-
896
-
auf die ganze Schrift, und es entstand jene als besonders deutsch streng wissenschaftlichem Standpunkt aus derartige Prognofen gewithmte gotische" Schreibart. etwas boreilig erscheinen. Die Ankündigung eines strengen
Sehr leicht zu widerlegen ist der Einwand, daß wir bei der nun Winters beruhte auf der Erwägung, daß die Eisverhältnisse im mal entstandenen Schrift bleiben und uns nicht Fremdlingen anpaffen arktischen Meere nördlich von Europa in diesem Jahre ganz be follen. Das Interesse der Wissenschaft gebietet, die Berständigung sonders ungünstig waren. Dementsprechend reichte das Treibeis zwischen den Bölfern zu erleichtern und es nicht durch selbst so klein- im letzten Sommer überhaupt ganz ungewöhnlich weit nach liche Schraufen wie verschiedene Drucktypen zu erschweren. In unierer Süden, und sein Einfluß auf die meteorologischen Verhältnisse Beit, wo die Möglichkeit einer Weltsprache zu wissenschaftlichen Zwecken machte sich denn auch andauernd durch die Verlagerung eines von ernsthaft diskutiert wird,*) wirkt es besonders abgeschmackt, fünstliche der Kälte erzeugten Hochdrudgebietes über dem Eismeere und Grenzen aufrecht zu erhalten. dem nördlichsten Europa bemerkbar. Dieses polare Maximum
Bis auf die neueste Zeit hin sind nun die Resultate der Versuche mit verfeinerten Methoden wiederholt nachgeprüft worden. Die Resultate sind nicht nur bestätigt worden, man fand auch die Gründe heraus. Beim Lesen einer Beile umspannt das Auge im allgemeinen nicht etwa die ganze Höhe und Tiefe der Buchstaben; es gleitet vielmehr über die Buchstaben etwas oberhalb ihrer Mitte hinweg. Man kann das felbst leicht nachprüfen. Verdeckt man die untere Hälfte eines Beilensages, so wird sie dennoch durch die obere lesbar und verständlich. Legt man jedoch ein weißes Blatt Papier auf die obere Hälfte einer unbekannten Zeile, so wird das Entziffern schon schwieriger. Der Antiquadruck zeichnet sich nun überhaupt dadurch aus, daß mehr Buchstaben nur die ganze Mitte der Zeile ausfüllen. Bei der Fraktur ragen dagegen viele Zeichen über die Beile hinaus und unter fie herunter. Dadurch wird das Auge bald nach oben, bald nach unten gezogen, um die Buchstaben genau zu erkennen und sich nicht zu verlesen. Antiquafaß sieht überHaupt einheitlicher, gedrungener, geschlossener aus. Fraktur erscheint gerrissener, wirrer.
Die Hauptfrage ist aber bisher noch nicht erörtert worden: bildete die eigentliche Ursache des verregneten Sommers; denn welcher Typ stellt sich für den Deutschen , abgesehen vom Verkehr die atlantischen Depressionen vermochten das Hoch nicht beiseite zu mit Ausländern, als zweckmäßiger heraus? Die Antwort vermögen schieben und nahmen infolgedessen ihren Weg durch ziemlich füduns nur die Physiologie( die Wissenschaft von den förperlichen Vor- liche Breiten, so daß Mitteleuropa fortwährend im Bereich der gängen) und die Psychologie( die sich mit geistigen Erlebnissen be- Cyklonen blieb. Wenn aber auch die Kühle des Sommers eine fchäftigt) zu geben. Jene behandelt das Sehen der Buchstaben als Folge der Eisverhältnisse im hohen Norden war, so ist damit noch eine Funktion des Auges, diese das Auffassen und Verstehen des feineswegs gesagt, daß auch der Winter vom Eismeere her seinen Gelefenen als eine geistige Tätigkeit. vorwiegenden Charakter erhält. Denn die atmosphärischen StröBereits Anfang der neunziger Jahre wurden im psycho- mungen, die für das Klima Europas den Ausschlag geben, find Logischen Institut zu Leipzig unter Wundts Leitung Versuche im Winter wesentlich andere, als in der warmen Jahreszeit. Bor angestellt. Sie bestanden im Prinzip darin, daß in dem Spalt allem find die ozeanischen Cyklonen im Winter unvergleichlich tiefer, eines Verdeckungsschirmes für ganz furze Zeit( etwa 10 Sekunde daher auch wirksamer als im Sommer. Die Ursache dieser Ers Lang) nacheinander Buchstaben und Worte in Antiqua und Fraktur scheinung ist in den Wärmeverhältnissen des tropischen und subgeboten wurden. Sodann wurde zahlenmäßig festgestellt, wieviel tropischen Atlantit zu suchen. Minima mit einem Zentrum unter Prozent jeder Druckart gesehen" und aufgefaßt werden konnten. 