.Pardon sagte Marcuse.»ich glaubte, Sie hätten mich ge-rufen l"Auf dem sonst so gerissenen Gesicht mit den schwarzen Raben-äugen stand nur Verblüfftheit und Aerger. Vielleicht dämmertedem Schlauen auch die Erkenntnis, daß er absichtlich in die Fallegelockt und überlistet sei. Er begriff sofort, daß er sichhier loskaufen müsse und war Geschäftsmann genug, die beidenGegner richtig einzuschätzen.Längst ruhte der vorwitzige Arm wieder auf dem grünen TuchdeS Schreibtisches, und aus Herrn Pardubitzers Angesicht lagertejener schöne kaufmännische Ernst, der ihm bisher mir Erfolge ge-bracht hatte und der ihm auch hier helfen sollte, seine Niederlageerträglich zu machen.„Ich habe Sie zwar nicht gerufen 1" sagte er zu dem Korrespon-deuten, da Sie aber schon einmal hier sind, so können Sie gleichIhr Gehalt mitnehmen, das von der Firma in Anbetrocht IhrerLeistungen auf.. er zögerte eine Sekunde,.... von hundertsechzig auf hundertsünfundsiebzig Mark erhöht worden ist..Ihnen, Fräulein Hohenloh, will unser gütiger Chef, ebenso wieder anderen Dame, die Weihnachtsgratifikation noch belassen...mit Mark fünfzig, wie im Vorjahr natürlich!... bitte, bitte!...und hier ist Ihr Gehalt!"„Und ich bekomme keine Zulage?" weimerte die Brünette, derenMundwinkel zuckten vor Schadenfreude.«Ach so... hm... ja... na, das glaube ich am Ende vei-antworten zu können!— Davon ist zwar nicht gesprochen worden,in der Konferenz... aber...'n ja!... Also Sie haben hundert-zehn... bis jetzt... gehabt... also, meinetwegen I Sie sollenvon nun an hundertundfünszehn haben I.. Bitte, leine Ursache I..Der Angestellte kann sich einzig und allein durch seine Leistungender von ihm bedienten Firma erkenntlich zeigen!"...Die neuesten f oiTchungen über dieBe schaff enbeit des Crdinnern").Vor kurzem lief einmal wieder durch deutsche Zeitschriften derernstgemeinte Vorschlag eines Landsmannes von Jules Verne, mansolle"den Zustand des Erdinaern einfach durch einen sehr tiefenSchacht erforschen, der gewissermaßen im Nebenamte auch noch alsAusgang einer Zentralheizung für die wärmcbedürftigen Bewohnerder Oberfläche dienen könne. Die gewaltigen Schwierigkeiten, mitdem der schon bis IMJ Kilometer Tiefe vorgedrungene Bergbau hierzu kämpfen hat, wurden bei dieser wunderlichen Anregung ebenso-ivenig berücksichtigt wie die Entdeckungen, welche die deutsche Wissen-schaft— allerdings auf ganz anderen Wegen— über die Zusammensetzung und Temperatur des Erdinnern in den letztenJahren gemacht hat.Neben den exakten Methoden der Astronomen knüpfen die Unter-suchungen vor allem an physikalische Erfahrungstatsachen an, undmit ihrer Hilfe sind wir imstande, jedenfalls die Hauptfragen überden Zustand unseres Planeten einer Lösung näher zu bringen.Das Problem des Zustandes des Erdinnern ist unter drei vcrschie-denen Gesichtspunkten zu untersuchen.Es handelt sich zunächst um die Verhältnisse desDruckes und der Temperatur, eine Frage, mit der sichgleichzeitig die Physik der Eruptionen und der Erllärungs-versuch des Bulkanismus verbindet. Weiterhin bilden Gestaltund Gewicht der Erde einen wesentlichen Bestandteil derUntersuchungen. Endlich steht die Frage noch der Leistungsfähigkeitder verschiedenen Schichten der Erdmasse für die Erderschütterungendurch Erdbeben augenblicklich in dem Mittelpunkt des Interesses,da die Vervollkommnung der seismographischen Instrumente derErdbebenforschung auch der allgemeinen Geophysik weite Ausblickeeröffnet hat.Das