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und Sauerstoff stattfinden... Wären einige Teilchen des Wassers niederrieselte. Nachdem es getrunken hatte, nahm es Wasser in fchwerer als die anderen, und bestände ein Teil diefer beide Hände und ließ es zwischen den Brüsten niederrinnen. Flüssigkeit bei irgend einer Veranlassung vorzüglich aus diesen Von solcher Urmenschlichkeit, von solchen Instinkten fchweren Teilchen, so müßte man annehmen, daß dadurch das Menschentieres sind Gauguins Bilder Dokumente. Es wird ins spezifische Gewicht der Masse beeinflußt werde, ein Umstand, der dessen nicht an Leuten fehlen, die sich abwenden, weil das, was da feineswegs bemerkt worden ist. Aehnliche Bemerkungen lassen an Grimassen und grellen Schreien jäh aufbäumt, mit Kunst sich bei anderen Substanzen machen. Man tann dem nichts mehr zu tun habe. Ganz recht, mit der Kunst, wie sie auf nach schließen: daß die legten Teilchen aller den Akademien gelehrt wird, hat Gauguin in der Tat nichts zu tun; homogenen Körper vollständig gleich in Gewicht, desto mehr aber mit jener Kunst, die in den Kinderliedern der Figur usw. sind. Mit anderen Worten: jedes Teilchen Mütter, in den barbarischen Tänzen der Insulaner, in den Kreisen Wasser ist gleich jedem anderen Teilchen Wasser, jedes Teilchen der Pfauenfeder mystisch schlummert und selbstverständlich lebt... Wasserstoff ist gleich jedem anderen Teilchen Wasserstoff usw." Da hängt ein ganz frühes Bild, noch aus der Bretagne , ein Dorf. ( Dalton. Ein neues System des chemischen Teiles der Naturwissens Man sieht hinein, mit träumender Intimität, ohne Beharren am schaft; I, S. 161). Demnach unterscheiden sich die Stoffe von ein- einzelnen, in das Wesentliche dieses schweigenden Daseins, in diese ander lediglich durch verschiedene Art Lagerung und Bewegung der Welt aus Schindeldächern und verwackelten Mauern, in dieses elementaren Atome, die selbst unveränderlich und unzerstörbar, usizieren aus violetten Tönen... Ganz Anschauen und ganz durch ihre Verbindung jederzeit ein letztes Teilchen, sog. Moletül, Genuß ist auch ein anderes, daneben hängendes Bild, ein licht­der betreffenden zusammengesezten Substanz bilden. Man muß grünes. Weiße, immaterielle Hauben bretonischer Mädchen So war also also nach der chemischen Atomtheorie streng zwischen Atom und flimmern; saftig grüne Schürzen schaffen Ruhe. Molekül unterscheiden. Atom ist das letzte, chemisch nicht mehr Gauguin bereits ein Maler des Wesentlichen, bevor er zur Sonnen­teilbare Partikelchen eines elementaren Stoffs. Moleküll ist insel segelte. So war es nur ein natürlicher Prozeß, daß er dann das letzte, physikalisch( also z. B. durch Zerschneiden, Ber - dort unten all die unsterbliche Frische, die vom Tau der Morgen­malmen usw.) nicht mehr teilbare, chemisch aber in Atome zerleg- röte überrieselte, schlummernde und doch immer wache Sinnen­bare Teilchen eines zusammengesetten Stoffs oder Ver- feligkeit entdecken und gestalten mußte. Entdecken, wie einer, der bindung. Ein Molekül verhält sich zum Atom etwa wie ein lebendes sich selber findet. Gauguin malte die Blumen des Urwaldes wie Wesen zu den Bellen, woraus es gebaut ist. Es läßt sich ein Stonzert von süßen, schalmeienden Tönen in perlender Helligkeit. taum andeuten, welche ungeheuere Bedeutung diese Theorie für Er malte die Sonne der Tropen nicht grell und schlagend, vielmehr die weitere Entwickelung der gesamten Chemie gehabt hat. Mit als einen goldenen Schleier, als ein Rieseln sanften Feuers. Er verblüffender Leichtigkeit und Anschaulichkeit lassen sich aus ihr nicht malt die bronzenen Leiber der Mädchen und aus den Wilden nur die einfachsten Grundgefeße, sondern auch die verwidelten werden( um noch einmal Denis zu berufen):" Frauengestalten von Spezialgefege, wie die der Affoziation und Diffoziation, Isomerie uff. sobiel Vollendung und Liebreiz, daß man nur von göttlicher Schön­Ein Hoheslied der Sonne. ableiten. Wir wollen jezt nur einen, für den Laien vielleicht den heit sprechen kann." befremdlichsten Bunft näher beleuchten.