730, oft fogar unter 720 Millimeter Tiefe beherbergen außerordent Es stellte sich dabei durchgängig heraus, daß von den Antiqua- Buch- lich starke wirbelnde Kräfte, und ihrem meist mit größter Ges staben oder Worten mehr behalten wurde als von den Fraktur- schwindigkeit erfolgenden Ansturm pflegen selbst die höchsten winterBuchstaben oder Worten. Da auch zum Lesen und Verstehen eine lichen Maxima von 790 Millimeter Höhe nicht standzuhalten. Sie gewisse( meßbare) Zeit gehört, ist zu schließen, daß für das Lesen weichen zurück und machen die Bahn frei für den Riesenwirbel bon Frakturfab mehr Beit und Kraft aufgewendet werden muß als erwärmter, dampfgesättigter Meeresluft, die die Chflone über den für das Auffassen des Antiquadruckes. Natürlich gilt dies Ergebnis europäischen Stontinent trägt. Damit findet auch die strengste auch für zusammenhängende Säße; und mit Recht ruft Cattell , Stälte, die aus dem hohen Norden oder aus Rußland bis zu uns der erste Forscher auf diesem Gebiet, aus: Wieviel Kraft geht nicht gelangt ist, stets ein jähes Ende. Aber selbst wenn die anrüdenden durch das Lefen von Fraktur verloren! Depressionen polare Hochgebiete nicht zum Weichen bringen, gewinnen sie trozdem sehr schnell Einfluß auf die Witterung Mittel europas ; fie schlagen dann, statt der Bahn, die durch Skandinavien nach Nordosten führt, südlichere Bugstraßen ein, bewegen sich durch das Nord- und Ostseegebiet oder in südöstlicher Richtung durch Frankreich nach Oberitalien . Gerade die letztere Zugstraße, die von Oberitalien aus wieder nordostwärts verläuft, wird häufig von den Depressionen eingeschlagen, wenn in der nördlichen Hälfte Europas polare Magima lagern. Es herrscht bei einer derartigen Wetterlage in Deutschland gewöhnlich auch nur ganz leichter Frost, es gehen aber dann meist große Schneemengen nieder. Daß die arktischen Eisverhältnisse in diesem Jahre die winterliche Witterungsgestaltung kaum beeinflussen werden, zeigt schon der Verlauf des Wetters im Monat November. Seit dem ersten sind bereits mehrere sehr tiefe atlantische Minima erschienen, die durchmeg ihren Weg durch das Nordseegebiet genommen und die Kälte, die sich im hohen Norden bereits ausgebildet hat, von uns ferngehalten haben. Der starke Schneefall der letzten Tage besagt aber für die Wetteraussichten der fommenden Monate nicht das geringste. Derartige Schneefälle treten stets ein, wenn sich atlantische Depressionen mit großer Schnelligkeit dem Kontinent nähern, während sich über diesem bei höherem Luftdrud Kälte, wenn auch nur von geringer Intensität, ausgebildet hat. Solchen Schneefällen folgt aber ausnahmslos Regen und Erwärmung. Der Charatter des Winters hängt überhaupt weit mehr von den Tiefdruckals den Hochdruckgebieten ab. Folgen sich, wie so oft, atlantische Cyklonen in fast ununterbrochener Reihenfolge, so wird der Winter in Mitteleuropa immer sehr mild sein, mag im hohen Norden und im Innern Rußlands auch strengste Kälte herrschen. Ungünstiger ist es schon, wenn statt der atlantischen pazifische Cyklonen nach Europa gelangen, die vom hohen Norden aus, meist auf dem Wege über Lappland