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r. 20. 17. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 25. Januar 1900.

Reichstag.

134. Sigung vom 24. Januar 1900. 1 5: Am Bundesratstisch: Frhr. v. Thielmann. Die zweite Etatsberatung wird beim

fortgefekt.

Etat des Reichsichanamts

Die Beratung beginnt beim Titel: Stadtelefzetä.

Abg. Lucke( 3 d 2.)

beflagt sich über die Verfälschung des Branntweins. Konsumenten müsse eine Gewähr geboten werden, daß er für sein Dem Geld auch unverfälschte Ware bekomme. Redner verlangt ferner. daß Weinreste, stati zum Beinpantschen benutzt zu werden gebrannt werden dürften und beklagt itch über zu for: male Handhabung des Brannttveinsteuer Gesezes.

Schullasten zu sprechen tommt.

Etats.

Daß

V

Reichs Schazsefretär Frhr. v. Thielmann ( auf der Tribüne schwer verständlich) erklärt auf die Beschwerden. betreffend Branntweinverfälschung, nicht cingehen zu können, da diese Materie nicht zu seinem Fache gehöre Der Titel wird bewilligt, ebenso debattelos der Rest des Ebenso bebattelos werden erledigt der Etat der Reich fchuld und der Etat für den Rechnungshof des Deutschen Hierauf wird die Beratung der Anträge Ag ft er und Gen.( Soc.) und Lenzmann( frf. Bp.) auf baldige Vorlegung eines Reichs Berggefches fortgesetzt. In Verbindung damit sieht die Beratung des Antrags Letocha( C.) auf Einführung fanitärer Schuhmaßregeln für Bint Abg. Thiele( Soc.):

Reich 3.

hüttenarbeiter.

deutschland vor.( hört! hört! bei den Socialdemokraten.) Ich 9 Stimmen abgegeben worden. Die Bergleute sezen ihre Ehre werfe deshalb auf diese Leute wahrlich feinen Stein. denn darein, daß feine socialdemokratische Stimme unter ihnen abgegeben wenn die Arbeitsverhältnisse so sind,

-

Nechte. Denn ich frage kein Bedenken zu sagen: Kein Thron eines deutschen Bundesfürsten ist so wertvoll, wie die Gesundheit irgend eines Bergarbeiters.( Lebhafter Beifall bei den Social­demokraten.)

Abg. Franken( natl.):

eben die

Abg. Thiele- Halle( Soc.):

