oder um es hcrumspringen, der seinen Beitrag in Gestalt eines mit- gebrachten Holzscheites entrichtet hatteKomm Niemand zum Johannisfeuer-- Ohne Brandsteuer-- Denn Hut oder Käpple fliegt sonst ins Feuer", lautet andernfalls die Drohung. Noch immer gilt das Feuer als reinigender, heilender und schützender O�ferbrand. Und so geschieht im Süddeutschen, im Hegau und Kieitgau das Anzünden des Johannis feuers mit dem Tpruchk i O heiliger Johauni und Donati Behüte unser Feld und Vieh Bor Blitz und Donner und Schauertoben, Auf daß wir euch immer und ewig loben." Nicht alle Gegenden hielten jedoch am altgermanischen Holzstoße fest. Im Elsaß ,. B. brachte man das Flammenopfer in Gestalt eines von der Höhe hinabrollenden brennenden Rades. Der Anblick muß ein sehr hübscher gewesen sein, denn er begeisterte Seb. Frank in seinemWeltbuche" zu dein Ausrufe, es sähe aus.als wenn die Sonne vom Himmel lies". Im Allgäu und Vorarlberg , auch in Tirol und Steiermark werden statt des Holzstoßes Strohkränze an sogenanntenJohannisstangen" befestigt. Ueber die brennenden Strohkränze springen die jungen Mädchen. Im Allgäu singen die jungen Burschen dabei: Liebsti, spring, Verdienst dir einen goldnen Rrng." Die Asche des Johannisfeuers aber wird auf die Felder, im Hause und im Stall verstreut, um dadurch den Feldern Fruchtbar« teil zu verleihen, das Haus vor Feuer, das Vieh aber vor Krank- heiten zu schützen. Auch die ehemaligen altgermanischen Flur­umzüge waren im Mittelalter am Johannistage noch überall im Schwange. So trug man z. B. in Soest dieHeiligen " und das Bild unsererFrauen zur Wiese" dengrünen Weg" inS Buchholz und von da bis zur Schwanenbrücke. Neben der jubelnden Verherrlichung der Sonne durch das Element des reinigenden Feuers tauchen am Tage der Sommer- fonnenwendfeier natürlich auch die Reste des uralten Seelen- und Dämoneuglaubens wieder auf. War es doch festgewurzelter alt- germanischer Glaube, daß zur Sommersonnenwendzeit Menschen. Pflanzen und Tiere übernatürliche Kräfte erhielten oder durch ent- sprechende Mittel erhalten konnten. Und die Nixen und Schratten, all die Erd-, Wasser- und Luftgcistcr, die in Wald- und Busch, in Feld und Hain ununterbrochen wisperten und raunten oder im Bach und Weiher murmelten und plauderten, die waren gerade zur Sommersonnenwendzcit bereit, dein Menschen, der sich jene durch irgendein Mittel dienstbar zu machen verstand, mit vollen Händen Gaben und Glück in den Schoß zu schütten. Und noch immer spukt der alte Johanniszauber durch die Lande. Wer Schätze heben, Geister bannen will, die Johannis- uacht ist die richtige Zeit dazu. Unzählig sind die Mittel, deren man sich in den verschiedensten Gegenden bedient, um von dem Johannis- zauber etwas abzubekommen. Ain weitesten verbreitet ist der Glaube an die Wundcrwirksamkeit des sogenannten Johanniskrautes. Dieses, in der Nacht zum 24. Juni gepflückt, wehrt allem Hexen- und Teufels- spuk. Die Büchse, mit ihm eingerieben, trifft stets. In den Schuh gelegt, schützt's vor Ermüdung. Auf irgend ein Dach geworfen. schützt es vor Feuer. Als Kranz in die Ställe gehängt, vor dem Biehsterben. Ins Portemonnaie gelegt'-- nützt's leidergar nichts 1 1 Neben dem Johanniskraut erfüllt der Hollunder eine ähnliche Aufgabe. Hollunder. am Johannistage gebrochen, zum Kranz ge- wunden und unters Kopfkissen gelegt, zeigt z. B. den jungen Mädchen im Traum ihren zukünftigen Mann. Im Unterinntale und anderen tirolischen Orten gilt er als Heilmittel gegen Krankheit. Man bäckt