einem geradezu unsinnigen Tempo, Meile auf Meile, In die Tief«stürzen. Ich würde einfach drunten in Stücke geschmettert, wennnicht das Tau wäre. Aber die Gewichte kommen zuerst auf denGrund, und im selben Augenblick tritt die Elastizität der Sachein Kraft. Die Kugel wird immer langsamer und langsamersinken, wird schließlich stillstehen und dann wieder anfangen, auf-wärts zu schwimmen.Und jetzt setzt das Uhrwerk ein. Sobald die Gewichte auf denMeeresboden treffen, brechen die Eisenstangen mitten durch undsetzen dadurch das Uhrwerk in Gang, das das Tau wieder aufdie Rolle aufwindet. So werde ich langsam hinuntergewunden.Dann bleibe ich eine halbe Stunde, mit aufgedrehtem elektrischenLicht, und sehe mich um. Nach Ablauf dieser Zeit löst das Uhrwerkdie Fcder eines Messers aus, das Tau wird durchschnitten undich treibe wieder nach oben— wie eine Sodawasserblase. Das ge-straffte Tau kommt dem Aufwärtsschnellen nach zu Hilfe..."„Und wenn Sie nun zufällig auf ein Schiff stießen?" sagteWeybridge.„Ich käme in einem Tempo emporgeschnellt, daß ich es einfachglatt durchbohren würde— wie eine Kanonenkugel. Darummachen Sie sich bloß keine Sorge."„Und wenn dann nun aber zum Beispiel irgendein vorwitzigesKrustengetier sich in Ihr Uhrwerk hineinbohren würde——"„Na ja— das wäre dann eine etwas dringliche Aufforde-•nmg für mich, drunten zu bleiben," sagte Elstead, sich vomWasser abwendend und seinen Globus anstarrend....Ungefähr um elf hatten sie Elstead über Bord geschwungen.Der Tag war wundervoll hell und still, der Horizont verschwammin Duft. Die elektrische Flamme in dem kleinen Oberraumglühte dreimal fröhlich auf. Dann ließen sie ihn langsamauf den Spiegel des Wassers nieder, und in der Hecktakelage hingein Matrose, bereit, das Tau zu durchschneiden, das die Blei-gewichte und den Globus zusammenhielt. Die Kugel, die aufDeck so kolossal ausgesehen hatte, schien jetzt, unter dem Sterndes Schiffes, geradezu winzig. Sie rollte ein bißchen, und ihrezwei dunklen Fenster, die nach oben gerichtet waren, sahen auswie Augen, die in runder Verwunderung emporstarrten nach denMenschen, die die Reling umdrängten. Jemand fragte, wiewohl Elstead das Rollen bekommen möchte.......„Klar!?" riefder Kommandant.„Klar!"„Los!"Das Tau straffte sich unter dem Messer und ward durch-schnitten: eine Schaumwelle rollte blödsinnig— hilflos über denGlobus weg... Irgend jemand winkte mit einem Taschen-tuch... ein einsames Hurra ertönte... eine Matrosenstimmezählte langsam: Acht— neun— zehn-- Noch einmal rolltedas Ding... Dann— mit einem Ruck und einem Plätschernstand es.So schien es einen Augenblick lang zu stehen—— ganzstill-- wobei es immer kleiner ward. Dann schloß sich überihm das Wasser, und man erblickte es, durch die Strahlenbrechungund die glimmernde Unbestimmtheit vergrößert— unter derWasserfläche. Eh man bis drei zählen konnte, war es der-schwunden. Tief unten im Wasser noch ein Aufflimmern weißenLichts,— ein Fleck— dann nichts mehr. Nichts mehr, als dieTiefe des Wassers, die sich in Schwarz verlor... durch die einHai schwamm...Plötzlich fing die Schraube des Kreuzers an zu arbeiten, dasWasser kräuselte sich, der Hai verschivand in den schäumendenWellen, und ein Gischtstrom stürzte über die kristallene Klarheitweg, die Elstead verschlungen hatte.„Was ist los?" fragte einerden anderen.„Wir steuern ein paar Meilen westwärts," hieß es.