Sie

liche Bildung herkommen. Zudem, find die Leute geradezu traten und dieje Art der Wefämpfung aus den Arbeitertreiſen heraus auf Bestechung der Steiger angewiesen, denn die Tonne Erz halte ich für eine Grundlage der Socialdemokratenbekämpfung wird nicht bezahlt nach dem, was gefördert wird, sondern nach dem, überhaupt. Aus den Arbeiterkreisen selbst muß die Bekämpfung was in die Hütte kommt, und über die Menge dessen, was aus fommen, denn für feinen Stand ist die Socialdemokratie gefährlicher geschieden werden muß, entscheiden die Steiger. Diese Steiger find als für die Arbeiter, deren Interessen zu schützen die Herren zwar es andrerseits, die die Löhne außerordentlich drücken und geradezu vorgeben, die durch die hetzerischen Agitationen aber nur ge fanatisch alle Bestrebungen der Arbeiter, sich zu organisieren, unterschädigt werden.( Beifall rechts. Lachen bei den Socialdemokraten.) drücken. Vor kurzem noch sind fünf Arbeiter entlaffen worden, die zum Teil 8-10 Jahr im Dienst standen und die sich absolut nichts Deutschen Berg und Hüttenarbeiter Verband beigetreten waren. Die Ausführungen des Herrn Vorrebners zivingen mich darauf noch Ich habe mich vorhin nur so wenig als möglich mit den hatten zu schulden kommen lassen, lediglich weil sie dem politischen Verhältnissen des Mansfelder Bergreviers beschäftigt, aber Es ist ganz zweifellos, daß infolge dieser Zustände eine gewaltige Gährung unter den Bergarbeitern herrscht, von der manche keine etivas näher einzugehen, zu zeigen, in welch schlechten Ahnung haben, obwohl sie mitten unter ihnen wohnen. patriarchalischen Verhältnissen die Bergleute dort sich befinden. Herr Bei unserer Forderung eines Reichs- Berggesetzes ist uns das Arendt fagte, ihm hätte noch kein Bergmann eine Beschwerde vor­die dramaveinsteuer eine Liebesgabe für die Großgrundbefizer fei. Wichtigste, daß der Staat endlich den Verfuch macht, die Accord: getragen. Nach den Erfahrungen, die ich im Mansfelder Bezirk ge­ist ein Märchen. Die ganze Landwirtschaft ist an dem Profperieren arbeit im Bergwerksbetriebe vollständig zu verbieten. Das feste macht habe, finde ich das begreiflich. Ich möchte die Worte, die der Branntweinbrennereien intereſſiert. Eine Broschüre, die dies Gedinge muß für alle Arbeiter eingeführt werden und ferner muß mir gegenüber über die Person des Herrn Arendt und den Zwang, näher darlegte, fandte ich auch an den Abg. Richter. er fandte fie ein gewisser Minimallohn gewährleistet werden. Es darf nicht vor: Das aber kann ich ihm sagen: Schmeicheleien waren es gerade ihn zum Reichstag wählen zu müssen, gefallen sind, nicht wiederholen. mir aber unaufgeschnitten zurüd.( Große Heiterkeit links.) Das fommen, daß eine 8stündige Schicht unter Tage mit weniger als 4 M. beweist, daß die Herren Freisimmigen für die Bauern fein Interesse entlohnt wird. Die jetzigen Gewinne der Bergwerksbefizer genügen Leute also mit ihren Beschwerden persönlich an Herrn Arendt wenden? nicht.( Heiterkeit bei den Socialdemokraten.) Wie sollen sich diese übrig haben.( Widerspruch links. sehr richtig! rechts.) Die Herren sehr wohl dazu, um eine derartig feste Entlohnung zu ermöglichen. verlangen immer, daß die Landwirte höhere Löhne zahlen, das Die Kohlenpreise werden ja bei jeder Gelegenheit erhöht, denken Wenn Sie glauben. Sie feien der Vertraute der Bergleute, so find tönnen sie aber nicht, wenn ihnen immer größere Laſten Sie doch nur an den großen Streif, der jezt in Oestreich aus- Sie auf dem Holzwege, Herr Arendt.