dort am Johannistage Hollunderkuchen. Im Westfälischen tritt die sogenanntefette Henne" an Stelle des sonst üblichen Johanniskrautes oder HollunderS. Eine besonders wichtige Rolle spielte in der Zeit der Sommer- fonnenwende Wasser und Tau. Bor dem Johannistage galt dagegen das Wasser, fließendes oder stehendes, als Feind des Menschen, den es zu verderben suchte. Es wurde erst dann un- gefährlich, wenn die Fluten eine Anzahl Menschenopfer gefordert hatten und der Wassergott damit versöhnt war. Darum war es im Mittelalter vielerorts direkt verboten, vor dem Johannistage im offenen Wasser oder Flusse zu baden oder zu schwimmen. Aber vom «orabende des Johannistages an wurde dies anders. Am Vorabend und am Johannistage selbst zu baden galt vielmehr als außer- ordentlich glückbringend. In Köln zogen daher am Vorabende des Johannistages die Frauen der Stadt im feierlichen Zuge hinab zum Rhein , um dort Gesicht. Hände und Füße im Strome zu baden. Die gleiche Sitte findet sich in den meisten Rheinstädten. In Stratzburg z. B. artete da» Rheinbaden der Frauen am Johannistage zu einem ungeheuren Skandal aus, so daß die in dieser Beziehung sonst sehr tolerante Kirche im Jahre 1534 in einem großen Erlasse gegen die Sitte donnerte und wetterte. Noch wirksamer als bloßes Wasser war dem Volksglauben noch der in der Johannisnacht gesammelie Tau. Ihm wurden unzahl, ge Heilkräfte angedichtet. Er heilte alle Krankheiten, besonders die der Augen und vor allem er ließ in die Zukunft sehen. Darum schmierten alle heiratswüttgen Mädchen in der Johannisnacht wie toll, um den so heiß ersehnten Zukünftigen zu erblicken._ '«erantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin. Druck u. Verlag: So spielt dre Sommersonnenwende im Leben der Landbevölkerung und die überkommenen Kultfeiern waren ja immer auf das engste mit der alleinigen Lebensmöglichkeit jener vergangenen Zeit, der Landwirtschaft, verknüpft gewesen, und im Leben aller Abergläubigen noch immer eine bedeutsame Rolle. Aber auch für die übrige Menschheit ist die Sommersonnenwende ein bedeutsamer Zeitabschnitt. Denn die Tage, die nun folgen, bringen den langsamen Niedergang und das Entbehren im Leben der Natur, das Entbehren des Lichtes und der Sonne, die nun von Monat zu Monat ihre Strahlen immer kürzer auf die Erde sendet. Und wie wenig Sonne ist im all« gemeinen der großen Masse der Menschheit unter den heutigen Ver« Hältnissen doch beschieden I Doch auch all diesen heutigen traurigen Menschheitsverhältnissen winkt eine neue größere Sonnenwende... der Anbruch einer neuen, großen und freien Zeit. Einer Zeit, in der alle Ketten springen und finsterer Menschenwahn vor den siegen« den Strahlen einer neuen Menschheitssonne wie Nebelfetze» verfliegen wird l_ A, Ade. Kleines Feuilleton. Kulturgeschichtliches. Die letzte Vollstreckung einer Hinrichtung durch den Scheiterhaufen in Preußen fand, wie die ZeitschristAlt-Berlin" mitteilt, am 28. Mai 1813 zu Berlin statt, Die Delinquenten, ein Mann und eine Frau, waren wegen Brand- stiftung in vielen Fällen, in Verbindung mit Diebstahl von der Kriminaldeputation des Königlichen Stadtgerichts zum Feuertod» verurteilt worden,daß sie zur Richtstätte zu schleifen und allda mit dem Feuer vom Leben zum Tode zu bringen sind", wie der Urteilsspruch sagt. Es war einer der größten Prozesse, die die preußische Justiz kennt; das Aktenmoterial umfaßt 325 starke Bände und wird im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin , Kloster» straße 76 