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Im Norden, in der Kälte, da aber lastet der Nebel, da wurde Wie ist es möglich so wird mancher fragen, daß die Ver- schon längst der Mensch gezähmt, daß er artig seine Pflicht tue. Als einigung verschiedener Atome ganz andere Eigenschaften aufweisen eine Pflicht wird auch die Kunst verrichtet. Wir haben uns daran als die Atome selbst. Chlor ist z. B. ein äzendes, giftiges Gas; guter Maler; wie er die Elbe bei Hamburg gibt, massig, dick und Kallmorgen ist ein gewöhnt, wir merken es faum noch. Natrium ein reaktionslustiger Stoff, der wohl einen jeden Menschen töten würde, dem es einfiele, ein Stückchen davon tot, das ist ausgezeichnet und wahr. Wer aber auch nur einen zu verschlucken. Sobald aber ein Atom Chlor sich mit einem Blid, einen einzigen, tun darf in das Sonnenglück, der opfert gern ein ganzes Museum des Nebellandes dafür.

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ein

Atom Natrium verbindet, entsteht ein Molekül Kochfalz Stoff, an dem man nichts von den gefährlichen Eigenschaften feiner beiden Erzeuger merkt. Nun, solche Wunder treten uns überall entgegen. Die drei Linien, welche ein Dreied bilden, haben nichts an sich, was mit den geometrischen Eigenschaften dieser Figur in irgend welchent Zusammenhange stände, und wenn wir sechs Stäbchen haben, können wir daraus ein Sechsed bilden, aber ebenso gut eine dreifantige Pyramide, alfo zwei total verschiedene geo metrische Gebilde. Der eine Fall ist schließlich um nichts wunder

barer als der andere.

V. Th.

Sonneninfel und Nebelland.

( Zur Ausstellung bei Frizz Gurlitt.)

Robert Breuer

Kleines feuilleton.

Physiologisches.

