fessionen und OrtSburger der betreffenden Gemeinde ist." Dann folgen höchst drollig verzwickte Bestimmungen über die Organisation der Vereine. A 17   lautet: Der oder die Eintretende verspricht, unter Ablegung des Handgelübdes. sich des Genuffes des Brannt- Weins ganz zu enthalten, innerhalb eines Tages von vierundzwanzig Stunden höchstens einen Schoppen Wein oder höchstens drei Schoppen Bier zu trinken. Zugleich erhält ein jedes Mitglied, und zwar die katholischen ein Kreuz von Kupfer an einem blau und weihen Band, als Abzeichen der Körperschaft, die Protestanten eine kupferne Münze mit der Inschrift: Nulla salus, nisi in Christo ac vita moderata et sobria(kein Heil, auher in Christus und in einem mähigen, nüchternen Leben)."§19:Die Verhandlungen in den Vereinssitzungen dürfen weiter nichts zum Gegenstände haben, als den Zweck der Gesellschaft: ihre Mitglieder gegenseitig in der Haltung des abgelegten Gelübdes zu stärken."§ 20:Eine jede Sitzung beginnt mit einem Gebet." Für wen ist wohl dieses allerhöchste Reskript, ruft Bernahs aus, blamabler, für die Redactoren und Censoren, die es für echt hielten, oder für die Regierung, der ihre eigenen Beamten es zutrauten! Steht mir Rede, ihr bayerischen Censoren, die Ihr das Blatt, als es in das Gebiet Eures Königs kam, nicht konfisziert habt, hieltet Ihr Eure Regierung nicht für fähig, einen solchen Unfinn zu be- gehen, wäret Ihr nicht zu feige, es zu unterdrücken, weil Ihr an jede Brutalität, an jede Gemeinheit gewöhnt, auch dies« für möglich hieltet? Sagt mir es selbst, seid Ihr nicht treu bis zur Rieder- trächtigkeit?..... Die Zensur ist für die Presse längst abgeschafft, Hunderte von deutschen   Fürstinnen und Prinzessinnen sind seitdem wirklich schwanger geworden, und es hat in den 65 Jahren Gesetze und Ver- ordnungen, allerhöchste Handlungen in Fülle gegeben, die auch von einem Bernays hätten erfunden sein können, die gleichwohl bitterste Wahrheit waren. Aber die bürgerliche Presse ist gewaltig fortgc- schritten. Sie braucht keinen Bernays mehr. Sie erfindet sich den byzantinischen Ulk jetzt selber. Ueber Bombay wird telefunkisch gemeldet....... Kleines f euületon* Vom Wandern der Völker. Jede vorhistorische Forschung ver- liert fich in der Hypothese der Wanderung, mag sie sich nun mit de» Menschen, den Tieren oder den Pflanzen, mit religiösen Vorstellungen, Sitten oder sozialen Einrichtungen beschäftigen. Unsere Sprache weist selbst die tiefgehende Wirkung dieser Tatsache aus, heistt doch Gesund ursprünglich wegfcrtig.(von senden gehen, reisen). DaS Gesinde war in mittelalterlicher Zeit das Reisegefolge. der G e f ä b r i e ist der Fahrt genofle. Er- sahrnng ist auf der Fahrt Wanderung erlangte Kenntnis. Es sind die Abdrücke und Spuren einer vergangenen Zeit, die sich in unlerer Sprache erhalten haben. Aber auch heute ist die Wanderung aller Art, die eigentlich nomadische mit steter Orts- Veränderung, die temporäre, die nur während bestimmter Perioden fortgesetzt den Ort wechselt, und die Wanderung mit einmaliger und dauernder Umsiedelung noch eine bedeutsame Erscheinung. Am ehesten stehen genauere Zahlen über die sogenannte über- s e e i s ch e Auswanderung zur Verfügung. Amerika  , worunter heute noch zumeist nur der kleinere Teil, die Bereinigten Staaten von Rordauierika, gemeint werden, ist der modernen Kultur so gut wie auSschliestlich durch Einwanderer eröffnet worden. Die Rekrutierung des amerikanischen  Nachwuchses" ist durchaus nicht immer aus der- selben Quelle gefolgt. Im letzten Jahrhundert war es zuerst Eng- land allein, das die Auswanderung lieferle, die