- 488- sichttgie Einschränkungen, wie z, B. die kindische Vorschrift, den Text auf 20 Worte zu beschränken, wurden schon damals als undurch- führbar erkannt. Wie man damals aber noch Bedenken suchte, wo keine vorlagen, geht aus dem Einwand des damaligen österreichischen Handelsminister Jgnaz von Plener hervor, daß die Post wohl sehr häufig in die Lage kommen werde, ehrenkränkende oder unsittliche oder wie immer beleidigende Mitteilungen an den Adressaten spe- dieren zu müssen, sobald sie sich des Rechtes begibt, derlei Korrespon- denzen zu unterdrücken, oder nicht ausdrücklich erklärt, für den Inhalt der Mitteilungen keine Verantwortlichkeit zu übernehmen. Unter diesem doch eigentlich selbstverständlichen Vorbehalt, der in einer besonderen Anmerkung auf der Rückseite zum Ausdruck kam, wurden die Karten vom 1. Oktober 1869 im inneren öfter- reichisch-ungarischen Verkehr in Umlauf gesetzt. In den ersten Monaten wurden sie wegen des Reizes der Neuheit viel gekauft, dann sank der Absatz und hob sich später nur langsam, so daß im ersten Jahre nur knapp 16 Millionen Stück abgesetzt werden konnten. Eine weitgehende Popularisierung erfuhr die Postkarte erst,_ als Stephan, der inzwischen Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes geworden war, am 25. Juni 1876 im norddeutschen Post- gebiet die Postkarte zur Einführung brachte, die gleich am ersten Tage in der Höhe von 45 666 Stück gekauft wurde, obwohl sie einen Silbergroschen, also fast dreimal soviel kostete wie in Oesterreich- Ungarn . Gleichzeitig hatten auch die süddeutschen Staaten mit selbständiger Post die Karte zur Einführung gebracht, für die im Ortsverkehr in Bayern und Württemberg der billige Preis von nur einem Kreuzer festgesetzt wurde. Wenige Wochen darauf brach der deutsch -französische Krieg aus, der der deutschen Postkarte eine ungeheure Verbreitung verschaffte, weil die Verwaltungen Porto- freiheit für zwei verschiedene Arten von Feldpostkarten, für Sen- düngen an die mobile Armee und von Kombattanten nach Haus« be- willigten, die in vielen Millionen Stück im Laufe des Krieges benutzt wurden. Schon am 1. Oktober 1876 folgte England mit seiner?ost- Csrck dem österreichischen und deutschen Vorgange, in schneller Reihenfolge schloffen sich die anderen Länder an, nur zögernd Italien , und als letztes der größeren Kulturstaaten 1879 auch Frank- reich, das zur Zeit der Belagerung von Paris sogar eine Luftschiff- karte mit der Aufschrift„par dallon monte" besessen, sie nach der Einnahme der Hauptstadt aber wieder abgeschafft hatte, ohne der auf gut Glück durch unbemannte Ballons hinausspedierten Karte die eigentlich selbstverständliche Nachfolgerin zu geben. Frankreich ist auch dasjenige Land, das am längsten an einem hohen Post- kartenporto festgehalten hat, und noch heute entbehrt die Postkarte dort der großen Beliebtheit, die sie anderswo wie im Fluge er- rungen hatte. Die postalisch-technischen Schönheitsfehler, die der Postkarte bei ihrer Geburt anhafteten, sind im Laufe der Jahre so ziemlich durch- wegs geschwunden. Die Einführung der Weltpostkarte, der Post- karten mit Rückantwort, der Bücherbestellkarten mit