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bie wegen Füllung der Gefäße ihrem ursprünglichen Zwed nicht| Hut und Mantel in bas pathologische Institut zu seinen Kollegen mehr dienen können.

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Cohnheim und Weigert eilte, um ihnen von der neuartigen Ent Es ist hier nicht der Drt, alle Gurkenarten aufzuzählen, die auf deckung Kochs Mitteilung zu machen. Von dieser Seite aus wurde den Markt kommen, erwähnt sei nur, daß man die lang gestreckten Koch auch weiter erfolgreich unterstützt. Darauf begab er sich nach und schwach gekrümmten, die höcerigen und glatten, grünen, weiß Berlin , um dem hier wirkenden Altmeister der medizinischen For lichen oder gelben Früchte in Land- und Treibgurfen unterscheidet. schung, Rudolf Virchow , seine Ergebnisse zu übermitteln. So sehr Von letteren fei Rochfords Treibgurte genannt, die der Berliner er in Breslau durch seine überzeugenden Experimentalunter Gemüse und Herrschaftsgärtner vor allen anderen den Vorzug gibt suchungen die Fachgenossen überrascht hatte, so wenig ließ sich der und welche daher in Berlins Umgebung besonders kultiviert wird. übersteptische Birchow von der Richtigkeit der Forschungen des un Wie auf allen Gebieten erscheinen auch auf dem der Gurken- bekannten, jungen Kreisarztes überzeugen und entließ ihn, ohne das treiberei alljährlich Neuheiten. Als solche seien beispielsweise erwähnt geringste Interesse oder Entgegenkommen gezeigt zu haben. Das die Treibgurke Beste von allen", eine Gewächshaus- und Mistbeet- Verhältnis der beiden Männer wurde hierdurch auch für spätere frucht, die einen halben Meter lang und länger wird, schlanke Form Beiten entscheidend bestimmt; Virchow wollte auch nachher seinen und zartes Fleisch von feinstem Aroma besigt. Die Erfurter Fehler nicht einsehen und dem Begründer der Bakteriologie, einer Ausstellungsgurte" ist ternlos, wird noch um die Hälfte länger als Wissenschaft, die sich absolut frei von seinem Einfluß entwidelt jene und erreicht das stattliche Gewicht von 3 Kilo! Eine Merk hatte, keine Zugeständnisse machen. Es folgten dann Schlag auf würdigkeit in jeder Hinsicht, nämlich in Form, Farbe und Zeichnung Schlag die großen Entdeckungen Kochs , seine bedeutende Arbeit is die indische Riesen- Neggurke". Ihre kastanienbraune Schale über die Erreger der Wundinfektionskrankheiten, dann die Ent ist mit einer reizenden negartigen Zeichnung versehen und die deckung des Kulturverfahrens zur Züchtung von Bakterien, vermöge bis 40 Zentimeter langen Früchte tönnen ein Gewicht von 4 Kilo dessen man imstande war, die einzelnen Arten gut zu isolieren. erreichen! Noch war inzwischen nach Berlin berufen worden. Trotz allem Die unreifen Früchte, die im Orient wohlschmeckender sind und war hier Virchows Einfluß so groß, daß Koch, als er im Jahre daselbst roh als Speise dienen, werden bei uns in mancherlei Weise 1882 seine bedeutendste Entdeckung, die Auffindung des Tuberkel­eingemacht( Eisig, Pfeffer, Bucker, Wasser- und Salzgurken), bazillus, veröffentlichte, sich veranlaßt sah, diese Entdeckung in der oder als Salat zubereitet, der unbegreiflicherweise in manchen Berliner physiologischen Gesellschaft, die unter der Aegide des weit­Küchen noch immer nach alter Manier vor dem Mischen blickenden Emil Du Bois- Reymond stand, mitzuteilen, und nicht in stundenlang mit Salz untermengt stehen bleibt, wobei der Berliner medizinischen Gesellschaft, die von Virchow und seinen er ausgelaugt und unverdaulich wird, während er doch Schülern beherrscht war. Es ist bekannt genug und gerade anläß­mit Eisig. Del und Sahne, etwas Zucker und einer Prise lich des Todes des großen Bakteriologen hinreichend erörtert worden, Salz gut gemischt sofort serviert werden soll. Kleine, unreife in wie rapider Weise sich die Bakteriologie seitdem und seit den Gurken benußt man zu Migpickles, wie sie ferner einen Bestandteil Entdeckungen des großen französischen Bakteriologen Pasteur aus­der Achia( Atschia, Atscher) bilden, einer in den Handel kommenden gebreitet und die moderne Medizin in maßgebender Weise beein­Leckerei, die aus Bambussproffen und verschiedenen in Essig und flußt hat. Uebrigens ist auch Basteur später mit Koch in Meinungs­Pfeffer eingelegten Früchten, Wurzeln und Melonenschnitten besteht. verschiedenheiten geraten, die auch diese beiden Männer ausein­Bei uns hat man diesen Mischmasch nachgemacht und ihm auch den andergeführt haben. selben Namen verliehen, da solche Sachen bekanntlich um so begehrter Literarisches. find, je fremdländischer ihr Name flingt. Saft und Samen der Gurte bildeten lange Zeit ein Hausmittelchen gegen mancherlei Krankheiten, wie man die Frucht heute noch als fühlendes Mittel gegen Kopf- und Nervenschmerzen verwendet. Gurkenferne werden von Zuckerbädern geschält und als sogenannte Spänchen zur Ver­zierung mancherlei Gebäde benutzt, besonders dient hierzu, des füßeren Geschmacks wegen, nicht mehr feimfähige, d. i. ältere Ware.

