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Totenbolt hergerichtet, ja bisweilen bleiben dafür die Betten meh- Jeinander in Verlauf eines Abends 10 Partien gleichzeitig. Derartige rere Nächte hinourch reserviert, und die Lebenden kampieren auf Simultansvorstellungen von Meister gegen Meister find einem Strohlager mitten in der Stube. Zwar jagt man auch hier, unferes Wissens noch nicht dagewesen. Beim zahlreich erschienenen die Betten sollen dem Christkind und seinen Engeln dienen, aber Bublikum fand die Sache grogen Anflang, weil die Partien, wenn auch da schimmert der uralte Geisterglaube noch durch. auch wenig forrekt, jedoch durchweg spannend und lebhaft fich ge­stalten und ein Konsultieren der Zuschauer gestatten.

Diese Hausgeister sind es jedoch nicht allein, die in der Weih­nachtszeit ihr Wesen treiben. Alle die vergessenen Toten, deren Leiber in Flüssen, Mooren und ern vermoderten, die in unge­weihter Erde schlummern, und die, vie irgendwelche Bergehen noch au fühnen haben, sie fönnen in der Julzeit nicht ruhig liegen". Ungerechte Advokaten und Landmesser, Trunkenbolde, Grenzstein­berrüder, Klatschweiber usw., eine unübersehbare Schar bon Wiedergängern", entsteigen den Gräbern und fahren, ein wildes Heer, unter furchtbarem Heulen durch das Land. In einigen Ges genden reitet ihnen Odin voran; und wehe dem, der sich zufällig außer dem Hause befindet; er kann sich nur dadurch retten, daß er sich, mit ausgestreckten Armen ein Kreuz bildend, auf die Erde wirft. Säufig erzählen die Sagen, daß ganze Familien gezwun gen wurden, ihr Haus zu verlassen, weil das Geisterheer dort die Julnacht verbringen wollte. Auch in die Kirche dringen sie ein; in allen nordischen Ländern spricht man von dem Gottesdienst der Toten". In Schweden soll man am ersten Weihnachtstag in der Kirche erst den Grabstaub der Toten von den Kirchenbänken wegwischen, ehe man sich zurechtsetzt, und die Fackeln, die man mit­gebracht, werden nicht verlöscht, sondern brennend zu einem großen Scheiterhaufen zusammengeworfen, um auf alle Fälle etwa noch anwesende Geister zu verscheuchen.

Gegen derlei gefährliche Unholde muß man in den Christnächten besonders gewappnet sein. Das Haus wird zur Burg, die man wie eine belagerte Festung vor den ungebetenen Gästen zu schützen sucht. Sobald einmal die Dämmerung angebrochen ist, ist es gefahrboll, sich vor die Tür zu wagen. An allen Oeffnungen, durch die ein Störenfried hereinschlüpfen könnte, find Kreuze mit Rötel, Teer oder Kreide gezeichnet oder mit einem glühenden Eisen eingebrannt. Die Fenster find von außen und innen dicht verhüllt. Und alle Räume sind hell erleuchtet das Licht scheuen die Gespenster am meisten! tein Winkel darf in der Julnacht dunkel sein, und die ganze Nacht hindurch strahlt das" Jullicht", dessen Leuchter zur Borsicht in eine wassergefüllte Schale geftellt ist.

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Je länger die Tage nach Weihnachten werden, um so mehr schwindet auch die Angst und die Sorge vor den nächtlichen Un­Holden. In Dänemark jagt man, daß der Sput im November an­fängt, in der Julnacht besonders gefährlich ist und schon im Ja­nuar machtloser wird. Die Lebenden sind nun wieder obenauf und bertreiben die Geister aus ihren Wohnungen und Gehöften. Im füdlichen Norwegen werden sie mit Birkenzweigen aus dem Hause gejagt, indem man damit in jeden Winkel, in den sie sich hätten vera friechen fönnen, schlägt. Ein Segensspruch aus derselben Gegend lehrt, man solle am zweiten Weihnachtstag mit Knüppeln und Stangen unter die Möbel stoßen und dabei sprechen:" Heraus zur Tür, du Kobold; herein Getreide und Kühe!" In Schweden wird hier und da der 13. Januar noch als Farängladag", Tag, an dem die Engel reisen, gefeiert wieder sind die Engel an die Stelle der Totenseelen getreten; an diesem Tag wird der für die Geister hergerichtete Jultisch" abgedeckt, der Hausvater tritt mit der Art in der Hand in dieses Zimmer und haut die Art in den Boden fest, während die Dienstmägde mit Besen und Kehrschaufel die etwa noch vorhandenen Gäste austreiben sollen. In verschiedenen Gegenden Dänemarks werden noch Ausdrücke gebraucht wie:" Jul" wird ausgetrieben, ausgepeitscht, ausgeftampft, in die Erde ge= treten usw.

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Wir sehen, das nordische Weihnachtsfest hat viele altertümliche Züge bewahrt, Züge, die wir teilweise bei unsern Totenfesten, teil­weise in allerdings verwässerter Form auch bei unsern weihnachts lichen Gebräuchen wiederfinden. Eine ganze Anzahl davon er halten erst durch die nordischen Parallelen ihren rechten Sinn und ihre fulturhistorische Deutung. So wurde in Franken früher der Dreifönigslebkuchen derart verteilt, daß jeder Hausgenosse ein Stüd erhielt und mehrere Stücke übrig blieben für Chriftus, Maria und die heiligen drei Könige, vergl. oben! und man dedte auch am Heiligabend für die Vorfahren" einen besonderen Tisch u. a. m. Gbense finden sich noch massenhaft Antlänge an den Geifterzug des wilden Heeres. Auch die kirchliche Tradition hat auf den uralten Charakter der Weihnachtszeit Rüdsicht genommen, indem der zweite Weihnachtstag das Fest der unschuldigen Kinder" wurde die ohne Taufe starben, also nicht in den Himmel eingehen konnten!

