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Wadbrud berboten.)

mur den Tag berbrachte Goethe mit seinen Genoffen auf dem Eise, fondern bis in die Nacht wurde diese herrliche Bewegung fortgesett

Aus der Gefchichte des Schlitt- und zu Ehren Klopstode diese oder jene Eislauf- Ode in deklama

Schubs.

Von Karl Schilling( Berlin  ).

Bis tief in die nebelgraue Ferne altnordischer Göttersagenzeit läßt sich die Kunst des Schlittschuhlaufens verfolgen. Die nordische Gage schreibt ihre Erfindung den Göttern zu; fein Sterblicher durfte fie für sich in Anspruch nehmen. Der Ase Aller, der Gott des Gesanges, war es, der den Kothurn zuerst an den Fuß legte, um über die unwegfamen Pfade, wie sie der Winter erzeugt, leicht dahineilen zu können. Aus dieser Mitteilung läßt sich zugleich auf das Alter des Schlittschuhs schließen: er war bereits der alt­germanischen Welt bekannt.

torischem Halbgefange rezitiert. Wenn wir uns im Dämmerlicht zufammenfanden," fährt Goethe   fort, erscholl das ungeheuchelte Lob des Stifters unserer Freuden. Solchen Dank verdient sich ein Mann, der irgendein irdisches Tun durch geistige Anregung zu ber ebeln und würdig zu verbreiten weiß." Auch Goethe hat den Eis­auf berherrlicht, und wenn er mit Slopstod zusammentraf, unter hielten fich die beiden Dichter nicht über Stoefie und Kunst, sondern schwärmten vom Eislauf.