( Heiterkeit bei den Socialdemo auferlegt werden. Redner führt dies des weiteren aus. wird aber gebrochen ist. Sofort ist der Preis der Kohle wegen Kohlenmangels fraten.) Sie schäzen uns auch zu flein, wenn Sie meinen, wir bon Präsidenten Graf Ballestrem zur Sache gerufen, als er auf die in die Höhe gegangen. Und dasselbe geschicht jeden Winter, ohne haßten die Bergleute, weil wir sie noch nicht für uns gewonnen daß die Produktionskosten sich auch nur um einen Pfennig ver- haben. Wie steht es denn mit der Mansfelder Organisation? mehren. Jedenfalls muß aber unbedingt der Accordlohn ab- bestand gegen Gefen und Recht, solange das Verbindungsverbot geschafft und ein Minimallohn bewilligt werden. politischer Vereine noch Geseg war. Obwohl alle politischen Tages­ein Bergmann erzählt, er habe in 15 Jahren einmal einen Berg Die Versammlungen des reichstreuen Vereins sind oft schlecht be­Auch die Inspektion ist sehr mangelhaft. Mir hat einmal fragen in den einzelnen Vereinen erörtert wurden, wurden die Vereine von der Staatsanwaltschaft nicht als politisch angesehen. beamten zu Geficht bekommen. Die Bergbeamten gehen nicht etwa in den von mir bezeichneten Gängen unher, sie gehen nur in den ſucht. Die Steiger aber zwingen dann die Leute zum Versammlungs­Hauptgängen spazieren, wo die Pferdebahn fährt. Da kann nur besuch. So jagte der Krughütter Steiger Enfe, ein Donnerwetter dann Abhilfe geschaffen werden, wenn den Bergarbeitern selbst soll dreinschlagen, wenn die nächste Bersammlung nicht beſſer ein Teil der Kontrolle gegeben wird. Es ist nur ein Gebot der besicht ist.( Heiterkeit.) So sieht die Musterorganisation Menschlichkeit, daß endlich auf diesem Gebiete eine einheitliche Herr Arendt verlangte den Beweis für die Unredlichkeit der Steiger. der Mansfelder Berglente ans. Doch zu wichtigeren Dingen! reichsgeiegliche Regelung eintritt. Wenn die Regierung bis jest um, einem Blinden kann man nicht das Sehen beibringen, und eine socialpolitische Maßnahme ergriffen hat, hat sie stets einen Fehlgriff gethan. thut fie hier wenn Herr Arendt behauptet, die Verhältnisse dort zu kennen und das von dieser Bestechlichkeit trotzdem nichts gemerkt hat, so muß er ihm auch einen Fall anführen. Der Steiger Rothe, mit th". in blind sein. Wenn er aber durchaus Beweise verlangt, so will ich Benndorf , mit 2 n"( Heiterkeit), hat mit dem Material der Gewerkschaft und von Mauvern und Zimmerleuten der Gewerkschaft für sich ein Haus errichten lassen und das sind nicht Häuser, die die Gewerkschaft befürwortet. Ebenso ist es auch jedem, der die Verhältnisse dort kennt, ganz bekannt, daß dort häufig Steiger die Franen der Bergleute als ihr Eigentum be= trachten. Wenn wir solche Behauptungen in unserer Presse auf­stellen, werden wir ja immer bestraft. Denn der Beweis der Wahr­heit kann nie erbracht werden, weil die Leute aus Furcht, entlassen zu werden, die Aussage verweigern. Denn im Mansfelder Kreise abgelegt zu werden, bedeutet so viel als des Landes verwiesen zu werden. Herr Arendt hat es weiter so hingestellt, als seien die Pensions­verhältnisse im Mansfelder Revier so günstig, daß es für die Arbeiter ein wahrer Genuß wäre zu verunglücken. Dagegen spricht die That­sache, daß gerade aus diesem Gebiet heraus außerordentlich viel Klagen an das Neichs- Versicherungsamt