Kleines Feuilleton.
Literarisches.
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ben Sieger erft, wenn der Zug feines Triumphes her fie babin gegangen. Die hartnädigsten Feinde einer neuen Genialität waren noch immer die professionellen Auguren, die beamteten und abgestempelten Fachleute. Davon hat Feuerbach mehr als die Fülle
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und gewaltigsten, rührendsten und leidenschaftlichsten aller deutschen Malerbücher, erzählt er von dem Instinkt der Deutschen deutsche unit zu erkennen: Bei Durchsuchung alter Papier fand sich ein mächtiges Paket Briefe von deutschen Ausstellungsbehörden, an meine Mutter gerichtet. Der Inhalt sämtlicher Zuschriften ist folgender: die Bilder Ihres Herrn Sohnes sind wohl verpackt an Ihre werte Adresse abgegangen... Morgen gebe ich ganz gemütlich wieder meinen legten Taler aus. Man nennt das in Deutschland den Kampf Den holdseligen Eindruck Pompejis, des Genies mit dem Leben.. des Meeres der Bronzen und der Vasen zu fchildern, ist unmöglich. Ich habe an hoher Anschauung gewonnen und mich dem reinsten Genuß hingeben können, und ich habe innerlich geichworen, daß die Kleinlichkeit und Engherzigkeit meines Vaterlandes meinen Geist nicht unterdrücken sollen... Die Grabschrift ist schon fertig, sie lautet: „ Hier liegt Anselm Feuerbach ,
8 wet gute Jugendbücher. Auch in der Arbeiterschaft zu spüren bekommen. In seinem Vermächtnis, dieſem herrlichsten rfihren sich Kräfte, um beizuiteuern zu dem Werk der Begründung einer neuen Jugendliteratur, die den Bildungsbedürfnissen der Gegenwart und ihren erzieherischen Einsichten entspricht. Das Werk ist notwendig wie das tägliche Brot, und schon deshalb verdient ein Buch wie Richard Woldts" Im Reiche der Technik" ( Kaden u. Co., Dresden , 1,50 M.), daß man ihm dankt. Dant muß ibm aber auch fachlich, werden, Dant, von dem Klara Zetkin als Anregerin des Buchinbalts ihren Teil nehmen möge: ein Stüd der Kulturarbeit, die in der Gleichheit" zum Besten der Geistesbildung des proletarischen Nachwuchies geleistet wird, tritt, neuen Streisen sichtbar, zutage. Nun fann der Pflug neue Bodenstrecken aufschneiden. Ich glaube, dazu hat dies aus der Welt der neuen technischen Wirklich feiten herausgelebte Buch die Kraft. Arbeiterkindern will es Gefährte werden, und man darf annehmen, in den letzten zwei Voltsichuljabrgängen wird es eine Menge Leser geben, die ihm folgen können. 28oldt fennt seinen Stoff, er steht so gut über ihm, daß er mit dem reden fann, Tone rubig- klarer Sicherheit davon der zum Lehren notwendig ist. Er beschränkt sich immer auf das Wesentliche und gibt es elementar, und doch hat sein Sie heißen ihn einen deutschen Maler. Ob sie es gern tun, das Buch Fülle. Das hängt mit der Art der Darstellung zusammen, ist die Frage. Eins steht jedenfalls fest: wer heute Liebermann verdie den Stoff nicht bloß von der technischen Seite zeigt. Boldt wirft, weil er französich male, wer van Gogh und Gauguin abläßt die historiichen, die sozialen Beziehungen lebendig werden; die Maschinen, von denen er spricht, find in Bewegung, man sieht sie lehnt, weil sie Ausländer feien, der besitzt noch immer fein Organ, arbeiten, erlebt ihr Werden: der Fluß der Entwickelung ist in dem um Feuerbach, den deutschen Künstler, zu erleben. Denn das, was Ganzen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftswille, der Mensch Feuerbach aus der Schar der vielzuvielen Maler deutscher Baterschaft aussondert, ist das Spezififum des Künstlerischen, des Ver als Erfinder der Maschinen und der Mensch, der in die unter brennens im eigenen Feuer, der Verachtung des Alltäglichen, der jochende Gewalt der Maschinen geraten ist, endlich der Mensch, der Aufrichtung einer neuen, noch nie dageweſenen Form. Alle Kunſt mit geklärter fozialer und kultureller Erkenntnis Joches erwehrt. Wahrhaft ein Weltbild des Kräftespiels der erichöpft sich im Schaffen neuer Formen. Wer das zu begreifen und zu empfinden vermag, wird dem Genie, einerlei durch welches Tor fich aus. es hereintritt, Zweige auf den Weg breiten. Wer aber die Genialitäten des jungen Tages mit Steinen wirft, der soll uns nicht heucheln, daß
fich
errungenen
technischen
Vollkommenheiten
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breitet
des
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Der im Leben manches malte, ach Fern vom Vaterlande Das ihn immer schlecht bezahlte.