Hungersnöte der fünfziger Jahre trieben an« Irland   kurze Zeit zwei Millionen Menschen nach drüben, dies waren 25 Proz. der damaligen Bevölkerung Irlands  . Diese Entvölkerung war der fürchterlichen Ausbeulung durch die Großgrundbesitzer und Jagdpsründeninhaber verschuldet. In den vierziger Jahren war das Festland von der überseeischen Auswande- rung ergriffen worden. Die 30er und 40cr Jabre sind die elendeste t deutscher   Entwickeltnig gewesen. Als Australien   seine Gold- de meldete, da wuchs aus der Abenteuerlust und Goldiehnsucht die Ausivandernng ins riesige, zugleich zog sie sich immer mehr nach dem Osten. Böhmen   und Mähreu, die polnischsprechenden Landesteile PreustenS, Oesterreichs   und Rußlands   stellten das Hauvikontinent, nach ihnen kam auch das eigentliche Zlußland, Ungarn  . Italien   und Spanien  , üherhaupt Südenropa, was ganze Massen nach Anterita sandte. Jetzt sind es die Balkanländer, die ganze Heere über See senden. Vom Norden Europas   sind es eigentümlicherweise nur noch Schweden   und Norwegen  , die trotz ihrer industriellen Eigen- emwickelung noch starke Arbeitermengen nach der neuen Welt liesern. Sie gehen aber nicht als Industriearbeiter, sondern als Landbebauer «ach dort. Im Jahre 1909 stand Italien   mit rund 183 000 Einwohnern nach den Vereinigten Staaten   an der Spitze aller Länder Europas  . Viele der Italiener bleiben aber nicht auf Lebzeiten drüben, sie stellten eine Art Wanderarbeiter dar. die nur auf einige Zeit ins fremde Land ziehen, um sich höhere Verdienstgelegenheit zu ver- schaffen. Oesterreich-Ungarn   und Rußland   liefert bald ebenso viel Arbeitshände. Charakteristisch für die Verschiebung der Auswande- rung ist, daß vor zwei Jahren da? kleine Griechenland   ebenso viel Menschen nach dem Lande der Streifen und Sterne schickte wie Deutschland  . Der Balkan hat in den letzten drei Jahren rund 175 000 Menschen allein nach der Union   abgegeben. Aber auch andere Länder sind starkes AusivansernngSgebiet ge- worden, für Italien  , Spanien   und Frankreich   ist es Argentinien  . Italien   gab in dem letzten Jabre von 10000 Einwobnern 124 nach dem Auslande ab. Oesterreich 1907, dem Rekordjahr der Auswande- rung, 64 und Ungarn   103, 1908 waren es nur 21 und 23. Spanien  und Portugal   bat die Verhältnisziffern 66 und 74. Schweden   und Norwegen   1907 23 und97, im darauffolgenden Jahre sanken sie erheblich. Aus Großbritannien   wanderten 1907 und 1903 von 10000 Perionen 88 und 74 aus. Dagegen tritt Deutschland   fast gar nicht mehr in Erscheinniig. es gab in den letzten Jahren nicht mehr als knapp 4 von 10 000 als Auswanderer für andere Erdteile ab. Die Ziffern zusammengenommen, zeigen, daß auch heut noch alljährlich Hunderttausende und Millionen von Menschen auf die Völkerwanderung gehen. Die kulturellen Folgen find selbstverständlich ganz außerordentliche. Was ans einem schlechte» Zah« werde» kann. ES ge- schieht wahrhaftig nicht deswegen, um den Zahnärzten mehr Beschäftigung und Verdienst zu geben, wenn immer wieder auf die außerordentliche Wichtigkeit einer gesunden Beschaffenheit der Zähne und des Mundes überbaupt hingewiesen wird. Der Mund ist nun einmal die Haupteingangspfone des Körpers, und zwar nicht nur für Speise und Trank, sondern auch wenigstens teilweise für die Atemluft, und deshalb ist an der Sauberkeit dieser Vorhalle des Leibes" alles gelegen. Uebrigens ist dafür gesorgt, daß die Beliebtheit der Zahnärzte nicht ins Un­ermeßliche steigt, weil der Weg zu einem von ihnen den meisten Menschen nach wie vor als einer der schwersten Gänge gilt. Was in