ff*<( als MosHuSkörner m Len Handel. Von Indien auS Ijai sich der Strauch, dessen unreife Früchte als beliebtes Gemüse gegessen werden, über die ganzen Tropen und Subtropen verbreitet und wird besonders in Weftindien, speziell Martinique , im grossen hilti - viert. In den beiden letzten Jahrzehnten hat sich der Verbrauch des aus den Moschussamen gewonnenen ätherischen OeleS ausserordentlich gesteigert. Ihm im Gerüche ähnlich ist das aus der bitteraromatischen Wurzel der in der zentralasiatischen Steppe heimischen Sumbulpflanze, eines Doldengewächses, gewonnene andere Moschusöl, das ebenfalls ein Surrogat des echten Moschusöles bildet. Wie das in den Orchideenblüten nicht seltene Vanillin, das übrigens neuerdings künstlich hergestellt wird, sich in konzentrierter Form in den Schoten der Vanillepflanze vorfindet, so ist das in der Pflanzenwelt als Duftstoff weit verbreitete K u m a r i n, das dem Waldmeister, dem Ruchgras und dem letzteres in grösserer Menge enthaltenden Heu den charakteristischen Geruch verleiht, in der südamerikanischen Tonkabohne in besonders hohem Masse angehäuft. Die sie hervorbringenden Tonkabäume sind 20 bis 27 Meter hohe Schmetterlingsblütler, die in den Wäldern Guianas, Venezuelas und Nordbrasiliens heimisch sind. Von dort kommen die über mandelgrohen, glänzend schwarzen, runzeligen Samen in den Handel, die sich nach vorüber gehendem Einlegen in Rum mit farblosen Kumarinkriställchen bedecken. Während sie wie die Vanilleschoten und das Kraut von Waldmeister und Ruchgras fast geruchlos find, duften sie jetzt stark nach Heu, indem sich wahr- scheinlich das Kumarin, wie das Vanillin und ähnliche Duftstoffe, aus einer anderen leicht zersetzlichen Substanz erst bildet. Es dient vielfach zur Parfümerie, als wohlriechende Beigabe zum Schnupf- tabak, zur Bereitung von Maitrankcssenz und zur Imprägnierung von gewöhnlichen, geruchlosen Kirschbaumtrieben, die dann als Weichselrohr zur Herstellung von Pfeifenröhren, Spazier- stocken usw. dienen. In der Medizin wird damit der penetrante Geruch des Jodoforms gemildert. Reichliche Verwendung finden auch die in den Blüten und Früchten der Agrumon(Zitronen, Apfelsinen usw.), wie auch in den wohlriechenden Blüten der verschiedenen Gartenpflanzen, wie Veilchen, Reseda, Maiglöckchen, Heliotrop, Hyazinthen, Tuberosen usw., enthaltenen ätherischen Oele. Die Stadt Grosse in Süd- frankreich ist das Zentrum von deren Kultur und Gewinnung. Dabei werden die gepflückten Blüten mit geschmolzenem Fett über- gössen und umgerührt, erstarrt 24 Stunden liegen gelassen. Dann wird' das Fett wieder geschmolzen und dieser Prozetz wiederholt, bis das Fett mit dem Riechstoff gesättigt ist. Zur Erreichung dieses Resultats sind von manchen Blüten bis 0 Kilogramm auf 1 Kilo- gramm Fett erforderlich. Für die feinsten Gerüche verfährt man in der Weise, datz man grosse, starke Glastafeln 0,5 Zentimeter hoch mit ebensolchem reinem Fett— in der Regel Schweinefleischschmalz und Rindstalg— belegt und in diese die Blüten, deren Duft man auffangen will, mit dem Kelch nach oben steckt. Auf die Glastafel wird eine zweite, in derselben Art zugerichtete gelegt, die als Deckel dient und den Geruch nicht entweichen lässt, darauf eine dritte wieder mit Blüten besteckt und so fort. Nach 25 bis 30 Tagen ist das Fett mit dem Dufte der täglich gewechselten Blüten gesättigt. Diese als Pomaden bezeichneten parfümierten Fette bilden die Grundlage der meisten Parfümartikel. Aus ihnen kann man durch Extraktion mit Weingeist den Riechstoff als Essenz erhalten und in einzelnen Füllen ihn auch als ätherisches Oel für sich ab- scheiden. Der Sprit gibt