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Teben in der Berliner Atelierbilla, fich hier im Tagewerks-| bat fich ein Blatt Papier aus und entwarf sofort fühn einige tittel unter dic Bauern mischten. Skizzen, trotzdem er eigentlich wenig Zeichentalent hatte, denn seine Begabung für solche Andeutungen lag nur im Gefühl der Fingerspizen. Und als sie dann durch den Part schritten, wo alte, narbige Steinfiguren ihr verlassenes Dasein fristeten, verstand er es, alle lauschigen Winkel derartig mit Nymphen, Niren und Liebesgöttinnen durch seine Schilderungen zu beleben, daß Herrn von Rensdahl bei dieser Wortplastik das Wasser im Mund zusammenlief. Die sinn lich glänzenden Aeuglein fugelten sich bedenklich nach außen, und seine Schlußanerkennung lautete vergnügt mit einer gewissen väterlichen Würde: Gut, mein Sohn, sehr gut. ich glaube, wir haben uns verstanden, ja eh. Das muß hier ganz anders werden. Mehr Lebensfreude, mehr Lebensfreude! Alles zu tot und zu nüchtern. Im nächsten Frühjahr dann muß eine neue Welt hier entstehen, ja eh. Grotten, Fontänen, Kaskaden na, wir sprechen noch darüber. Der Gärtner muß mir einen neuen Plan machen.... Ich liebe die Leute, mein Sohn, die mir Berständnis entgegenbringen. Man muß etwas für die Kunst tun, ja eh. Ich werde die Presse laden, unser Licht soll leuchten. Man schnell, man schnell, damit ich etwas fehe! Dann kommt auch Brot in Euer Haus."
Herr von Rensdahl hatte hin und wieder fünstlerische Anwandlungen, die er bei Gelegenheit gern zeigte, um von sich reden zu machen; denn dieser alte Provinzgourmand, der sich selbst auf dem Lande seinen Pariser Koch hielt und, obwohl schon in hohen Jahren, noch empfänglich für Frauenschönheiten war, hatte seine besonderen Eitelkeiten, die man ihm aber um seiner sonstigen guten Eigenschaften wegen gerne o2zich. Schon am anderen Tage sah man sein befann: es Sc; im. melgespann in Neumünster , wo er mit dem Bataillonstommandeur der Fünfundachtziger gut dinierte und dann im Hotel den alten Lorensen empfing, den er sich vom Rathaus hatte tommen lassen. Er mußte doch hören, wie der bewährie Magistratsgehilfe selbst über seinen Sohn dachte. Bald spitte er die fleinen Ohren, die stets rot wie erfroren aussahen, und ließ obendrein die runden Gloßäuglein spielen, drer steie Beweglichkeit seinem Gesichtsausdruck etwas Prges gab. Was, das ist schon aus ihrem Jungen geworden?" mederte er ohne Zwang los. Und davon hat man nichts gerochen? Hier fliegt de ühl auch man nachts umher, das merft man, ja eh... Also Professors Liebling ist er jogar, eierei! Tann Tann er ja wohl was."
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Was dec König im Staate, das war ihm de:, Professor" im Reiche der Kunst und der Wissenschaft, und se gab es für ihn in dieser Beziehung kein Aber mehr. Der schwere Vor. deaux hatte ihn nicht nur krebsrot gemacht, so daß der kurz. gestuzte weiße Bart wie Schnee leuchtete, sondern ihn auch in eine gebefreundliche Stimmung bersetzt. Vater Lorersen fonnte also seine Beleibtheit mit einem wohligen Gefühl, wie seit langer Beit nicht, zur Tür hinaustragen. Die Zukunft forge um seinen Sohn würde er sicher los werden. denn wer Diesen Gönner bekam, der konnte sich vergnügt eins auf seiner Lebensgeige aufspielen.
Drei Tage später wurde Frit Lorensen nach Kiel bestellt, wo Herr von Rensdahl nach Düsternbrook hinaus 1 Landhaus mit schönem Park besaß, in dem er einen Teil des Winters verbrachte, falls er sich nicht auf Reisen befand Pünktlich zur richtigen Stunde tanzte der Blonde an in Frack und karierten Beinfleidern, einen alten braunen Handinih übergestreift und einen verjährten Zylinderstöpsel aus. den er sich rasch vom Hutmacher geliehen hatte. Natürlich begleitete ihn Kempen , der weniger geneigt war, seinen bequemen Zustand zu verändern, es aber als ganz selbstverständlich gefunden hatte, mit in die Erscheinung zu treten, wo es fich um Ateliergeschäfte handelte.
Herr von Rensdahl konnte sich die Notwendigkeit dazu weniger erklären; als er dann aber aus Lorensens Munde in treuherziger Offenheit von dem unvermeidlichen Zufammenleben dieses Doppelgestirns erfuhr, lachte er vergnügt und lud fie beide zum Frühstück ein, um erst zu forschen und dann zu einem Entschluß zu kommen. Lorensen sprach fast allein in seiner drolligen Weise. Kempen schwieg fich wie gewöhnlich aus, hörte jedoch mit vier Ohren zu und warf nur dann ein gewichtiges Wort ein, sobald es ihm schien, als könnte der Kunstgenoffe den ganzen Brei wieder berderben.