fommen wegen zu geringer Von einem der Redner ist darauf hingewiesen worden, daß die oft in so niedrigen Gängen arbeiten müssen. Wollte man aber Rente geprellt. Der Abg. Thiele hat es gerügt, daß die jugendlichen Bergarbeiter Festsetzung der Rente. Die Leute werden zum Teil direkt um ihre Wenn Herr Arendt behauptet hat, daß er von Löhne der Arbeiter gestiegen seien. Das ist bei den Braunkohlen - überall größere Räume herstellen, so würden dadurch so gewaltige einer erregten Stimmung unter den Mansfelder Bergleuten Arbeitern nicht der Fall. Das Einkommen hat sich zwar ein wenig Stosten entstehen, daß der Bergbau überhaupt nicht mehr lohnte. nichts wisie, so beweist das auch wieder nur, daß er gegen­crhöht, dafür sind aber die Arbeitsleistungen erheblich größer ge- In den niedrigen Gängen müssen junge Leute beschäftigt werden, über den Thatsachen blind iſt. worden. Von 1897-1898 stieg die Arbeitsleistung der Arbeiter im erwachsene können dort nicht arbeiten.( Lachen bei den Social- fürsorge der Mansfelder Unternehmer, die Herr Arendt Von einer großen Arbeiter­Gebiet des Oberbergamts Halle um 6/2 Proz., während der Lohn nur um 3,2 Proz. bei den unterirdischen Bergarbeitern, um 1,9 Proz. halten, kann mir gleich sein. Ich erkläre gern, daß unsere ganze Wohnhäuser für die Arbeiter gebaut, aber was will das fagen bei Ob Sie( zu den Socialdemokraten) das für richtig rühmend hervorhob, kann keine Rede sein; gewiß find ja einige bei den Tagarbeitern stieg. Also eine Lohnerhöhung um durch Partei den Wunsch hat, dem Bergmann in seinem schweren Berufe einer Anzahl von 80 000 Arbeitern. Wie traurig die Verhältnisse der schnittlich 2,5 Proz. eine Steigerung der Leistungen um 6 Proz. Wie außerordentlich gestiegen die Leistungen find, mag folgender Erleichterungen zu bringen. Aber den Wunsch des Abg. Thiele, daß Arbeiter dort sind und wie zurückgeblieben sie geistig sind, geht auch Bergleich zeigen. Im Jahre 1888 förderte jeder Bergmann des man im Reichs- Berggejez die Accordarbeit beseitigen möchte, kann schon daraus hervor, daß Eisleben , welches seiner Zeit einen Luther mitteldeutschen Braunkohlenreviers ca. 581 Tonnen im Durchschnitt. einmal degradiert. ich nicht teilen. Die fleißigen und geschickten Arbeiter würden auf in die Welt schichte, heute einen Arendt zu seinem Vertreter wählt. 10 Jahre später, 1898 betrug die Förderung pro Stopf aber 780 Tonnen. machen, daß die Arbeiter alle in einem großen Saale thätig sind. Jm Bergwerk läßt es sich nun einmal nicht Abg. Dasbach( C.): Der Bert der 1888 geförderten Kohlen betrug für den Arbeiter Sie müssen einzeln arbeiten, und da muß jedem Gelegenheit gegeben gerichtet wird, wenn die Inspektion kommit. Herr Hilbd hat bestritten, daß die Berieselungsanlage erst ein­1270 M., im Jahre 1868 1798 M. Von den 488 M. Mehrertrag werden, sich durch Fleiß und Geschicklichkeit ein höheres Ein: nie behauptet worden. Thatsache dagegen ist, daß die Berieselungs. Das ist aber auch fund aber den Arbeitern im Durchschnitt nur 45 M. als Lohnerhöhung kommen zu verschaffen als die andern. zugefallen. Das Mehrerzeugnis steckte der Unternehmer ein. legten Sigung, in der wir vom Reichs- Berggesetz sprachen, auch beamte näht.