Drucksachen- Porto sind nur einzelne Etappen auf dem vierzigjährigen Wege bis zur Gegenwart. Im Jahre 1967 belief sich der Postkartenverkehr in Oesterreich auf 486 Millionen Stück, von denen 76 Proz. auf den inneren Verkehr entfielen. In Deutschland ist die Gesamtleistung der Post an beförderten Karten selbstverständlich noch viel höher. Sie belief sich im Jahre 1968 auf 1623 Millionen Stück, darunter 5b Millionen Stück, die aus den deutschen Schutzgebieten kamen, und 56 Millionen, die dorthin gingen, während 35)4 Millionen im Durchgangsverkehr behandelt wurden. Dank der menschlichen Inkorrektheit und Vergeßlichkeit ist die Postkarte die Art von Briefsendungen, bei der ohne Schuld der Ver- waltung am häufigsten der Fall der Unbestellbarkeit eintritt. Bald ist die Adresse falsch oder unleserlich geschrieben, wobei die Karte günstigenfalls an den Absender zurückgelangt, bald kann die unbestellbare Karte auch an den Absender nicht mehr zurückgeleitet werden, weil er seinen Namen und Wohnort nicht angegeben hat. Endlich kommt, namentlich bei den Ansichtspostkarten, der häufige Fall vor, daß der Schreibende überhaupt vergißt, die Adresse und seine genaue Bezeichnung darauf zu schreiben. Aus diesen und ähn- lichen Gründen fallen in Deutschland alljährlich mehr als 1)4 Mil- lionen Postkarten der Vernichtung anHeim, ein Los, das aber immer- hin nur jede tausendste Postkarte ereilt. Sckacb. Unter Leitung von S. A l a p i n. Schachnachrichteu. Im Meisterturnier des Hamburger inter - nationalen Schachkongresses(Juli-Augnst 1916) werden voraus- sichtlich 18 Meister teilnehmen, die wir nachstehend in der Reihen- folge ihrer praktischen Spielstärke snach unsrer Schätzung) nennen: 1, 2 und 3— Tarrasch, Rubinstein, Schlechter; 4, 5 und 6— DuraS, Teichmann, Spielmann i 7, 3, 9— Leonhardt, Marshall, Capablanca ; 10, 11, 12, 13— Tartakower, Janowski, Salwe, Forgacs; 14,15— John, Niemzowitsch; 16, 17 und 18— Köbulein, Speyer . JateS. Die Numerierung ist natürlich keineswegs absolut aufzufassen, denn die Frage der jeweiligen Disposition der Spieler läßt sich nie genau prophezeien. Es könnten auch inzwischen die einen Fortschritte und die anderen Rückichritte gemacht haben, während die obige Gruppeneinleilung nicht einmal ganz objektiv auf t a t s ä ch- lichen Erfolgen basiert ist, sondern vielmehr auf einer subjektiven Schwankungen unter- sich hier merkwürdiger Zerstreutheit. Unklar Dieser junge Amerikaner, Schätzung derOualitätderbiShergeliefertenPartien. Andererseits ist z. B. JateS eine ganz unbekannte Größe, während der Spielthvus von Niemzowitsch und auch teilweise von Spielmann, Marshall, Tartakower, Janowski und ForgacS sehr kapriziös und unberechenbaren lvorfen ist. Höchste Genialität paart Weise zmveilen mit unbegreiflicher ist auch, wie Capablanca abschneiden wird. der noch nie mit europäischen Meistern sich gemessen hatte, hat in einem Wettkampse einen Marshall entscheidend geschlagen. Auch die Reihen- folge in der ersten Gruppe ist unserer subjektiven Schätzung der Qualität zuzuschreiben. Objektiv genommen, nach den letzten Er- gebnissen sollte es vielmehr heißen: Schlechter(hat mit Em. Lasker