792 innerster Ueberzeuzung. Ich bin Rohalist und Atheist I.Alles ist eitel 1" Ich glaube nicht an einen Fortichritt der Menichheit. Eher an das Gegenteil. Aber eines lue ich mit Freuden: ich lasie jedem seine politische, philosophische, religiöse p. p..Meinung"... Ich bin Künstler, und weil ich das bin. bin ich frei und unabhängig. Kehre mich den Teufel um Politik. Jeder Tendenz-Künstler ist mir ein Greuel aller Greuel. Ich dichrele das. was ich sah und erlebte �auch in.Poggfred", da Hab' ich allerdingseigenhändige" Er« mnerungen gegeben), natürlich dichtete ich hinzu(Phantasie)." DerSechste Abschnitt" 18991303 iinisajzt die Lebenskapitel: Poggfred-Vollendung. Dritte Eheschlieszung. Eigener Hausstand. Immer noch Schuldennot. Ucberbrettl-Leitung. Kaiserliches Gnaden- gehalt. Wenn auch des Dichters Lebensschifflein mit Hilfe treuer Piloten und Lotsen allmählich ruhigere und sichere Fahrt mit dem Kurs in den Hafen des Friedens, der Ruhe, der Einsamkeil, des eigenen HäuscbenS mit Kartoffelfeld bekommt, so drohen doch noch immer die Stürme der Gläubiger und Krämer, die ihre ,3 Mark 30 Pf." haben wollen. Da bricht dann wohl ein Angstschrei des Gehetzten aus wie der an seine Verleger Schuster u. Löfflcr:Mal tief und ernst gesagt. Ihr lieben Kerls: i Halts nimmermehr aus. Meine Geldschuldenqual übersteigt die irdischen Grenzen. 000 Mark ungefähr sindein- gekommen". Nach dem Apparat. Also ich habe Beispiele muff ich wohl sehr unbeliebt sein. Wir wollen also bald ein Ende macheu. Denn, so solid ich lebe, bei Gott, so kommt doch in Wer- zweiflung hie und da ein Tag, eine Nacht, wo ich mir sage: Gc- uietze und dann schieß dich tot.... Hochzuverehrende Herreu, schickt mir einen lieben Brief, ehe ich das gewollte oder nicht gewollte Opfer meiner Landsleute werde." Oeffentliche Vorleserei seiner schönsten Liedermit schnarrender Leutnantsstimme", Prostitution als Nederbrettl-Baron. endlich kaiser- licheSGnadengehalt". dazu werktätige Liebe und Opferwilligkeit wohlhabender Freunde und Verehrer bringen dem Geplagten, der dabei nie seinen Humor verliert, spät, wenn auch noch nicht zu späte Hilfe. Die Ueberbrettelei ist der menschenscheuen, vornehmen, stillen Natur L.'s natürlich einGreuel aller Greuel" gewesen, was folgender Stoßseufzer bestätigen möge:Ja mein Lieber. Getreuer, die Hure verkauft doch nur ihren Leib, ich aber noch dazu meinen Namen und meine Seele. An den Säulen, Wänden(in Köln ) steht: Detlev v. LiliencronS Buntes Brettl... Nein ich kann kauin noch dagegen an.... O Gott! Aber immer nurde Schnauze hoch und Jänsebraten"." Es gibt in denTheatern", wo seine Truppe spielt, keinen Aufenthaltsort ftir denChef". Er muß sitzen zwischen den Bar- bieren und Kulissenschiebern. Das Publikum behandelt er beim Auftreten vollkommen als Luft, macht weder vorher, noch nachher Verbeugung usw. Er sehnt sich nach seinerlieben Frau und seinen lieben, lieben Kindern" und unterschreibt sich aus Wiesbaden , Weihnackte» 1904, alsIhr alter, lustiger, noch immer gern mit hübschen Soubrettensoupierender" D. L., Haremswächter, Seiltänzer, Bauchredner, höherer Magister, Flohtbeaterbesitzer. Wahrsager. Zirkus- direktor, Feuerfresscr, Messerschlucker, lebende Kaninchen Ver- schlingender. Doktor Eisenbart, Elefantenvorsührer, Löwenbändiger, Excenrric-Clown, Equilibrist, Schlangenmensch, vereidigter Brettl- fpringer, Akrobat, Verwandlungskünstler, der nicht Dagewesene am Reck, Klarinettenvirtuose. Champion of the World!" Letzte Periode: 19041309. Befreiung vom Schuldenrest. Familienglück. Berühmtheit. Korrespondenzlast. Lebensekel. Tod am 22. Juli 1909. Das Wunder war geschehen. Fast augenblicks mit dem Strahl der kaiserlichen