Mahlzeit einwickelnd.»Futtert mal ruhig zu Ende, Leute! mit 'nem leeren Magen kriegt Ihr die Seekrankheit 1" Der Ingenieur gab sich Mühe, seiner Mannschaft Mut zu machen, denn es war das erste Mal, dah aus dem allerdings oft geübten Manöver jetzt Ernst werden sollte. Jedem der Leute gönnte er noch ein freundliches Wort, dann ertönte das Kommando:.Einsteigen!" Flink kletterten sie hinein: jeder in seinen Sitz. Die Mannschaft sah in ihrer hellen, der Farbe des Fliegers angepaßten Uniform wie mit der Maschine verwachsen aus. Die Schützen nahmen die Gewehre aus den Schlingen, legten die geladene und gesicherte Waffe quer vor sich über den Rahmen. Der noch warme Motor sprang bei einer Verschiebung der Zündung von selbst an, und langsam, fast geräuschlos drehte sich die Schraube. Mit knappen Worten entwickelte der Führer seinen Leuten den Angriffsplan:»Wir fahren ab, sobald das feindliche Schiff unsere Grenze passiert, und suchen es von hinten zu fassen, dainit die Rllckzugslinie abgeschnitten wird. Geschossen wird auf mein Kommando. Zielt vorerst auf die Gondel. Und nun ruhig bleiben und nicht zur Erde sehen I* Lautlos saßen die vier. Von dem Luftschiff war noch nichts zu sehen, da die hohe Böschung den Aus- blick veiwehrte. Tiefe Ruhe, kaum das Zirpen der Insekten war vernehmbar; nur das leise Weben des Waldes säuselte sanft herüber. Jetzt schob sich die Spitze des Schiffes über die Böschung. Nach einigen Sekunden zeigte sich der feindliche Kreuzer in seiner ganzen Länge. Deutlich hörte man nun auch das Surren seiner Schrauben. In 1200 Meter Höhe kam das 80 Meter lange Schiff in schneller Fahrt näher, und jetzt schwebte es über der Chaussee.Achtung I" erscholl das Kommando. Die Mannschaft hielt sich fest, der Führer faßte den Zündungskabel und mit scharfem Sausen drehte sich die Schraube, eine Staubwolke aufwirbelnd. Eine zweite Drehung, zugleich die Bremse lösend, und wie mit einem Sprunge stürzte der Flieger vor- wärts und jagte mit knatterndem Getöse gegen öl) Meter voran. Nun ein Ruck am Höhensteuer und frei erhob sich der Eindecker in die Lüfte. Erde und Wald verschwanden, das Knattern und Sausen verstummte fast, sobald man 100 Meter über dem Erdboden war. Zuerst entfernte sich die Fahrt von dem Ballon. Etlva 1000 Meter weit in schiefer Ebene immer höher. Jetzt eine Schwenkung und man bekam den Kreuzer zu Gesicht. Der Flieger war jetzt 400 Meter hoch und jagte, immer noch steigend, hinter dem Luft- schiff her. Anscheinend hatte man dort den gefährlichen Angreifer noch nicht bemerkt, denn der Kreuzer setzte seinen Weg unbeirrt fort. Der Führer des Aeroplans war jetzt gezwungen, eine Schleife zu beschreiben, weil er sonst durch die größere Ge- schwindigkeit seines Fahrzeuges den Ballon eingeholt hätte, aber unter den Kreuzer gekommen wäre: eine Position, die für den Flieger sehr gefährlich werden konnte. Gehorsam folgte der Aeroplan dem Steuer und wand sich, eine große Spirale beschreibend, immer höher in die Luft. Als seine Spitze dem feindlichen Luftschiff wieder zugekehrt war, konnte man bemerken, daß nur noch einige Hundert Meter Höhenunterschied zu bewältigen waren. Der Führer beschloß nun, mit aller Kraft in einem Steigungswinkel hinter dem Kreuzer herzujagen. Der Abstand betrug etwa löOl) Meter. Da nun das feindliche Schiff höchstens 60 Kilometer die Stunde fahren konnte, der Aeroplan aber über neunzig leistete, so mußte trotz der von ihm zu überwindenden Steigung noch ein beträchtlicher Ueber- schuß bleiben und der Ballon in einigen Minuten eingeholt sein. In aufgeregter