ttit Set Herr das anrechnen ZI Sie müssen das Eissen. Der Herr Muß mir das anrechnen." .Der Herrgott hört uns," erwiderte ihm Don Pietro mit Einfachheit. Dann, zufrieden, daß er erreicht, was er gewollt hatte, ging er auf die Tür zu. »Jetzt rufe ich Ihren Sohn zur Kommunion." Aber kaum hatte er einige Schritte gemacht, da fuhr der Alte ßusammen. seine Hände suchten einen Halt, als wollte er sich auf- richten. Er rief: Kommen Sie her, kommen Sie Herl   Rufen Sie niemand, Hören Sie mich, hören Sie michl" Don Pietro kehrte zu ihm zurück. Hören Sie mich, hören Sie alles. Ich habe Ihnen nicht alles gesagt, ich habe nie alles gesagt. Auch ich bin ein Dieb, auch ich habe gestohlen. Die Millionen, die ich besitze, habe ich zu Anfang durch Diebstahl erhalten. Sagen Sie niemandem etwas.'Sie allein sollen es wissen. Als Dreißigjähriger habe auch ich gestohlen, ja, habe ich gestohlen, gestohlen, gestohlen," er wiederholte das Wort, indem er bei jeder Silbe mit den Händen auf das Bettuch schlug: Sie glauben mir nicht? Aber es ist wirklich so: gestohlen. Ich habe das Testament eines- Verwandten unterschlagen und habe da- durch dreißigtausend Lire geerbt, nur dreißigtausend Lire. Und hiermit habe ich alles erworben. Alles Uebrige habe ich mit meinen Händen erworben: das ganz gewiß. Aber jene dreißigtausend Lire, die habe auch ich, auch ich gestohlen. Und jetzt gehen Sie hin. rufen Sie die anderen, ich will mich von dieser Last befreien, ich will handeln wie jener andere, der mich bestohlen hat, ich will, daß diese Summe Ihnen zufällt, damit Sie mit ihr machen, was Sie wollen, damit der Herr mir verzeihe, jetzt, mir sofort verzeihe. Gehen Sie hin, rufen Sie die Zeugen... Zwei Zeugen find nötig..." Don Pietro hatte mit offenem Munde zugehört. Er vermochte nur unbewußt der Aufforderung nachzukommen. Er öffnete die Tür, der Sohn und der Arzt traten ein und näherten sich dem Bett. Der Sterbende sagte zum Sohn: Du nicht. Der Doktor und ein anderer... Einer, der kein Verwandter von uns ist... Wen könnte man nehmen?" Sie nannten ihm zwei oder drei Namen. Er wiederholte: Ein anderer, der kein Verwandter von uns isV und schaute Mißtrauisch seinen Sohn an. (Schluß folgt.) 82. Versammlung cleutfcder JNTatur- forfeber und Herzte. Dienstag früh vereinigten sich eine größere Anzahl von Ab- teilungen der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe zu einer gemein« samen Sitzung. in der zunächst Dr. Coro- Berlin einen Vortrag über»Moorkultur und Torfverwertung" hielt. In Holland  , führte er aus. besteht eine ausgebreiteteVehnkultur", indem die Moore abgetorft werden, der gewonnene Torf als Brennmaterial nach den Städten gebracht wird und die abgetorften Flächen mit städtischen Abfällen und künstlichen Düngemitteln gedüngt und in blühende Wiesen und Felder verwandelt werden. In Deutschland   kann die Verwertung des Torfs als Brennmaterial als ausschlaggebender Faktor für die Moorverwertung nicht in Betracht kommen. Die Hochmoorkultur, die man hier versuchte und die die landwirtschaftliche Behandlung des Moorlandes ohne Verwertung der Moorsubstanz ermöglichen soll, scheiterte bisher, vor allem, weil es nicht gelang, die Wirtschaft- liche, beständig wirkende Entwässerung des Torfes durchzuführen. Aber deni Vortragenden ist es gemeinsam mit Professor Frank- Charlottenburg gelungen, ein Verfahren auszuarbeiten, bei dem die bisherigen Uebelstände vermieden werden? der Torf wird in Generatoren der Einwirkung von Luft und Wasserdampf unter- warfen und