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spüren fonnte, an das er rührte. Soll das ein Zeichen Deiner feinen Veranlagung sein, daß Du stirbst, wenn Du den Rock ab wirfft?" Natürlich", sagte der Dorsch.
der winzigen Blüthen von dem Blute jener Helden her, die dereinst auf der Heide erschlagen und in den Hünengräbern beigesezt wurden. Die Ruhe dieser alten Kämpen foll man nicht stören. Schon bei uns werden ansehnliche Waldflächen von diesem Pflänzchen bedeckt. Manchen Gegenden aber, z. B. dem norddeutschen Tieflande, verleiht es durch sein geselliges Auftreten ein besonderes Gepräge. Und wahrlich, wenig Pflanzen gibt es, die so aus, schließlich den Boden einer Lofalität für sich in Anspruch genommen hätten, so vollständig die Alleinherrschaft über ihn behaupten, wie unser fleines Heidekraut. Es zieht sich gesellig von den Nieder landen , man tönnte wohl sagen von den Gandaros des spanischen Galizien bis an den westlichen Abfall des Ural . Jenseits diefes europäisch asiatischen Scheidegebirges verschwindet es au gleich mit der Eiche. δας In Deutschland allein bedeckt Kraut an 500 Gebiertmeilen und ist für das norddeutsche Tiefland fo charakteristisch geworden, daß man große, steppenartige, nur mit dieser Pflanze bedeckte Fächen furzweg Heiden" nennt. so z. B. die Lüneburger Heide . Die Pflanze ist in ihrer gesamten Eigentümlich feit nur auf die Landstriche an der Nord- und Ostsee beschränkt. na, Du bist es, mein guter Sandwurm," Zwar machen auch auf anderen Gebieten, z. B. an der Küste der
Dann bin ich überaus glücklich, daß ich nicht fein veranlagt bin, sagte der Hummer. Einen ähnlichen Unsinn habe ich noch niemals gehört. Alles in allem bist Du ja ein ebenso großer Narr, wie das Meerschwein."
Wir verstehen einander gewiß nicht," sagte der Dorsch. Aber daran liegt ja an und für sich nichts Merkwürdiges. Leute verschiedenen Standes müssen überhaupt nicht zusammen schwaßen, abgesehen vom Allernotwendigsten. Die Tieferstehenden können es selten vertragen; sie werden eingebildet und naseweis."
,, hat man schon so etwas gehört?" sagte der Hummer. Adieu," sagte der Dorsch, vollführte einen gewaltigen Schlag mit dem Schwanz und war im selben Augenblick verschwunden. ,, Gott mag wissen, was er sich einbildet," sagte der alte Hummer.
Ja, ja," ließ sich der Sandwurm vernehmen. ,, Wer ist das?
sagte der Hummer.
" Ja, so ist es," sagte der Bierer.
Wie geht es Dir?"
" Ach ja," erwiderte der Sandwurm, ich fann wirklich nicht Hagen . Sand gibt es ja immer genug, und wenn man das Ganze frißt, so müßt es doch sonderbar zugehen, wenn nicht ein bißchen für den Darm darunter wäre. Es ärgert mich nur so, daß ich meine hintere Hälfte verloren habe."
.Gott behüte," sagte der Hummer.„ Du armes Tier. Ich vertrag' es nicht, von dergleichen zu hören, solange ich weich bin. Was machst Du denn ohne Hinterteil?"
„ Ja man schlägt sich durch, so gut man kann," sagte der Sandwurm.
Wie ist das zugegangen?" fragte der Hummer. Was weiß ich davon," entgegnete der Pierer." Ein armer Kerl, wie ich, muß die Dinge hinnehmen, wie sie kommen, und muß froh sein, daß man's Leben behält. Könnt' ich nur meine Hälfte finden!"
Was in aller Welt willst Du damit?" bemerkte der Hummer. Jösses, ich will natürlich wieder mit ihr zusammenwachsen," antwortete der Sandwurm. Was denn sonst?" Kannst Du das?"