und das Weiße Meer , zu uns gelangen. Dere artige Wirbel bringen zwar der östlichen Hälfte Deutschlands mildes Wetter bei Schnee- und Regenfällen, doch berlagert sich der hohe Druck dann vielfach über dem westlichen und südlichen Mittel europa , und die strengste Kälte hat bei diesem Wintertypus Süd deutschland und das Alpengebiet. Die Häufigkeit atlantischer und pazifischer Depressionen sowie die Art ihrer Aufeinanderfolge läßt sich aber überhaupt nicht voraussagen; handelt es sich, wie schon gesagt, bei diesen Erscheinungen um Vorgänge in den Tropen. Fehlen uns aber auch direkte Anhaltspunkte, um den Charakter des Winters vorherzubestimmen, so gibt es doch noch indirekte Mittel, die mit einiger Aussicht auf Erfolg winterliche Fernprognose erstrecken, und die namentlich Hellmann für Berlin und Hann für Wien angestellt hat, geht nämlich hervor, daß kalte Winter ant wahrscheinlichsten zu erwarten sind, wenn der vorangegangene Sommer sehr warm war. Das letztere kann man nun vom bergangenen Sommer beim besten Willen nicht behaupten. Allerdings dürfen wir kaum einen so ungewöhnlich milden Winter wie im bergangenen Jahre erwarten, denn solch abnorme Erscheinungen fonimen höchstens alle zehn Jahre einmal vor. Erwartet man aber auf Grund dieser langjährigen Erfahrungen einen ziemlich milden der Wirklichkeit am nächsten kommen. Und da milde Winter stets Winter mit nur ganz kurzen, mäßigen Frostperioden, so dürfte das niederschlagreich find, so kann auch auf häufige, ergiebige Schneefälle gerechnet werden.
An den Untersuchungen nahmen Personen verschiedenen Alters, Geschlechts, Standes mit verschiedener Borbildung teil; die Ergebniffe blieben überall die gleichen.**) Nur Schulkinder, die gerade erst deutsche Schriftzeichen lesen und schreiben gelernt haben, also Tateinisch noch nicht oder sehr wenig fennen, fassen Fraftur besser auf. Noch während der Schulzeit verschiebt sich die Sachlage aber zugunsten der Antiqua.
Von diesem Standpunkt aus vermögen wir zum Schluß noch die Frage zu entscheiden, welches Saßbild ästhetischer wirft. Ebenfalls durch psychologische Experimente ist festgestellt worden, daß allgemein die Einheitlichkeit eines Gegenstandes schöner anmutet als die Zerrissenheit. Die größere Einheitlichkeit des Antiquasazes wird daher unserem ästhetischen Gefühl mehr entsprechen als die mannigfacheren Unterschiede der Fraktur. Die runderen Formen erscheinen wohlgefälliger als die Spigen und Widerhäkchen. Hiermit stimmt andererseits gut zusammen, was das moderne Kunstgewerbe für sich als Gesetz aufgestellt hat. Ein Gegenstand ist um so schöner, je beffer er seinem Zwecke dient und diesen Bwed in seiner Gestalt auch bollendet zum Ausdruck bringt. In unserem Fall bevorzugt das Gewerbe tatsächlich für fünstlerisch ausgestaltete Bücher die Antiqua, denn sie dient dem Zweck des Lesens besser und schneller als die Fraktur.
Steht ein ftrenger Winter bevor? möglichen. Aus Beobachtungen, die sich über rund 200 Jahre ers
Schon wiederholt sind in diesem Jahre Voraussagungen über ben Charakter des bevorstehenden Winters veröffentlicht worden, bie faft sämtlich einen falten und schneereichen Winter anfündigten. Auch aus den berbreiteten Schneefällen, die dieser Tage in DeutschCand auftraten, wurde schon wieder auf den frühzeitigen Eintritt Strenger Kälte geschlossen. Darauf muß gesagt werden, daß von
*) Selbst ein so besonnener Forscher wie der bekannte Naturphilosoph Wilhelm Ostwald , früher Professor in Leipzig , tritt energisch für Esperanto und dann für Jdo ein.
**) Auch machte es keinen Unterschied, ob es sich um geschriebene ober gedruckte Säge handelte.
-