( Sehr richtig! im Centrum.) Das ist auch in einer Abg. Sachse hat in der anlage meist erst in Betrieb gesetzt wird, wenn sich der Aufsichts­Dabei sind gerade im mitteldeutschen Braunkohlenbecken die Unfälle ausgeführt, die Arbeiter hätten von der Westfalia" nicht den Lohn Gerichtsverhandlung im Anschluß an das Unglück auf der Zeche zahlreicher als in irgend einem andern deutschen Bergrevier. Die bekommen, der ihnen versprochen worden sei. Es ist aber vor Ge- Borussia" durch die Zeugen allgemein anerkannt worden. Danach Bergmann , der 35 Jahre alt ist, der 10-15 Jahre in die Grubericht festgestellt worden, daß die Angabe, es sei ein Mindestlohn von liegen die Anlagen oft bis einen Monat lang außer Betrieb. Die gegangen ist, sieht aus wie ein gebrochener Mann. Hier könnte Nationalliberalen.) Herr Sachse hätte das urteil fennen müssen. fehr geringe. Da ist es nicht zu verwundern, wenn diese Leute in 4 M. versprochen worden, nicht wahr ist.( Hört! hört bei den Strafe, zu der die Unternehmer verurteilt wurden, war trotzdem eine nur durch eine eingehende Inspektion Besserung geschaffen werden, Ein Als zweites Beispiel dafür, wie begründet die Einwendung ist, flagen. Wenn aber Herr Eachje von dem Prozeß nicht erfahren weil sie durch die Uebertretungen der geseglichen Vorschriften oft das Bergarbeiterführer hat ja die Leute verführt, 3 ihrer Profitwut gerne die kleine Geldstrafe auf sich nehmen, die Bergwerkshütten feien jetzt zu sehr belastet, führe ich die Maus: hat, dann hat er so leichtfertig gehandelt, daß wir ihm in Zukunft Zehn ja Hundertfache dieser Summen wieder verdienen.( Sehr felder Gewerkschaft an der ja von Dr. Arendt ein hohes Loblied nicht wieder glauben werden.( Sehr richtig! bei den National­gesungen ist. Die Verhältnisse in diesem Gebiete sind aber geradezu liberalen.) Herr Sachse hat schließlich behauptet, die Berieſelungs­richtig! links.) traurig. Gewöhnlich stellt sich der Laie vor, daß die Schächte jo vorrichtungen seien selten im stande. Schuld daran sind die Arbeiter. Uebelstände verweist, so ist erstens zu bemerken, daß einzelne Staaten Wenn man uns auf die Landesgesetzgebung zur Abhilfe dieser beschaffen sind, daß man bequem vielleicht in gebückter Stellung Sie benutzen die Vorrichtungen erst, wenn der Berginspektor kommt. nicht einseitig mit der Herabsetzung der Arbeitszeit z. B. vorgehen darin gehen und sich häufiger ausruhen tann. Das ist aber dort sind sie dann nicht in Ordnung, dann können sie natürlich nicht in fönnen, und außerdem werden wir sicher in diesem Hanje ein nicht der Fall. Die Bergleute müssen acht Stunden lang auf der einem Augenblick in stand gesetzt werden. Die Täuschung geht aber viel befieres Berggesez zu stande bringen, als dies in den Seite liegen, haben auf der linken Seite und unter dem linken Knie nicht von der Verwaltung, jie geht von den Arbeitern aus. Einzelstaaten möglich wäre. Ich erinnere nur an die Novelle zum ein Brett und müssen in dieser liegenden Stellung beständig Erz( Bravo ! bei den Nationalliberalen.) haden. leber fich, links und rechts, vor und hinter Berggejez, die 1892 der Minister v. Berlepsch dem preußischen Ab­fich haben sie nur Steine und die Dunkelheit wird nur geordnetenhause vorlegte. Sie wurde auch von den Nationalliberalen auf das heftigste bekämpft und das Resultat war ein ganz schwächliches Gesetz. Schließlich ist für uns auch der Grund maß­gebend, daß es nur durch ein Reichs- Berggefeß verhindert werden tann, daß Arbeiter, die nach einer andern Gegend gehen, ihre An­fprüche an die Knappschaftstassen verlieren.( Bravo ! im Centrum Abg. Dr. Arendt( Np.):

