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brechen. Aber in diesem Augenblide wirkte sein Erscheinen auf Don Pietro wie ein Todesurteil.
Der Wachtmeister lächelte ihn an:
" Don Pietro, nach dem Essen darf man in Ihrem Alter nicht schlafen."
Was fagen Sie? Was sagen Sie da? Was wünschen Sie bon mir?"
Bald darauf ging er fort. Beim Abschied wiederholte er zum dritten Male sehr herzlich:
„ Und nach dem Essen schlafen Sie nicht mehr. In Ihrem Alter ist das gefährlich." ( Fortsetzung folgt.)
Der Wachtmeister war eingetreten und hatte sich gefeht. Chec- Die jüngfte geologische Vergangen
chino folgte mit einer Flasche Wein. Don Pietro fonnte sich von dem drückenden Gefühl nicht befreien. Er mußte aufstehen:
Mein Sohn
" Sie haben geschlafen, wie? Nach dem Essen darf man in Ihrem Alter nicht schlafen," wiederholte er und schob das Futteral des Revolvers an dem Ledergurt nach vorne, denn es hinderte ihn daran, sich zurückzulehnen, wenn er frant.
Don Pietro studierte das ehrliche Gesicht seines Gaftes mit den rasierten Wangen, dem zweigeteilten braunen Spitbart und den blauen Augen. Bei den früheren Besuchen des Wachtmeisters hatte sich der gute Alte geschmeichelt gefühlt, denn dieser Besuch be= wies vor den Augen aller im Dorfe das Zusammengehen und die Eintracht der irdischen Gewalt und der göttlichen, und es war ihm auch eine Beruhigung, denn es schien ihm unmöglich, daß Diebe das Haus betreten könnten, das ein Wachtmeister besuchte. An diesem Lage atmete er jedoch schwer und wagte nicht, das erste Wort zu sprechen. Schließlich hatte er Furcht vor seinem eigenen Schweigen und wagte sich mit einem Wort hervor: " Neuigkeiten?"
" Ein Automobil hat nah beim Bahnwärterhaus einem Ochsen den Schwanz abgerissen. Ich weiß die Nummer, aber es wird viel Beit toften, das Auto zu ermitteln," und er erklärte, wie man die Anzeigen gegen Autofahrer abzufassen hätte. Er schloß: Sie entwischen schlechter als Diebe."
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Nun find in den verschiedenen Gebieten Schwedens in steter Folge ziemlich parallel solche Endmoränen, hintereinander angeordnet, zu beobachten, besonders in Ackerbaugebieten, 100 Der Landmann stets den steinigen Moränen mit dem Pfluge auswich und nur das dazwischen liegende Gebiet bearbeitete. Jede dieser Endmoränen bezeichnet also einen winter, und bei genauer Kartierung und Kombination der ver schiedenen Züge läßt sich leicht berechnen, in wie vielen Wintern, respektive Sommern das Eis seinen Rückzug bewerkstelligt umfomehr als hat, bon Ileinen abSchwankungen gesehen I der Rückzug fich ziemlich regelmäßig vollzogen haben muß; die Endmoränenzüge liegen im südlichen Schweden etwa 50 Meter, im Stockholmer Gebiet zirka 200-250 und in Jämtland 300-400 Meter von einander entfernt, die Gletscher zogen sich also jährlich um diesen Betrag zurück. In Uebereinstimmung damit be finden sich die sogenannten Osar Ablagerungen, die dem Schmelz wasser der Gletscher ihren Ursprung verdanken. Während die End moränen fich parallel dem Eisrand entlang ziehen, sind die„ Osar" ( wallartige Höhenzüge aus