er Feuerbach, den Künstler, verehre.
Wir andern aber, die wir die Brücke sehen, die von Feuerbach führt zu Hodler, wir freuen uns ob der Neuberausgabe dieses Ver mächtnisses, diefes Dokumentes, geichrieben mit dem Herzblut eines tapferen Mannes, der unendlichen Liebe eines Erdensohnes und der Glut eines Schöpfers, der aus eigener Kraft die Erde überwinden Br.
wollte.
"
Hygienisches.
Mit immer wachem Interesse liest man die 90 Seiten des Buches, das mit vielen, meist gut geglückten Zeichnungen des Genossen Kurt Bergold ausgestattet ist, und weiß sehr bald was das Titelbild berichweigt daß das Buch auch für Erwachsene ein eindrucksvoller Lesestoff sein fann. Bücher, die wie diefes in und über das großbewegte Welttreiben stellen, sind für unsere Jugend das Wichtigste. Aber auch die Bücher bedeuten wertvolles, die den Leser der unberührten, urwüchsigen Natur gegenüberstellen. Das tun einige Bücher, die in den lezten Jahren der aus der skandinavischen Literatur ichöpfende Verlag von G. Merseburger, Leipzig , herausgebracht hat. Hans Aanruds Sidsel Laugrödchen" Die Kunst, das Leben zu verlängern. Die einft von gebört dazu, dies Naturkindidyll, dem man die Liebe, die es sich Alchimisten und Bauberkünstlern vergebens gesuchte Kunst, das Leben erworben hat, gerne gönnt. Denn es hat nichts von den süßlich zu verlängern, will der Amerikaner Horace Fletcher gefunden haben. unwahren Geichichten, die einst in Deutschland das Landkind und Nach langen, bei reichlichen Mahlzeiten in figender Lebensweise vers feine Welt auf Kosten der Stadt und ibres Jungwuchses heraus- brachten Jahren fam er plöglich zu der Erkenntnis, daß er sich biss färbten. Es ist in der Zeichnung, der ländlichen ernsthaften her systematisch vergiftet" hatte, und er begann ein neues Leben Einfalt der Kindesseele bon reizend liebevoller Lebens nach einer Methode, die als„ Fletcherismus" heute Taufende von Bon den Einzelheiten dieses Systems, wahrheit. Auch John W. Nylander lebt mit liebe Anhängern zählt. und feiner Ausbreitung berichtet Dr. bollem Verstehen in der Seele des Kindes. In seinem seiner Ausbildung jegt aus dem Schwedischen herübergeholten Buche„ Die Jungen A. de Neuville in einem Aufsatz der Revue"." Üm lange zu leben, lautet das oberste Prinzip seiner auf Methola"( 2.50 M.) zeichnet er ein Knabenpaar, Jalle und muß man lange fauen", Dlle, zwei waderfrische Kerlchen, die auf einem finnischen Landgut Lehre und folgende sind die fünf Gebote des Fletcherianers: aufwachsen. Die Stadt ist fern und berührt sie nicht; und als fie's 1: Appetit abwarten, 2. den Appetit bei der Wahl der Nahrung dennoch tut sie schickt den Brüdern einen sommerlichen Spiel- berücksichtigen, 3. die Nahrung fo fauen, daß man allen Nährwert genoffen, gewinnt das fleine Boit und ihre zwischen Wald, Wiefe, herauszieht und den Nahrungssaft von selbst heruntergleiten läßt, Ader und See eingebegte einsame Welt nach einigem umentschiedenen 4. der Mahlzeit die ganze Zeit widmen, die sie erfordert, sich nieBlänteln fchnell genug den Sieg. Nylander weiß der Gefahr, die Stadtmals eilen, immer daran denken, daß man ist, und sich systematisch fultur teufelsschwarz zu malen, nicht ganz zu entgehen; aber man dieser Tätigkeit mit aller Stonzentration hingeben, 5. sich die tommt darüber