dabei wird die gesamte Torfsubstanz(mit Ausnahme der Asche) in ein heizkräftiges Gas verwandelt und daneben noch eine Reihe wertvoller Nebenprodukte gewonnen. Hierdurch sind die Moore Kraftquellen ersten Ranges geworden, denn das gewonnene Gas eignet sich wegen seiner Reinheit und konstanten Zusammensetzung besonders zur Gewinnung von Elektrizität, was für Deutschland   mit seinen nur teuer auszubauenden Wasserkräften von besonderer Be- deutung ist. Das Verfahren wird ganz besonders dadurch Wirt- schaftlich, daß bis zu 85 Proz. des im Torfe enthaltenen Stickstoffs in Form von Ammoniak gewonnen werden, das zur Herstellung von schwefelsaurem Ammoniak dient, einem in der Landwirtschaft gut bewährten Düngemittel. Die Moore werden also durch dieses Ver- fahren in die Reihe der wichtigsten Elcktrizitäts« und Kraftquellen erhoben und gleichzeitig kann die Landwirtschaft mit billigen, im Jnlande hergestellten Düngemitteln versorgt werden. Die letzte Frage ist von besonderer Bedeutung werden doch jährlich für 150 Millionen Mark Düngemittel vom Auslände, fast ausschließlich in Form von Salpeter bezogen. Das größte Stickstofftefervoir besitzen wir in unserer Atmosphäre, und es sind bereits verschiedene Methoden zur Verwertung des Luftstickstoffes in die Industrie eingeführt; aus» fichtSreich erscheint neben der Herstellung von künstlichein Salpeter nach dem Verfahren von Bickeland u. Eyde namentlich das Ver« fahren von Professor Frank und dem Vortragenden. Kallstück- stoff zu erzeugen, der entweder direkt oder nach Umwandlung in schwefelsaures Ammoniak in der Landwirtschaft Verwendung findet. Auch der folgende Vortrag von H e n n i g- Berlin   über Aeronautik vor Montgolfier" fand vor derselben Zuhörerschaft statt. Bekanntlich ist der erste Luftballon, der mit Hilfe erwärmter Lust in die Höhe stieg, von Montgolfier im Jahre 1783 konstruiert worden. Daß das Sehnen der Menschen von jeher auf die Erhebung in die Lüfte gerichtet war, beweisen die vielen Flug- sagen, die wir ähnlich der Dädalus-Jkarus-Sage in allen Teilen der Welt finden. Es sind auch sicherlich in alten Zeiten schon manche Versuche unternommen, um mit Hilfe von Flugapparaten, meist in Verbindung mit Nachahmungen der Flügel der Vögel, in den Luftraum aufzusteigen. Doch können diese Versuche nicht als Vorgänger der Montgolfiere bezeichnet werden, wohl aber führt von dem' Drachen  , der als Feldzeichen benutzt wurde, eine gerade Eni« Wickelung bis zum Warmlustballon Monlgolfiers. Aus China   kam dieses Feldzeichen zu uns, und in der großen Mongolenschlacht im Jahre 1241 soll der feuerspeiende Drachen der Feinde einen panischen Schrecken in, Heere der Christen verursacht haben. Später nahmen dann die europäischen   Völker ihn auf und ent« zündeten ebenfalls in seinem Innern ein Feuer. zunächst wohl, um das Zeichen auch bei Nacht weithin sichtbar zu machen, dann aber auch wohl, um die Gegner zu schrecken. Wenn nun der Drache nicht auf einer Stange getragen wurde, fondern wenn der Reiter ihn, wie viele bildliche Darstellungen zeigen, luftig im Winde flattern ließ, so mußte man bemerken, wie viel leichter er aufstieg, wenn das Feuer in ihm entzündet war. Er brauchte nur noch eine etwas andere Form zu bekommen, um das schnelle Ent- weichen der erwärmten jLust zu verhindern, und der Warmluft« ballon, die Montgolfiere, war fertig. Merkwürdig ist auch, daß in den vielen phantastischen Projekten, die im 16. und 17. Jahrhundert sich vorfinden, manches eine theoretisch richtige Grundlage