-
1003
-
Schluck warme Milch? Sich zu, Hanna, ob du einen leeren Napf nicht den endgültigen Ursprung des Weihnachtsfeftes festgestellt. findest." Ebenso wie dem Aderbau unjerer Vorfahren eine primitivere Wirt Mun hielt der Schlitten vor der Treppe, während Pferd und schaftsweise vorausging, müssen her primitiveren Kultur auch andere Kutscher den Schnee von ihren Füßen stampften, die Haden anein- religiöse Anschauunger enispro hen haben. Die altgermanischen ander schlugen und sich mit den Müzen den losen Schnee abflopften, Götter Wotan, Donar usw. waren in der uns überlieferten Form bis Karolina es für genügend erklärte. Kommt nur herein! typisch für die germanischen Acerbauer; aber wenn wir die Religion Remmt nur herein!" rief fie. Sie nahm es entjeblich genau damit, unserer Altborderen genauer durchmustern, spielt neben oder besser daß fein Samee in die Milchlammer tam und rief sicherlich niemals unter dieser Götterverehrung der Glaube an Dämonen, an Gezu früh. spenster, an die Geister von Verstorbenen noch eine große Rolle, gevade so wie unser Christentum nur der jüngere Ginschlag zu einer älteren heidnischen Kette ist; im allgemeinen stellt eben der Aberglaube stets eine ältere Form des Glaubens dar.
-
Während Jalle und Olle langsam die köstliche Milch tranfen, wurden sie von Karolina in gewohnter Weise unterhalten. Gewiß fämen fie aus der Nachbargemeinde, wo fie, Karolina, früher gedient hatte, ehe sie zu der Herrschaft hier fam. Sie wären in aller Welt bekannt wegen ihrer flinten Pferde, und Karolina habe eben auch bemerkt, daß sie einen tüchtigen Traber vor dem Schlitten hätten. Gewiß wären sie beim Holzfahren für Sulfola beschäftigt, oder ob es vielleicht für den Bau des Pfarrhauses sei?
Ja, fie verstand es, sich immer das Unglaublichte auszudenken und jeden Tag wieder etwas Neues, denn es gab teinen Morgen, außer am Sonntag, wo sie die Jungen nicht herein rief. Sonn tags wurde lein Holz gefahren, denn da fuhr doch auch niemand mit dem Arbeitsschlitten oder ging sonst auf Lagelohn aus.
Jalle und Olle antworteten nur ja oder nein, während sie erhibt und feuchend ihre Milch tranten. Dann strich Jalle fich mit der äußeren Handfläche über den Mund nach Knechtmanier, ehe er den Handschuh wieder überzog. Ich danke auch schön," sagte er, erst an Karolina, dann an Hanna sich wendend, worauf Olle es genau ebenso machte:" Ich danke auch schön!"
Grüßt auch die Mädchen, wenn ihr an Mikkola vorüberfommt," fagte Karolina und flopfte Olle ein paarmal vorsichtig aber fest auf den Rücken. Sie hielt ja viel von beiden, aber Olle stand ihrem Herzen besonders nahe, schon seit er eine Woche alt war, und in dieser Weise pflegte sie ihrer Liebe Ausdrud zu geben. Raum fünf Minuten später saßen Zalle und Olle, die Ellbogen auf den Tisch geftüßt mit den Händen vor den Ohren, laut ihre Schulaufgaben überlernend. Sie waren strahlend vein gewaschen und hatten ihre Schuljacken übergezogen, trugen auch statt der großen Stiefel jett Schuhe. Wangen und Hände glühten, obwohl das Feuer im Ofen eben erst recht in Gang tam. Die Tür zum Egzimmer stand offen. Auch da praffelte ein lustiges Fener, und die große Hängelampe brannte schon über dem gedeckten Frühftüdstische.
Wenn die Entrectür geöffnet wurde, verspürte man deutlich den herrlichen Geruch von Strömlingen, die in der Küche auf Kohlen gebraten wurden, und Olles Nasenflügel bewegten sich. Bist du auch hungrig, Junge?" fragte er.
Wie ein Wolf!" entgegnete Jalle, ohne von seinem Geschichtsbuche aufzusehen.
Nach einer Weile fam Bater ins Eszimmer, nahm den Bela ab und legte ihn über einen Stuhl in die Nähe des Ofens. Mit großen Schritten ging er auf und ab.
