Gedänkenbilö Sftt so überirdlsch-schLm erweckte so ti�e Schauer in ihm, daß er sich scheute, es festzuhalten, aus Fu'rcht, er könnte es tn der Wirklichkeit niemals erreichen. SeUsame Stimmungen machten ihn vollends kraftlos. Die Tt*s stand ihm vor Augen mit ihren blassen, kranken Zügen, wie sie bis zuletzt für ihn gearbeitet hatte, um ihm empor zu helfen: zarte Scham erfaßte ihn. das Geheimnis seiner Seele könnte entschleiert, ihre Ruhe im Grabe gestört werden, wenn dort draußen zu ihren Häupteu sich Plötzlich etwas erhöbe, was er dei ihrer Lebzeit angestrebt hatte, niemals aber erreichen konnte. Derartige Anwandlungen waren Kempen   bereits so be- kannt, daß er ihnen keinen Wert mehr beilegte.«Das wird |a schon noch kommen, bleiben Sie doch," raunte er ihm zu. Sie sehen doch, es ist schlechtes Wetter." An dem großen Fenster strich langsam der Schnee her­unter, dessen Weiß wie kaltes Sonnenlicht wirkte.Gut, gut, mein Sohn, ich bleibe." gab Walzmann zurück, denn sein Widerstand war bereits gebrochen.Weil Du es bistl Hast mich immer verstanden. Aber nächsten Sonntag fange ich an bestimmt! Den will ich mir stehlen. Im August mutz es fertig sein, dann ist ihr Geburtstag. Nur Zeit, nur Zeit! Wenn ich diesen Jux hinter mir habe, will ich festbleiben." Kempen   nickte nur gleichgültig, denn er hatte diesen Ge- dnrtstag schon viermal kommen sehen, ohne daß das ange- kündigte Ereignis eingetreten war. Walzmann flüsterte jetzt mit der Freude eines Kindes, wobei er Kempen   mit dem Ellbogen anstieß.Du, das soll mein Meisterstück werden. Ich gehe gleich im vollen los. Die Kerle sollen platzen. Ganz Berlin   soll rufen:Walzmann lebt noch, der alte Walzmann von Einundsiebzig." Meine Gruppe damals, Du. das war was! Herrgott, ich fühle mich wieder jung... Uebrigens ein halbes Glas könnte ich trinken, aber nicht mehr. Nur einen Schluck, auf Deinen Kämpfer! Sei nicht grausam, ich bitt Dich... Du, sag mal, fjast Du noch Achtung vor mir?... Gut, gut, ich glaub Dir's. Einen Halt müssen wir alle haben, einen Halt. Bleib nie einsam in Deinem Leben, das ist das schrecklichste. Für uns, die wir der Sonne so sehr bedürfen! Und ein Mensch kann diese Sonne sein. Vor allem ein Weib, ein Weib! Weißt Du, eine Frauenhand, die auf nnsrer Stirne liegt, so in kummervollen Stunden, die beruhigt, ist Labsal für unsre Seele. Du lachst natürlich, Egoist Du! Ich sehe in jedem Weib die Mutter." Kempen   lachte allerdings über diese närrischen Reden, aber mehr aus Gewohnheit: dann schritt er zum Tisch und füllte ein Weinglas mit der Bedächtigkeit eines Apothekers bis zur Hälfte, das er ihm mit dem Bemerken reichte, daß es auf keinen Fall mehr geben würde. Walzmann betrachtete ihn nun gewissermaßen mit einem feindlichen Blick, denn, plötzlich von einem Lebcnsruck gepackt, hatte er sich bereits heimlich darin gefunden, den andern Tag noch zuzugeben. Aber besser so: dann brauchte er sich keinen Vorwurf zu machen und konnte abwarten, was sich weiter entwickeln würde. Also doch, Meister!" rief ihm Nuschke vergnügt zu. »Das Leben ist so kurz, das ist ja Ihre Rede. Prosit." Walzmann stieß mit ihm an, leerte sein GlaS und stellte es dann in einen verlorenen Winkel, damit er es nicht wieder fände, wie er sich einreden wollte: aber schon fühlte er