Rollsteinen, Kies und Sand) senkrecht um Gletscherrand, parallel zur Strömungsrichtung des Eises an geordnet. In und auf den Gletschern wurde ständig eine Menge Schmelzwasser frei, das in Spalten unter dem Eife, dazu unter dem gewaltigen Druck der Eismassen, abfloß und, wie bei vielen Alpengletschern zu beobachten ist, als Gletscherbach oder Gletscherfluß aus einem Gletschertor hervorbrach. Diese Schmelzwasser schleppten viel Gesteinsmaterial mit, das sie teils auf ihrem Weg, vor allem aber vor dem Gletschertor in einer Art Delta ablagerten und aufschütteten. Wich der Gletscher jedes Jahr zurück, so wurde auch das Gletschertor und damit das Delta " Sie kennen Santino, den Makler, der in Amerika gewefen des Schmelzwasserstroms nach rückwärts verlegt. Da man die Dsarift." „ Er war vorgestern hier," und es schien ihm, als ob der Lehn- züge oft mehrere 100 Kilometer weit verfolgen kann, ist es möglich, aus der besonderen Art ihres Aufbaus die Dauer des Eisrückzugs fest stuhl langsam verfänke wie im Traum die Wolfe vor dem ewigen zustellen, die mit der durch die Endmoränen nachgewiesenen auffallend forrespondiert. Dazu kommt noch ein weiteres: Die Gletscher mündeten ins Meer, das mit deren Rückzug das tiefgelegene Land er bemüht sich... Um die Wahrheit zu sagen, ich einnahm; in dem Meere schlugen sich die feineren Rückstände nieder, weiß es nicht." " it er ein guter Christ?" „ Er beichtet „ Um so beffer, um so besser. Von einem guten Bekannten haben wir vor einiger Zeit eine vertrauliche Auskunft erhalten, aber der betreffende ist nicht sehr berläßlich.
Don Pietro überlief es von neuem. Checchino ging hinaus. Der Wachtmeister schwieg, so lange noch die Tritte des Sakristans auf der äußeren Treppe unter dem Fenster zu hören waren. " Don Pietro, ich möchte Sie um eine Auskunft bitten, aber im geheimen."
Das Todesurteil tauchte wieder auf. „ Sprechen Sie nun, sprechen Sie nur."
Bater.
„ Um so besser. Wovon lebt er nach Ihrer Meinung?"
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...
felten."
Es war ein Wunder, daß Don Pietro nicht wie ein Echo das um so besser des Wachtmeisters wiederholte. Dieser sprach mit leiser Stimme weiter, indem er das leere Glas auf den Tisch fette und mit seinem Stuhl näher heranrüdte.
,, Sie erinnern sich des Diebstahls beim Grafen Anzilei, der bor zwei Jahren geschah? Jener gute Betannte begt einen Verdacht gegen Santino. Er hat einen Verdachtsgrund: Santino ist zwei Lage vorher in der Villa Anzilei gevejen, um mit dem Verwalter über den Verkauf von einem Baar Ochsen zu verhandeln, und anstatt in das Bureau zu gehen, war er geradeaus durchs Herrschaftstor gegangen. Warum? Er tannte genau die beiden Eingänge, denn hundertmal war er hindurchgegangen. Der Untersuchungsrichter rief ihn ohne weiteres zu sich. Santino verteidigte sich sehr geschickt: er sagte, daß er am Morgen des Diebstahls, und dabei fnöpfte er sich die Jacke auf und entnahm der Brusttasche ein Notizbuch, daß er am Sonntagmorgen, den 25. September 1905, hier bei Ihnen gewesen wäre, im Pfarrhaus, um mit Ihnen abzurechnen. Ist dem so?"
„ Ja.
