kosten von 20 Taker 25 Silbetgroschen Pr. gouranf, Me Du gefälligst so bald wie möglich an d«e hiesige königliche hochlöbliche Kommandantur einsenden wirst.... Wie es mir hier geht, dar- über kann ich Dir nicht schreiben, und muh ebenfalls bitten. Deine Briefe genau so einzurichten, daß darin etwa nicht etwas ent- halten ist, welches ihre Ablieferung an mich erschweren oder ver- hindern könnte. Magdeburg , 31. März 1837. Die Grunde deS Erkenntnisses find mir noch nicht mitgeteilt. doch hoffe ich alle Tage sie zur Kenntnis zu erhalten. Magdeburg , Ib. April 1837. (Im Frühjahr richten Reuter und sein Vater Begnadigungs - Gesuche an Friedrich Wilhelm III. In Fritzens Gesuch heißt es: „<3o schrecklich sich auch in der gesetzlichen Beurteilung das Wesen meiner Vergchung entfaltet hat...., so drängt mich doch mein eigenes Bewußtsein zu dem Tröste, daß nie in meinem Leben ein wirkliches Verbrechen das Ziel meiner Bestrebungen war. Leicht- finnige Erfassung des Augenblicks, Mangel an ernstlicher Erwä- gung der Dinge und ihrer Folgen und jugendliche flüchtige Be- geistcrung für alles Gute konnten wohl manches falsche Ideal für eine Zeitlang vor meinen Blicken fesseln, aber niemals bin ich mir bewußt gewesen, den verbrecherischen Unternehmungen, wie sie mir zur Last gelegt werden, mein Herz oder meine Hand zu leihen. Von diesem tröstlichen Gedanken ermutigt, wage ich es. von der Gnade Sr. Majestät eine Milderung der schweren, von dem Gesetz mir zuerkannten Strafe zu hoffen, und flehend darum mich vor Allerhöchst dem erhabenen Throne niederzuwerfen. Schon seit 4 Jahren büße ich die leichtsinnigen Verirrungen meiner Jugend in einer strengen Gefangenschaft usw.) Hier sind alle aufs äußerste gespannt, und ich muß gestehen. ich gehöre zu den höchsten Sanguinikern, indem ich mich im Geiste von Gendarmen nach Mecklenburg eskortiert sehe.... Ich muß gestehen, daß ich vor vier Jahren nicht recht lüstern nach dieser Ehre gewesen wäre, doch die Zeiten ändern sich. Magdeburg , 16. Juli 1837. Meine Gesundheit ist nicht die beste, weshalb ich mich jetzt im Lazarett befinde.... Heber die Auslieferung in die Heimat, sowie über das Resultat meines Gnadengesuches ist mir neuer- dings nichts bekannt geworden. Magdeburg , 10. September 1837. (Die„Begnadigung" traf dann ein: Statt 30 Jahre, 8 Jahre, von der Auslieferung an die Heimatbehörde kein Wort.) Wenn Du glaubst, diesem Brief Kälte vorwerfen zu müssen, dann irrst Du. wirfst Du ihm aber Verworrenheit und Unklarheit vor, so hast Du Recht, denn ich befinde mich in einer Gemütö- Verfassung, die es mir unmöglich macht, die Sachen, die mir durch den Kops gehen, zu ordnen und Dir deutlich zu machen.„An meinem Hoffnungshimmel stehen aber andere Sterne, die ich Dir jedoch nicht mitteilen kann, weil nur deren Erfüllung mir das Recht dazu gibt." Magdeburg , 21. Oktober 1337. Es verbreitete sich ein Gerücht, welches sewst in unserem Kerker widerhallte, daß Sr. Majestät 40jähriges RegierungS. Jubiläum(am 16. d. M.) den politischen Gefangenen eine günstige Veränderung bringen würde; man sprach von einer gänzlichen Amnestie �.. Und wie sehr auch die Hoffnungen von Tage zu Tage wuchsen, wie sehr auch die Pläne zur Reise beraten wurden, die Amnestie blieb aus... Eine Hoffnung haben wir alle� noch, nämlich wenigstens auf die Zitadelle zu kommen, da nämlich schon hier eine Kommission zur Untersuchung der Gefängnisse gc- Wesen ist, um zu bestimmen, ob dieselben gesund sind und ist dann berichtet worden,— aber waS berichtet worden ist, weiß