hinweg, weil schließlich dieser Punkt nicht die Haupt- Ueberzeugung zu eigen machen, daß jede Mahlzeit eine Handlung enticheidender für Bedeutung das Leben, und sache des Buches ist. Es will fesseln( und fesselt auch) durch die ist ausführen, daß fie int Schilderung kleiner Szenen aus dem Leben der beiden fleinen Guts fie vollsten Maße ihrem jungen während eines Winters und Sommiers. Man erlebt ein gwede entspricht. Die Resultate, die durch die Befolgung werden, schildert der Erfinder Stüd findliches Wachstum, und es ist Nylander aus guter Be- dieser Gebote hervorgerufen obachtung der Wirklichkeit heraus gelungen, die Linie zu zeichnen, in den glühenden Farben des Glücklichen, für den der lange auf der Spiel und ernsthaftes Tun noch eng miteinander verbunden gefuchte Stein der Weisen fein Gebeimnis ist. Aber die von ihm find und doch schon sehen lassen, wie sie sich voneinander nur nach seiner Erfahrung angewendete Methode ist durch bedeutsame Lösen. Aber das ist für den erwachsenen Lefer. Den Wünschen wissenschaftliche Forschungen als ein wohlberechtigtes Mittel gefunder jugendlicher Leser entspricht die Aufteilung des Stoffes in zehn Lebensführung anerkannt worden. Vor allem hat der berühmte Bildern, deren jedes ein besonderes Stüd ländlicher Umwelt, Lebens ruffische Phyfiologe J. P. Pawlow den Fletcherismus auf seinen weise und Erlebnisse zeichnet. Das geschieht mit einer schlichten Wahrheitsfern untersucht und ist selbst zu einem Anhänger des Deutlichkeit, die ummerklich ihr Ziel erreicht. Gewedt wird der Systems geworden. Früher war man der Ansicht gewesen, daß der Sinn für nüßliches Schaffen in der besten Bedeutung des Wortes, für die Verdauung so wichtige Magensaft durch die Nahrungs und angeregt wird die Nahrung im Magen der Sinn für gesunde Kraft, die sich freudig bewegt, und das ist aufnahme des Saftes erst bedingt. Bawlow stellte nun einmal das Beste, was ein Jugendbuch wollen und geben das Entstehen Frd. durch Versuche ant der fann. feft, Hunden daß Magensaft und die die Verdauung befördernde Tätigkeit eine Folge des Hunger gefühls ist. Wenn einem das Wasser im Munde zusammenläuft", Anselm Feuerbach . Ein Vermächtnis. Mit einem Vor- wenn man Verlangen und Begier nach Speise hat, dann wird die wort von Uhde- Bernays . Neuverlegt bei Meyer u. Jessen , Berlin , Sefretion des Mageniaftes hervorgerufen. Pawlow bestätigt also broch. 2,50, geb. 3,50 M. Sie nennen ihn einen deutschen Maler; nicht nur den alten Spruch, daß Hunger der beste Koch ist, sondern sie sagen, daß Anselm Feuerbach der deutschen Seele ein ewiges er erweist auch die Lehre Fletchers als richtig, daß der, der nit Denkmal gejezt habe. 5, übe die Weisheit der Schulmeister und Appetit ißt, die Speisen am besten verdaut. Und auch die anderen aller nachhinkenden Propheten! Jmmer erkennen sie das Deutsche erst Gebote des Lebensapostels erhalten ihre Bestätigung durch die dann, wenn solche Erkenntnis längst überflüssig wurde. Gegen die Wissenschaft. Die Konzentrierung der Aufmerksamkeit auf das Essen aufsteigende Sonne sprigen sie ihren zwergischen Haß; fie merken ist von höchster Bedeutung für die Belömmlichkeit der Nahrung. Berantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
Kunft.
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