Männer dasselbe aus, als wiederholten ihre Lippen unwillkürlich fertig! ---- Bevor fie gingen, wollte der kleine Ieb das Faß Pulver sehen und Jürgen führte sie alle hin und zeigte ihnen das Faß, das unter dem Tisch neben einer Tonne mit Fleisch stand. Und dann gingen sie alle fort aus dem Krageschen Hause und gerstreuten sich nach allen Himmelsrichtungen. 24. Es war um die Mittagszeit im Hochsommer. Die Schafe mußten sich wohl in den kühlen Sand auf der Schattenseite der Dünen hineinwühlen und die Kühe mochten im Stall liegen und pusten; denn die ganze Gegend war wie ausgestorben; man sah weder Mensch noch Tier. Es blieb allein noch das funkelnde, zitternde Sonnenlicht nach, das sich auf alles legte, das die Hügel blendend weiß erscheinen ließ und hier und da in den Fenster- scheiden aufflammte. Und es herrschte vollkommene Stille. Kurz nach 12 Uhr kamen einige Männer hinter den hohen Dünen zum Vorschein. Bald erschienen andere von einer anderen Seite. Der kleine Jep tauchte im Nordosten wie aus dem Erd- boden empor an der Spitze der Moormänner, unter lebhaften Be- wegungen und Armschtvenkungen. Bei Drösbak gewahrte man Jens Ron, dem Niels Malle folgte; Mads Kirk humpelte auf seinem schlechten Beinen hinterdrein und der stille Peter folgte in einiger Entfernung. Dann tauchte eine Schar Mastruper auf, unter denen der lange Jens gleich einer Bohnenstange emporragte, vom Westen her erschien Krön Hvas, den Fischer-Tammes begleitete, der bei jedem«Schritt die Beine hob, als wate er im Wasser.«Sie trugen Röcke und Hosen aus halbwollenen und halbleinenen, eigengewebten Stoffen, die in Falten und Säcken ihren Körper umschlossen, wie es gerade traf; denn Stotter-Niels, der als Schneider in den Dünen von Haus zu Haus zog, hatte nie sonderlich viel vom Handwerk verstanden.* Dagegen lieh der Anzug der Hofbesitzer von der Torupcr Seite deutlich erkennen, daß er in nähere Berührung mit der Kultur ge- kommen fei. Sie schritten langsam vorwärts und rauchten aus ihren Meerschaum- oder Kurländer Pfeifen, die mit grünen Quasten verziert waren. Aus dem Wiesenhofc, der ganz allein und für sich lag, kam eine einzelne, hohe, dürre, vornübergcbcugtc Gestalt. Sören, der Bauer, pflegte sich sonst selten blicken zu lassen und nie am Wochen- tag zu feiern. Seine Falkenaugen spähten daheim stets hinter den Leuten her und verfolgten ihr Tun vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Aus dem«vandmoor tauchte bald hier, bald dort einer auf. Sie kamen unausgesetzt, aus Tarup, von den Wiesen, den Mooren und den Dünen. Sogar der„Brillcnmann" mit den schwachen Augen und den krummen Beinen, und der alte, achtzigjährige Vater des«Strandvogtes, der seit vielen Jahren nicht den Holzhackraum des alten Strandhofcs daheim verlassen hatte, kamen auf ihren steifen Beinen angehumpelt. Da waren der„lahme Hineig" und„der Schleicher",„der Knochenmann" und„die Ameise", Leute, die sonst niemals dort zu sehen waren, wo es viele Menschen gab, mit Ausnahme der Strand- auktionen... überall wimmelte es von eckigen, vornübergcbeugten Düncnbewohnern, die hinter den Höhen und vor den Hütten im hellen Sonnenlicht auftauchten. Und alle strebten sie über die Heide dem Krageschcn Hause zu. Dort hielt ein Wagen, der von Lern herübergekommen war. Auf dem hinteren Wagensitz saß das Mitglied des Folkcthings, Mads Peter, der den Kreis vertrat, ein älterer Bauer, und zu seiner Rechten ein politischer Führer, der augenblicklich die Gegend bereiste. Jürgen kam barhäuptig heraus, um sie zu bewillkommnen. „Aber wo in aller Welt kommen die vielen Menschen her?" rief der fremde Politiker, als er vom Wagen sprang.