Spannung beobachtete die Mannschaft, die Ge- Wehre schußbereit, das immer größer werdende Luftschiff. Jetzt war man bis auf 800 Meter herangekommen. Der Höhenunterschied be- trug noch etwa 150 Meter. Jetzt hatte man auch auf dem feind« lichen Fahrzeug den Verfolger bemerkt, denn ein Hagel von kleinen Geschossen sauste über dem Flieger hinweg. Die Geschosse flogen zu hoch, weil die Entfernung von dem Luftschiff aus schwer zu schätzen war. Jetzt hob sich die Spitze des Schiffes, und deutlich konnte man sehen, daß die Höhensteuer nach aufwärts gerichtet waren. Der Feind wollte höher gehen. Das mußte der Aero- plan verhindern, wenn er nicht selbst der Vernichtung anheim fallen wollte. Mit älißerster Kraft jagte er deshalb unter größtem Steigungswinkel auf den Gegner zu. DaS Manöver gelang, sodaß nun das Luftschiff mit seinem Hinterteil den Flieger deckte und das Feuer verstummen ließ. Der entscheidende Moment rückte heran.Achtung I 800 Meter! auf die Spitze halten I" Um diesen Befehl ausftihrbar zu machen, schwenkte der Flieger, der jetzt etwa 100 Meter höher war als der Feind, nach Steuerbord ab, sich durch dieses Manöver allerdings selbst dem Feuer aussetzend. Pfeifend flogen dann auch die Geschoffe heran, die Flügel durchlöchernd und die Zündung des vorderen Zylinders abreißend. Feuer!" Zwei Geschosse fuhren dem Feinde in den Leib. Deutlich sah man die zerrissenen Zeugstücke der äußeren Umhüllung flattern. Eine Zündung erfolgte nicht, wohl aber senkte sich die Spitze des Kreuzers zur Erde. Der Flieger war ebenfalls arg zerfetzt und verlangsamte seine Bewegung, weil nur noch drei Zylinder seiner Maschine arbeiteten. Wieder ein Geschoßhagel vom Kreuzer. Ein Schrei, das Gewehr des hintersten Soldaten stürzte zur Erde. Den Ingenieur traf ein Geschoß in die Schulter.Schnellfeuer auf den Körperl" dann fiel «r hintenüber. Aber zugleich ein Feuerschein,«in furchtbarer Knall. Im vächsten Augenblick war der Aeroplan in eine schwarze Rauchwolke Ö gehüllt. Der Unteroffizier hielt krampfhaft das Steuer fest. Ein« schreckliche Hitze umloderte den Aeroplan. Doch nur sekunden» lang, dann wurde die Lust wieder heller und die Erde sichtbar. Das feindliche Luftschiff war verschwunden, zertrümmert lag es am Boden. Mit starrer Hand hielt der Unteroffizier das Lenkrad. Er der« suchte, von seinem Sitz aus die Erde zu erkennen und beugte sich über den Rand. Eine neue Hitzwelle schlug ihm entgegen und brachte den Aeroplan in gefährliche Schwanlungen: unter ihm brannte das Kornfeld. Ein Schauder kroch dem jungen Manne über den Rücken. Aber er nahm alle Energie zusammen, stellte das Höhensteuer abwärts, hielt den Motor an und glitt, einen Bogen beschreibend, langsam zur Erde. Jetzt nur noch wenige Meter, ein leichter Stoß, und der Flieger stand. Offiziere und Mannschaften liefen auf ihn zu. Mechanisch kletterte der Mann aus seinem Sitz, ebenso mechanisch erstattete er dem nächsten herbeieilenden Offizier Meldung, den Blick starr auf die Trümmer des feindlichen Lustschiffes gerichtet. Brennende Stofflappen, zerfetzte Menschenleiber, ein grausiges Bild. Da flackerten ihm aufs neue Flammen vor den Augen. Dann umfing ihn tiefe Nacht ohnmächtig taumelte er zu Boden. Cherubim* Zu seinem 150. Geburtstage. Am 14. September 1760 wurde Cherubini in dem schmucklosen Landhäuschen der Straße Fiesolana zu Florenz geboren als zehnter. aber nicht letzter Sprößling von Bartholomäus Cherubini und dessen Ehefrau Verdiana, geborene Losi. Trotzdem der kluge Vater, der ein geschätzter Klavierspieler und-Begleiter im