Schach.

Unter Leitung von S. Alapin.

eg.

2ösung.( 18. Dezember. Capriccio+. Die erste Hälfte des Zuges von Weiß: 0-0-0, nämlich Kel- c1, ist schon auf dem Diagramm gemacht. Es verbleibt nun noch die zweite Hälfte der langen Rochade auszuführen. Nämlich Tal- d1+)

Rachitehend bringen wir als Weihnachtsgeschenk für Anfänger mehrere furze, aber progressiv lehrreiche Partien, aus denen An­fänger manche häufig vorkommende Fehler( zu vermeiden natür­lich) lernen fönnen.

1. e2-04 2. Ke1- e2? 3. Sg1- f3??

1. f2- f4

I.

IX.

1. e2-04 " Damenfianchetto".

e7-85 Dd8- h4 Dh4X04+.

2. d2- d4

II.

e7- e5

( Diese Eröffnung heißt Froms Gambit "). 2. g2- g8? 3. g3xf4??

e5Xf4

Dh4+.

III.

e7- e5

1. e2- e4 2 Sb1- c3 ( Heißt: Wiener Partie ").

2.

"

8. Sc3- d5 4. Sd5- f6.

1. e2- e4 ( Königsfianchetto").

2. Sb1- c3 Sg8- f6 3. Sc3- d5 Sf6Xe4 Se4- d6??

3. Lf1- d3 4. e4Xf5? 5. Dd1- h5+ 6. f5Xg6

Mit 6.

.

b7- b6

Lc8- b7 f7- f5 Lb7Xg2 g7- g6 Sg8- f6??

Lg71; 7. gXh7+,

Kf8; 8. hXg8D+, KXg8 stand Schwarz auf Gewinn.

7. g6Xh7+ Sf6Xh5

8. Ld3- g6+.

X.

g7- g6 Sg8- e7??

1. 02-04

67- e5

2. Lf1- c4

Läuferspiel".

IV.

2.

Sg8- f6

g7- g6

3. d2- d4

c7- c6?

4. d4xe5

Sf6X04

5. Sg1- e2

Se4Xf2?

6.0-0

Sf2xd1??

Ke8-87

V.

XI.

c7- c5 b7- b6 Lc8- b7 g7- g6

1. d2- d4

f7- f5

Holländisch".

2. Lc1- g5

h7- h6

3. Lg5- h4

g7- g5

4. Lh4- g3

f5- f4?

5. e2- e3

6. Lf1- d3

4. Dd1-02 5. Se4-16.

1. e2-04 Sizilianisch"

2. Sb1- c3 3. Sc3- b5 4. Dd1- h5

5. Dh5- e5 6. Sb5- d6.

FOR

VI.

e7- e5

d7- d6

1. e2-04 2. Lf1- c4 3. Sg1- f3 4. Sb1- c3 5. Sf3e5! 6. Lc4X17+ 7. Sc3- d5+.

g7- g6 Lc8- g4? Lg4Xd1?? Ke8-67

7. Lc4- f7+ 8. Lc1- go.

7. Dd1Xh5+ 8. Ld3- g6.

h6- h5 Th8- h6?? Th6Xho

XII

1. e2- e4

2. Sg1- f3

3. Lf1- c4 4. d2- d3

VII

5. Sf3- g5

e7-85

6. Dd1-

e5Xf4

7. Sg5Xf7

d7- d5

8. Sf7b6+

9. Sh6-17+

1. e2-04 2. f2- f4 3. Sg1- f3 4. Sb1-03 5. Sc3Xe4 6. Dd1- e2 7. Se4-16.

1. e2-04 2. Sg1-18 Nuffisch".

VIII.

3. SfзXeб 4. Lf1- c4 5. Se5f7? 6. 0-0 7. Kg1- h1??

7

6

8

dбXe4 Lc8- g4 Lg4X13??

10. Dh5- h8+.

e7-85 Sb8- c6 Lf8- c5 Sg8- e7? 0-0 h7- h6 Dd8-88?? Kg8- h8 Kh8- g8

efXf4

XIII

1. e2- e4

07-05

2. f2- f4

e7- e5 Sg8- f6

3. Sg1- f3

g7- g5

4. d2- d4

Sf6X04 Lf8- c5 Dd8- h4 LeoXf2+ Se4- g3+.

5. Lo1Xf4 6. Dd1Xf3 7. Sb1- c3

a

b

d

e

f

B h

8. Sc3- b5 9. Lf4Xc7

10. Sb5- d6.

go- g4 g4X13

Dd8- f6? Sg8- e7? Sb8- a6 Df6Xf3??

gh

6

8

Schachnachrichten. Am 21. Dezember weilten die Schach­meister Fahrni und Alapin zufällig gleichzeitig in Stuttgart und gaben daselbst auf Einladung des Stuttgarter Schachflubs eine ganz neue Art von Schachvorstellung. Sie spielten nämlich gegen Berantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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B. Klett 2.