den wohligen Strom in seinen Adern.So spiel doch Beethoven  , -ich warte darauf," sagte er dann.Belebe den Kasten noch mal er versauert doch zeitig genug." Blanikert jedoch wollte davon nichts wissen, denn jetzt sei man lustig zusammen, und da könne der Unsinn steigen. Er habe sogar gehofft, hier tanzen zu können, und wenn man gar keine Schürzen herbeischaffen wolle, dann werde er es einmal mit Schmarr versuchen. Einen Schuhplattler oder einen Niggertanz: etwas Blödsinn müsse doch getrieben werden. .(Fortsetzung folgt.)! UKeater- Ausstellung. In den Hallen amZoo" dehnt sie sich ans; weder stilvoll, noch prunkhaft; weder modern, noch besonders lehrreich. Eber g e- lehrt es ist, als wäre sie von ein paar bezopften Doktoren in «w philologisches System gebracht worden. Das Oel der Vernunft ward über einige winzige Kränselwellchen ausgegossen.Still ruht »«r See, die Boglein schlafen usw." Nun gondeln wir weg vom Strande der Gegenwart in Vergangenheitszeiien. bis beinahe an die Schwelle deutscher Theaterei. Von den Wänden grüßen uns zahl» loie Bildnisse ehedem als Sonnen, Fixsterne und Kometen der Schauspielkunst, des Gesanges und Tanzes verhimmelter Bühnen- leute. Wenn einer sich tüchtig in theatergeschichtlichen Regionen ge- tummelt hat, so wird es ihm zweifellos einen extrafeinen Genuß bereiten, nun mal wieder mit all jenen Helden und Heroinen, Rittern vom hohenC" bis hinunter zum gröhlenden Kontrabaß, Primadonnen und Ballerinen stiller Zwiesprache zu pflegen. Serenissimus von Dingsda ist Alleinherrscher auch über seine Theater- sklave». Wenn er besiehlt, singen, mimen oder tanzen sie. Ein gnädig-lüsternes Augenzwinkernerhebt" heute diese Mimin zu seiner Kurtisane; eine verächtliche Handbewegung bedeutet mirgen für jene Kehlkopf- oder Beinkünsilerin deren Plötz- liche Kaltstellung, manchmal nur auf Tage, Wochen, Jahre meist aber auf immer. Unter all jenen Singvögelchen, Sprecherinnen und Tanzköniginnen gibt's allerdings auch solche, die nnt Sere- nissimus mochte er nun einSonnenkönig  " oder nur ein simpler deulscher Miniallirfürst sein förmlich Fangball spielten und sogar ganze Staaten und Volkschaften ins Verderben stürzen halfen. Wozu Namen nennen? Namen sind Schall und Ranch. Nur höfische Sittenschilderer und byzantinische Soldhistoriker machen da- von ein Aufheben. Die Nachwelt flicht den Mimen keine Kränze." Waren's zu- weilen solche von Silber und Gold, die eine vernarrte Mitwelt stiftete, so kann man sie jetzt in einzelnen Exemplaren wiedersehen; während alle Lorbeerkronen ihr ephemeres Ruhmdasein längst im Ofenloch höchst prosaisch beschlossen haben und Staub geworden sind, gleich ihren glückberauschten Trägern von dazumal... Denn es sind doch zumeist Hoftheater und Raritätensammler. die ausgestellt haben. Nicht viel der Rede wert. Was sollen uns all dieGeneralintendanten" usw. mitsamt ihren Stammbäumen und ellenlangen Titelchen? Da doch selten einer drunter war, dem die Götter künstlerische Einsicht, geschweige denn künstlerische Talente in die Wiege gelegt ballen I Ja. wenn die heutigen Hosbühnenbeherricher mehr wären, als simple KunstleutnontS" mit höfischen Rückgratsallüren, dann. ja dann hätte in der Theateransstellung auch so etwas wie satirische Glossen" auf alle Serenissimuslunst