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" Ja, natürlich kann ich das. Wenn ich sie nicht ausfindig mache, muß ich mich daran geben, eine neue wachsen zu lassen. Aber das dauert selbstverständlich länger. Mit der alten wär' es ja leichter."
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Merkwürdig, merkwürdig," sagte der Summer." Ich habe wohl gehört, daß man ein Bein oder ein Fühlhorn einbüßen kann, und daß das dann wieder wächst, aber die ganze hintere Hälfte?" " Ja," fiel der Sandwurm ein, und doch ist es so. Na, man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Rann ja sein, daß ich sie finde.
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Oder vielleicht auch eine andere." Was sagst Du?" " Ich sage, ich kann ja Glück haben und ein anderes Hinterteil finden," erklärte der Sandwurm. Es ist doch gar nicht unwahr scheinlich, daß ein anderer Sandwurm dasselbe Unglück gehabt hat, wie ich. Unser find wahrlich viele, und arme Wesen sind wir alle." „ Aber Gott mög' fich erbarmen," sagte darauf der Hummer. Wenn Du auch eine fremde Hinterhälfte findest was kann sie Dir nüßen?" 3, ich kann doch mit ihr zusammenwachsen," sagte der Sandwurm. Was sollte dem im Wege stehen?"
( Schluß folgt.)
Erika.
Bon C. Schenkling.
Provence , die Erifen einen Hauptbestandteil der Vegetation ans, aber das Bild der Gesamtheit ist doch ein ganz anderes.
Der Boden, den die Heide bedeckt und den sie erst hat bilden helfen, ist der dürftigste der Welt. Darum gehört die Gattung der Heidegewächse mit ihren meisten Arten der trockenen Zone Südafrikas an, wo beispielsweise im Kaplande an 2-300 Spezies ihre höchfte Bracht und lleppigkeit bei staunenerregender Mannigfaltigkeit entfalten.
So wenig einladend und so einförmig die Heide auch ist,' bildet sie dennoch ein wohltätiges Element im Landschaftsbilde, denn ohne ihre Fähigkeit, den magersten Sandboden zu bewohnen, würde dieser alle Schrecken einer trostlosen Sandwüste bieten. Das Heidekraut mildert dies wie fein anderes Gewächs unserer Breiten und gibt einer Menge von Pflanzen Gelegenheit, sich unter ihrem Schuze anzusiedeln und zu gedeihen. Mit diesen Ansiedlern verbunden, erzeugt fie nach längeren Zeiträumen auch eine Humusdecke. Die Heide fräuter haben sich mithin das große Verdienst in der Geschichte der Kultur erworben, die ödesten und unfruchtbarsten Ländereien kolonisiert oder wenigstens doch einigermaßen bewohnbar gemacht zu haben. Das hat eine zweite Wohltat im Ge folge. Wo nämlich die Heide vom Wasser in der Weise überflutet werden kann, daß es zwar nicht Seen bildet, aber doch am Abfließen verhindert ist, da bringen Heide und Wasser das Moor zustande. Also auch in diesem Sinne wird das Heidetraut zu einem Wohltäter der Menschheit. Bedenkt man weiter, daß die Pflanze den kalten Norden, Jsland, Skandinavien , Rußland , Sibirien auf ähnliche Weise kolonisiert hat, so verdient fie eben allgemeine Beachtung.