dem Parfüm die Frische, und sein Geruch hat etwas Belebendes. Um nun die verschiedenen, vielfach mit Phantasienamen belegten Parfümwässer zu erhalten, werden die Essenzen in mannigfaltiger, als Fabrikgeheimnis geheim gehaltener Weise gemischt und zur gegenseitigen Durchdringung der Duft- stoffe oft längere Zeit in Holzfäffern gelagert 8täätebiläer. Basel . Ist eS eine Täuschung, wenn ein freies Gefühl beim Verlassen des Bundesbahnhofes sich des Preussen bemächtigt, der über die Grenze des KantonS geht, nicht um einige Kupons hochwertiger Papiere in diesem Lunapark Europas abzufahren, sondern sich einige Atemzüge einer Lust aufzunehmen, die nicht vom Hauch des Gottes- gnadentumS geschwängert ist? Ist sie bester? Der noch von erstickter Abneigung bewegte Puls geht langsamer, man schreitet durch Villen und parkartige Strassen und zaudert. Ist dies nicht auch das Land der inter - nationalen Milliardäre, der Hotels mit jenen Rechnungen, die nach dem Witzblatt dem Gaste das vergnügte Pfeifen unterbrechen lassen? Man greift beunruhigt nach den beiden Güldenen, die die Um- wcchslung in Franken ergab, und eilt, die vornehme Gegend zu verlassen. Die Strasse senkt sich tief hinab, und in diesen Niveau- Veränderungen liegt ein Teil deS starken Reizes der Stadt. Alte Häuser übereinander, mit den Strassen auf und absteigend, gewunden und gebogen— kaum mehr als fünf Häuser weit eine Gerade bildend. Die Front selbst ist selten bei den vorherrschenden älteren Häusern mehr als drei Fenster breit, so wirken sie schlank und in schönem Verhältnis, während das Berliner' Mietshaus dem Quadrat sehr nahe kommt und durch die Einförmigkeit reizloser Fenster« öffnungen, endloser monotoner Geflmslinien den öden Eindruck hervorruft. Was alles geschieht am Baseler Haus, eS auS der Masse zu heben I Weit schiebt sich de'' Balkon über die Strasse, bei grösseren Häusern das ganze H uS galerieartig umgehe. ld; weit auch schiebt sich der Giebel vor, herzhaft gleich all den Läden der Fenster, gleich dem Fenstergesims in Farbe gebracht. Sie sind stark, diese Farben, tief und voll, braun— blaugrau— das tiefste Rot— aber nie bunt. Es freut ein Malerauge zu sehen, wie geschickt selbst kühne Kontraste durchgeführt sind. Und mehr noch freut es: es sind nicht die allen und ältesten Häuser, es ist nicht die Vergangenheit, die so baute, gerade die zu» letzt Eingereihten fallen nicht heraus, sie sind mit die reizvollsten, enthalten alle Eigenarten des besonderen Baseler Stils. Eine Stadt an einem derartigen Schnittpunkt der europäischen Kultubcwegungen mutz ja reich sein an Ideen und Erfahrungen. Sie kann also nicht, wie das immer noch erst als„angelegt" zu betrachtende Berlin , noch bei der primitiven Geraden, dem Kreis, dem einfachen Bogen im Bau sein, sie kann auch nicht zufrieden sein, einen Baustil zu über« nehmen. Sind sie doch alle im Laufe der tausend Jahre mit am frühesten hier eingeführt, und spielen sie wie Regenbogenfarben in allen Gebäuden in kaum merklichen Reflexen. Man beschneidet die Ecken, rückt das Erdgeschoh zurück, läßt aar den ganzen Aufgang offen. Durchfahrten gehen durch neue Häuser; man steht, die neue Zeit ist nicht brutaler in Basel gegen das Ganze geworden. Mehr noch tun die Gässchen und Wege, die nicht nur Fronten, sondern auch Seitenwände entwickeln lassen. Reiche, un« ablässig gewandelte Gesims- und Friesornamente, die auch im Balkon» gitter wiederkehren und kein gusseisernes Fabrikschema dulden, halten den aufsteigenden Blick zurück. Selbst das simpelste Häuschen bringt neben den Farben der Hauswand und der Läden ein kunstvolles, eigenartiges Türgitter auf, und sei eS nur