einen Schatten ernsthafter. Seine Kleider wurden nicht dichter und wärmer mit der Kälte wie das bei den Kühen der Fall war; aber er fonnte mit der Beitsche knallen, was günstigsten Falles wie kleine Schüsse klang, er konnte Rud durchprügeln, wenn es ganz ehrlich zuging, und über den Bach springen, wo er am schmalsten war. Das alles verlieh dem Körper Wärme.
Er hütete nun über den Bereich des Hofes hinaus, überall, wo Vieh angepflödt gewesen war; die Milchfühe standen im Stall. Oder auch er war auf dem Moor, wo jedes Gehöft sein Stück Weideland hatte. Hier machte er Bekanntschaft mit den Hirtenjungen von den anderen Höfen und sah in eine ganz andere Welt hinein, wo nicht mit Verwalter und Landwirtschaftseleven und Prügel regiert wurde, sondern wo alle am selben Tisch aßen, und wo die Hausfrau selbst am Spinnrad saß und Garn zu Strümpfen für die Hirtenjungen spann. Aber dahin konnte er niemals fommen, denn sie nahmen keine Schweden auf diesen Höfen, die Eingeborenen wollten auch nicht mit ihnen zusammen dienen. Das tat ihm leid.
Sobald das Herbstpflügen oben auf den Aeckern im Gange war, legten die Jungen nach alter Sitte die Grenzscheiten nieder und ließen alles Vieh zusammen weiden. Das nannten sie über die Grenze hüten. An den ersten Tagen gab das mehr Arbeit, die Tiere kämpften, ehe sie vertraut miteinander wurden. Und ganz vermischten sie sich nie; sie weideten immer in Scharen, die Besabung jedes Hofes für fich. Auch die Vorratstörbe wurden zusammengeschlagen und der Reihe nach mußte immer einer von den Jungen die ganze Herde hüten. Die andern spielten Räuber oben in den Felsen oder trieben sich in den Gehölzen oder am Strande herum. Wenn es gehörig falt war, zündeten sie Feuer an, bauten Feuerstätten aus flachen Steinen und brieten Aepfel und Eier, die sie auf den Höfen stahlen.
Das war ein herrliches Leben und Pelle war glücklich. Freilich war er der kleinste von der Schar, und es haftete ihm an, daß er ein Schivede war; mitten im schönsten Spielen konnten die andern auf den Einfall kommen, ihm seine Sprache nachzuäffen, und wenn er wütend wurde, fragten sie, warum er nicht das Messer ziehe. Aber auf der andern Seite war er von dem größten Hof- der einzige, der Ochsen in seiner Herde hatte; er stand in förperlicher Gewandheit nicht hinter ihnen zurück, und feiner von ihnen fonnte so gut schnigen wie er. Und wenn er erst groß war, so hatte er die Absicht, sie alle zusammen durchzuprügeln.
( Fortsetzung folgt.),
( Nachdruck verboten.)
Von Schiffahrt, Angft, Courage u. dergl.
( Schluß.)
Mutter Thiessen darf eigentlich keinen Schnaps verkaufen; aber sie tut es. Und er schmeckt auch, wenigstens ihr selbst; aber fie geht nie über das Maß hinaus, das ein kräftiger Mann vertragen kann. Sie ist Wirtin und Hausknecht und noch mit jedem Gafte fertig geworden; ihr Mann ist ihr Kellner. Jedesmal, wenn man ihn fieht, möchte man ihm ein Trinkgeld zusteden. Seine Frau immer hinter ihm her: Clas, mat doch to! Wat steihst du hier un snacks! Bedeen din' Gäst!" und er:" Jowoll, min Engel! Jowoll, min söte Deern!" Wenn sie ihn nicht hört, versichert er dann jedem Gaste einzeln, dies verdammte Weibsstück könne ein Pferd totärgern.
Sie müffen mal energisch auftreten!" meinte Herr Martens, " Djä! denn ward se noch energischer! Dat hebb idk jo allens versocht!" versichert Herr Thieffen mit überlegener Resignation. Clas!!!" scholl es schmetternd von der Küche her.
"
" Jo, jo, min Enge!!!!- Meenen Se, mine Herrschaften, dat Froensminsch kann een'n of man'n Ogenblick in Ruh lot'n? Und borbi: slech is se nich; se's bloß n' Satan."
Clas!!!!"
Jo, min Deern!"
Herr Thiessen!" rief jett Martens, sagen Sie bitte Ihrer Frau, fie möchte die Spiegeleier nicht wieder so fürchterlich fett machen wie neulich!"
Serr Thieffen!" rief jetzt Wartens, sagen Sie bitte Ihrer
und legte Martens die Hand auf die Schulter.
Ach, Herr", kam es unendlich verlegen heraus, möchten Sie
mir nich' n großen Gefallen tun"
Wenn ich's tann, natürlich à rn!"
Möchten Sie nich reinzehn und ihr das fagen?".