In den bisherigen Debatten über Erlaß eines Reichs Berg­gesetzes wurde von den Gegnern unseres Antrags geltend gemacht, daß eine größere Belastung des Bergwertebejizers nicht zulässig sei. Uber die Befürchtung ist nicht begründet, daß der Bergbau durch eine etwas größere Belastung unrentabel werden wird. Die Berichte über die Riebeckschen Montanverte ergeben für das Jahr 1897, daß an 3264 Arbeiter etwas über 3 Millionen Mark an Löhnen gezahlt find. Der Bruttogewinu betrug 2 671 000 Mark, und es blieb ein Reingewinn von über 1440 000 Mark übrig. Im Jahre 1898 betrug der Bruttogewinn ziemlich 2 800 000 m. und der Reingewinn überstieg 1/2 Millionen. Bei so hohen Gewinnen fann wohl eine Festlegung der Löhne und eine weitere Ausgabe für forgiame Inspektion nicht als zuviel berlangt hingestellt werden. Die Bergwerks Unternehmer freilich sehen die Forderungen der Berg­arbeiter ganz anders au.

Ein

Im rheinisch- westfälischen Bezirk find die Löhne der Bergarbeiter wesentlich gestiegen. Die Direktionen haben auch freiwillig für ge­sunde und freundliche Arbeiterwohnungen gejorgt. Der Abg. Sachse hat fürzlich auch das Grubenunglück auf der Zeche Borussia" erwähnt und zugegeben, daß Schutzvorrichtungen da waren. Wer nun die Explosion verschuldet hat, ist nicht zu ermitteln gewesen. Auch wir bedanern, daß dabei Bergarbeiter ums Leben gekommen sind. Aber der Tod macht eben feinen Unterschied. Wir Männer der Praris glauben überhaupt nicht, daß ein Mann wie der Abg. Sachse ein Sachverständiger in Bergarbeiterfragen ist. Wo berechtigte Klagen laut werden, wollen wir gern die Hand bieten, um dem Bergarbeiter in seinem schweren Berufe Erleichterungen zu schaffen.

demokraten.)

Abg. Hilbek( natl.):

Abg. Arendt( Rp.):