eine kleine Torfenster« einlage. „Das Haus zum goldenen Tanz�, als ein neuestes, „Die Schnecke", in Kleinbascl am Rhein gelegen, als ein altes Beispiel aus der Zeit von 1500, sie sind einander wert. Bei diesem ist das heute noch im Eigennamen jeden Hauses ausgedrückte Selbst« bewusstsein in dem Hauszeichen erhalten, einer Schnecke, die in grünem Laub sitzt, in violettfarbigem Rahmen. Farbe— wohin man sieht, durch Farbe drückt das Steinhaus das Leben seines Be» wohners, sein besonderes Empfinden aus, wofür sich ja auch in Berlin langsam Meinung findet. Aber was wagt man nicht in Basel I DaS Rathaus ist im Bauprinzip kaum vom Berliner Rathaus abweichend, das Berliner darf sogar als das edlere gelten. Aber welch Leben, welche Wärme verlieh der Basler dem seinen! Das tote Weiss der Natursteme bringt seine frisch zugreifende Farbe schnell zum Leben, aber auch zur Einheit. Auf das tiefe Rot setzt er dann kühn blaue Orna- mente, die Fenster selbst sind enger verbunden und lassen grosse Flächen dem Schmuck der Farbe frei. Im Hof ergibt wieder die farbige Tünche Wärme und Behaglichkeit, zugleich den Fresken den Rahmen gebend. Ein tiefes Blau strahlt auS den Decken der Bogen» gänge und schafft ein vertrauliches Verhältnis mit dem Beschauer. Auch die Frage, ob man Statuen bemalen soll, hat Basel längst gelöst und freudig bejaht. Ist doch an sich schon ein Steinbild ein Versuch der Nachschöpfung des Lebens. Basels Standbilder, die Figuren des Fischerbrunnens, prägen sich dem Vorbeigehenden ein, ihr Gold und Blau und Rot hindert nicht, die Arbeit des Schnitzers, des Bildners zu betrachten. Aber sie verhüten den Frost, den die Marmortoten des Tiergartens verursachen. Allerdings, eins hat der Baseler Baumeister an sich voraus, er baut sich und den Seinen zur Lust und Ehre, niemand darf sich herausnehmen, dem Bürger seinen Geschmack aufzudrängen— sie würden ihn mit Hohn heimschicken. Trotzdem ist Basel nicht schön zu nennen; dazu gehört wohl eine Einheit der Verhältnisse, die nicht möglich war. Ein Stadtteil nur— ganz dem Stil des„Hauses zum goldenen Tanze" an» gehörend— könnte idealen Ansprüchen genügen. So stört schon die übermässige Breite deS an sich schönen. gletschergrünen Rhein - stromes, gegen den die Stadthäuser wie Vogelnester wirken, und selbst der Münster mit den schönen Ordenskreuzgängen, mit den figurenreichen Portalen wirkt klein. Eine Ueberfülle von interessanten Ausblicken und Durchblicken entschädigt dafür, die Stadt ist wie ein Museum, nur belebt und angenehm belebt von einer charakteristischen Bevölkerung. Basel wie Strassburg und Frankfurt besitzen trotz ihrer kleineren Strassenbahnnetze etwas, was die Grosse Berliner nur in einer ein- samen Villengegend andeutungsweise besitzt— Wartehallen. Ist das Wetter im Norden milder oder sind die Südländer anspruchsvoller? Jedenfalls sind die Bahnhöfe der Trambahn mit einer Sorgfalt ausgestattet, wie sie der Norden nur für die Minutcnaufenthalts durchreisender Potentaten hinzaubert. Sie nehmen gleichzeitig alle die kleinen notwendigen, aber störenden Bauten: Rotunden (die unterirdisch find), ErsrischungShäuschen, Zeitungskiosk usw. auf, enthalten Telephon, Wetterapparate, Autcmaten, die auch Fahrpläne für 20 Cts. mit Stadtplan verkaufen. Eine noch grössere Ueberrasckung find die B r u n n e n. ES mag Basel mit seinem reichen Wasserzustrom nicht viel kosten, eine solche Menge Brunnen Tag und Nacht laufen zu lassen, aber wohl wünscht man die Berliner Verschönerungsräte herbei, um ihnm zu
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27 (30.9.1910) 191
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