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Seitdem die Fertigkeit im Eislauf, die bis dahin als ein Stnabenspiel angesehen wurde, folche Brotektoren gefunden hatte, war sie gewissermaßen courfähig geworden, und von diesem Zeit abschnitt an folgen bis zur Gegenwart nicht nur Auffäße und Ab­handlungen, sondern auch Werke über diesen Sport, wie zahlreiche Den federleichten Schlittschuh unserer Tage fannten freilich die wie solche auf dem Gebiet des Turnwefens weisen auf den gesund­Fachzeitschriften in seinen Dienft treten. Medizinische Autoritäten Nordländer nicht. Das Modell des Schlittschuhs jener Zeit wurde heitlichen Wert dieser Leibesübung hin, und zahlreiche Jugend­im Schweizerlande aus einer Moorschicht zutage gefördert. Unter schriften besprechen und empfehlen die Ausübung diefes Sports. berfchiedenen Stein- und Knochenwerkzeugen, die gelegentlich einer Wie die Holländer die ersten Schlittschuhe mit Eisenschienen Nachgrabung ausgehoben wurden, fand man auch einen Schlittschuh, bauten, so haben sie auch die ersten stählernen Schlittschuhe der aus einem Pferdetnochen hergestellt worden war. Ungefähr fabriziert und waren auch die ersten, die den Eislauf zu einer Kunst 28 Zentimeter lang, ist er Knochen sowohl an den Seiten als auch gestalteten fie schlugen nämlich die ersten Bogen. Im allgemeinen unten angeschliffen, so daß eine Sohle von etwa 3 Millimeter Breite gehört der Schlittschuhlauf im Lande der Kanäle zu den Notwendig und 25 Zentimeter Länge ihre Unterlage berührt. Der Fund er feiten des Lebens. Oft bildet dort das Eis wochenlang den einzigen regte seinerzeit berechtigtes Aufsehen. Zuerst zweifelte man wohl, es Berkehrsweg hier mit dem ersten Anfang des Schlittschuhs zu tun zu haben, da Alt und Jung, Groß und Klein, Männlein und Weiblein die Kunst genau wie in unserem Spreewald. Da muß denn tam aus Schweben die Nachricht über einen ganz ähnlichen Fund. des Eislaufs wohl verstehen. Daher kommt es auch, daß man in Der schwedische Schlittschuh zeigte nicht nur ausgeschliffene Santen, jenen Gegenden sein Augenmert auf schmelles Laufen richtet. In die dem Fuß Halt verliehen, sondern an der Spitze des Knochens Holland   gibt es seit langem Schnellwettläufe auf Schlittschuhen. fand sich auch ein Loch und am entgegengesetzten Ende eine Kerbe, Bu diesem Wettstreit treten die Männer in Siveater und Knie­durch die wahrscheinlich ein Riemen gezogen wurde, der zum Be- hofen an und die Frauen in Röden, die in ihrem Schnitt den festigen diente. Solche Ur- Schlittschuhe, deren Alter man bei- Balletteusenkleidern einigermaßen ähneln. Von Holland   aus ver­läufig auf 3000 Jahre schäßt, hat man auch im Spreebett bei Berlin   breitete sich der Sport nach England. und Spandau  , in den Gegenden von Moorfield und Finsbury( Eng- schon zur Zeit der Königin Elisabeth gepflegt. Der englische   Chronist Allerdings wurde er dort land), wie auf der ganzen Linie von Norwegen   bis Ungarn   ge- John Now( 1605) schreibt nämlich:" Sobald der große Sumpf. funden. Merkwürdig aber ist, daß die Knochenschlittschuhe aus der der sich bis Moorfield an der nördlichen Mauer der City erftredt, Pfahlbauzeit sich bis ins frühe Mittelalter hinein in ihrer Gestalt gefroren ist, gehen die jungen Beute der großen Gesellschaft hinaus, erhalten haben. So erzählt der Londoner   Chronist Frik Stephan um sich dort zu belustigen. Sie nehmen einen Anlauf, drehee den aus dem 13. Jahrhundert ausdrücklich, daß die Londoner Jugend Körper nach der Seite, spreizen die Beine und schleifen so ein gutes Knochen" unter die Füße binde und mittels dieser schnell über das Stüd Weges fort. Andere nehmen einen Eisblod von der Größe Eis dahingleite. Theodor Storm   gibt in seiner Nobelle Auf der eines Mühlsteines und benuben ihn als Sib; einige spannen sich Universität" eine reizvolle Schilderung des Eisbahnbergnügens wie borne an, indem sie einander die Hand reichen, und ziehen so den eines fleinen Eisabenteuers ued sagt dabei u. a.: Bon alt und Schlitten vorwärts. Einige fallen zwar wieder, indem sie mit den jung auf zweien und auf einem Schlittschuh, sogar auf einem unter- Füßen ausgleiten, andere aber, die mit dem Eise vertrauter find, gebundenen Kalbsknöchlein wurde die edle Kunst des iEslaufens befestigen sich an den Schuhen Knochen von Tieren, halten mit Eisen geübt." Eis stoßen, und gleiten so schnell dabin." Auch berichtet der Chronist beschlagene Stöde in der Hand, welche sie von Zeit zu Zeit in das on Gisspielen und bösen Fällen. Den Stahlschuh scheint England aur Zeit Karls des Ziveiten kennen gelernt zu haben, denn 1662 wird seiner zum erstenmal Erwähnung getan. sache, daß man dort weite Reisen unternimmt, um ihm huldigen Wie sehr die Engländer den Eissport lieben, beweist die Tat zu fönnen. In Berlin   fand das Bergnügen am Schlittschuhlauf erst im 18. Jahrhundert allgemeine Aufnahme, und zwar nur als aufönnen. Herrenbeluftigung. Das Verdienst, diesen gesundheitfördernden Sport auch in Berliner   Damenkreisen eingeführt zu haben, gebührt der Opernsängerin Henriette Sontag  , die in den zwanziger Jahren am Neuen Königstädter Theater engagiert war und bald zur Hof­und Kammerfängerin ernannt wurde. Auch der Geigerfönig Joachim war ein eifriger Schlittschuhläufer, obschon er es zur Vollendung dieser Kunst nicht gebracht hat. Während seines Aufenthaltes zu Hannover   soll ihm auf der Eisbahn sogar eine drollige Geschichte passiert sein. Beim Anschnallen der Schlittschuhe fragte er den Belfer, wie er sich zu verhalten habe. D, et is janz liecht, Herr Konzertmeister" Joachim war in Hannover   eine populäre Ber fönlichkeit- Gie smieten det eene Been herrut und denn det ander, un denn lofet Sei!" Gefagt, getan. Aber nur ein Schritt und der Herz Konzertmeister saß auf dem Gife. Ja, ja, Herr Konzert­meister, et is janz liecht, aber so liecht wie bet Beigelinspielen is et denn doch nich!"