gegeben. ES wäre gar nicht übel, in karikaturistischen Gegenstücken zu sehen, wie furchtbarnett" manche dieser Schranzen mit einem Schiller(Mannheim  ). Karl Maria von Weber  (Dresden  ) Mozart   und Beethoven  (Wien  ) umgesprungen find; wie selbst ein Goethe, trotz seines Ministerportefenilles als Theater- intendant durch einen Kotzebue lahmgelegt wurde. Nun erst an Richard Wagner   zu denken I Was für böle Sachen hätte der Herr v. Hülsen über seinen Vater Botho, den Berliner  Zirkus"-Hülsen auflegen können I Und die Dresdener   Hofinrendanz hätte sicherlich zur allgemeinen Belehrung beigetragen, wenn sie denFall" des Barrikaden- Wagners dokumentarisch ausgestellt hätte. Minister Beust, der zur Niederwerfung des Dresdener   AusstandeS preußisches Militär in« Land rief, Beust. der geschworenste Feind Wagners, den er noch bis ins Grab hinein als Brandstifter, Mordshalunken und dergleichen verleumdete, Beust mitsamt dem bornierten Hofgesinde von dazumal hätte wahrlich eine fürtreffliche Staffage gebildet! Nichts von alledem auf dieser Theateransstellung und vom HauseWabnftied" keinen Hauch. Gerade Frau Cofiina wäre im- stände gewesen, dem byzantinemden Berliner   Universilätssenat nach­träglich für ihrenEhrendoktor" eine DiffertationSarbeit zu liefern, die das Kapitel: Preußische Hofkunst und Wagner vor aller Welt an de» Pranger gestellt hätte! Aber freilich die Hüterin des beiligen Grals und mit ihr so mancher musikkiilikasternde , Stiefelwichser' von Bayreuth   wollte nie vonRichard Wagner   in der Karikatur" etwaS wissen. Dann sollte man meinen hätte wenigstens das Wagner-Museum in Eisenach   seine Schätze ausbreiten können. Leider ist es über ein paar harmlose Bilderchen und Theaterzettel, die obenein bekannt find, nicht hinausgegangen. Kurz, wohin man blickt: entweder PerfoncitlultuS oder Lieb- baberfammlungen von Bildern, Theaterschriften. Erstdrucken, Briefen, Partituren, Schanspielerrollen, deren man in jedem spezifischen Antt- quariat teilhaftig werden kann. Ist doch sogar der Spazier- st e de n Talmas und man staune ein Rock von Corona Schröter  , Goethe-Weimarischen Angedenkens zu sehen.... Lediglich die FuchS sche Kollektion erlesener karikaturistischer Zeichnungen usw. eines Daumier, Gavarne u. a. springt aus dem Rahmen, insofern.nänflich, als hier auch einmal vom Theater- Publikum gehandelt wird, ohne daS keine Kunst, geschweige die Bühnenkunst bestehen kann. WaS diesen Versuch zu einer wirklichen Theater-AuSstellung erHoden hätte, müßte auf anderen Gebieten gelegen haben. Eine Schau von Modellen neuerer Theaterbauten, von Dreh« und Versenkbühne», von technischen Hilfswerkzeugen auf der Bühne beispielsweise: die Verwertung des elektrischen Lichts, Donnermaschinen, Rcgenopparate zu szenischen Zwecken wie auch zur Unterdrückung von Brändei,; ferner aller auf rasche Entleerung abzielenden Einrichtungen des Zuschauerraumes usw., in kleinen Maßen zwar, dennoch praktisch vorführbar: eine Gciamtschau in dieser Richtung, sage ich, wäre fraglos interessant und lehrreich gewesen. Allerdings, nm solche Ausstellung anfzubringen, hätten sowohl staatliche als stadtkommiinale Barmittel bewilligt werden müssen. Aber selbst ohne sie sollte ein auch nur halbwegs auf moderne Erfordernisse gerichteter Sinn