Gnadensonne war Detlev v. Lilien« cron bei den Deutschen vom geistigen Durchschnitt ein berühmter Mann geworden. Liliencron -Bücher, Liliencron-Kragen. Liliencron - Interviews, Liliencron-Autogramme. Er kriegt 100 Briefe und 10 Bücher zur gefälligen Beurteilung täglich ins Haus. Aber mit dem zu späten Ruhm war der Ekel bei dem Manne gekommen, der die Menschenbestien gründlich kennen gelernt hatte.Wissen Sie. daß ich sehr krank bin in dieser Zeit", schreibt er <23. Mai 1904) an Fritz Bockel.Ich muß mich fort- während erbrechen, nämlich vor Wut, Ekel und Scham über diesen ganzen augenblicklichen Liliencron -Schwindel." Langsam kommt sein schweres, wildes Blut zur Ruhe. Fast ge« waltsam muß man ihn aus seiner gewollten Einsamkeit heraus- reißen, den Einsamkeiten seines Zinimers, des Gartens, der Feld- und Heidespaziergänge. Seine Familie und drei bis vier intime Hamburger Freunde sind sein letzter Zirkel. Ein harter Panzer wächst um seine Seele, der die Zudringlichkeiten der neugierigen Well abzuwehren weiß. Die vermehrte Menschenkenntnis hat seine Lebenskraft nicht bändigen können, aber den Lebensekel in ihm ge- weckl.(An Kurt Pieper.(13. August 1906):Ja, C. F. Meyer hat recht; vermehrte Menschenkenntnis", das ists. Und dann wie gesagt: daS bittere, meine Seele beschämende Gefühl nachher: Was hast du da nun alles geschwatzt, gelacht, getanzt, getobt. Dionysos ! und bin doch der einsamste Mensch. Das(und die Geldfrage) ist mir dann (nachher) so unermeßlich ekelhast I Sie verstehen mich I Die Menschen werden es niemals einsehen, daß das noch nngebändigte Lebenskraft war.(Aber wie hätte ich denn z. B. solche frische Liebeslieder in meiner früheren Zeit machen können?) Und deshalb werden die Menschen mir später, nach meinem Tode, vielleicht den Vorwurf machen, daß ich nicht frühzeitiger Philister wurde..." m. Kleines f euilletom Völkerkunde. Die Stellung eines Häuptlings in Deutsch « Ostafrika. Die außerordenllicke Machtfülle, die ein hervor» ragender Häuptling der Wabena vor der deutschen Herrschaft besaß, wird von dem Missionar Martin Priebuich imGlobus" geschildert. Das deutsche Regiment hat zwar die Häuptlingsgewalt in mancher Hinsicht eingeschränkt; aber so weit das alte Häuptlingsreckt mit dem deutschen Reckt und der deutschen Verwaltung nicht in Wider» streit steht, bestehr es noch jetzt fort. Als unumschränkter Herrscher gebot ein Häuptling der Wabena über Leben und Tod seiner Untertanen. Er konnte beanspruchen. daß bei seinem Tode Leute seines Stammes getötet wurden, deren Seelen ihm im Jenseits Gefolgschaft leisten mußten. Auch sonst wurden im Lande hin und wieder Leute gerötet, damit sie den Hof- staat des verstorbenen Häuptlings seiner Würde gemäß vermehren könnten. Wie Tod und Leben, so lag auch die Verfügung über daS Vermögen in der Hand des Herrschers. Sah er auf seinen Wegen irgendein schönes Rind oder sonst etwas, was seine Augen lockte, dann brauchte er nur seinen Wunsch zu äußern, und sogleich mußte der Besitzer sein Hab und Gut an ihn abtreten. Einen Anspruch auf Eulschädigung halle keiner der alsoAusgezeichneten"; nur durste ihm nicht ohne besonderen Grund sein gesamter Besitz genommen werden. Nur in beschränkter Weise erstreckt sich das Recht des Herrschers auf das Vermögen seiner Untertanen, auch auf ihre Frauen. Hat der Häuptling auf eine verheiratete Schöne seines Landes ein Auge geworfen, so muß er sich erst der Einwilligung der Frau versichern, bevor er dem Manne sein Ehegespons wegnehmen darf. Der Gatte hat Anspruch auf Ersatz des Heiratsgules, das er für seine Frau gezahlt hat. Unter allen Männern seines Stammes ragt der Häuptling durch eine besonders kostbare und reiche Kleidung