Bei ges
die die Schmelzwasser der Gletscher dem Binnenlande entführten, und bildeten auf dem Meeresgrunde eine Tonschicht, die sich heute in ganz Schweden in den ehemals vom Meere bebedten Gebieten findet. Dieser Ton zeigt eine eigentümliche Bänderung: dunkle und hellere Schichten wechseln miteinander ab. nauerer Untersuchung stellte sich die Ursache heraus: im Sommer war die Menge des Schmelzwaffers und damit auch die des mitgeführten Schlammaterials bedeutend größer als im Winter und überwog die Menge der organischen Reste von Tieren und Pflanzen, die im Meere gelebt hatten und dort zu Boden sanken; im Winter war es gerade umgekehrt; im Sommer überwogen die helleren mineralischen Bestandteile in dem Tonschlamm, im Winter die dunklen organischen. Die Bändertone weisen also gewissermaßen Jahresringe auf, und durch Herstellung und Vergleich einer systematisch durchgeführten Reihe von Durchschnitten durch die einzelnen Tonlager gelang es de Geer, nachzuweisen, daß die so gewonnenen Jahreszahlen mit den auf die oben geschilderte Art bestimmten ganz offensichtlich harmonierten.
Auch das Klimaproblem der jüngsten erdgeschichtlichen Vergangenheit erfuhr durch die Verhandlungen des Kongresses mancherlei Klärung. Zudem wurde für künftige Diskussionen eine breitere Grundlage geschaffen, indem das Komitee die Gelehrten der verschiedenen Nationen vorher aufgefordert hatte, die Resultate der Forschungen in den einzelnen Ländern zu bearbeiten. Diese Untersuchungen wurden von dem vorbereitenden Komitee zu einer
" Ich kann mir denken, daß es Ihnen nach zwei Jahren schwer umfangreichen Veröffentlichung zusammengestellt, die unter dem fallen wird, sich eines bestimmten Datums zu entsinnen."
" Nein, im Gegenteil..
Titel: Die Veränderungen des Klimas seit dem Maximum der letzten Eiszeit" erschienen ist. Als feststehend darf danach betrachtet das nördliche Europa beschränkte, sondern daß damals eine bedeu tende Temperaturerniedrigung, verbunden mit einer starken Ver
„ Am Sonntag, den 25. September 1905. Der Diebstahl muß werden, daß die Eiszeit teine lokale Erscheinung war, die sich auf während der Messe geschehen sein."
„ Sie haben recht. Es ist schwer, fich zu erinnern."
Wenn Sie einmal Zeit haben, Don Pietro, schauen Sie doch in mehrung der Niederschläge, auf der ganzen Erde stattgefunden hat; ihren Büchern nach..
„ Ja..
„ Wenn Sie finden, daß das Datum stimmt, daß Santino an jenem Morgen bei Ihnen war, so brauchen Sie mich nicht zu benachrichtigen. Wenn Sie dagegen ersehen, daß er sich gewiß an jenem Tage wenigstens bei Ihnen nicht hat bliden lassen, so lassen Sie mich rufen. Kommenden Sonntag gehe ich nach Norcia , wohin ich für einen oder zwei Monate abkommandiert worden bin. Ich möchte, wenn möglich, die Nachricht vorher haben. Ohne Beweise berhafte ich ihn nicht, darüber sind wir uns einig, der Unterfuchungsrichter und ich. Die Prozesse, die bei der Boruntersuchung aus Mangel an Beweisen im Sande verlaufen, ruinieren uns die Karriere."
in tropischen und subtropischen Ländern, die heute, wie Persien , Turkestan und andere Gebiete, ein trockenes Steppenklima befizen, wurde durch die Forschungen der letzten Jahre, z. B. durch die Reisen Sven Hedins , für eine frühere, unserer Eiszeit entsprechende Epoche ein bedeutend niederschlagsreicheres Klima nachgewiesen. Während die eiszeitliche Klimaschwankung fich über die ganze Erde erstreďte, scheint eine schwächere, darauffolgende der poſtglazialen Zeit, die in Skandinavien besonders durch die Forschungen von Prof. Gunnar Andersson festgestellt wurde, mehr lokaler Natur zu sein. Zur Zeit des Litorinameeres war, wie aus Torfa moorfunden geschloffen werden kann, in Schweden die Jahresmittela temperatur um mindestens 2,4 Grad wärmer als heute; die Baum grenze befand sich nördlicher und in größerer Höhe. Während t
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