Kleines feuilleton.

Virchow und Robert Koch . Es gehört nicht zu den Selten­heiten, daß hervorragende Männer, die auf demselben oder einem nahe verwandten Arbeitsgebiet tätig waren, dauernd in offener Fehde miteinander lagen. Das Verhältnis zwischen Virchow und Robert Koch , zweien der bedeutendsten medizinischen Forscher aller Beiten, ist nie ein einigermaßen freundschaftliches geworden. Das hat seinen Grund in der absolut abweisenden Stellung, die Virchow von Anfang an gegenüber den neuartigen Forschungsergebnissen des jungen Wollsteiner Kreisarztes eingenommen hatte, und die er auch später nie recht aufzugeben vermochte. Virchow war der be­deutendste Vertreter der pathologischen Anatomie, er hatte als erster gezeigt, daß für alle Krankheiten gewisse Veränderungen der einzelnen Körperzellen maßgebend sind, er hatte die anatomische Grundlage der Krankheitsbilder geschaffen und auf Grund seiner umfassenden Studien die einzelnen Krankheiten genau hinsichtlich des Verhaltens der dabei betroffenen Zellen charakterisiert. Dies gilt namentlich auch für die Tuberkulose. Seit Virchows anato­mischen Studien wußte man genau, welche mikroskopischen Ver­änderungen regelmäßig mit dem Bild der Tuberkulose einher­gehen. Um einen frankhaften Prozeß als tuberkulösen zu charat­terisieren, bedurfte es deshalb nicht mehr des Nachweises der Tuberkelbazillen. Trotzdem war es natürlich eine ganz hervor­ragende Tat, als es Koch endlich gelungen war, die Ursache der tuberkulösen Veränderungen ausfindig zu machen, den Tuberkel­bazillus einwandfrei als den Erreger der Tuberkulose zu bestimmen. Es lag also eine gewisse Gegensäßlichkeit in den Forschungen Bir chows und denen des jüngeren Koch. Dennoch war es eines Virchows nicht würdig, seinen schroff abweisenden Standpunkt auch später angesichts der unzweifelhaften Ergebnisse der Bakteriologie kaum wesentlich eingeschränkt zu haben. Man muß es dahin gestellt sein lassen, wie weit hier rein persönliche Motive im Spiele waren, die Virchow bekanntermaßen nicht gern eine einmal verfochtene Anschauung zurücknehmen ließen und die ihn auch bei späteren Gelegenheiten kompromittierten, so in seinem absolut unhaltbaren Standpunkt, den er dauernd anthropologischen Forschern gegen über einnahm.

