gar nicht,«r erzählt harmlos und ehe man fich's versieht, ist man eingefangen von dieser traulich-fröhlichen Winkelpoesie. Ein nach- denkliches Buch ist Felix Speidels Lebensprobe(A. Langen, Verlag). Bei Speidel mühen sich die Menschen um einander, ohne einander näher zu kommen, über den kleinen Tragödien, die durch- einanper geschüttelt find, thront der Gott der Desillusion. Der Philosoph des Buches, Dr. Holder, der sich die Erkenntnis erringt, daß die Menschen, besonders die Männer, einsam sein müssen, die beiden Geschwister, die Mutter, die den nichts ahnenden Sohn zum Tode pflegt, find prachtvoll gesehen. Prachtvoll geht ihre Güte durch das Buch der vom Leben Erprobten. Von bestechendem Esprit französischen   Geistes sind die von Oppeln  -BronicowSki glänzend verdeutschten Erzählungen des Jacques Tournebroche aus der klassischen Feder A n a t o l e France sVerlag Bondp, Berlins   die in Form und Grazie dem alten Novellenstil des Boccaccio nichts nachgeben. Zwar leuchtet gar oft ein ironisch-modernes Lächeln hindurch, aber das ist eben gerade der Reiz dieses Schriftstellers, dies spielerische Verschmelzen von zeitfernen Begebenheiten und Mystik mit dem Geist unserer heutigen skeptischen Kultur. Wenn Anatole France   die Mystik, die Legende benutzt, um mit souveräner Ueberlegenheit moderne Ideen einzuschmuggeln, blüht bei Selma Lagerlöf   Mystik und Sage wie ein reicher, heiliger Garten. Es ist etwas Feierliches in den Büchern dieser schwedischen Dichterin und Gestalterin. und dieS Feierliche findet sich auch, wo sie Persönliches kündet, wie in dem Erzählungsband: Ein Stück Lebensgeschichte. (A. Langen. München  .) AlleS ist markig und groß, von hartem Ernst, auf das Ehrfürchtige gestimmt und doch das Urzeitliche, der Schatz der Sagen, den fie gehoben, wie das Persönliche ihre? strengen Lebens ins Seelische getaucht. Das Einfach-Naive fließt zusammen mit einer tiefen Erkenntnis. Haftete an dem Wort.erbaulich" nicht ein zu ftommer Geruch, bei dem man an das Tugendgesäusel der falschen Bolksbeglücker denkt, man könnte die vorliegenden Stücke damit bezeichnen. So wollen wir fie erhebend nennen in ihrer schlicht objekttven und klargedanUichen Art, oder noch richtiger Volks- tümlich im wahren Sinne. Zu den volkstümlichen Dichtern, aller- dings in realistischerer, körperlicherer und gegenwärtigerer Art find auch Anna Croissant-Rust  , deren 50. Geburtstag eben in diesen Tagen in Anerkennung ihrer prächtigen Dorfgeschichten ge- feiert wurde und Jakob Schaffner   zu nennen, der Raabische Innigkeit mit Kellerscher Anschaulichkeit verbindet. Der letzte Roman der Münchener   Schriftstellerin Croissant-Rust  : Der Felsenbrunner Hof sGcorg Müller, München  ) ist gar kein Roman, sondern ist Gestalt gewordenes Leben. Denn was sich da auf dem Gutshof abspielt, die Menschen, die da auf ihrer Scholle trotzend stehen, kämpfend, mit dem Boden verwachsen, von Leiden- schastend berstend und krachend, wie die Erde, die sie bebauen in diesem ganzen jagenden Sturm von aufeinanderprallenden Willen mit dem Sieg der inneren Stärke am Ende fühlen wir den Puls- schlag des Lebens, den heißen Atem der Wirklichkeit. ES wäre an der Zeit, daß man die zahlreichen Bücher der noch immer im Dunkel verweilenden Schilderin bäuerlicher Sitten und Charaktere, die mit der blonden Ganghoferei so gar nichts gemein hat, lesen und lieben lernte. An die dicken Bücher breitgetretenerLebensläufe" treten wir allgemach nur noch sehr vorsichttg heran. Allein Jakob Schaffners HaudwerkSburschenbuch Konrad Pilater<S. Fischern Berlin  ) hält uns schon nach ein paar Seiten fest und überzeugt unö, daß wir uns hier in einem frischeren, stärkenderen Klima