Es handelte sich vorerst um einen Versuch, um ein paar Gartengruppen, in denen Faun und Nymphe die Hauptrolle spielen sollten. Kempen wollte ihm zwar einen anderen Gedanken eintröpfeln, indem er von Herkulessen, Ringern und von sonstigen männlichen Kraftgestalten sprach, aber das ja eh, ja eh", mit dem ihm der Gönner das Wort abschnitt, begleitet von einem Blick, der deutlich fragte: Was willst Du eigentlich?", flang so entscheidend, daß der Weiberverächter jeden weiteren Versuch aufgab. Es war unschwer zu erraten, daß Herr von Rensdahl ein gewisses Mitleid mit diesem knorrigen Gesellen empfand, der sich vermaß, in die Schönheitsanbetung eines alten Frauenfenners einzugreifen. Der Blonde mit den weichen Zügen dagegen hatte einen anderen Geschmack, der flüssig wie Honigseim von den Lippen kam, so daß es ein Vergnügen war, feinen Erörterungen zuzuhören. Ein Junge, der noch die späte Sehnsucht eines Herzens verstand und es ganz natürlich fand, daß man sich an dem Anblick schöner Frauenleiber ergößen wollte, geschähe es auch nur in Marmor oder in Bronze!
Lorensen, dem es leicht wurde, diesen Widerhall seiner eigenen Gefühle anfzunehmen, und der den andauernden Goldregen dieses Reichen bereits verspürte, der ihm Luft und Wonne bringen würde, sprach wie ein Mühlrad, wobei er den Empfindungen des Gönners Rechnung trug. Er
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( Fortsetzung folgt.)
Der Hochverräter.
Aus Briefen Friz Reuters an feinen Vater. Auf Festung Glogau .
Sm ganzen genommen bin ich doch ein wahrer Unglücsvogel, selbst bis zu den kleinsten Dingen herab: dente Dir, meine Sachen, die Du mir im Januar zusandtest, find noch nicht mein geworden... Man hat mir geantwortet, sie wären nicht auf der Grenze della riert und müßten bis zur Entscheidung... in Frankenstein blei ben..., doch würde die Steuer vielleicht mehr betragen als sie wert wären, nämlich 26 Taler 5 Silbergroschen. Glogau , 23. Februar 1837.
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Man hat bei dieser Untersuchung folgende Kategorien gebildet und demnach verurteilt. Man hat eingeteilt in: nicht grabierte Verbindungen und in gravierte Berbindungen. Zu den ersteren gehören alle Burschenschaften von dem Jahre 32 und es find begnadigt, entweder ganz oder zu Strafen bis zu einem Jahre; find die Mitglieder derselben mit 6 Jahren verurteilt... Diese darauf folgen die Breslauer, deren Tendenz nicht so schroff ausgesprochen war,... sie haben erhalten: 6-8 10 und die Gras vierten in ihrer Verbindung 12-16 Jahre. Zu den gravierten Verbindungen gehören alle Burschenschaften mit Ausnahme der Breslauer, die im Jahre 32 und 33 existierten zu Heidelberg , Bonn , Jena , Tübingen , Erlangen , Würzburg , Greifswald , Halle und Niel Zu den nicht gravierten wirklichen Mitgliedern diefer gravierten Verbindungen gehöre ich mit allen MedlenBank zu dem Beile verurteilt worden und zu 30 Jahren begnadigt burgern, mit Ausnahme von..., und diese Kategorie ist durch die worden, die Gravierten dieser Verbindungen find zu dem ade verurteilt und 3 น lebenslänglicher Festungshaft begnadigt worden, wie das Urteil eines gewiffen Otto zu Stettin bezeugt. Bei meiner Untersuchung habe ich mich beschränkt, die Wahrheit von Tatsachen einzugestehen, die schon eingestanden waren Von dem Frankfurter Attentat fonnte ich feine Kenntnis haben, da ich schon an dem 18. Februar Jena verließ und seit Mitte des Januar freiwillig aus der Verbindung ausgetreten war. Törichte Redensarten habe ich auch Bestrafung der Mecklenburger mit einem ganzen Jahre und meine nicht ausgestoßen Der ganze traurige Unterschied in der mit 30 Jahren, liegt in der Verschiedenheit der Geseze und in der Konsequenz des preußischen Gerichtshofes; betrachtet man mich als Preußen oder als einen, der gegen den preußischen Staat ge sündigt hat, so habe ich mich nicht über Härte der Strafe zu be= schweren, da alle dasselbe erhalten haben, die das felbe gewollt haben, denn getan haben wir nichts. ( Reuter schreibt dann seinem Vater, er wolle auf das Rechtsmittel der weiteren Verteidigung" verzichten, er wolle fich lieber doch mit Sicherheit darauf rechnen, daß sein Vertrauen auf unmittelbar an die Gnade Sr. Majestät wenden, da könne er weitere Begnadigung nicht getäuscht werde.) Vier Jahre will ich noch ruhig ausharren, und werde sie noch ertragen, ist dann noch tein Ziel, dann lebe wohl Hoffnung auf Erdenglüd, dann werde ich grenzenlos unglücklich werden.