durch das bißchen Grubenlicht erhellt. Dabei hat die Ge- Ich danke dem Vorredner für die Sympathie, die er den werkschaft ein Lohnsystem eingeführt, das geradezu schändlich ist. Mausfelder Bergleuten entgegengebracht hat. Herr Thiele hat Es ist das System des sogenannten Kaufgedinges. Die recht, der Bergbau ist schwer, aber das liegt in der Natur des Berg­Tonne Erz wird mit 15 Mark im Kaufgedinge an baus, und das ist nicht zu ändern, wenn man den Bergbau selbst geboten. Eine Kameradschaft kauft das Gedinge. Eine bietet nicht aufgeben will. Die Mansfelder Bergleute werden älter als 12 Mark, eine audre 10 Mart und schließlich wird manchmal Herr Thiele gesagt hat. Ruinieren sie sich aber zeitig, so fommen und links.) die Tonne Erz mit 7 oder 8 M. zur Förderung übernommen. Dabei fie auch zeitig in Penfion. Das Lohnsystem, das in Mansfeld be­wird der Lohu monatlich einmal gezahlt und zwar immer am 15. steht, ist bei den dortigen Bergleuten durchaus beliebt. Mir ist noch Gegenüber dem Abg. Thiele will ich mur fonstatieren, daß ich Der Lohn für den vorausgegangenen Monat, die 14 Tage Lohn, teine Beschwerde zugegangen und ich bin doch Landtags: mit mehr als der Hälfte der Stimmen aller Wahlberechtigten in den bleiben also noch stehen.( Hört, hört! bei den Socialdemokraten.) Abgeordneter für den Kreis Mansfeld.( Lachen links.) Es ist nur eine Reichstag gewählt bin und denselben Kreis im Abgeordneten­Es sind dort 18 000 Mann beschäftigt. Nehmen wir an, Stimme der Anerkennung unter den Arbeitern für die Betriebsleitung. hause seit 10 Jahren vertrete. Das läßt doch darauf schließen, daß ein jeder 21/2 m. verdient, so macht das 45 000 M. Die Arbeiter sind Jahrelang beschäftigt worden, ohne daß der Bergbau daß ich bei den dortigen Bergleuten großes Vertrauen genieße. Der und in 14 Tagen 1/2 Million. Die Zinsen dieser halben Million für die Besizer Gewinn brachte. Wenn jetzt wieder eine fleine Fall des Steigers Rothe, den Herr Thiele anführte, wird selbst­fallen stets der millionenschweren Gewerkschaft in die Tasche. Dividende verteilt wird, so ist das nichts Unrechtes. Die Art der verständlich untersucht werden. Energisch verwahren muß ich mich Ebenso ist die Ausbeutung der Kinder dort eine geradezu Agitation der Herren Thiele und Sachse wird der Socialdemokratie aber dagegen, daß Herr Thiele den Steigern im allgemeinen den ffandalöje. 724 jugendliche Arbeiter sind in der Mansfelder Ge- den so sehnlichst erwünschten Eingang in das Mansfelder Gebiet nicht schweren Borwurf macht, sie betrachteten die Frauen der Berglente wertschaft beschäftigt, davon 684 unter Tage. Diese Kinder müssen schaffen. Rohheitsdelikte sind vorgekommen, es handelt sich aber da als ihr Eigentum. Herr Thiele hat mir unterstellt, ich hätte gesagt, Karren von 3-4 Centuern laden und sie durch ganz enge Erz- bei nicht um die eingesessenen Mansfelder Bergleute, sondern um es sei in Mansfeld ein Genuß für die Arbeiter zu verunglücken, da gänge hindurch schieben. Ihr rechtes Bein ist mit einem eingewanderte, namentlich um Ausländer, Italiener . Schlimmer die Renten so hohe seien. Ich habe mur darauf hingewiesen. daß wenn Niemen an die Karre gebunden. Unter dem linken Arm und am wie anderswo ist es in Mansfeld auch nicht. Die Mansfelder Berg- die Gesundheitsverhältnisse dort so lägen, wie es der Abg. Thiele hinstellte, linten Bein haben sie ein Holzbrett. So müssen sie sich unter dem leute sind so hochentwickelt, daß sie sich der Socialdemokratie nicht die Lasten der Knappschaftskaffen im Mansfelder Revier viel größer harten Gestein 50-100 Meter fortschieben. Für diese Arbeit be- ergeben haben. Daher auch der Zorn der Socialdemokratie. sein müßten als anderswo, und daß das nicht der Fall wäre. Von tommen sie einen Lohn von 1,28 bis 1,48. pro Tag.( Hört! Herr Thiele sprach von Bestechungen. Wie hoch müßte das einer glänzenden Fürsorge für die verunglückten Arbeiter habe ich hört! bei den Socialdemokraten.) Dabei ist die Mansfelder Gewerk- Einkommen der bestochenen Steiger und der bestechenden Kamerad- nicht gesprochen. Im übrigen gelten die Mansfelder Einrichtungen fchaft wie gesagt millionenreich. Sie hat nach dem Handels- schaften sein, wenn so hohe Summen abgeführt werden könnten. für Arbeiterwohlfahrt seit lange als mustergültig. Die Bemerkung fammerbericht von 1897 bei 49 Millionen Mark Einnahmen und Warum bringt Herr Thiele nicht substantierte Beweise für seine des Herrn Thiele über Luther und mich halte ich für zu geschmack­46 Millionen Mark Ausgaben rund drei Millionen Mark Behauptungen? Er wird es nicht können. Häuser besigen viele los, um auf sie einzugehen.( Glocke des Präsidenten.) lleberschuß, im Jahre 1898 rund vier Millionen Mark Steiger, aber auch viele Arbeiter. Durchstechereien in größerem lleberschuß. Da ist noch nicht einbegriffen die Summe von drei Umfange aber kommen nicht vor. Die Steiger bekämpfen die Social- auf ein Mitglied des Hauses, halte ich für nicht parlamentarisch. Bicepräsident Schmidt: Das Wort geschmadlos", angewandt Millionen Mart, die bereits als Dividende gezahlt wurden. demokraten nicht fanatischer wie die Arbeiter felbft. Von einer Natürlich sind miter den erwähnten Arbeitsbedingungen die dumpf gährenden Stimmung der Mansfelder Bergleute ist keine Abg. Thiele( Soc.): fittlichen Verhältnisse unter den Arbeitern nicht gerade die besten. Nede, es herrscht überall frohe Zuversicht. Das beweist auch der Ich habe nicht behauptet, daß die Steiger im allgemeinen sich Gewiß giebt es gerade in dem Mansfelder Revier eine große Reihe Rückgang der socialdemokratischen Stimmen. Für die Social- an den Frauen der Bergleute vergingen( Widerspruch rechts), sondern von sehr tüchtigen und braven Leuten, aber zugleich kommen in demokratie stimmen nur Nicht Bergleute. ( Lachen links.) In Berg felbstverständlich bezog sich meine Aeußerung nur auf einzelne diesem Gebiet die meisten Roheitsvergehen in ganz Mittel- arbeiterorten find für mich 1100, für die Socialdemokratie Steiger. Ich muß ferner erneut behaupten, daß Herr