Ein deutscher Professor bekappt das nicht, und sehen Sie, auchwir, auch wir bleiben Dilettanten darin."Philipp wußte nicht, was er darauf erwidern sollte._„Döktörchen!" sagte Mirim und warf mit einem weitenBogen seinen Zigarettenstummel weg.„Man hat die Maskenotwendig. Aber noch etwas ist noch notwendiger: das ist dieMarke! Pfui Teubel— aber! W«m Sie erst einmal soweit sein werden, Döktörchen."„So weit?"„Hängen Sie sich nicht vorher auf. Es hat keinen Zweck.Man kommt auch so aus. Denn man ist immer nur einer vondielen. Das ist der Trost."Er drehte sich eine neue Zigarette.„Sehen Sie— ich liebe die Deutschen sehr, aber ich findesie komisch. Ich liebe die Franzosen gar nicht, aber ich be-wundere sie. Nun macht man sich daraus einen Positivismuszurecht, denn das eine ist man, und das andere zieht einen an.Es kommt freilich nur ein Negativismus dabei heraus. Darinsind Sie uns über, Sie Theoretiker, Sie Kiekindiewelt. AufWiedersehen!"Er ging. Philipp hatte noch nicht den Mut, ihm seinAnliegen zu sagen. Aber es mußte sein. Er rief ihn zurück.„Sagen Sie— Sie sind Statist im„NouveauThsatre"?"„Ja— und?"„Ich brauche Geld."„Döktörchen— Sie haben eine Kleine gefunden."„Ja— und ich brauche Geld."„Lieber Gott— ich bin Statist— wissen Sie warum?Das pure Wächteramt. Sauer wird mir's. Zu verdienenist nichts dabei. Hm, hm— was tun?— Ist Ihre Kleinevom Theater?"„Nein— gar nichts."„Könnte sie nicht zum Theater gehen? Das kann jedeFranzösin."„Tanzen, ja?"„Gut! Machen Sie doch!".„Nein!"„Und Sie gehen als Statist!"„Nein!"„Na, na, Döktörchen, dann wird es Sie Ihre Kleinekosten. Französische Liebe ist sehr geldbedürstig. Ich willIhnen etwas sagen: ich bringe Sie in die Claque. Vielist's nicht, aber Sie können in die Große Oper avanzieren.Da verdient man.. Und überlegen Sie sich's noch'mal wegendes Tanzens. Man muß freilich auf der Hut sein. Aber Siesind ja ein Deutscher. Wir stammen alle ein wenig vomCerberus ab."Er notierte sich Philipps Adresse.„Ich schreibe Ihnen."Und nun schämte sich Philipp so entsetzlich, wie er sichnoch nie in seinem Leben geschämt hatte.Warum lief er nicht einfach davon? Einfach nachDeutschland zurück, in die Praxis, in die gute, brave Bürger-lichkeit? Wäre das dann aber nicht Schwäche? Wäre erdann nicht sein Leben lang zum Auslachen? Und würde ihmnicht der Stachel blechen, er habe etwas begonnen, was ernicht habe zu Ende führen können? Er habe feige und klein-mütig aufgehört bxim ersten Widerstand und der ersten Un-annehmlichkeit! Und würde ihn Melanie verachten müssen?Aber mußte sie ihn nicht jetzt schon verachten?Vielleicht würde sie ihn verstehen— die zwei Leben,das eine, in dem die Seele kaum anzuklopfen gewagt hat zurSeele des anderen, und dieses hier, wo der Leib die Seeleunterjocht hat. Er fühlte die Unterjochung, aber er mußtenoch Sklave sein. Es war eine Gewalt, die stärker war als er.Er träumte sich nach Taormina und stand oben imAmphitheater und sah über das Meer und sah die weiche Linieder sizilianischen Küste fern versdslvinrmen und verschnindenund oben in Blauen die Schneekuppe des Aetna verblassen.Und um ihn war ein süßes Wehen und sachtes Flüstern, einewärmende, weiche Kichle. ein wohliges Stillesein. Aber erwar fremd— es war kein starkes Selbstgefühl in ihm, keinMut. Er hatte das Gefühl, er müßte noch viel leiden, umdahintreten und die Schönheit rein genießen und ganz besitzenzu können.Er litt. Er war wie mit Ruten geschlagen, aber er mußteihnen stillhalten.Die Alg6rienne war nicht zu Hause.Im„Cyrano" war jetzt noch nichts los. Er fand sie inder„goldenen Schnecke". Sie hatte zu Abend gegessen undtrank nun Champagner und rauchte Zigaretten.„Wer soll denn das aber bezahlen?" flüsterte PhilW.„Wir werden schon verdienen," sagte sie,„Ich mach' nureinen Dreck daraus!"Es lag ein schwerer Druck auf dem Abend. Und Philippsfühlte, daß dieser Druck irgendwo festlag, wo er ihn nicht hebenkonnte.,(Fortsetzung folgt.))pflanzliche Moblgerücke.Von D r. L. Reinhardt.