Es würde zu weit führen, an dieser Stelle die allmähliche Ver­vollkommnung des Schlittschuhs verfolgen zu wollen. Erwähnt sei nur, daß bor   zirka 500 Jahren in Holland   der erste hölzerne mit einer Eisenschiene versehene Schlittschuh auftauchte. Heute wird namentlich in Amerika   und Rußland   in Schlittschuhen ein großer Lugus entfaltet. Schlittschuhe aus Gold und Silber sind durchaus nichts Ungewöhnliches. Viele Schlittschuhläufer, die mit dieser Extravaganz noch nicht zufrieden sind, lassen die Schlittschuhe mit Toftbaren Steinen besetzen.

Die Kunst des Schlittschuhlaufens hat natürlich auch ihre eigene Literatur. Eine fachliche und technische Literatur dieses Sports beginnt aber erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Hauptverdienst in dieser Hinsicht gebührt Klopstod. Wie durch sein echt deutsches Lied, so gewann er auch durch sein Interesse für den Schlittschuhlauf die Herzen der Jugend. Es erschien ihr fast un­vereinbar mit der Pietät für den Dichter des Messias, nicht auch bem Eislauf zu huldigen wie er. Klopstock   war ein leidenschaftlicher Schlittschuhläufer, ja mehr als das, ein schwärmerischer Apostel des Eislaufs. Am liebsten pflegte er den Sport in Mondscheinnächten: Nur ein Gefeß! Wir verlassen nicht eh' den Strom, bis der Mond am Himmel fintt!" Die vielfachen Spöttereien über diefe angeblich feinem Alter nicht angemessene Liebhaberei störten den Dichter nicht im geringsten. Er war von dem hohen Wert des Eissports fest über zeugt und teilte die Ansicht der Pädagogen des 16. und 17. Jahr­hunderts nicht, die eine entschiedene Abneigung gegen das Schlitt. Wie schon erwähnt, machten fich auch Bädagogen und Bolkes Schuhlaufen befaßen, da es ihnen zu wild und gefährlich dünfte erzieher um die Pflege des Gissports verdient. In der Erziehungs­Selbst seine Poesie stellte Klopstod in den Dienst des geliebten anstalt des Schweizers Fellenberg zu Hofiohl wurde er mit Eifer Sportes, so u a. in den herrlichen Oden Der Eislauf"( 1764) und gepflegt. Guts- Muths schrieb eine warme und liebevolle Lobrede Die Stunft Tialfs"( 1767), wie auch in den Winterfreuden". In auf den Eislauf, und auch Jahn tat das Seine für die Einbürgerung bem auleht genannten Gebicht bebauert ber Dreiundfiebzigjährige des Sports. So eroberte er sich immer weitere Kreise. Bur Schmerzlich, nunmehr dem Krystall der Flüsse Ade   fagen zu müssen. höchsten Entwidelung aber fam er in Amerika  , dem wir nicht nur Auch Goethe wurde durch solche Motive belvogen, noch als die heutige Form des Schlittschuhs, sondern auch den Kunstlauf ver­Mann die Kunst des Schlittschuhlaufens zu erlernen. Er sagt über banken. Mitte der sechziger Jahre produzierte sich in Europa   der diese Episode seines Lebens u. a.: Bei eintretendem Winter tat nordamerikanische Eiskünstler Haynes. Seine Leistungen waren fich eine neue Welt vor uns auf, indem ich mich zum Schlittschuhe staunenerregend. An fie fnüpfte sich eine vollkommene Reorgani Laufen, das ich vorher nicht versucht hatte, rasch entschloß. Diese sation des Eissports in Europa  . Heute herricht, wenn der Winter neue frohe Tätigkeit waren wir Klopstod schuldig, feiner Be- feine Brüden über die Gewässer geschlagen hat, in der Schiveia, in geisterung für diese glüdliche Bevegur g. Ich erinnere mich ganz Deutschland  , in Oesterreich   und Holland  , in England, Skandinavien  genau, daß an einem heiteren Frühmorgen ich, aus dem Bette und Rußland  , furz überall reger Schlittschuhsport.

Springend, mir verschiedene Stellen aus Klopftods Oden zurief. Mein zaubernder, schwankender Entschluß war sogleich bestimmt, und ich flog firedlings dem Orte zu, wo ein so alter Anfänger mit einiger Schicklichkeit seine ersten lebungen vornehmen kann." Nicht

Berantwo. Rebatteur: Richard Barth  , Berlin  . Drud u. Berlag: BorwärtsBuchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.