Erdinnere steht unter ganz außergewöhnlichen Kam-Pressionsverhältnissen. Die oberen Erdschichten üben auf die tiefer-liegenden einen heftigen Druck aus, der mit der Tiefe stetig zu-nimmt, und eS ist klar, daß die Intensität des Druckes im Erd-innern nicht nur über Laboratoriums-Experimente, sondern auchüber unsere Vorstellungskraft weit hinausgeht. Ebenso muß dieTemperatur des Erdinnern als sehr bedeutend angenommen werden.Darauf lassen die Erfahrungstatsachen schließen, die man in Berg-werken, in Tunnels, an heißen Quellen und endlich durch Tief-bohrungen gewonnen hat. Schon in geringen Tiefen wie im Com-stockgang im Staate Nevada, zeigt sich eine Temperaturzunahme,die bereits bei 1000 Meter Tiefe jedes Arbeiten zur Unmöglichkeitmacht. Der Comftockgang ist das reichste Gold- und Silberlager,das je im Erdinnern angefahren wurde, und hat etwa eine Mil-•) Wir entnehmen die obensteheuden Ausführungen dem so-eben erschienenen 208. Bändchen der Sammlung„Aus Natur undGeisteswelt": Aus der Vorzeit der Erde. II. Band: Ge-birgsbau und Erdbeben. Von Dr. Fritz Frech, Pro*fessor an der Universietät Breslau.(Verlag von B. G. Teubnerin Leipzig und Berlin. Preis geb. 1,— M., in Leinwand gebundenILo M.), das an der Hand zahlreicher Abbildungen eine Dar-stellung der Probleme des Gebirgsbaues und der Gebirgsentstehung,sowie des Zustandes des Erdinnern und der Lehre von den Erd-icbeu gibt.liarde Mark von Edekmekallen geliesers. Wenn hier trotzdem dkeArbeit eingestellt werden musste, so beweist diese Datsache die ab-norme Zunahme der Wärme, die auf dem alten Eruptivgcbietherrscht.Die Eruptivmassen, die in flüssigem Zustande aus dem Erd-Innern empordringen, zeigen«ine Temperatur von 1000 bis 1500Grad Celsius und deuten somit ebenfalls auf«ine erhebliche Tempe->ratur der Tiefe hin. Endlich geben Temperaturmessungen bei Tief-bohrungen genügend sichere Anhaltspunkte um die Größe der Erd-wärme im Innern unserer Planeten einigermaßen annähernd be-stimmen zu können. Als Beispiel für ine stetige Temperaturzu-nähme nach der Tiefe mögen die Messungen aus den von der preußi-schen Bergverwaltung ausgeführten Bohrlöchern von Spermbergbei Berlin, Schladebach bei Halle und Paruschowitz in Oberschlesienangeführt werden. Mit der letzten, auf 2500 Meter Tiefe angesetzten und bei 2239,72 Meter abgebrochenen Bohrung von Czuchow.hat die preußische Verwaltung ihren eigenen Rekord don 2002 Metergebrochen. Es ist jedenfalls von Wichtigkeit, daß trotz der bis 1500Meter abwärts gehenden Tiefe südafrikanischer Goldbergwerke derBohrer sonst nirgends auch nur annähernd ähnliche Tiefen er-reicht hat.Aus den angeführten Tatsachen geht nun hervor, daß die geo-thermische Tiefenstufe, d. h. diejenige Tiefenzunahme, die einerTemperaturerhöhung von einem Grad Celsius entspricht, einewechselnde Größe ist. Denn in verschiedenen Gebieten herrscht ingleicher Tiefe eine verschiedene Temperatur, wie besonders dieMessungen bei 1266 bis 1268 Meter in Spercnberg und bei Schlade.bach zeigen. Ueberall aber läßt sich eine dauernde Wärmezunahmenach der Tiefe hin nachweisen, und zwar entspricht im Durchschnitteiner Tiefenzunahme von 30 bis 33 Meter eine Temperatur-erhöhung um 1 Grad Celsius. Es ergibt sich hieraus die Folgerung,daß in der Tiefe von 40 Kilometer bereits«ine Hochofenhitze, d. h.eine Temperatur von 1200 Grad Celsius herrschen muß. Die wei-teren Folgerungen ergeben, daß man für das tiefere Erdinnereeine Durschnittstemperatur