„damiter nicht gegen uns rennt, wenn er heraufkommt."Langsam dampfte das Schiff seinem neuen Ankerplatz zu.Fast jeder Mann an Bord, der sonst nichts zu tun hatte, be-obachtete unausgesetzt das bewegte Wallen, in dem der Globus der-funken war. Schwerlich ward in der nächsten halben Stunde auchnur ein Wort gesprochen, das nicht direkt oder indirekt aufElstead Bezug hatte. Die Dezembersonne stand hoch am Himmel;die Hitze war beträchtlich.(Fortsetzung folgt.)kleines feuilleron.Naturwissenschaftliches.Haben die Bienen einen Farbensinn? Mansollte meinen, daß es sich durch Versuche leicht feststellen ließe, obdie Bienen die Blüten, die sie aufsuchen oder vermeiden, an derFarbe unterscheiden. Der Menschensinn, der geneigt ist, überallnach einem Zweck zu fragen und diesen nach seinem subjektivenGesichtskreis zu beurteilen, kommt leicht zu der Meinung, daß dieoft so auffälligen Farben der Blüten ebenso wie vieles an ihrerForm nur dazu da sind, die Insekten anzulocken, deren Besuch fürsie so außerordentlich wichtig ist. Die Mutter Natur könnte aberdoch noch andere Absickten haben, die nicht so leicht zu durchschauenwären. Man müßte sonst auch glauben, daß der Duft der Blütengleichfalls keinen anderen Zweck als den der Anlockung von Insektenhaben könnte, wenn der Mensch nickt etwa so verblendet ist, zuglauben, daß diese Eigenschaft der Blüten nur für die Annehmlich.keit seiner Nase geschaffen ist. Alsdann aber bleibt es wiederfraglich, ob di« Farben oder der Geruch der Blüten eine stärkereoder die entscheidende Wirkung auf die Insekten ausüben. Gegen-wärtig stehen sich auch unter den Vertretern der Wissenschaft nochimmer zwei Parteien gegenüber, von denen die eine glaubt, daß dieprachtvollen Farben, wie sie namentlich bei den Alpenpflanzen auf-treten, einen Zweck mit Rücksicht auf die Insekten haben müssen,während die andere darauf hiirweist, daß auch solche Pflanzen ihreBefruchtung durch die Insekten erhalten, deren Blüten sich von demGrün der Blätter in der Farbe kaum unterscheiden. Der BiologeDr. Lovell hat jetzt eine Reihe von Experimenten ausgeführt, umden alten Streit einer Lösung näherzubringen. Er hat eine größereAnzahl von Gläsern verschiedener Farbe aufgestellt und mit Honigbespritzt. Dann hat er die Bienen darauf losgelassen. Zuerst boter ihnen nur ein blaues Glas dar, dann daneben ein rotes, undschließlich vertauschte er beide miteinander, um festzustellen, obwirklich das Auge und nicht ein anderer Sinn die Bienen leitete.Als Ergebnis spricht der Forscher in dem letzten Heft des„AmericanNaturalist" den Satz aus, daß die Bienen sehr leicht Farben unter-scheiden können und daß es ihnen sogar gleichgültig ist, ob esnatürliche, also durch Pflanzenfarbstoffe hervorgerufene, oderkünstliche Farben sind, wie sie z. B. durch derartige Gläser oderdurch einen einfachen Anstrich dargestellt werden. Setzt man ihnenHonig auf einer farbigen Fläche vor und daneben auf einer unge-färbten, so werden sie jener den Vorzug geben. Außerdem scheinendie Bienen sich an bestimmte Farben zu gewöhnen. Wenn sie einesolche einmal oder mehrmals mit ihrem Besuch beehrt haben, sokehren sie zu ihr stets zuerst wieder zurück. Sie sind also, wie derSlaturforscher sich ausdrückt, farbentreu. Auch darin aber zeigensie eine gewisse Intelligenz, indem sie sich nicht blind von dieserGewohnheit beherrschen lassen, sondern nötigenfalls auch umlernen.Wenn sie einmal ausfindig machen, daß ein Gegenstand vonanderer Farbe ihnen einen größeren Vorteil verspricht, so wendensie ihm»hre Aufmerksamkeit zu und wissen ihn sehr wohl an derFarbe von den anderen Gegenständen zu unterscheiden.Geologisches.Die