aufbewahrt. Der Prozeßbericht beschwört die finstersten! Tage des Mittelalters wieder herauf. Die beiden Verurteilten wurden, von Berittenen eskortiert, durch die von allen Seiten zusammenströmende Volksmenge nach dem Richtplatze gefahren, zu dein man nicht den damals als Hochgericht benutzten Gartenplatz, sondern einen freien Platz an der Jungfernheide bei dem Vorwerk Wedding bestimmt hatte. Dort hatte der Scharstichter Krafst den Scheiterhaufen aufgebaut, einen hohen und breiten Holzstoß, aus dem oben zwei Pfähle herausragten, an die die Verurteilten ge» bunden werden sollten. Vom Kammergericht war der geheime Auftrag eingetroffen, daß der Scharfrichterzu instruieren sei, die Delinquenten vor Anzündung des Scheiterhaufens auf eine den Zuschauern unmerkliche Art zu erdrosseln," zu welchem Zweck zwei weite baumwollene Nachtmützen geliefert wurden. Der Scheiter« Haufen wurde ständig von der Polizei bewacht, um zu verhüten. daß er aus Mutwillen vorher angezündet wurde. Als die Ver» urteilten auf dem Richtplatze anlangten, mußten sie etwa 15V Schritt vor dem Scheiterhaufen absteigen und wurden auf ein flaches, mit einer Kuhhaut überzogenes Brettergestell, die söge- nannteSchleife" gebrackt, auf der sie von den Henkersknechten zum Scheiterhaufen geschleift wurden. Rauch und Flammen entzogen nun bald das Weitere den Blicken des Publikums. Technisches. Ueber 1000 Stationen für drahtlose Tele- graphie sind nach den Angaben des internationalen Bureau» der Telegraphischen Union, das seinen Sitz in Bern hat, jetzt vor« Händen, und diese Uebersicht, die immerhin bereits bis zum 15. März dieses Jahres reicht, ist noch nicht einmal vollständig. Es fehlen 'darin die Vereinigten Staaten, die dem Bureau keine Mitteilung gemacht haben, außerdem sämtliche zu militärischen Zwecken die- nenden Stationen. Die Gesamtzahl kann demnach nur geschätzt werden und soll sich ungefähr auf 18M belaufen. Von dieser Zahl sind fast 866 auf deutsche Arbeit zurückzuführen. Was nun die internationale Verbreitung der drahtlosen Telegraphie betrifft, so zeigen die amtlichen Angaben, die in einer Tabelle derMarine«. Rundschau" bekannt gemacht werden, eine recht ungleichmäßige Ver». teilung. Nach der Tabelle befindet sich England mit 311 Stationen an erster Stelle, an zweiter Deutschland mit 279, an dritter Frank- reich mit 167 Stationen. Dabei ist zu beachten, daß der größere Teil der Stationen auf Kriegsschiffe entfällt. Italien besitzt 33 Stationen, Holland 36, Schweden 27, Oesterreich 23, ebensoviel Bra- silien, Dänemark 21, Japan 17, Norwegen ebenfalls 17, Rußland 13 , Belgien 11, Chile 16, Spanien 7, Rumänien 6, Portugal 5. Dazu kommen noch einige Stationen in Westtndien, in Mexiko , in Uruguay und je 1 in Gibraltar und Malta . Nach den Angaben des Bureaus entfallen auf das deutsche System(Telefunkenj 327 Stationen. Selbst Marconi scheint mit seinem System praktisch weniger durchgedrungen zu sein, denn für dieses werden nur 233 Stationen verzeichnet. Das amerikanische System De Forest hat namentlich in den Vereinigten Staaten Annahme gefunden, ist aber auch in England und in Deutschland vertreten. Das englische System von Lodge hat nur 15 Stationen aufzuweisen, das fran- zösische von Rochefort nur 4. Die Japaner haben ihr eigenes System. Auffallend groß ist endlich die Gruppe mit der Bezeich­nungunbekannte oder verschiedene Systeme", unter die in der Tabelle nicht weniger als 398 Stationen fallen._ Vorwarrs Buchsruckerm u.Bert«L»aniiall Paul«uiger. Berlin tiW.