"
Soweit sich bis jetzt der Entwickelungsgang der Religionen berfolgen läßt, ist als primitivste Form der Religion der sogenannte Animismus anzusprechen, d. h. der Glaube an die Geister, an die Seelen der Berstorbenen, von denen man glaubt, daß sie nach dem Tode noch eine gewisse Zeit fortleben und je nachdem den Ueberlebenden schaden oder nüßen können. Bis in diese animistische Reli gionsperiode läßt sich das Weihnachtsfest zurüdverfolgen: es war bei den Germanen ursprünglich nicht ein Sonnenfest das wurde es erst später sondern ein Totenfest, eine Art Allerseelen- Feier, wie sie von der protestantischen und fatholischen Kirche in den Monat November verlegt worden ist.
-
Die deutlichsten Erinnerungen daran haben sich im skandinavis schen Norden erhalten, in uralten Sagen und Erzählungen und in Gebräuchen, die bis zur Gegenwart, wenigstens bis ins vorige Jahrhundert hinein lebendig blieben. Das ist auch, selbstverständlich, denn die Germanen in Deutschland waren schon längst zum Aderban übergegangen, als ihre Stammesbrüder im unwirtlicheren Norden noch als Nomaden zur See, die Wikinger , oder als Weidewirts schaft treibende Halbnomaden auf dem Lande lebten. Sie hatten ben Aderbau und die durch ihn bedingte Form der Religion taum fennen gelernt, als das Christentum vom 12. Jahrhundert an sich bei ihnen allmählich Eingang verschaffte. Daher fonnten sich die älteren Anschauungen bei ihnen auch viel besser und viel reiner erhalten als bei uns.
Nach uraltem, bei allen Völkern sic in der oder jener Form vorfindendem Glauben gehört der Tag den Lebenden, die Nacht den Toten; wir sprechen bekanntlich noch von der Geisterstunde", in der die Gespenster umgehen". In nördlichen Gegenden muß fich diese Betrachtungsweise von dem Tag auf das Jahr übertragen. Be. fonders da, wo in der einen Hälfte des Jahres, in den Frühlingsund Sommermonaten, die Tage lang und die Nächte hell sind, hält man während dieser ganzen Zeit die Totenfeelen und nächtlichen Geister für machtlos. Im Winter aber, wenn die wenigen TagesStunden wie eine kurze Dämmerung zwischer zwei Nächten erscheinen, da ist die Zeit der Geister, die im Dunkeln hausen. Da herrschen die Trolle und Nisse( Kobolde) und Alfar( Elfen), die„ Vätter", Bjergfolt, Underjordisti( Unterirdischen), ursprünglich die Seelen der Vorfahren, die in Bergen und Hügeln und Hünengräbern haufen. Ihnen gehört besonders das Weihnachtsfeft, die Julzeit, wie es Jekt gibt 8 gleich Frühstüd," sagte Jalle, flappte feine Welt im Nordischen heißt; auf sie, wo die Tage am fürzesten, die Nächte geschichte zu und schlug das Buch über unser Land" auf. Wach am längsten, wie man aus der Stellung der Sonne über Bergspitzen auf mit hundert Meilen Strande , mein schönes Land, mein Vater- oder Felfentlüften bestimmte, konzentrierte sich vor allem der Spuk. Wach auf, wenn fern am Himmelsvande erglüht der In den alten isländischen Sagen wird öfters ausdrücklich erklärt: Sonne froher Brand, wenn hell das siegesfrohe Licht die lange" Der Tote lag im Grabe ruhig, solange die Sonne hochy am Himmel Stand; im Spätherbst fing er an unruhig zu werden, und in der Julzeit juchte er Menschenwohnungen heim und tötete Menschen und Vieh." Daher drängte sich bei den nordischen Völkern gerade auf diese Zeit der Seelentult zusammen, religiöse Gebräuche, dazu bestimmt, den bösen Einfluß der Geister fernzuhalten und ihren Beistand' sich zu sichern. Darauf zielen alle noch vorhandenen leberreste ab. Jn Süd- und Mittelschweben, ebenso in Norivegen befinden sich bei den Gehöften nicht selten Hünengräber; dort hauft der Stammbater des Bauern, der" Gaardbonde"( Hausgeist), der zuerst das Band rodete und sich hier ansiedelte. Ihm werden daher am Heiligabend Opfergaben gebracht, teils an den Hügel, teils an den Serd des Hauses, meist Grüße mit Honig diefe uralte Speise unserer Vorfahren- oder auch Bier, Julbier, in Nortvegen Dröböl (= Geister- oder Totenbier) genannt. Auch der Name„ Englaöl"
land!