Porphhrvu Ikone der Steinkohlenzeit. ESfällt dem Laien sehr schwer, in die Erdgeschichte einzudringen, wenner es nickl vermag, von der heutigen Oberflächengestall der Erde,von dem heutigen Laudschaftsbild abzusehen. Am wenigsten leichtvermag er sich vorzustellen, daß da. Ivo heute blühende Ebenen,lachende Fluren sich erstrecken, einmal Gebirge sich bis in die Wolkenhinein eniportürinten und aus tiefen Schloten die Vulkane ihre Feuergen Himmel sandten. Zu Beginn der sog. Steinkohlenzeit hatte sichein riesiges Faltengebirge im niittlere» Europa zusammengeschoben,das in seinem Hauplkamm sich etwa von Straßburg nachMagdeburg und von da wieder südöstlich nach Oberschlesienhinein erstreckte, die sogenannten karbouischen Alpen. Unterdiesem mächtigen Gebirgsstock erkalteten damals große Mengenaufgepreßten, glühend-flüssigeu Gestein?, der Granit, der heute z. B.im Schwarzwald, Fichrel- und Rieiengebirge zutage tritt. Die aui-dein glutfliissigeu Magma sich entwickelnden Gase stiegen aber nachoben und erreichten eine immer höhere Spannung, bis eine kleineErschütterung der Erdrinde genügte, um die darüber befindlichenzerquetschten Gesteiuszonen so zu lockern, daß die heißen, hoch-gespannten Dämpfe emporjagten und, lvie ein Strom von Knallgas-'gebläse, engere und weitere Kanäle bohrten, aus denen das in derTiefe noch flüssige Magma aufsteigen konnte. In überaus an-fckaulicher Weife beschreibt der seiner populären geologischen Dar-stellungen wegen geschätzte Prof. Job. Walther in seinem soebenerschienenen„Lehrbuch der Geologie von Deutsch-l a n d"(Leipzig, Quelle u. Meyer, geb. 7,M M.j, das nach Inhalt undAusstattung jedem geologisch Interessierten aufs wärmste empfohlenwerden kann— wie nach und nach, im Westen beginnend, ganzMitteleuropa von riesigen Vulkanen am Ende der Steinkohlen- undin der Permzeit durchsetzt wurde. In Deutschland begann die vul-konische Tätigkeit mit dem Auftreten eines 10 Kilometer langenMelaphyrstroinS— Melaphyr ist eine basaltähuliche Abart des Por-phyrs— bei Saarbrücken. Dann brachen in Thüringen Vulkanehervor; der 400 Meter hohe Kickelhahn bei Ilmenau bedeckt mitseinen Melaphyr- und Porphyrergüssen eine Fläche von mehr als100 Quadratkilometer. Bei Halle übergoß eine Porphyrdecke miteiner Mächtigkeit von 100 Meter eine Fläche von 200 Quadrat-kilometer, und das Bohrloch von Sennewitz hat sogarden Ausbruchskanal dieses Vulkans 870 Meter tief verfolgt.Auch bei Magdeburg, im Nahegebiet wie in Schlesiendampften die Porphyrvulkane. Aber alle diese Ausbrüchewurden an Bedeutung weit übertroffen durch die riesigen Eruptionenim heutigen Südtirol, wo noch heute die ÜbereinandergeflossenenPorpbyrdecken mit den dazwischen lagernden Tuffen eine Mächtigkeitbis 1900 Meter erreichen und das ganze Gebiet zwischen Meran,Trient, Groden und Primiero linterlagern. Nicht alle Glunnaffenerreichten jedoch die Erdoberfläche. Zahlreiche mit Porphyr oderMelaphyr erfüllte Spalten wurden erst durch spätere Abtragung frei-gelegt, z. B. ist im Thüringer Wald bei Friedrichroda eine 1ö Kilo-meter lange Spalte dieser Art aufgeschlossen. Verbeerende Aschen»regen, vermischt mit vulkanischen Bomben, müssen damals über da»Land herniedergegangen sein, aus denen Porphyrtuffe, z. B. beiChemnitz entstanden, teilweiie noch so locker und schlammig, als obder Ausbrucv gestern stattgeftlnden habe.Berantw. Redakteur: Richard Barth. Berlin.— Druck u. Verlag: VorwärtsBnchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingerLcEo., Berlin ZW.