befinden, als nur in demKlima der Begebenheiten". Wohl begleiten wir diesen wunderlichen hellsichtigen und hellhörigen Schuftergesellen auf seiner abenteuerreichen Wanderfahrt, erleben mit ihm Freundschaft, Liebe, Natur und das schwarze Fittichrauschen de« Todes, aber alle diese Erlebnisse seilen sich gleichsam hin an der träumenden, hoffenden, glaubenden Sehnsucht des jungen Pilater, die ihn vor- wärts treibt zu dem einen, dem höchsten: zu seiner Bestimmung. Alle Geschehnisse im Leben des einfachen Schusters sind Stationen innerer Befteiung, aus der Asche seiner Erlebnisse soll wie der Vogel. Phönix der Mensch steigen, der Mensch, erlöst von seinen Ver- kleidungen, hingefunden zu seinem tiefsten Selbst. Im quellenden Reichtum frohgemuter Fabulierkunst mischt sich bei Schaffner Naives und Künstliches: der Klang bleibt volkstümlich, doch schwingen dabei Uniertöne mit, die seltsam artistisch in die Primitivität hineinklingen. Als ein rechter Sorgenbrecher. ein willkommenes Unterhaltungsbllchlein auf satirischer Basis ist KarlchensStreifzüge eines Kreuzvergnügten" (Georg Müller, München  ) zu bezeichnen. Ist der Kreuzvergnügte auch zuweilen recht bissig, so erheitern sie doch diese zum Teil schon in derJugend" und anderswo gedruckten Zeitglossen und Gelegen- heitsgedichte. Daß Karl Ettlinger   den Vers spielend beherrscht, hat er schon in seinen Uebersetzungen rühmlichst dargetan, daß ihm aber auch Witz und Schlagkraft siegreich jju Gebote stehen, davon kann man sich in dieser Sammlung ironiichen Humors von neuem über- zeugen. Ein prächtiges Buch haben wir uns bis zuletzt aufgehoben. Es heißt: Andreas Haukland  . Ansiedlerae schichten aus Nordland.(Axel Juncker, Verlag. Berlin  .) Man merke sich diesen Dichter, der die Natur hoch oben in den lappländischen Wäldern in ihrer Größe und Furchtbarkeit herzaubert mit ein paar Strichen und der die Menschen in dieser unheildrohenden Welt de« Eises, der Bären, Rennttere, Elche in ihrer Wortkargheit und ihrer Kraft ebenso lebensvoll in Beziehung zur grandiosen Natur setzt. Da gibt es keine bleichen Gefühlskomödien, da regieren Elementargewalt«« und das Leben der nordischen Ansiedler, täglich bedroht von ihnen, heißt Kampf. Aber die zähe Kraft der Menschen, dieses Lappen Steinar, der in einsanier Waldhütte sein schweres Leben lebt, steht gegen die Tücke von Natur und Tier; wundervolle Energien lodern auf und der Bär, der Wolf wird bezwungen, wie die verheerende Natur. Sie reden nicht viel, diese Menschen, sie stellen sich dem Verhängnis, die Muskeln spannen sich, ein ewiges Aufbäumen, Wehre», bis endlich doch der wilde, hungrige, vielmal bezwungene Bär in starrer Bergetnsamkeit den Menschen zu Tode umarmt. Und kraftvoll, gesund ist auch der Dichter, der einst vagierend als Tausch- Händler im Norden herumzog und dort seine Eindrücke sammelte. Man hat Haukland mit Gorki verglichen, aber das stimmt nicht ganz. Denn er hat die farbige Gestaltungskraft eines Jensen, eines NorriS, er ist frei von russischer Grübelei, seine Geschichten weisen die elementare Schrift des Leben? auf, sie sind getränkt von der Atniosphäre des Landes, sie sind unliterarisch im allerbesten und er- quickendsten Sinne. ll. V. Die Mnterarbeit unserer Vögel. Von Max Garling. Die Arbeit der Vögel ist im allgemeinen gering," sagt der bekannte Zoologe Altum. Mit diesem Ausspruch will der genannte Forscher dartun, daß es die Vögel in ihrer Gesamtheit nicht ver- mögen, eingreifende Veränöerungen irgendwelcher Art in der Natur hervorzurufen. Dennoch ist die Arbeit, welche die Vögek durch die Befriedigung ihres Nahrungsbedürfnisses ungewollt für den Naturhaushalt leisten, wichtig und unentbehrlich: denn die Tätigkeit