einen Match von 16 Partien erst kürzlich Remis gemacht), Rubin- stein(hat mit E m. L a s k e r in St. Petersburg 1969 den ersten Preis geteilt, nachdem er seinen Rivalen in der Turnierpartie gar geschlagen hat). Tarrasch(hat 1968 gegen Lasker einen Wettkampf mit ö'/a zu lö'/a verloren). Jedoch steht die Qualität der Lasker- Schlechter-Partien der zwischen Lasker und Tarrosch bedeutend nach. Jedenfalls ist R u b i n st e i n beiden Kollegen der gefährlichste Kon- kurrent. In seinem Spicltypus liegt eine glückliche Mischung von klarer Nüchternheit und Bescheidenheit mit schwungvoller Phantasie. Seine Variantenkenntnisse sind sehr beachtenswert; auch in bezug auf Jugendfrische und Elastizität des Geistes ist er seinen Rivalen überlegen. Es ist zu bedauern, daß Dr. Em. Lasker(der Weltmeister), der südamerikanische Engagements zu erledigen hat, an der bevor- stehenden großen Messung nicht teilnehmen kann. Von den ersten 8 Partien des Wertkampfes Fahrni-Spiel- mann in München haben Fahrni 4Vz. Spielmann nur 3'/, Zähler erreicht. Nach diesem Erfolge war Fahrni sicherlich berechtigt, zum Hamburger Turnier zugelassen zu werden. Jedoch wir hatten schon bei unserer ersten Nachricht über das Hamburger Turnier be« merkt, daß in den Veranstaltungen des Deutschen Schachbundes die Frage der Zulassung leider eine Frage guter Beziehungen zur Bundesverwaltung ist. Dies ist z. B. auch ein Grund, weshalb der Leiter dieser Schachspalte es vorgezogen hat, zum Hamburger Turnier sich nicht einmal zu melden. Endspielstudie von Prof. Reif. �Wr mm ü Äi M. M..... M b o d e f g Weiß zieht und gewinnt. Französische Partie. (In Salzburg diesen Juni im Massenwettkampse zweier Klubs ge- spielt.) H. Gutmann Th. Rümelin Weiß Schwarz 1.«2— 64 e7— e6 2. 62—64 67—65 3. e4— e5?...... An dieser Stelle ist dieser Vorstoß noch minderwertiger als nach 3. So3 , Sf6. Am besten ist 3.«X6SI 3....... c7— c5 4. c2— o3 1)68— b«I Fistelt den Del an seinen Platz wegen deS Lb2. 5. Sgl— 13...... Bei 5. 14, Sc6; 6, 813, Ld7I; 7. Le2, ShC kann Weiß die Drohung 815 nicht gut parieren. 5....... Sb8— 06 6. Dkl— 63 Lc8— 671 E r st j e tz t ist 864 bedroht. ,. B.: S...... cX64; 7. cXd4, 8X64?; 8. 3X64, 1)Xd4; 9. Ddfö mit Damen- gewinn. 7. 64X°S...... Auch bei 6. Lc2, 0X64: 7. oXd4, 8b4! tc. steht Schwarz bester. 7....... Lf8Xc5 8. b2— b4 Lo5— 67! Schlecht wäre 8...... LXISf?; 9. Ke2 und Weiß gewinnt mit IN eine Figur. 9. 6-6 17—16 10. V61— 6» f6Xe5 11. S13Xe5 Sc6Xe5 12. De2Xe5 Le7— 16 13. DeS— b5f g7— g6 14. Dh5— 13 L16— g7 16. Lei— g5 Sg8— 16! 16. LgSXIÖ 0—0 17. Sbl— 62...... Auch andere Züge nutzen nicht viel Schwarz steht bedeutend bester. 17. 18. 1,63—02 19. Tal— 61 20. Lo2— 63 21. 1)13— gg? 22. 862— b3 23. T61X63 24. Dg3Xd3 25. Kgl— hl 26. Dd3— e2 27. De2Xe4 28. g2— g3 29. Sb8— 64 30. S64Xe6? Ausgegeben, denn folgt 31...... Tdlf 20. Lg7X16 Ta8— 08 To8Xc3 168—64 L67-b5 Lb5X63 Tc3X63 L64Xt2t Db6Xb4 Db4-— e4 65Xe4 64—63 TIS— 68 63—62! aus 31. Tdl Perantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchixulterei u.Verlagsanstatt Paul SmgerslEo..BertmL>V.
Ausgabe
27 (25.6.1910) 122
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