Florentiner Per» golatheater war, des kleinen Luigi Ausbildungerst" mit deffen sechstem Lebensjahre übernahm, brachte der Knabe es bis zum nennten Jahre schon so weit, daß ihm der väterliche Lehrer sofort die zur Zeit berühmtesten heimatlichen Meister zur höheren Ausbildung erkor. Es waren dies Bartoloeneo Felici und dessen Sohn Alexan». der, die Cherubini die Kunst der Komposition lehrten. Ins»! geheim hatte sich Luigi nebenher auf einer alten Geige, die er in seines Vaters Hause aufstöberte, eine derartige Fertigkeit im Violin » spiel durch Selbstunterricht angeeignet, daß er eines Abends im Pergolatheater eines erkrankten Violinisten Part in so ancrkennens» werter Weise durchführte, daß der Dirigent an ihm nichts weiter als eine anfängliche, leichterklärliche Befangenheit auszusetzen fand. In vier Jahren überwand Cherubini die damals noch nicht systematisch festgelegten Studien des Kontrapunktes, so daß er be- reits mit dreizehn Jahren seine ersten Kompositionen öffentlich aufführen lassen konnte. Daneben trieb er noch das Studium des Gesanges, geleitet von der klugen Erwägung, daß es für den an» gehenden Opernkomponisten unerläßlich sei, zu wissen, was mm» von der Gesangsstimme erwarten und fordern, was man ihr geben kann. So hatte Cherubini mit 17 Jahren eine Ausbildung genossen, die in dem Jüngling die brennende Sehnsucht nach der großen Welt des schaffenden Künstlers hervorrief. Aber der Vater war unver» mögend. Vierzehn Köpfe mit den zwölf Kindern zählte jeüt die nicht gerade mit Glücksgütern gesegnete Familie Cherubini . Schließlich bestritt Grotzherzog Leopold, der nachmalige Kaiser Leopold II. , die Kosten der weiteren Studien des jungen Künstlers. Cherubini übersiedelte als Neunzehnjähriger mit dem Lehrer nach Mailand und ließ bereits im nächsten Jahre 1780 seine erste OperQuintus Fabius" in dem nicht weit von Mailand belegenen Orte Alessandria zur Herbstmesse aufführen. War der Erfolg auch nicht durchschlagend, so machte diese und einige bis 1784 noch dazu komponierte Opern seinen Namen bekannt. Auf einige Zeit ging der Künstler nach Rom , nach Mantua , schließlich nach London , wo ev namentlich wegen seiner komischen OperDie falsche Prinzessin" sehr gefeiert wurde. Ein entschiedener Mißerfolg mit einer anderen! Oper veranlasste ihn, England den Rücken zu kehren. Paris wurde bald seine zweite Heimat. Hier fand Cherubini schnell in allen ein- flußreichen Kreisen Aufnahme. Unter anderem auch ward er Gast derSociete Academique des Enfants d'Apollon", wo er eines Abends zum erstenmal eine Hahdnsche Symphonie zu hören bekam« die eine tiefe Wirkung auf fein Gemüt hervorbrachte. Mit Träne:, in den Augen und voll innerer Erregung kehrte er nach Hause zurück und warf sich mit Eifer auf das Studium des deutschen Kompo- nisten, dessen Einfluß fortan in feinen Werken unverkennbar ist« ihm oft das Prädikat eines deutschen Meisters eintrug und seine Beliebtheit in Deutschland erklärlich macht.Lodoiska", Medea " und der herrlicheWasserträger": sie tragen den Stempel deutschen Einflusses an der Stirn, und der oft herbe und grandiose Zug, der durch ihre Musik geht in jenem Studium und in den französischen Revolution, deren Zeuge er war, sind dia Keime dafür zu suchen. Als Cherubini im Jahre 1805 nach Wien kam, war es kein Wunder, daß sich zwischen ihm und Haydn ein inniges Band de« Sympathie flocht. Wie aber Cherubim von Haydn und auch von Mozart Profi» tierte, so blieb er wieder nicht ohne Einfluß auf deutsche Kompo­nisten, und namentlich unser größter, Beethoven , war«l» inui,