(Schluß.)Die zur Parfümgewinnung verwandten Stoffe de'SPflanzenreichs sind fast stets ätherische O e le, die auSden Blüten und Fruchtschalen oder anderen Teilen durch Aus-pressen, durch Destillation mit Wasscrdämpfen oder durch Zu-sammenbringen mit Fett gewonnen werden. Das älteste durchDestillation rein gewonnene ätherische Oel ist das Rosenöl, daSim S. Jahrhundert nach Christi zuerst in Persien durch Aerzte auSden herrlich duftenden Zentifolien gewonnen wurde. Es wird be-sonders von den Türken sehr geschätzt und mit 800 bis 900 M. daSKilogramm bezahlt. In Europa sind die HaupterzeugungsplätzeKasanlik in Bulgarien und Miltiz in Sachsen. Seines hohenPreises wegen wird es vielfach mit dem ähnlich duftenden äthe-rischen Geraniumöl verfälscht, das in Almeria in Spanien,dann in Algerien und seit 1887 besonders auf der Insel Reunionaus dem 1,6 Meter hohen, hochrote Blüten hervorbringenden Rosen-geranium gewonnen wird. Dieses wird wiederum mit dem Lemou«grasöl verfälscht, das aus dem in Südindien heimischen bläulich-grauen Lemongras gewonnen wird. Auf Ceylon und Malakkawird es im großen angebaut und durch Destillation das Oel darausgewonnen. Noch weit mehr ist dies mit dem in trockeneren Gegen-den Südasiens verbreiteten Citronellölaras der Fall, daSsich von jenem durch seine rote Behaarung, die schmalen Blätterund die kurzen Nehren unterscheidet. Das 2 bis 2,5 Meter hoheGras wird aus Samen gezogen und wird just vor dem Blühen ge-schnitten. Bei sorgfältiger Kultur gibt es zwei bis drei Ernter»im Jahr. In Südindien wird besonders auch das aus den Wurzel-stocken von Andropogon muricatus gewonnene Kuskus- oder, wiedie Tamilen sagen, Vetiveröl viel benutzt, aber in nicht sehr großer»Mengen nach Europa ausgeführt. Dort wird auch viel Sandel-Holzöl aus dem in kleine Späne gehackten, rosenartig riechender»Kernholz des kleinen Sandelbaumes destilliert, das in allerdingsweniger ertragreicher Qualität auch von den kleinen Sundainselr»exportiert wird. In der Medizin dient es zur Behandlung derGonorrhoe an Stelle des älteren Copaivbalsams. Das wohl-riechende Holz dient— bei den Chinesen zugleich mit Weihrauch—»als Räuchcrmittel in Tempeln und bei Begräbnissen.Ebenfalls in der Medizin Verwendung finden das aus den ge-würzhaft riechenden Blättern zweier nahe verwandter australischerBäume destillierte Cajaputöl(vom Malaiischen csju puti, d. h.weißer Baum) und das Eucalyptusöl(von dem bis 130 MeterHöhe erreichenden, äußerst rasch wachsenden und daher zur Eni-sumpfung fieberreicher Gegenden benutzten Eurslyptus globulns)',Aus den Blättern einer anderen Myrtacee(�momis carno-phyllacea) wird in den Kleinen Antillen, und zwar bis jetzt fastausschließlich von wildwachsenden Bäumen, das B a h ö l gewonnen,während aus den Früchten des hauptsächlich auf Jamaika kulti,vierten Pimentbaumes das P i m e n t ö l hergestellt wird.Gleicherweise destilliert man aus den verschiedenen Gewürzen, wieZimt, Cassia. Gewürznelken. Muskatnuß, Kar-damomen, Ingwer, Kalmus, Anis. Sternanis,Fenchel, Koriander usw., die betreffenden ätherischen Oele,die mancherlei Verwendung finden. DaS Gleiche ist mit den wohl»riechenden Lippenblütlern der Fall, wie Pfefferminz, Ros-marin. Lavendel, Thymian und Salbei, zu denen alseines der wichtigsten tropischen ätherischen Oele das eines Halb-strauchs von Indien, Ceylon und Malakka,?oxo5temen patsclrnli,hinzukommt, das nach der bengalischen Benennung P a t s ch u l iiheißt. Diese alle werden durch Destillation aus den Blättern und,übrigen krautigen Pflanzenteilen gewonnen. Mit dem durch-dringend riechenden Patschuli parfümieren die indischen Frauenihre Kopfhaare, die Kaufleute die teuren Schals und den Tabak,die Chinesen ihre Tusche. Auch in Europa wird diese Essenz häusigzu Parfümerien verwendet, da der Duft der haltbarste unter allenPflanzengerüchen ist.Eines der feinsten und kostbarsten der flüchtigen Oele, dem inSüdosten sogar der allererste Rang eingeräumt wird, ist dasDlang-Nlangöl, das aus den grünlichen Blüten des etwa20 Meter hohen, auf den südasiatischen Inseln heimischen, von denMalaien als Kananga bezeichneten Baumes Guianga odorata gewonnen wird Es kommt fast ausschließlich aus den Philippinenüber Manila in den Handel und wird von kultivierten Bäumen ge-Wonnen, deren Duft sehr viel feiner als der der wilden ist; letz-teres, das als Kanangaöl bezeichnet wird, kostet deshalb auch nuretwa ein Siebentel des echten Nlang-DlangölS. nämlich 65 M. statt440 M. das Kilogramm.In Südosten werden schon lange die ivohlriechenden Samen-körner einer strauchartigen Malve als Parfüm benutzt, z. B. zwischendie Wäsche gelegt..Sie riechen nach Moschus und kommen deshalb