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Na, nich' für ungut. Aber auf so wenig fann ich wirt- gaft beobachtete die lentende Sandbewegung des Kapitans , fich nich' rausgeben." so daß ihm der Schweiß aus den Boren quoll, der Ausgud mann auf der Back starrte und lauschte in den Nebel hinein,
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( Fortsetzung folgt.)
Martin Anderfen Nexö.
Unten auf dem Hafenplaz hielten schon eine Menge bis er sein eigenes Herz schlagen hörte, jeder Mann auf Ded Bauernwagen, und jeden Augenblid tamen neue von oben zappelte förmlich. Und die Dampfpfeife tutete warnend.heruntergerollt, in voller Fahrt. Die Neuangekommenen Aber vielleicht lag das Schiff schon auf dem Grunde des lenkten ihr Gespann so weit wie möglich nach vorn vor, unter- Meeres. fuchten mit kritischem Blick die Pferde ihrer Nebenmänner und setzten sich dann hin, um noch ein wenig zu nicken, zue sammengefunken, den Belzkragen in die Höhe gezogen und einen großen flaren Tropfen unter der Nase. Zöllner in Uniform und Lotsen, die ungeheuren Pinguinen gleichen, Schlenderten unruhig umher, spähten über den See hinaus und lauschten. Jeden Augenblick wurde auf der äußersten Mole mit der Glocke geläutet, und das Luthorn des Lotsenbootes antwortete von irgendwoher draußen aus dem Nebel über der See mit einem langgezogenen, häßlichen Tuten wie von einem franken Tier.
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Was, zum Teufel, war denn das?" fragte ein Bauer, der eben gekommen war, und griff erschreckt in die Zügel. Die Furcht teilte fich von ihm den Pferden mit; sie standen da und zitterten, den Kopf hoch erhoben, und lauschten angespannt mit fragender Angst in den Augen auf die See hinaus.
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,, Ach, das war man bloß die Seeschlange, die ein bißchen jammerte," sagte ein Zollbeamter. Die leidet bei diesem fie ist ein Windnebligen Wetter immer an Winden schlucker, will ich Ihnen sagen." Die Zöllner steckten die Köpfe zusammen und grinsten. Muntere junge Seeleute in blauen Anzügen und weißem Halstuch gingen umber und streichelten die Pferde oder figelten sie mit einem Strohhalm in der Nase, damit sie sich bäumen sollten. Wenn die Bauern aufwachten und schalten, lachten fie vergnügt und fangen:
shin Dem Seemann ist beschieden
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Gar viel mehr Bein als Glück, Glück, Glüd!". Ein großer Lotse in isländischer Jacke und Fausthandschuhen fuhr unruhig umher, ein Sprachrohr in der Von Zeit zu Hand, und brummte wie ein nervöser Bär. Zeit froch er auf den Molenkopf hinaus, jette das Sprach rohr an den Mund und brüllte über das Wasser hinaus: „ Hört- Ihr etwas?" Das Brillen ritt lange auf den langen Dünungen auf und nieder; hier drinnen hinterließ es ein drückendes Schweigen. Und plößlich kam es von oben her aus der Stadt zurüd als unförmliches Lallen, das die Leute zum Lachen brachte.
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,, Nei- n", erklang es nach einer kleinen Weile dünn und Tanggezogen aus der Tiefe. Und man hörte von neuem das Horn tuten, ein langer, heiserer Laut, der sich mit den Dünungen ans Ufer wiegte und gurgelnd in dem Wellengeplätscher an dem Bollwerk und den Pfählen barst.
Die Bauern befanden sich im Grunde außerhalb des Ganzen, sie schliefen oder saßen da und wippten mit der Peitsche, um die Zeit hinzubringen. Aber alle anderen waren in Spannung. Allmählich hatte sich eine ganze Menschen menge am Hafen versammelt: die Fischer, Seeleute, die noch nicht verheuert waren, und fleine Handwerksmeister, die die Unruhe aus der Werkstatt vertrieben hatte. Sie famen mit thren Schurzfellen herbeigerannt, um atemlos die Sachlage zu bereden; sie gebrauchten seemännische Ausdrücke, die meisten von ihnen waren in ihren jungen Jahren zu See gewesen. Die Ankunft des Dampfers war immer ein Ereignis, das die Menschen am Hafen versammelte; aber heute hatte er die vielen Menschen an Bord, und es war schon eine Stunde über die Zeit hinaus vergangen. Der gefährliche Rebel verlieh der Spannung Hochdruck; aber je mehr Zeit verging, um so mehr wich die Spannung einer dumpfen, gedrückten Stimmung. Der Nebel ist der ärgste Feind des Seemannes, und es lagen viele unheimliche Möglichkeiten vor. Bestenfalls war das Schiff wohl zu weit nordwärts oder südwärts auf Land gestoßen und lag nun irgendwo da draußen auf der See und brüllte und lotete, ohne daß es den Mut fassen Tonnte, sich zu rühren. Dann glich der Kapitän einem Unwetter, und die Matrosen sprangen wie die Katen. Stopp! Lanafam voraus! Stopp!- Longsam zurüd! Der erste Maschinenmeister stand selbst an der Maschine und war grau und runzelig vor nervöser Spannung. Da unten in der Maschine, wo sie gar nichts wußten, horchten sie fich die Ohren aus dem Kopf heraus ohne allen Nuben; aber oben auf Deck war jeder Mann um das L.bm besorgt. Der Ruder
„ Belle, der Eroberer", unfer neuer Roman, ist das erfte große proletarische, epische Kunstwert, das ein Proletarier geichaffen bat. In vier Bänden, von denen zunächst der erite hier erscheint, sind die Jugend, die Lehrjahre, die Kämpfe, die Erfolge und Hoffnungen des modernen Proletariats in der Entwickelung und dem Leben einer Einzelgeſtalt verkörpert.