ich nicht, und wenn ich es wüßte, dürste ich es doch nicht schreiben. Magdeburg , 29. November 1837. Unsere Zimmer liegen gänzlich nach Norden, so daß bis jetzt noch kein freundlicher Sonnenstrahl durch die Gitter und in das kleine... Fenster gedrungen ist; die Lokale sind so feucht, daß Stiefel, Bücher, ja selbst Holzwaren, vom Schimmel überzogen und verdorben werden. Die Heizung wird mit Luft bewerkstelligt, die unsinnigerweise oben hereinströmt, anstatt unten, so daß man kalte Füße und heißen Kopf erhält...; das Wasser ist Elbwasser, widerlich weich und zuweilen gänzlich durch Schmutz und Sand untrinkbar. Des Tages haben wir zwei Freistunden, die in einem von hohen Mauern umschlossenen und gegen Norden ge- lcgenen Hofe abgehalten werden und dem man, der Gesundheit wegen, an jedem Ende eine große Kotgrube zugegeben hat. in welchen beiden Gruben sich die Abgänge von zirka 200 Menschen sammeln. Alle diese Umstände, vereint mit der äußersten Äe- schränktheit der Zimmer, erzeugten häufige Krankheiten, die in diesem vergangenen Soinmer sich so häuften, daß über die Hälfte im Lazarett sich befanden, worunter auch ich�(Reuter erzählt dann weiter, daß einige aus dem Lazarett entflohen seien— die „Hoffnungssterne" im Brief vom 21. Oktober!—; darauf habe man dem Stabsarzt vorgeworfen, er nehme unnötigerweise die Gefangenen ins Lazarett auf. Der Arzt berief sich auf die lln- gesundhcit der Lokale. So kam die Kommission und erklärte die Räume für durchaus ungesund. Es wurde dann die Versetzung der Gefangenen beschlossen.)... Deine Befürchtungen i« Hinficht der spiritiiosa muß ich in meiner jetzigen Stimmung... für unbegründet erklären... Wenn auch in G. kein jjutes Bier ist, so empfinde ich diesen Mangel durchaus nicht, da ich seit einiger Zeit, freilich ist sie nur kurz, nur Wasser trinke, und so werde ich mit Gottes Hilfe diesen meinen größten Feind auch überwinden.,» Soeben kehre ich aus der Freistunde in meine Zelle zurück..., Ich habe den H af gekehrt. Ein schmutzig Geichäft. aber doch ein Geschäft.(Dieser letzte Brief aus Magdeburg ist geschmuggelt! worden.) »„ In Graudenz . (Auf dem Wege nach Graudenz wird Reuter in Berlin in dev Hausvogtei untergebracht. Der alte Vater ist in Berlin . Der Sohn fleht, ihn sehen zu dürfen. Der Krimnaldirektor Dambach verweigert es. Im 12. Kapitel„Ut mine Festungstid" schreibt Reuter, und man fühlt die bei der Erinnerung aufschäumende Erregung:„Jk will den Herrn Kriminaldirektor Dambach datj nich anreken, eben so as ik äwer sine annern Quälerien, de hei in den Uennersäukungsarrest gegen mi utäuwt hett, uk einen oicken Strich maken will; äwer in eine Hinsicht soll hei mi Red' stahn— hei is all dod, up dese Jrd kann hei't nich unhr— äwer up Jensid soll hei sik verantwürten, worüm hei minen ollen Vader, de grad in desen Danen in sine hartliche Leiw för sinen einzigsten Sähn nach Berlin kamen war, üm wat för sin Frikamen tau dauhn— worüm hei minen ollen Vader de twintig Schritt tau min Ge-, fängnis nich wis't hett, bat de Sähn dort an Vaders Bost mal utweinen künn, doräwer sollst Du mi Red' stahn I") Wie sehr habe ich gebeten am 11., 12. und 13. d. Mts., als ich mich zu B. auf der Hausvogtei befand, daß man mir erlauben möge, einen kleinen Zettel än Marggraff schreiben zu dürfen, doch vergebens, man hat mir nicht einmal Antwort auf meine Bitten gegeben, selbst nicht als ich aufs dringendste bat, mit der Bemer-, kung, daß es nun bereits fast fünf Jahre wären, wo ich Dich nicht gesehen hätte.... War mein Abschied traurig in Magdeburg , so war meine Ankunft Hierselbst sehr erfreulich. Wir find von der Hölle in den Himmel gekommen.... Wir bewohnen hier freilich Kasematten, doch scheinen sie nicht so feucht und so ungesund zu sein, wie die Silberbergs. Graudenz . 