hatte, wie das von Lena, wo luftleer gepumpte Kugeln sich erheben und ein Schiff mit in die Höhe nehmen sollen, und daß manche später in die Praxis übergegangene Erfindung sich bei ihnen vorfindet, wie der Fall« schirm, den der jetzt wieder viel genannte Jules Verne   deS 17. Jahr» Hunderts, Cyrano von Bergerac, in seinen Romanen verwendet. Sehr ernsthafte und umfassende Studien über das Flugproblem hat übrigens auch der berühmte Maler Leonardo de Vinci angestellt; er erwähnt auch die Absicht, einen Flugversuch zu unternehmen, doch ist nichts darüber bekannt, ob er drese Absicht auch verwirk- licht hat. Zur gleichen Zeit hielt heute die medizinische Gruppe eine Ge- samtsitzung aller Abteilungen ab, in welcher Dr. Vassermann« Berlin  »über die Bedeutung des Spezifizitätsbegriffes für die moderne Medizin" sprach. Er führte aus, die heutige Epoche der Medizin ist im Gegensatz zu der vergangenen eminent praktisch gerichtet, sie wird nicht von der Durchforschung der Leiche, sondern von der Durchforschung des lebenden Organismus beherisscht, sie ist Biologie(Lebenserforschung) im weitesten Umfange. Die Grundidee in der modernen Epoche der Medizin ist mit dem einen Worte.Spezifizität" zu bezeichnen. Dieser Begriff wurde zuerst in strenger Form von Robert Koch   in der Medizin eingeführt, der sein Gesetz der Spezifizität ausstellte, wonach jede Infektionskrankheit durch einen ganz bestiminten Erreger hervorgerufen wird, der für die be» treffende Krankheit spezifisch ist. Vor rund 20 Jahren erschien Ehr- lichs Arbeit, wonach der Organismus in Reaktion auf die Ein- Verleihung von Bakterien' oder deren Giften mit der Er- zeugung von gewissen Substanzen arbeitet, die ebenfalls spezifisch sind. Weiter zeigte sich bald, daß der Spezifiziläts- begriff nicht auf Bakterien beschränkt ist, sondern alle möglichen Zellen tierischer und pflanzlicher Herkunst umfaßt. DaS Protoplasma jeder einzelnen Tierart erwies sich als spezifisch, so daß bei Einverleibung in den Organismus nur ihm entsprechende RcaklionSprodukte hervorgebracht werden. Bei der Serodiagnostil der Syphilis   zeigte sich, daß diese Spezifizität nicht auf Eiweiß» stoffe beschränkt ist, und damit eröffnete sich mit einem Schlage ein neues Gebiet. Die Spezifizität einer Zelle besteht darin, daß sie zu einer chemischen Substanz eine andere Affinität(Beziehung, An» ziehung) hat als alle übrigen Zellen oder Gewebe des Organismus, und der therapeutische Forlschritt besteht nun darin, diese Substanz herauszufinden. Dadurch ist eine zielbewußte experimentelle Therapie (Heillehre) möglich geworden, deren vielfache Erfolge der Redner darlegt; sie führte zur Ausbildung einer zielbewußte! Chemo­therapie, deren jüngstes viel verheißendes Kind das Ehrlichsche Präparat 606 ist. Der Nachmittag gestaltete sich in den Abteilungen für Derma- tologie und Bakteriologie zu einer Ehrlich-Sitzung. Der Behandlungsgegenstand lautete:Die Behandlung der Syphilis mit dem Ehrlichschen Präparat". Der Vorsitzende Prof. N e i s s e r- Breslau wies darauf hin, daß 30 Vortragende und 15 Diskussionsredner bereits gemeldet feien, es sei daher kaum auf diesem Wege zu Ende zu kommen. Der richtigste Weg wäre wohl, wenn wir Geheimrat Ehrlich bitten würden, die Sache einzuleiten. Es handelt sich nur darum, das Mitlei selbst zu erörtern, nicht darum, daß jeder erzählt, wie viel Fälle er geheilt hat. Dinge, die man jetzt in den medizinischen Wochenschriften lesen kann. Hierauf nahm unter stürmischen Beifallskundgebungen Professor