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Dann ist das Schiff alſo untergegangen, fagie Belle. Seit jenem Tag bis heute Nacht war tein Wallfahrer mehr
ernsthaft. Die anderen antworteten nicht, es war zu selbst verständlich.
Ja," sagte ein Knabe zögernd,„ das Namensbrett kann ja auch von den Wellen abgerissen sein; es ist ja nur festgenagelt gewesen." Sie untersuchten es nochmals sorgfältig Belle fonnte nichts Besonderes daran entdecken.
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von der Burg gesehen worden. Diesmal überfiel den Geigleraug feine Feldschlange, denn Cecco bankettierte lärmend im Spiegel ſaal, an seinen Seiten die beiden üppigen Römerinnen, die ihm die Einsamkeit der Burg belebten. Ehe der Zug im Dunkel verschwand, löste fich oder schien es dem Herzog nur so? von ihm eine Gestalt, zart wie ein Schatten. Mit eilenden Füßen schwebte fie über die Ebene und Ich glaub nu eigentlich, die Mannschaft hat es abge- tauchte unter in die Maisfelder und Weingärten. Ghismondo riffen und es in die See geworfen der eine Nagel is aus- spähte dem Schemen nach, aber die Fadeln der Geißler waren gezogen," fagte Nilen und nickte geheimnisvoll. von der Finsternis aufgefogen, und nur das Mondlicht flutete in
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Warum sollten sie das woll tun?" fragte Belle un- blaffen Strömen über die Ebene. Der Herzog wandte sich und trat aus dem dämmernden Ge gläubig. Weil sie den Kapitän totgeschlagen und selbst das Kom- Sund, lag in tiefem Schlaf ein Diener. Leichten Fußes stieg der mach. Quer vor der Schwelle der Vorkammer, wie ein müder mando übernommen haben, Du Schaf! Dann taufen sie ganz herzog über ihn fort und war nach wenigen Schritten in einem einfach die Schute um und segeln als Seeräuber." Die andern von Fadeln erhellten Gang, der auf dem Burghof führte, und in Jungen bestätigten das mit Augen, die von Abenteurerlust dem zudende Richter auf Rüstungen und Schwertern spielten. funkelten der Vater von diesem hatte es erzählt, und der Leise ging er an den schlummernden Wachen vorüber, die Jm Vater von jenem war sogar mit dabei gewesen. Er hatte ja läffig, die Hellebarden im Arm, an den Wänden lehnten. natürlich nich gewollt, aber da wurd er ganz einfach an den Burghof lag, von eisernem Gitter umzäunt, auf den Steinen ein Mast gebunden, als die Meuterei losging. Aschenberg von dem Loderfeuer, das jeden Tag auf des Arztes Simone Geheiß entzündet ward, um die übeln Dünste, die die Best
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An einem Tag wie heute war Pelle der Kleine nach jeder Richtung hin. Das Toben des Meeres bedrückte ihn und machte ihn unsicher; aber die anderen waren so recht in ihrem Element. Sie bemächtigten sich der ganzen Unheimlichkeit des Meeres und ließen sie übertrieben in ihren Vorstellungen wiederkehren, alle Schrecken der See häuften sie spielend am Strande zusammen: Schiffe, die mit Mann und Maus untergingen oder an den Felsriffen strandeten, angetriebene Leichen Tagen in der Brandung und rollten hin und her, ertrunkene Männer in Seestiefeln und Südwester famen um Mitternacht aus der See gestiegen und stampften mitten in die fleinen Stuben im Dorf hinein, um ihren Heimgang anzusagen. Sie berweilten bei alledem mit einem Ernst, der von innerer Freude strahlte als sängen fie Lobgefänge zu Ehren des Gewaltigen. Aber Pelle stand außerhalb des Ganzen und fam sich feige vor bei ihren Erzählungen. Er hielt sich hinter den anderen und wünschte, er könne den großen Stier hier herunterziehen und ihn zwischen fie loslassen. Dann follten sie schutzsuchend zu ihm fliehen!
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( Fortsegung folgt.)
( Nachdruck berboten.)
Die Burg des Glücks.
Von Alfred Semerau.
Der unheimliche Schrei jagte den Herzog aus dem ersten Schlaf. Barmherzigkeit!" hallte es, wie sein Vater gerufen, da ihm die Dolche der Verschwörer das Leben zerschnitten. Mit einem Sprung war Ghismondo am Fenster der Kammer, die hoch von der Burg auf die Ebene hinaussahom
Da bewegte sich unter dunkelblauem, in Sternen dämmerndem Himmel, an dem der Mond wie ein silberner Rundschild hing, ein Geisterzug durch die schwüle Julinacht. Vorauf schwankten Kreuze und hingen Fahnen in schweren Falten, dann tamen, Fadeln in den Händen, die Geißler, zu dreien und vieren in weißem Gewand, bas von den Hüften auf die bloßen Füße lose herniederhing, die matt wie Elfenbein schimmernden Leiber von den Stacheln der Geißeln zerrissen, die pfeifend durch die Lüfte schwirrten und ihre Blutbahnen durch die zuckenden Leiber zogen. Gleich ruhelofen Seelen, auf ein Stündlein den Gluten des Fegefeuers entronnen, schleppten sie die Kette ihrer Sünden flagend durch die Finsternis und schrien nach Gottes Barmherzigkeit. Mit den Fäusten hämmerten fie die Brüste und fangen:
Nun redet auf all Eure Hände,
Daß Gott dies große Sterben wendet Mahnend und drohend wie die Posaunen des letzten Tages Scholl es zur Burg herüber.