von 4000 Grad Celsius anzunehmenhat.Bei diesen Ergebnissen drängt sich die Frage auf, in welchemAggregatzustand befindet sich unter derartigen Druck- und Tempo-raturverhaltnissen das Erdinnere? Wie bereits durch Experimentefestgestellt ist, wird das Volumen(Rauminhalt) jeder Flüssigkeit!und jedes Gases bei genügendem Druck gleich dem Volumen des ent-sprechenden festen Körpers. Bei noch weiter gesteigertem Druck wirddas Volumen des komprimierten Gases geringer als das des nor-malen festen Körpers. Bei diesem kontinuierlich wachsenden Druckwird der Schmelzpunkt des komprimierten Stoffes immer höherherausgerückt, bis ein Punkt erreicht wird, an dem eine dauerndeDeformation(Umformung) des Körpers eintritt. In diesem Zu-stände sind die Massen plasfisch, ähnlich wie dies für Wachs, Asphaltund andere Stoffe bereits unter normalen Verhältnissen Geltunghat. Das bekannteste Beispiel fiir die permanente Deformationdurch sehr hohen Druck ist die Prägung der Münzen mittels desPrägestempels. Da die inner Reibung bei steigendem Druck raschzunimmt, so müssen sich bei sehr hohem Druck Gase und Flüssig-reiten wie amorphe Körper von außerordentlich geringer Fkuiditotverhalten. Es sind alsdann solche zähflüssige, unter gewaltigemDruck stehende Gase als feste, nicht mehr zusammendrückbare Körperanzusehen. Unter solchen Verhältnissen befinden sich nun die Stoffein unserem Erdinnern.Der umgebende Druck und die hohe Temperatur machen es sehrwahrscheinlich, daß die hier von 300 Kilometer abwärts vorhandeneMaterie sich in einem gasförmigen, aber nicht zusammendrückbarewund daher nur sehr unvollkommenen zähflüssigen Zustand befindet.Das hier vorhandene, unter hohem Druck befindliche gasförmigeWasser ist in diesem Zustande fähig, die Kieselsäure aus demMagma auszutreiben und selbst an der Zusammensetzung derMassen des Erdinnern teilzunehmen. Alles juvenile, d. h. imJugendzustand dem Erdinnern einverleibte Wasser geht aus diesem,von dem vulkanischem Magma des Erdinnern absorbierten Wasserhervor und befindet sich nur in sehr geringen Tiefen wieder inflüssigem Zustande. Denn sobald das mit Wasser gesättigte Magmain höhere und kühlere Regionen des Erdinnern dringt, läßt derDruck nach, die Verbindungen zerfallen, das Magma erreicht undüberschreitet seinen kritischen Punkt, d. h. es wird flüssig, und beidiesem Schmelzprozeß führt das hochgespannte Wassergas heftigeExplosionen herbei(Arrhenius). Dampf, Lava und heiße Quellendringen dann aus diesen oberen Schichten des Erdinnern an dieOberfläche; gehserartige Explosionen des hochgespannten Wasser-gases öffnen dem Magma den Weg, und dieser Prozeß, der sich ingeringer Tiefe abspielt, tritt für uns in sichtbare Erscheinung unterVorgängen, die wir mit dem allgemeinen Begriff des„Bulkanis-mus" bezeichnen.Zur Beurteilung der Massenanhäufung im Erdinnern stehenuns genügende, durch physikalische Bcobachiungen gewonnene Tat-fachen zur Verfügung. Es ist zunächst die Möglichkeit gegeben.die Masse und das spezifische Gewicht der Erde zu berechnen. Wirkennen die Kraft, mit der die Erde die Körper an ihrer Ober»fläche anzieht, ebenso wie die Größe der Erde und finden mitHilfe des Gesetzes der allgemeinen Gravitation, daß die Erde5)4 mal dichter ist als das Wasser. Da nun die Gesteine, dieunsere Erdrinde zusammensehen, nur 2— 3%' mal schwererals Wasser find, so ist die Annahme völlig berechtigt, daß dasErdinnere von Massen zusammengesetzt zvird, die bedeutend