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-TO
Jch?" so' ne Sache doch nicht
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-
Martens wurde blaß." Ja, wissen Sie
"
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1000
das H
ich tann
das ist doch eigentlich Ihre Sache das sieht ja doch merkwürdig aus- nee, dann laffen Sie's nur das ist mir viel zu umständlich ich fit hier nun gerade gemütlich Die Eier wurden also fett; wir aßen wie Ruderknechte- auss genommen die Tamen natürlich und hörten zu dem auss gesprochen niederdeutschen Menu die tremolierenden Lungenübungen Violettas und die wahnsinnigen Triller Lucias, durch die Güte eines italienischen Orgeldrehers nämlich, der sich dann überraschend schnell in die holsteinische Kost einlebte. Als wir die Rüdfahrt antraten, bat er uns, ihn und seine Orgel mit nach Hamburg zu nehmen. Wir dachten an den Dreibund und willigten ein, unter der Bedingung, daß er nun auch der Orgel die wohlverdiente Ruhe gönne. Als wir wieder auf dem eigentliche Fluffe waren, galt es, gegen den Strom des ablaufenden Waffers nach Hamburg zu fommen: für zwei Ruderer, die neun Personen und einen Leiers fasten vorwärtsbringen sollten, feine leichte Arbeit. Ich faß ant Steuer, und die vierte Mannsperson war zum Ablösen da.
Es war Abend geworden. Wasser und Luft schienen fich gw einem Element vereinigt zu haben, zu einer milchig- grauen, alles erfüllenden Flut, die sich um Hale und Wangen legte wie der weiche Arm eines Weibes. Es war jene verdächtige Milde um uns, die sich leicht in Tränen löst. Wir konnten noch einen hübschen Regen bekommen. Die beiden Ruderer arbeiteten fräftig; aber es ging nur langs sam, sehr langſam vorwärts.
"
,, Wir kommen ja taum von der Stelle!" rief Martens. " Gar nicht", erklärte Herr Steen, der gerade frei war, mit auffallender Entschiedenheit.
Wir
Wieso gar nicht"?" „ Wir fizzen doch fest!" Wir fizzen fest?"
„ Ja."
"
"
Wieso fiben wir fest?"
fihen ja schon' ne Viertelstunde." " Wieso? Auf'm Sand. Haben Sie denn das nicht gemerkt?
' ne Viertelst
Ja, aber Menschenkind, warum fagen Sie denn das nicht eher?" rief Martens etwas indigniert. „ Ich dachte, Sie wüßten das und blieben mit Absicht fitzen". entgegnete Steen mit der Miene eines frisch gewaschenen Engels. Ich mußte laut herauslachen. Jebt uzt er uns 1" rief idy. " Ja, wie kommen wir denn wieder Tos!" rief Martens ärgerlich.
O, das ist sehr einfach", meinte Steen, Sie müssen nur nicht das Boot gegen den Strom flott machen wollen. Erlauben Sie?" fragte er höflich, nahm Martens das Ruder aus der Hand, taftete den Grund damit ab, stieß es dann in den Sand und schob allein das Boot mit dem ablaufenden Strome wieder ins freie Waffer. „ Bitte?!" Er gab das Ruder zurück.
Es war fein Zweifel, Herr Steen war der ganzen Gesellschaft etwas interessanter geworden. Die Damen betrachteten fich ihn wiederholt von der Seite.
Da geistert neben uns aus dem Nebel das Wrack der " Alexandria ". Ein mächtiger Ueberseer, den ein anderer Dampfer mitten durchgerannt hat, bei solchem Wetter wie heute. Die beiden Hälften starren drohend aus der leise schwabenden Flut herauf. Die furchtbaren Flügel der Schiffsschraube ragen gespenstisch in die Luft sie haben Ruhe. Wir umfahren das Wrack. Wir sind wieder still geworden. Um diese Stätte weht Tod. Die dicksten Eisenstangen find zerbrochen wie Glas, gebogen, aufgewidelt wie dünner Draht. Oben am Fodmast hängt eine Laterne und gibt ein fleines, einsames, trauriges Licht, zur Warnung für die Fahrenden. Einst war auf diesem Deck, in diesen Kajüten Leben, Bewegung, Lärm, Befehlen und Gehorchen. Alles verlassen. Wer weiß, ob nicht unten in einem verborgenen, vom drängenden Waffer verschlossenen Raume noch von denen liegen, die nicht wieder an der Oberfläche kamen? Und ob sie nicht im nächsten Augenblid her borhuschen, die Treppen heraufkommen wie die Kaken, hierhin, dorthin hasten, die Glut aufstochern unter dem Kessel, in die Masten schlüpfen, die Segel hiffen und im Sui mit ihrem Schiff vers schwunden sind-
Es ist verschwunden. Wir sind vorüber. Der Nebel ist stark. Ein schöner. leiser. wiegender Zwiegesang flingt ganz nahe. doch! Und nichts zu sehen Ein Boot mit dunklen Segeln Aber kein Mensch darin zu sehen. Vorbei. Der Nebel verschlang es. So grüßt uns ein Gedicht. So huscht es vorbei. Es kommt darauf an, wieviel man davon erhascht. Ganz erwischt man's nie. Ein feiner Regen begann herabzurieseln. Die Damen hüllten fich frösteľnd in ihre Mäntel; es wurde unbehaglich und still. Mit einem Male rief Steen:„ Ein Dampfer!" " Wo denn?" fragte Martens.
" Da, dicht vor uns, sehen Sie denn nicht?"
Bug stieg dicht vor uns aus dem Dunkel. Ein Licht ging aus dem Nebel auf, und ein großer, schwarzer
"
Mensch, was machen Sie!" schrie Steen entsetzt; im nächsten Augenblick hatte er Martens die Ruder entrissen.
Martens war böllig fopflos geworden: er hatte vorwärts gerudert statt zurüd. Die nächsten Sekunden entschieden über Leben