„Sind es Unter- irdische? Man kann ja fast keine Wohnungen entdecken!" Jürgen antworkcte voll stolzer Freude:„Wir schlafen hier auch nicht." „Ich bin völlig Überrascht, das muß ich sagen." Mads Peter legte seine Hand auf Jürgens Schulter und sagte lächelnd:„Dieser hier hat ihnen tüchtig eingeheizt!" Im Versammlungshause zu Lern hatte Jürgen am vorher- gehenden Abend um eine Zusammenkunft in den Toruper Dünen an diesem Tage gebeten. Der Führer hatte dazu den Kopf ge- schüttelt; er konnte auf seiner Tournee nur bestimmte Knoten- punkte besuchen, und„Sie wohnen da draußen in einem Sibirien !" Er hatte über seine Brillengläser lächelnd hinweggeschaut und ge- meint:„Außerdem kann es ja nicht mehr bekannt gemacht werden!" Mit einem kecken Zurückwerfen des Kopfes hatte Jürgen ge- antwortet:„Im Laufe von drei Stunden will ich 300 Mann zusammenbringen!" Da hatte der Führer einen Augenblick verwundert aufgeschaut und plötzlich geantwortet:„Gut, wir kommen!" Sic traten ins Iimmer, wo die Vorsitzenden schon versam- melt waren. Der Führer war ein Hüne, dessen Gestalt bis zur Decke reichte. Als er seine Kopfbedeckung lüftete, sah man einen kahlen«Scheitel, der sich in gewaltiger Rundung hinter der breiten, vorspringenden, faltenreichen Stirn wölbte, die er senkte, sobald er üben die Brillengläser hinweg den scharf und durchdringend an- sah, mit dem er sprach. Die Vorstandsmitglieder standen im Hlnfergrundc des Jim« mers, mit wachen Sinnen den Mann betrachtend, dessen Namen sto so oft in der Zeitung gelesen hatten. Sie zuckten zusammen, so kräftig ertönte sein tiefer Baß. Wenn er etwas sagte, überschüttete es sie gleich einer Sturzsee, in der si� völlig verschwanden. Kjesten lief hinaus auf die Vordiele zu Marie.„Ach herrsch!" was sollen wir mit zwei so Feinen anfangen, die sogar eine weiße Hemdbrust haben!" Sie stemmte die Handflächen gegen den Magen.„Vor dem einen habe ich direkt Angst, der sieht bös aus!" «Es krachte, als der Führer sich in der Ecke der Sofabank nieder- ließ; und einen halben Krug Bier trank er in wenigen Zügen aus. Es gehörte wohl etwas dazu— zum Abkühlen; in solch einem kochte es wohl inwendig. So also sah er aus I Die Dünenbewohnev starrten ihn an, wie Kinder einen Fremden anzustarren pflegen. Marie brachte Kaffee. Sie war rot vor Eifer und Stolz über die seltenen Gäste. Sie grüßte geniert. Die Männer beobachteten währenddem den Führer.«Schweigend saßen sie da und suchten ihn zu ergründen. Nach und nach jedoch, als er von Dingen sprach, die sie selbst in den Zeitungen lasen, oder die sie selber dachten, ward er ihnen vertrauter. Er war ja doch i h r Mann, i h r Führer. Bisher hatte nur Jürgen mit den beiden Politikern gesprochen. Er erkundigte sich nun nach den Zukunftsplänen. „Es ist eine Zeit des Kampfes!" sagte der Führer feierlich. „Und der Kampf kann lang, er kann Wohl auch hart werden." Hierauf folgte eine Pause. „Ob es nicht bald losgehen sollte?" fragte der kleine Jeb mit funkelnden Augen. „Was uns anbetrifft, so sind wir fertig." fügte Krön HvaS hinzu und zupfte feinen lange» Bart. Es ward unter allgemeiner Spannung lautlos still. Der Führer blickte nachdenklich zur Decke hinauf.