Das Erika des Volkes ist die Calluna des Botanikers, die den deutschen Namen Besenheide führt. Nur da, wo der Boden moorartig fumpfig ist, entwidelt sich die echte Erika, die Sumpfglockenheide. Wenn diese Art auch am Mittelrhein, in den Küstenprovinzen in der Provinz Sachsen gefunden wird, so ist sie doch weit seltener bis hinauf nach Danzig , im Brandenburgischen, im Königreich wie als Calluna . Und der von uns gepflückte oder gekaufte Erikastrauß besteht lediglich aus Stempeln und Zweigen der Besenheide. Davon bilden die in zwei Reihen angeordneten Blütchen eine einseitsfann sich übrigens jedermann leicht überzeugen: bei Calluna wendige Traube, bei Erika stehen die Blütchen in einem endständigen Köpfchen; auch hier sind die Blättchen mit steifen Wimperhärchen besezt, die dort fehlen. Sehr selten, und mir an vereinzelten Stellen des Rheinlandes tommit die graue Heide bor. Dagegen hat die vierte Art, die fleischrote Gloden. heide, wieder eine weitere Berbreitung. Sie ist es, die in den Alpen ausgedehnte der Morgen- und Mittagsonne zugängliche Geröll halden und Felsbänder mit einem dichten Teppich überzieht und diese in Borberge des majestätischen Gebirgszuges anfangs April mit den bollen Trauben der im Herbst des Vorjahres angesezten Blüten im prächtigsten Karminrot erstrahlen laßt. Diese Art läßt sich aus der alpinen Region bis hinab zu den niederen Höhen am Rande des Wiener Beckens, bis zu den Ufern des Gardasees nnd gar bis zur Küste der Adria verfolgen, woselbst sie durch die stattliche Baumbeide, die ihren Namen durch ihre Größe vollkommen rechtfertigt, abgelöst wird.
Bahllose Herbstmahnungen ringsumher erfüllen uns mit den betrübenden Borahmmgen des Scheidens und doch gewährt auch die Zeit, in der wir just leben, eine reiche Fülle der anregendsten Naturbetrachtungen. Nicht wenige Menschen gibt es, für die der Herbst ungleich größere Reize birgt als selbst der Frühling. Und in der Tat, wenn ein kühler Lufthauch wohltätig frisch uns durch schauert, wenn die Landschaft in schön kristalflarer Bläue in so bunten Farben wie zu feiner Zeit vor uns liegt, wenn der fliegende Sommer" uns malerisch umschwebt, wenn der wundervoll blaue Himmel uns die lieblichsten Schäfchen zeigt, dann dünft uns der Altweibersommer" wunderschön.
Mit Riesenschritten geht die Pflanzenwelt ihrem Schlaf entgegen; nur verhältnismäßig wenig Neuerscheinungen kommen noch zur Geltung. Indessen blühen noch zahlreiche Blumen, Sie blauen Gentianen, die bunten Astern, die Herbstzeitlose und mit ihnen viele unscheinbare Blümchen, Habichtskräuter, Wermut, Beifuß, Nachtschatten u. a. m., und das ergibt immerhin eine reiche Farbenpracht. Die Waldwiese aber und die Waldränder erscheinen jetzt im lieblichsten Rot: viel tausend Sträuchlein der Erika haben ihre Blütchen geöffnet und verleihen Wald und Heide den herrlichsten Schmud. Dem deutschen Bollsglauben zufolge rührt die rote Farbe
Während in unseren Wäldern das Heidekraut zivei Spannen hoch wird erreicht es im norddeutschen Tieflande eine Höhe bis zu 1 Meter. Trotz ihres beſenartigen Habitus hat die Pflanze ein gefälliges Aeußere. Nur spärlich sind Stempel und Aeste mit feinen und zarten Blättchen bedeckt. Aus dem graubraunen Gezweig schauen die zierlichen, lilarosigen zu Aehrenbündeln geordneten Blütengloden hervor. Die Deffnung der Blütchen ist stets nach einer Seite und zugleich schräg abwärts gerichtet, welche Stellung für die Erhaltung der Pflanze von größter Bedeutung ist. Die Entwicklung der Blüten beginnt an der Spize des Zweiges und schreitet nach unten vor. Gleichzeitig mit dem Deffnen der Krone tommt die Narbe in Sicht, indem sie von dem sich verlängernden Griffel über den Blütensaum hinaus geschoben wird. Die um den Griffel gruppierten Staubgefäße find währenddessen noch in der Blüte verborgen. Das nach Honig suchende Bienlein muß die hervorstehende Narbe notwendig streifen, wenn es zu dem auf dem Blütengrund liegenden Nektar gelangen will. Hatte es auvor nun andere Erikoblüten besucht, so wird ein