Der dänische Verfasser gibt im folgenden auf unseren Bunich einen Abriß seines Lebens und Schaffens.
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Ich bin 1869 in Kristianshavn geboren, dem ältesten Arbeiters Stadtteil Stopenbagens im Hofgebäude, in einem der obersten Stodierte, von wo man nur Aussicht auf den Himmel hat und auf eine endlose öde Brandmauer, auf der die Feuchtigkeit große phan tastische Landkarten gezeichnet hat, die von seltsamen Ungeheuern mit Rüdenpanzern oder unzähligen Gliedern bereist werden bon Maueraffeln und Tausendfüßern. In einer solchen Bodenfammer läuft die Dachrinne dicht vorm Fenster vorbei; es sammelt sich nach und und nach Erde darin an, die Vögel tragen Samen herzu eines Tages schießt vor den erstaunten Augen des Kindes eine grüne Pflanze empor. Und wenn diese Augen zum Himmel hinan ftarren, fo fawebt hoch oben die gewaltige, vergoldete Kugel der Erlöserkirche. Meine Mutter sagt freilich, ich tönne unmöglich noch etwas von all dem wissen; ich war nämlich erst zwei Jahre alt, als wir in eine andere Wohnung zogen. Und doch sist es in mir und macht die Höfe um die Erlöserkirche für mich zur
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intimften Welt.
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Ueberhaupt reicht mein Gedächtnis weit zurüd. Ich glaube, dies Geschenk wird den Kindern der Armut mit in die Wiege ge legt das Leben rigt ihnen früh unvergängliche Schrammen ein. Mein Vater war Steinbrucharbeiter und Pflasterer, Mutter fuhr mit dem Handkarren umber und verkaufte Fiiche, Obst und der gleichen. Wir waren eine große Kinderschar( ich bin der vierte von elf Geschwistern) und lebten in sehr ärmlichen Verhältnissen, obwohl die ganze Familie arbeitete. Armut und angeitrengte Arbeit find die herrschenden Mächte in der Welt meiner Kindheit. Ich habe gearbeitet, seit ich frieden fonnte trug Beitungen aus oder fammelte Späne auf den Bauplägen und verlaufte fie an Herr schaften. Eine Zeitlang war ich auch Kindermädchen bei meiner halbjährigen Schwester, vom frühen Morgen bis zum Abend, wenn die Mutter auswärts arbeitete. Ich war damals wohl fünf bis sechs Jahre alt, und diese Arbeit ericheint mir heute noch als die beschwerlichste, die ich jemals verrichtet habe. Ich hatte schon tüchtig mit anpaden müssen und ein paar arge Büffe bekommen mehr, als einem Kinde gut find als wir in in die Heimat meinem neunten Jahre nach Bornholm zogen meines Vaters; Mutters Familie stammte aus Deutschland . Auch hier mußte gehörig mitangefaßt werden, aber bei der Arbeit lernte ich nun Bornholms ichöne Natur fennen zur Winterzeit, wenn ich mit Vater im Steinbruch arbeitete, und im Sommer, wenn ich auf den großen Feldern vor Nerö das Dorivieh hütete. Nach meiner Konfirmation diente ich ein Jahr als Bauernfnecht, wanderte dann nach Nönne und ging zu einem Schubmacher in die Lebre. Sechs Jahre blieb ich bei diesem Handwerk und lernte feltsame, alt.hodische Menschen und Verbältnisse lennen; dann fonnte. ich das Stillfigen nicht länger aushalten und nahm Arbeit als Maurerhandlanger.
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Ich arbeitete beim Bau einiger Fabrilschornsteine und einer Granitfirche mit; bei der letzteren Gelegenheit lernte ich einen deutichen Arbeiter kennen, den man hatte fommen lassen, um die farbigen Fensterscheiben im Chor einzusetzen. Er war ein glühender Anhänger der Internationale und erweckte in mir das Bewußtsein des Proletariers. Als er abreiste, umarmte er mich weinend und legte mir ans Herz, wenn ich einmal ein Dichter werden würde, Wenn ihm diese Zeilen vor der unteren Klasse treu zu bleiben. Augen kommen sollten und er sich noch an die Kirche von Deftermarie erinnern fann und an den Sommer 1891 und den fraustöpfigen Burschen, der für ihn Bier geholt hat, dann wird er hierdurch erfahren, daß ich meine Pflicht erfüllt habe.
Im Winter, wenn die Maurerei ruhte, besuchte ich die Voltshochschule von Astow, und von dort aus bekam ich eine Stelle als Lehrer. Des Nachts mußte ich mir die Fächer aneignen, in denenz ich am Tage unterrichtete; und ich fühlte mich außerordentlich glüdMein ich bei diesem Leben zwischen Büchern und Kindern. Gesundheitszustand hatte von jeber viel zu wünschen übrig gelassen, ohne daß das Taiein jemals Rücksicht auf diesen Umstand genommen bätte; jetzt endlich übermannte mich die Krankheit im Ernſte. fiel einer heftigen Zwerchfellentzündung zum Opfer und stand lange Beit mit dem einen Fuß im Grabe aufgegeben von allen. Wenn ich dennoch nicht starb, so hatte ich das sicher ausschließlich dem
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Ich