„Re— vo— lu— tion," sagte er,„gibt es kaum. Hier nicht, in diesem Lande!" Bei diesen Worten glitt eö wie ein Schatten über die Gesichtec der Dünenbcwohner. Sic saßen mutlos da, als hätten sie den festen Halt verloren und als glitte ihnen die«Sache aus den Händen. „Das Pulver haben wir!" sagte Jens Rön und spuckte aus. „Flinten können wir uns wohl�auch auf dem Wasserwege der- schaffen, wenn es auch verboten istrrügte einer der Moorinänner hinzu. „Unsere Fischer können sie in Norwegen holen," warf der lange Jens dazwischen. „Und Geld," bemerkte Michel Peter,„Geld werden wir schon herbeischaffen." „Ja, kaust Ihr nur Flinten!" antwortete der Führer lebhaft. „Die sind immer gut gegen äußere und innere Feinde!" (Fortsetzung folgt.j, Oer als Gärtner und Kleintierzüchter. Kleintierpfleg e im Winter. Wenn der Gartenkolonist im Oktober sein Obst unter Dach und Fach gebracht, das frostempfindliche Gemüse in den Kellern oder in Erdmieten gelagert hat, dann sind für ihn Parzelle und Garten vor- läufig erledigt. Seine Wintcrarbeit besteht dann in der Hauptsache darin, die aufgespeicherten Schätze zu kontrollieren, dem Umsichgreifen der Fäulnis vorzubeugen und, was die Hauptsache, tüchtig zu essen. Es gibt ja auch eigentliche gärtnerische Winterarbeiten, die drängen aber nicht und beschäftigen in der Regel nur kurze Zeit, weshalb man dafür immer möglichst schöne, nicht zu stostige und sonnige Tage abwartet. Anders liegt die Sache, wenn man, wie Prietzke, Pflanzen- und Kleintierzüchter zugleich ist. Gurken kann man einsalzen, Weißkohl kann man, indem man Wein- oder Sauerkohl daraus macht, gewissermaßen pökeln, vergängliches Obst einlochen, aber das Kleingctier, was da draußen fliegt, läuft und hüpft, läßt sich leider nicht über Winter in Blechdosen einlöten und bis zu der Zeit sterilisieren, zu der die Bienen wieder summen, die Hühner erneut Eier legen und die Karnickel mit Eifer der Fortpflanzung ihrer wichtigen Gilde obliegen. Jetzt, nachdem die Lauben ausgeräumt, die Betten und das notwendige Geschirr wieder als schwere Lasten in die lichtarme Stammwohming des Großstadtsumpfes zurückbefördcrt sind, besinnt sich der Kolonist erst darauf, daß es verschiedene Jahres- zeit«» gibt, von denen manche für den Kleintierzüchter recht unbehaglich sind. Mannigfach sind die Lvge, durch die man sich die Sorgen um das Kleingetier erleichtert. Die Ziege, die Kuh des kleinen Mannes, die sich vom Frühling bis zum Herbst eifrig und mit Erfolg anzapfen, d. h. melken lassen mußte, wnd für ein Spottgeld losgeschlagen oder abgeschlachtet. Wenn die ältere Ziege im Gegensatz zum einige Wochen alten Lämmchen auch ke nen saftigen Braten liefert, so läßt sich doch ms Fleisch in Verbindi.ng mit Rind- und Schweinefleisch z» einer guten HanSmacherwurst»erarbeiten. Würste dieser Art hat schon mancher gegessen, ohne es zu ahnen. Das Federvieh der Parzelle, nanenUich die Tauben und Hühner, wandert jetzt häufig mit zurück in die Stadt. Mancher Kolonist
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27 (1.11.1910) 213
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