17. März 1838. Meine Begnadigung ist mir rund abgeschlagen worden und zwar in sehr untröstlichen und determinierten Worten:„dem usw. Reuter ist zu melden, daß eine weitere Ermäßigung der bereits bedeutend herabgesetzten Freiheitsstrafe des usw. Reuter nicht stattfinde". Also kann ich noch vier Jahre, nicht drei, wie Du meinst, da mir ver Untersuchungsarrest nicht angerechnet wird, auf preußischen Festungen verbringen. Graudenz , 10. Oktober 1838. (Endlich gelingt es den unausgesetzten Bemühungen deS Vaters, durch Vermittelung des menschenfreundlichen und libe» ralen mecklenburgischen Ministers von Lützow , den Grohherzog von Mecklenburg zu einer Verwendung bei Friedrich Wilhelm III. zu veranlassen. Die bisher gesetzwidrig verweigerte Auslieferung wird Frühjahr 1839 gestattet. Reuter bezieht die mecklenburgische Festung Dömitz . Vor der Uebersiedelung muß er noch Urfehde schwören, zeitlebens keinen Fuß auf preußisches Gebiet zu setzen.) Auf mecklenburgischer Festung. In Berlin , wo ich noch zuletzt einen Tag lang Gelegenheit hatte, auf der Stadtvogtei bei streng verschlossenen Türen über die Tyrannei der Preußen Betrachtungen zu machen, wurde mir der Gebrauch der Schreibmaterialien nicht gestattet; gottlob, ich bin jetzt auf vaterländischem Boden. Dömitz , 24. Juni 1839. (Der Vater macht dem Sohn Vorwürfe wegen der Schulden« die er in Graudenz gemacht. Fritz antwortet darauf:) Mein Los ist es gewesen, stets mit Leuten zusammen zu sein, die außer 6 Silbergroschen täglich nichts hatten, die früher eS besser gewohnt waren und durch die harte Gefangenschaft körper- lich heruntergekommen, unmöglich existieren konnten. Du hast den Anblick nicht gehabt, daß ein Schwindsüchtiger, der täglich 5 Silbergroschen zu verzehren hatte, 10 Silbergroschen für Medizin aus, geben sollte, ein gesunder Mensch aus Mangel an Stiefeln Wochen» lang in der dumpfen Kasematte liegen muhte. Denke Dir nun, daß ich bei keinem Kaufmann, bei keinem Handwerker selbst kaufen oder dingen konnte, daß ich auf alle Weise übervorteilt und von den Aufwärtern betrogen worden bin. Dömitz , 6. Juli 1839. Ich wollte, ich könnte Dir noch etwas Gutes nach so vielem Uebeln schreibe»..... im Gegenteil muß ich Dir die abermalige Vernichtung meiner Hoffnungen melden, indem die Großherzog« liche Regierung meine Bitte um Verwendung beim König von Preußen rund abgeschlagen hat. Dömitz , 20. Januar 1840. Du verlangst, ich soll Dir die Versicherung geben, nicht wieder in das Laster des Trunkes zu verfallen.... Du hast wohl keine Leidenschaft zu bekämpfen gehabt, oder doch keine so tief eingc« wurzelte? sonst würdest Du Dich gratulieren, daß ich schon so weit bin, keinen Branntwein zu trinken, zumal wenn Du mich früher gekannt hättest.... Sicher kannst Du darauf bauen, daß es bei mir abnehmen wird, da ich eigentlich gar nicht darauf ausgehe, mich zu berauschen, sondern da es mir ohne meinen Willen und Wissen über den Hals kommt. Dömitz , 4. März 1840. Ich habe wiederum zu viel Wein getrunken und bin krank gewesen. Man hat mich hier öffentlich zum...... gestempelt und eine darauf abzweckend». Order erlassen. Du siehst, meine Straf«
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27 (9.11.1910) 219
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