Winternacht durchbricht."
" 1
-
„ Na, das geht ja," sagte er zu sich selbst, aber der letzte Bers, der letzte Vers!" Wach auf, mein Meer, ihr blauen Seen mein schönes Land, mein junges Land! Horch, Vogelsang in luftgen Höhen!- Horch, Wellenschlag am Klippenrand! Bei Sturmwinds wilder Schmeichelei-im Morgenlichte babe frei!" im Morgenlichte bade frei!" Damit verstunimte er, Bater war hereingelommen. Mir scheint, hier fißen ein paar Siebenschläfer," sagte er und beugte sich über den Tisch, um zu sehen, was sie lernten,
Glaubst du, daß er ärgerlich war?" fragte Olle leise, als Bater wieder ins Efzimmer gegangen war.
Ach bewahre, er hat mich ins Ohr gefniffen," war Jalles tröstliche Antwort, aber wir müssen doch lieber früher aufstehen. Ich glaube bestimmt, daß Vater schon selbst auf der Diele war, um Holz zu holen."
Na, wir werden's wohl fertig bringen," sagte Olle, und dann fing auch er an mit den Versen aus dem Buch über unser Land. Wach auf, mein Meer
-
-
-
ihr blauen Seen
-
-
Weihnachten im fkandinavischen Norden.
Daß Weihnachten kein Fest chriftlichen Ursprunges ist, daß es mit seinen Anfängen weit in die vorchristliche Beit zurückreicht, dar über dürfte wohl heute feinerlei Zweifel mehr herrschen. Die Zwölften", die zwölf heiligen Nächte waren den alten heidnischen Germanen eine hochheilige Zeit, und eine Menge von Ueberbleib: seln, von altem Aberglauben und alten Gebräuchen, lassen darauf schließen, daß es die Wiederkehr der Sonne war, die man zur Zeit der Winterfonnenwende feierte. War doch das ganze Dasein eines acerbautreibenden Volles, wie es die Germanen waren, an die Leben und Nahrung spendende Sonne geknüpft; und derartige rein wirtschaftliche Momente spiegeln sich stets im religiösen Leben der Bölfer wieder.
Doch haben wir damit zwar eine vorchriftliche Phase, aber noch
Engelbier findet sich dafür, doch hat hier offensichtlich der Heilige Christ und seine Engel" die älteren Totenseelen erjeßt. Ebenjo bleibt am Heiligabend für den Ahnengeist eine Kuh im Stalle un gemolfen, und das Borratshaus wird offen gelassen. In Dänemart wird an diesem Tage allein das Herdfeuer nicht durch das
bannenbe Streuzzeichen gefegnet, damit der Kobold fich ihm nähern
und sein Abendessen daran bereiten kann.
Allgemein erzählen die schwedischen und norwegischen Sagen, daß die Toten der vergangenen Jahre in der Weihnachtsnacht ihre alte Wohnung besuchen. Für sie wird das Haus offen gelassen, die Badestube geheizt und zurechtgemacht. In Jsland öffnet die Hausfrau die Tür, berbeugt sich und spricht dreimal: kommt, die ihr tommen wollt; ziehet, die ihr ziehen wollt, mir und den Meinigen ohne Schaden!" Wenn die Familie gegessen hat, läßt jeder der Anwesenden etwas auf dem Teller für die Toten übrig, oft wird auch der Tisch für sie mit Julgebäd und allerhand Eßwaren frisch gedeckt. Am Morgen find dann Sand und Erde auf den Stühlen, die die Toten aus den Gräbern mitgebracht haben. Was von Speisen und Getränken verschüttet wird, darf nicht vom Boden aufgenommen werden, es gehört den Geistern. Und wenn dann die Familie zum nächtlichen Gang nach der Kirche zum Gottesdienst aufbricht, werden die Bettstellen und Bänke als Lagerstätte für das