Ghismondo fah ihnen mit scheuen Augen nach, wie sie sich in der Ferne verloren. Vor ihm stieg ein anderes Bild auf, das er vor Monatsfrist erblickt hatte.
mit fich brachte, fernzuhalten.
Neben dem großen Hügel senfte sich der verschüttete Brunnen, aus dem es Chismondo wie Blutgeruch aufzusteigen schien. Hier hinein hatte sein Ahn Pino Daddei die großen Herren des Landes werfen lassen, nachdem sie bei einem Brunimahl, das er ihnen zu Ehren gab, erdrosselt worden waren. Ghismondo erschauerte in der warmen Luft, die dick wie in einem Treibhause stand. Er meinte die berzerrten Lippen der Sterbenden zu sehen und ihr angitvolles Stöhnen aus der Tiefe zu hören. Daddei. Pino hatte die Gemeuchelten gewaltsam beerbt. Thre Dies vom Henter beendete Bankett gründete die Macht der Geschlechter wurden wie Untraut ausgerottet, die Kinder in der Wiege berblichen unter dem Griff der Würger. Danach ließ Bino das fleine Kastell, das auf rotem Fels sich erhob, dessen Fuß Weinberge, Mandel- und Feigenbäume umträngten, niederreißen und von einem Florentiner einen Palast mit gadigen Zinnen und starten Türmen bauen und nannte ihn als Zeichen feiner Macht und Größe: die Burg des Glüds.
und lag schwer auf dem seufzenden Lande. Wie ein Riese, deffen Bon den Bergen bis zum Meer gebot seine gepanzerte Hand
Fabeltaten die Dichtung der Vorzeit besingt, stand Bino bor Ghismondo. Alles war ihm untertan und lag zu seinen Füßen, die größten Kriegsführer und die schönsten Frauen. Gleich einem reizvollen, ihm widerstrebenden Weibe zwang Pino Leben und Schicksal zu seinem Willen. Vor ihm erblaßten alle andern Daddei wie Schemen um die Mittagssonne.
In schlaflosen Nächten stieg Ghismondo der Wunsch auf: Wärest du wie er!" Er lag vor dem Bilde des Ahnen im Staub wie vor einer Gottheit, in Demut und Anbetung. Der purpurne Lebensstrom, der feurig und stark durch Pinos Herz brauste,: var in den Adern des Entels und Letzten der Daddei zu einem dünnen farblofen Gerinsel geworden.
Ein feiner bleicher Knabe war Ghismondo, unter Aufruhr und Verschwörung scheu und still herangezwachsen. Den Bater trafen beim Hochamt im Dom die Dolche der Rebellen, mit ihm den ältern Bruder, die Mutter ward durch zeigen vergiftet. Ihn selbst rettete durch einen rasenden Ritt aus der empörten Stadt der aite Biero nach der Burg des Glüds, wo er weilte, bis der Aufruhr berebbt war und die Verschwörer erdrosselt an den Fenstern des Balastes hingen. Dann führte man ihn an Triumph zurüd; mit Palmen und Delzweigen traten ihm am Stadtor die Männer entgegen, von den Fenstern und teppichbehangenen Baltonen riefen ihm die Frauen Glück zu, wie er, im fürstlichen Schmud, auf tänzelndem Rappen, bangen Auges in die berödete Residenz der Daddei einzog.
Mit Pinos Tod war auch sein Reich zerfallen, die bösen Nach barn warteten nur auf sein Erlöschen, um über das Land wie gierige Hunde über verendetes Edelwild herzufallen und es zu zerreißen. Ghismondo war faum mehr als seine alte Stadt am Meer und die Burg des Glüds geblieben.
Seine schönsten Stunden verträumte er auf der Loggia des Balajtes, von der er auf das unter blauem Sonnenglang sich in die Unendlichkeit weitende Meer blidte, auf dem gelbe und rote Dalma tinerfegel dahinglitten. Eine süße Müdigkeit in seinen Gliedern, wie ein Genesender, lag er läffig im Seifel, die schmalen Finger auf den Drachenköpfen der Lehnen.
Warmer Wind streichelte lieblosend wie zarte Frauenhand feine blaffen Wangen, und seine Sehnsucht erhob sich auf mächtigen Schwingen. 3hn verlangte nach einer weichen Brust, an die er glücklich das Haupt schmiegen fonnte, nach Augen, die fich zärtlich in die feinen sentten, nach Armen, die ihn liebreich umfingen, denn ihn bangte vor dem Leben, das für ihn ein enger, finsterer Kerker war.
Da wand sich unter lastender Sonnenglut nicht weit von der Burg am Saum des Olivenwaldes eine Geißlerschar mit inbrünstigen Hymnen durch den brennenden Tag. Mit einem Male hallte es wie Donner, der fromme Bug zerstob in wilder Flucht, die Kreuze riffen den Boden auf und die Fahnen schleppten im Staub. Ghismondos Vetter, Tecco, durch das Buggeplärr geärgert, hatte die Bombarden lösen lassen und die Feldschlangen öffneten ihre Feuermäuler nach der Ebene. Mit berschränkten Bei jedem Schritt meinte er feine Fesseln flirren zu hören. Er Armen, ein herzliches Gelächter durch die vollen Lippen stoßend, atmete mit bedrückter Brust, wie in der unheimlichen Stille, die stand Cecco auf dem Turm, als der erschreckte Ghismondo ihn einem alles Leben vernichtenden Wetter voraufgeht. Er fühlte sich erreichte. Drunten in der Ferne redten sich wütend hagere Arme umlauert und umdroht, und seine Hand fuhr nach dem Dolch, wenn gegen Cecco und ohnmächtige Flüche flogen von erblaßten Lippen. I der leise Schritt eines Dieners nahte.