der Vgelwelt ist einer der Faktoren, welche nötig sind, um das Gleichgewicht, die Harmonie in der Natur zu erhalten. Ihre Hauptarbeit leisten naturgemäß die Vögel im Sommer, zur Zeit ihrer höchsten Lebensentfaltung, wenn infolge des erhöhte» Energieverbrauches zur Brutzeit eine gesteigerte Nahrungsauf- nähme erfolgt. Aber auch im Winter betätigen sich die Vögel, hier zum Nutzen, dort zum Schaden der Menschen, im allgemeinen jedoch zum Wohle der ganzen Natur. Durchgeht man offenen Auges unsere winterstarren Wälder, so wird man besonders auf die Spuren von Spechtarbeit stoßen. Hier sieht man Bäume, in welche tiefe Löcher gemeißelt sind, dort wieder andere, deren Rinde vom Stamme losgeschlagen ist, und an anderer Stelle Baumstümpfe (Stubben), welche vollständig zerhackt und zerfasert sind. Das ist das Werk unserer Schwarz-, Bunt- und Grünspechte. Wenn der Wald uns in seiner glitzernden Winterpracht umgibt, wenn die Vegetation ringsum in eisigen Fesseln schlummert, dann begrüßen wir auch das eintönige Klopfen des Spechtes gern als ein Zeichen des Lebens. Durch Anklopfen an die Bäume mit ihrem kräftigen Schnabel stellen die Spechte fest, ob unter der Rinde In- selten ruhen. Am Klange des Holzes erkennen sie, ob in dem- selben Larven ihre Gänge gezogen haben. Es werden daher in den meisten Fällen nur kranke Bäume von diesen Waldzimmermeistern angeschlagen, in derem entarteten Holze allerlei Käferlarven, Holz» maden und anderes Gewürm ihr zerstörendes Wesen treiben. Wichtig ist auch die Winterarbeit unserer Meisen. Wo Waldverderber, wie Kiefernmarkiäfer, Borkenkäfer   usw. auftreten, stellen sich diese beweglichen Vögel sowie Kleiber, Baum» l ä u f e r und Goldhähnchen bald in größerer Anzahl ein. Sie durchsuchen jede Ritze der Bäume mit ihren spitzigen Schnäbeln; im Gezweige turnen sie kopfüber, kopfunter äußerst geschickt umher. Daß sie auch immer etwas für ihre Schnäbel zu finden wissen, beweist ihr lustiges Pfeifen und Zwitschern im verschneiten Walde. Alles, was Jnsektengestalt hat, wird von diesen ewig hungrigen Vögeln verzehrt. Aber wie die Meisen sich auf der einen Seite als Feinde der Kerbtiere zeigen, so sind sie denselben auf der anderen Seite dadurch nützlich, daß sie die Eier mancher Insekten verbreiten helfen. Es gilt jetzt als erwiesen besonders die Arbeiten A. Bau's haben hierin viel Klarheit geschaffen, daß biß von den Meisen im Winter gelegentlich gefressenen Eier mancher schädlichen Schmetterlinge, wie solche der Nonne, des Bürstenraupcnspinners, des Schwammspinners und des Ringel- spinners unverdaut teils ausgeschieden, teils mit anderen unver- baulichen Stoffen als Gewölle wieder ausgeworfen werden und lebensfähig bleiben, d. h. die Raupe entwickeln. Wenn also diese Vögel unseren Pflanzenkulturen durch Vertilgen schädlicher Jnsek- ten Nutzen bringen, so können sie anderenfalls diesen Nutzen wieder durch Verbreiten solcher Insekten verringern. Eine andere Tätigkeit entfalten die D r o s s e l n im Winter. Diese fressen ebenfalls Kerbtiere aller Verwandlungsstufen, welche sie aber im Gegensatz zu den Meisen fast ausnahmslos aus dem alten Laube am Erdboden oder aus dem Waldmooft scharren. Aber in der Hauptsache durchsuchen die im Winter hier lebenden Drossel- arten Busch und Wald nach den verschiedenen Becvensträuchern. um deren Früchte zu schmausen. Besonders werden die Beeren des Hollunders, der Eberesche und Mistel, des Wacholders sowie die dcS Weiß- und Kreuzdorns bevorzugt. Die genannten Beeren- sträucher geben ihre Früchte jedoch nicht umsonst her, sondern bean- spruchen von den Vögeln einen Gegendienst. Diesen leisten die Drosseln durch Verschleppen der Samenkerne. Die in den Beeren