Wahnsinnige Herrscher. Es gilt in der praktischen Medizin mit Recht als ungehörig, die Kranken ohne persönliche Untersuchung zu behandeln oder aus der Ferne briefliche Diag nofen zu stellen. Angeblich verstößt das wider die Standesehre, mit der die Aerzte neuerdings behaftet sind und die um deswillen ein furioses Ding ist, weil sie aus dem allereinseitigsten Klasseninteresse konstruiert wurde. In der Tat scheint die Diagnose aus der Ferne nur dann ungehörig zu sein, wenn sie einem am Ort befindlichen Kollegen die Gelegenheit zur Anmessung der Tare wegschnappt. Eine unerbetene und darum aufdringliche Diagnose an Verstorbenen oder Ausländern, die der Tage entrückt sind, oder gar an Schau­spielfiguren erregt dagegen nur wohlwollende wissenschaftliche Auf­merksamkeit. So wurde es Mode, daß Aerzte( und in ihrem Ge­folge auch Kriminalisten) mit geschwungenem Shylockmesser in die schöne Litteratur einbrachen, um uns berühmte Autoren und ihre Werke als zerfekte Kadaver vor die Füße zu werfen, auf daß wir erkennen könnten, wie pathologischen Ob- und Subjekten unsre Anteilnahme bisher gegolten. Einer ging so weit, dem Strindberg unaufgefordert aus seinen Schriften zu attestieren, er sei tat­sächlich nicht richtig im Kopf. Er trumpft ordentlich auf: eine solche Beurteilung gehöre nicht sowohl zum Ressort des litte rarischen Kritikers und des Psychologen, als zu dem des Psy­chiaters von Fach".

Der Ruhm aller dieser sonderbaren Bamphletisten hat auch einen Professor P. J. Kowalewskij nicht schlafen lassen. Also machte er sich über einige Könige her und diagnostizierte, daß sich bie Balfen bogen. Er nennt sein Buch: Wahnsinnige als herrscher und Führer der Völker( aus der 6. russischen Auflage, überf. v. W. Hendel, bei Otto Gmelin in München ). Daß unter den Herrschern verhältnismäßig viel Geisteskrankheiten vor­fommen, ist bekannt und wird auf den beschränkten Kreis der eben­bürtigen Beischlafsmöglichkeit zurückgeführt. Auch den zweiten Ludwig von Bayern können wir als Jrrenhäusler anerkennen, da hieran bei seinen Lebzeiten fein Sachverständiger zweifelte, doch find das olle Kamellen, die der Verfasser aus den Gutachten bloß abzuschreiben braucht. Beim dritten Peter und ersten Paul von Rußland muß er sich schon auf Geschichtsdokumente stüßen, die höchstens einem sächsischen Psychiater imponieren würden, wenn es sich von neuem darum handelte, Luise von Koburg in die Gummi­zelle zu sperren. Wenn der Verfasser uns dann aber Nebukadnezar von Babylonien und Saul von Israel unter Abbrud reichlichen Bibeltertes als flinischen Fall dressiert vorführt, so lachen selbst die Hühner. Bielleicht wollte er aber mit seiner Aftergelahrtheit gar nicht sich selber, sondern das Königtum als solches bloßstellen. Dann weiß er eben noch nicht, daß die Person gleichgiltig und das System die Hauptsache ist. In Rußland aber gibt es noch Groß­fürsten die gute Menge, die fähg find, dem Volf in bester Geistes gesundheit auf dem Bauch herumzutrampeln, wie einst der Zimmermanns- Bar. Und war es deshalb nötig, den Juden ihren schönen Nationalheros zu berefeln? A. K

Als Koch im Jahre 1876 seine ersten bakteriologischen Arbeiten, feine Erforschungen über den Milzbrandbazillus die zu völlig neuen Ergebnissen geführt hatten, seinem Freund und Lehrer, dem Bres­Lauer Pflarzenphysiologen Ferdinand Cohn , persönlich mitteilte, war bessen, leberraschung und Bewunderung so groß, daß er ohne Verantw. Fedakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdruderet u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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