selbst muß daS Kleid schmücken, wie eS umgelehrt vom Kleide ge-schmückt wird.Der Körper darf auch nicht mit einengender Unterkleidung belastet werden. Die Unterkleidung muh der Witterung undder Jahreszeit entsprechend sein. Für den Sommer eignet sich be-sonders der Griechenkittel; darunter lasse ich mein Kind nur einporöses(sogenanntes) Badehöschen tragen. An heißen Tagen fälltAbbildung 3. Fertiger Griechenkittel.auch diese? weg. Bei kühler Witterung werden Hemdhöschen an-gezogen, je nach der Teniperatur wärmere oder leichtere. Bei kaltemWetter werden Wadenstrümpfchen und ein Leibchen angelegt, woran einpaar kurze Kniehöschen befestigt werden.— Werden lange Strümpfegetragen, so sind auch die Strumpfhalter daran zu befestigen. Unterallen Umständen aber sind Strumpfbänder zu der-meiden. An wärmeren Tagen geht meine Kleine barfuß inSandalen, auch zur Schule. Ucberhaupt ist bequemes leichtesSchuhwerk sehr wesentlich. Als Kopfbedeckung lasse ich mein Kindein kleines rotes, sehr kleidsames Käppchen, wie es für SV Pf. er-hältlich ist, tragen. Im Winter ist eine gestrickte, weißwollene Mütze,waschbar und für 90 Pf. erhältlich, zu empfehlen.AlS Wintcrkleidchen ist auch der Russenkittel empfehlenswert, daer sich vorzüglich in wärmeren Stoffen wie Cheviot, Kaschmir, Tuchund Samt herstellen läßt. Am vorteilhaftesten jedoch ist ein Woll-stoff, der sich ohne Schaden waschen läßt, wie: Wollbatist, Cheviot,Kaschmir usw.Helle lichte Farben sind natürlich am kleidsamsten und lastensich auch am besten waschen. Doch ist auch ein Russeukittel ausrotem Wollstoff oder ein blauer, mit rotem handbreiten Stoffbesatzam Saumende, sehr hübsch und kleidsam. Kombinationen muß mannatürlich dem Schönheitssinn des einzelnen überlasten.Lola Haase-Frisch.Liemes Feuilleton.Aus dem Tierleben.Ratten. Die Ratten sind aktuell, sie haben in China und inder Mandschurei die Pest verbreitet und Gerhart Hauptmann zueinem Drama inspiriert. Tiere, die solche Katastrophen herbeiführen,verdienen genauer gekannt zu sein, und man muß dem französischenArzt Dr. A. Calmette Dank dafür sagen, daß er uns einen Blick indie Geschichte der interessanten Nager tun läßt. In der.Revue du Mois" erklärt er kurz und bündig, daß dieRattert auf dem besten Wege sind, die ganze Welt zu er-obern. Der Eroberer ist aber nicht„nrns rattus", die alteHausratte, die schon im grauen Altertum bekannt war. und auf dieHunde, Katzen, Schweine und Nachteulen erfolgreich Jagd machten,sondern„mus äsoumsnus", die Wander- oder Kanalratte. IhreGeschichte reicht nicht allzuweit zurück. Die Wanderratte wird zumerstenmal im Jahre 162V erwähnt; damals traf man sie nur inIndien»md in Persien. Nach Europa kam sie im Jahre 1727:sie wanderte aus Indien aus, weil daS Land zu jenerZeit unter schweren Hungersnöten litt und ganz Zentral«ästen bis zum Kaspischen Meere von Erderschülterungenheimgesucht wurde. In unabsehbaren Scharen zogen dieRatten bei Astrachan über die Wolga; sie überfluteten daS süd-liche Rußland und tauchten im Jahre 175V in Ostpreußen auf.Drei Jahre später hielten sie ihren Tinzug in Paris; innerhalbweniger Tage vernichtete man dort IS VVV Ratten, aber es bliebennoch genug übrig. Als die französische Regierung Anstaltentraf, die Abdeckerei von Montfaucou zu verlegen, kam«S,wie der Zoologe Bell erzählt. in Paris zu lebhaftenProtestkundgebungen: man fürchtete, daß die um ihre ge«wohnliche Nahrung gebrachten, ausgehungerten Ratten die Häuserüberfallen und dort große Verheerungen anrichten würden. In dieAbdeckerei warf mau alle Tage eine Anzahl Pferdekadaver, oft biszu 35 an einem Tage, am andern Morgen waren alle Kadaver bisauf die Knochen aufgefrcsten. Kurze Zeit darauf eroberte die Kanal-rotte auch Schweden und Norwegen, und man kann annehmen, daß siesich selbst durch bittere Kälte nicht verdrängen läßt; findet man siedoch selbst an den nördlichsten Gestaden der skandinavischen Halb-insel. Jütland war' lange durch einen Meeresarm, den Limfjord,gegen die Invasion der Ratten geschützt. Als aber in einer Herbst-nacht des Jahres 1847 einige Fischer auf dem Fjord waren, sahensie plötzlich ihre Barken von zahllosen Ratten umgeben; die Tiereschwammen nach Norden hin, landeten auf der Halbinsel Thy, der-drängten von dort die alte schwarze Ratte und ließen sich häuslichnieder.Im Jahre 1865 gründete die Kanalratte Kolonien in Amerika;sie war wahrscheinlich zu Schiff herübergekommen. Im Jahre 1900war sie