft gewalt fam" zerreißt oder erschüttert". Nun zerreißt aber der Blig die Luf überhaupt nicht. Die Luft trägt durch ihre Wellenbewegung nur Verantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag:
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