hervor. Stoffe, wie er sie trägt, dürfen nur noch von denen getragen werden, die sie aus seiner Hand erhalten haben. Sein besonderer Schmuck sind Otternfelle. An» geredet wird er mit dem EhrennamenSenga", der ursprünglich .Rind" bedeutete, aber jetzt etiva unseremMajestät" entspricht. Ein schwerer Verstoß gegen die streng innegehaltene Hofsitte wäre es, wenn man den Häuptling einmal allein gehen ließe. Stet« geleitet ihn ein zahlreicher Zug. Größte Gastfreundschaft empfängt ihn überall; wo er erscheint, fließt das Bier in Strömen. Unternimmt er Rriegszüge gegen die benachbarten Stämme, dann bat er an einem bestimmten Tag gleichsam seinBenefiz ". An diesem Tage wird alles, was seinen Leuten beim Beutemacheu in die Hände fällt, dem Häuptling als Eigentum übergeben. Staatsrechtlich regiert der Häuptling völlig unverantwortlich; gibt keine Bolksveriaminlung und keinen Rat der Großen, die seine Macht beschränken könnten. In Gerichts» fachen ist er der oberste Richter. Große Feierlichkeiten beginnen, wenn der Häuptling gestorben ist. Zunächst werden nur die Unter» Häuptlinge und die bei Hofe Vertrautesten zusammengerufen, während das Volk den Tod des Herrschers erst erfährt, wenn der Nachfolger schon in seine Häuptlingswürde eingesetzt ist. Früher wurden zu beiden Seilen des gestorbenen Herrschers Kinder im Säuglingsalter lebendig begraben. Waren keine Säuglinge zu diesem Zweck vor» handen, dann mußten größere Kinder dieses Schicksal erleiden. Ein reichliches Leichenmahl schließt die Beerdigung. Astronomisches. Vulkantätigkeit auf dem Mars . Eine Art von Vulkanismus muß wohl in der Entwickelung aller Weltkörper eine Rolle gespielt haben. Ein Fixstern wie die Sonne ist nicht« anderes als ein ungeheuerer Vulkan, der seine glühenden Dämpfe Hundert- tausende von Kilometern aufwärts schleudert. Unzweifelhafte Zeugen einer vulkanischen Tätigkeit trägt ferner die Mondoberfläche an sich, obgleich die inneren Feuer des Erdtrabanten schon fast gänzlich erloschen zu sein scheinen. Von den übrigen Planeten, ausgenommen natürlich die Erde selbst, wissen wir in dieser Hinsicht wenig. Weitaus am besten bekannt ist noch der Mars , aber der Streit, der unablässig über die Auffassung der auf ihm bemerkbaren Linien und Helligkeitsunterschiede geführt wird, beweist am vollkommensten, daß auch er für die Beobachtung des Menschen eine recht schwierige Welt ist. Auffällig ist es, daß man gerade bei ihm nie nach den Wirkungen eines Vulkanismus gefragt hat. Warum sollte der Mars nicht früher ebenso seine Vulkane gehabt haben oder sie vielleicht gar noch heute haben, wie die Erde deren doch genug besitzt? Und warum sollten nicht gar die Erscheinungen auf dem Mars , über die sich die Astronomen so sehr den Kopf zerbrechen, leichter durch die Annahme vulkanischer Wirkungen zu erklären sein«US durck den Glauben an Marsmenschen, die sich zu irgend welchen Zwecken Kanäle von unvorstellbarer Länge und Breite gegraben haben? Diesen Vorschlag macht nun in der Tat endlich Prosesior Wilhelm Krebs in denAstronomischen Rachrichten", der die verschiedenen Zeichen und Veränderungen auf der Marsoberfläche als die Folgen vulkanischer Tätigkeit erklären möchte. Daß diese Meinung erst jetzt hervortritt, hat seinen Grund darin, daß seit der letzten Opposition des Planeten im vorigen Jahre neue Tatsachen entdeckt worden sind, die auf eine vulkanische Tätigkeit hindeuten. Danach könnte das ganze Netzwerk der be» rühmten Kanäle aus Bruchlinien bestehen, die durch vulkanische Kräfte und Erdbeben geschaffen worden sind. Perantw. Redakt.: CarlWennuth, Berftn-Rixdorf. Druck u. Verlag: itjorwerl» lbuchtructerei u.Verrag«ai>iurU Paul«rnger SrEo.. Vertu: W.