einem besonders schlimmen Fall aus einem schiechten Zahn werden kann, beweist in erstaunlichem Maße eine Mitteilung von Dr. Miluer an die WochenschriftLancet". Eine bis dahin völlig gesund gewesene Frau von 36 Jahren hatte von einem im linken Unterkiefer sitzenden schlechten Zahn zunächst ein Gaumengeschwiir erhallen, das mit heftigen auf die ganze linke Kopffeite sich ausdehnenden Schmerzen verbunden war. Zwei Tage später erstreckten sich die Schmerzen bereits bis auf die linke Schläfe und den Hinterkopf sowie auf beide Augen und veranlaßten die Frau, sich zu Bette zu legen. Nach drei weiteren Togen ließ sie den Arzt holen. Am Tage darauf wurde sie von einem heftigen Schüttelftost befallen und verlor auf dem rechten Ohr völlig das Gehör. Dann stellte sich eine Schwellung des rechten Auges ein und nach einigen Tagen Delirium. Nachdem der Hausarzt die Enivickelung eine Woche lang angesehen hatte, hielt er es endlich für nötig, die Frau einem Krankenhause zuzuführen. Dort stellte Dr. Milner eine völlige Lähmung der rechten Gesichts- leite und den Verlust der Empfindung auf der linken Seite fest; auch das Augenlicht war getrübt. DaS Delirium hielt an und trotz aller Bemühungen starb die Frau zwei Tage nach der Einliefernng. Die Untersuchung stellte fest, daß vom Zahn aus die Basis des GehirnS angegriffen worden war. Aus dem Pflanzenreich. Eine Volkszählung im Pflanzenreich. Der hervor- ragende amerikanische   Botaniker Besieh hat während seiner letzten Arbeiten Veranlassung gefunden, fich eine Uebersicht über die Zahl der bekannten Pflanzenarlen zu verschaffen und hat demgemäß eine Art von BolkSzäylung in allen Listen der Botanik vorgenommen. Er ist nach seiner Mitteilung an die WochenschriftScience  " zu dem Ergebnis gelangt, daß man jetzt ungefähr 210000 Pflanzenarten unterscheidet, die fich nach seinen Uinersuchnngen folgendermaßen verreilen: 15 460 Algen, 63 700 höhere Pilze, 16 600 MooS  - pflanzen 2500 Farne, 20 Schachtelhalme, 900 bärlapparttge Gewächse, 140 Palmenfarne(Eycadaceen), 450 Koniferen und 110 000 Arten von Blütenpflanzen. Die letzte derartige Zählung war vor etwa 18 Jahren von dem Botaniker Saccardo veranstaltet worden und hatte damals nur gegen 174 000 Arten ergeben, die in folgender einfacher Weife verteilt waren: 12178 Algen, 45 203 Pilze und Flechten, 7659 Lebermoose und Moose, 565 Schachtelhalme. Bärlapp und Wasseriarue, 2319 Farne und 135 231 Phanerogamen. Dieser Forscher versuchte auch bereits fich ein Bild davon zu machen, wie viele Pflanzenartea noch unentdeckt sein mögen, und wie groß demnach die gesamte Pflanzenbevötkerung der Erde zu schätzen wäre. Er glaubte. daß im ganzen wenigstens 385 000 Arten bestehen müßten, von denen nicht weniger als 250000 auf die Pilze zu rechnen seien. Er meinte, daß eS vielleicht noch 150 Jabre dauern würde, bis die Botaniker diese Arten iämtlich erkannt haben würden. Wie sich die Fortichritte in der Pflanzenkunde vollzogen haben, gebt auS der gleichfalls von Saccardo gemachten Zusammen- stelliing hervor, wonach der alle Theophrast vor 2200 Jahren nur 500 Pflanzenarten nannte, DioSkortdes 300 Jahre später erst 600 Arien. Banhin wußte vor 260 Jahren von 5266 Pflanzen, während Linnö ihre Zahl auf 8551 vermehrte. Vor 100 Jahren waren dann bereits an Phanerogamen allein rund 30 000 Arten bekannt, im Jahre 1845 elwa 80 000 und vor 25 Jahren rund 100000, wozu noch 25 000 Kryptogamen kamen._ Verantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin. Druck u. Verlag: VorwärtsBuchd ruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingcrLcCo., Berlin   LW.