bereits bis zu den Grenzen deS ewigen EifeS vorgedrungen.Heute verwüstet die Wanderratte auf den Antillen und auf denAzoren die Kaffee-, die Bananen-, die Zuckerrohr- und die Orangen-Pflanzungen. Im Nordosten von England gibt es eineInsel von 25V Hektar, auf der noch vor 15 Jahren300v Rinder prächtige Weideplätze fanden. Die Insel istvon der englischen Küste durch eine 450 Meter breiteWasterstraße gettennt. Diese Wasserstraße haben die Natten über-schwomiben, um von der Insel Besitz zu ergreifen. Man kann kaumden Fuß auf den Boden setzen, ohne in einen Rattenbau zu fallen.Die gefährlichen Nager fresten die Wurzeln der Pflanzen, so daßkaum noch eine Spur von grüner Weide zu finden ist. Man hatschon oft den Versuch gemacht, die Eindringlinge zu vernichten,indem man die niedrig gelegenen Teile der Insel unter Mastersetzte; die Ratten kletterten aber auf die Böschungen und wartetendort ruhig ab, bis die Master sich wieder verlaufen hatten.Daß die Ratten jedes Jahr in den Schiffsladungen, auf denDocks, in den Getreidespeichern und in den Plantagen ungeheureVerwüstungen anrichten, ist bekannt. Sie fresten einfach alles: Getreide, Wurzeln, junge Triebe, Baumrinden, Aas, Tauben, Hühner,junge Enten und Eier. Man weiß auch, daß die Ratten schlafendeKinder und hilflose alte Leute angreifen. Nielson erzähltin seinem Buch über die skandinavische Fauna die Ge-schichte eineS alten Mannes, der auf einem Heuhaufen vonRatten überfallen und von ihnen buchstäblich bei lebendigemLeibe aufgefressen wurde. Am gefährlichsten aber find die Rattenals Verbreiter ansteckender Krankheiten. Im Jahre 1898 entdeckteDr. Simond, der vom Pafteur» Institut nach Bombay geschicktwurde, daß die Natten von einer chronischen Form der Pest befallenwerden können, die sie, ohne selbst daran zu sterben, aufden Menschen übertragen. Die Verbreitung der Krankheit geschiehtdurch Flöhe. Man hat da» erst bestreiten wollen, indem man behauptete, daß die Rattenflöhe niemals auf einen Menschen sprängen.Diese Behauptung hat sich jedoch als ein Irrtum erwiesen, und eSsteht jetzt fest, daß eS der Floh ist, der das Pestgift von der Ratteauf den Menschen überttägt. Durch die Ratten können ferner dieTrichinose, die.Influenza der Pferde' und die Tollwut verbreitetwerden. DaS alles ist so widerlich, daß Dr. Calmette recht hat.wenn er die ganze Menschheit zum Kampfe gegen die Rattenaufruft.Technische?.Kohlenersparnis durch neue Turbinen. Die Nieder-drucklurbinen für Dampfbetrieb, die von dem hervorragenden ftan-zöfifchen Ingenieur Rateau erfunden worden sind, lenken durch eineVeröffentlichung im.Bulletin der Französischen Gesellschaft zurErmutigung der Industrie' von neuem die Aufmerksamkeit auf sich.Diese Turbinen haben bekanntlich den Zweck, eine volle Ausnutzungdes Dampfes herbeizuführen, indem sie noch neben den Dampf-Maschinen betrieben werden und einen ansehnlichen Betrag vonKraft geben, ohne daß darum ein Pfund Kohle mehr verbraucht wird.Wollte man den in der ersten Maschine nicht völlig verwertetenDampf durch weitere Kolbenmaschinen ausnutzen, so müßtendiese außerordentlich große Zylinder erhalten, wa» in mehr alseiner Hinsicht bedenklich wäre. Eine Turbine hingegen kann ge-waltige Mengen von Dampf verschlucken und zur Wirkung bringen.Durch eine derartige Anlage soll nach der angegebenen Quelle einegroße Stahlfabrik in«nierika eine jährliche Ersparnis von1'/« Millionen Mark an Kohle machen. Der aus der gewöhnlichenDampfmaschine entweichende Dampf wird in einem sogenanntenAkkumulator gesammelt, der in einem einsacken fest verschlostenenBehälter besteht. Er spielt gewistermaßen die Rolle eines Gas-motorS, in dem der Dampfdruck genau kontrolliert werden kann.Von hier gelangt der Dampf nach drei Turbinen, deren eine zumBetrieb einer Dynamomaschine dient, während die anderen je eineMaschine zum Pressen von Stahl in Bewegung setzen. Die Turbinenverbrauchen ungefähr 11 Kilogramm Dampf für die entwickelte �Pferdestärke. Durch die Turbinen sind andere Motoren überflüssiggemacht worden, die ihren Dcmtpf unmittelbar aus den Kesteln be»zogen. Außer ihnen hat die Fabrik infolgedesten 28 Kestel ab«schaffen können, die nicht weniger als 120 Tonnen Kohle in jederStunde verbrauchten. Danach scheint hier ein ganz großer Fort«schritt erzielt zu sein.Merantw. Redakteur: Richard Barth, Berlin.— Druck u. Verlag: vonoärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingerjiCo.,Berlin LXV.