Die Ungleichheit der beiden Gesichtshälften. Ein vollkommen regelmäßiges Geficht gibt es vielleicht überhaupt nicht oder gehört mindestens zu den seltensten Ausnahmen. Nament­lich sind die beiden Gesichtshälften mehr oder weniger wesentlich von einander verschieden, was sich in der Regel schon bei einer genaueren Betrachtung von der Vorderseite her ergibt. Um die Abweichungen des rechten Profils bom linken durch das Auge fest­zustellen, ist freilich schon ein geübter Blid nötig, da man nicht beide Seiten gleichzeitig fehen kann. Allenfalls ließe sich dies in der Paul Gauguin und Friedrich Kallmorgen , das sind zwei Welten, Hauptsache mit Hilfe eines Spiegels bewirken. Es stehen aber noch bie gegeneinander stehen. Wenn man aus dem Zimmer, da die andere Mittel zur Verfügung, zuverlässige Studien über die ver­Bilder des Norddeutschen hängen, in den Saal des Franzosen , des schiedene Entwickelung der Gesichtshälften auszuführen. Einmal Wilden von Tahiti , tritt, meint man aus verqualmtem Grau und lassen sich unschwer ganz genaue Messungen vornehmen, und dann regnendem Braun in ein Paradies dampfender Farben zu kommen. fann man auch die Photographie zu diesem Zweck benutzen. Dies Es ist aber nicht nur die Landschaft, die diese beiden Maler trennt. Verfahren ist von dem deutschen Physiologen Dr. Hallerborden Kallmorgen ist ein Produkt der Geschichte; Gauguin entwuchs der vorgeschlagen worden, und zwar in einer einfachen und einleuchten­Natur, eine Blüte aus der feuchten Schwüle tropischer Unberührt den Form. Man photographiert ein Gesicht dreimal, einmal von heit. Das Barbarische ist für mich ein Verjüngungsmittel, ich bin vorn, das zweitemal ganz von links und das drittemal ganz von tveit, weit zurücgegangen, weiter als bis zu den Pferden des rechts. Von den Profilaufnahmen werden je zwei Abzüge gemacht, Barthenon, zurück bis zu den Holzpferdchen meiner Kindertage." der eine in gewöhnlicher Stellung, der andere in der Stellung des So schreibt Gauguin von sich selbst in dem von Naivität föstlichen Spiegelbildes. Dadurch erhält man die Möglichkeit, zwei linke und in Sinnlichkeit untertauchenden Buch Noa Noa". Und Hälften oder zwei rechte Hälften nach Belieben zu einem voll­Maurice Denis, ein anderer von denen, die um 1890 anfingen, ständigen Bilde des Kopfes zusammenzusehen. Hält man nun die aus dem leidenschaftlichsten Naturalismus eine von Blut erfüllte eigentliche Aufnahme der Borderfläche gegen diese zusammen und mit heißen Temperamenten geladene Monumentalität zu ge- gefügten Bilder, so werden die Unterschiede der rechten und der winnen, sagt: In der Tat, wir fehrten zur Kindheit zurüd, wir linken Gesichtshälfte deutlich zum Ausdrud kommen. Nach den wurden wieder ganz dumm. Und das war das gescheiteste, was gegebenen Proben ist es erstaunlich, wie sehr sich der Gefichtsaus­tvir damals tur fonnten. Unsere Kunst wurde eine Kunst der druck verändert, wenn das Bild zwei rechte oder zwei linke Hälften Wilden, der Primitiven." Das ist es, was diesen Gauguin von des Gefichts enthält. Allerdings läßt sich diese Folge wohl be­jenem Kallmorgen trennt. Der andere gehorcht der Konvention, greifen, wenn man beispielsweise nur daran denkt, wie verschieden er ist ein Gelehrter und ein Meister. Gauguin war ein Jäger, ein bei den meisten Menschen die beiden Hälften des Mundes und ins Abenteurer, einer, der die Natur nicht in ein Schema zwängen besondere der Mundwinkel geraten sind. Ist der Mund ein wenig wollte. Ich muß immer erst das Ürwefen der Pflanzen, der nach einer Seite gezogen, so wird sich der Gesichtsausdruck schon be Bäume, der ganzen mannigfaltigen Natur in mich aufnehmen." deutend ändern, wenn die dadurch bedingte Falte auf beiden Seiten Wie er das meint, davon erzählt er in seinen genießenden Er- des Gefichts auftritt. Auch die Nase ist fast bei allen Menschen mehr innerungen an die durchsonnten Tage von Tahiti , die Sonneninsel, oder weniger unregelmäßig gestaltet. Aber auch für tiefere Be in deren Schoß er sich flüchtete:" Die Landschaft mit ihren starten, trachtungen ist diese photographische Untersuchung, die mancher reinen Farben blendete mich, machte mich blind Bergoldete vielleicht schon des Vergnügens halber wird versuchen wollen, bon Gestalten in Bächen und am Strande entzückten mich, warum Wert. Wenn nämlich die Theorie richtig ist, daß die verschiedene zögerte ich, dieser Sonnenjubel auf meine Leinwand zu bannen... Entwickelung und Betätigung der beiden Gehirnhälften sich wider­Blöglich, bei einer jähen Wendung, bemerkte ich an einen Felsen- spiegelt, so müßten gewisie geistige Eigenschaften in jener fünft­borsprung gelehnt, den es mit beiden Händen eher liebfoste als es lichen Rechts- und Linksbndung des Gesichts besonders deutlich fich daran festhielt, ein junges nadtes Mädchen. Es trant aus werden. Dem Studium der Physiognomit wird durch diese Be­einer Quelle, die leise aus großer Höhe zwischen den Steinen nutzung der Photographie ein weites Feld eröffnet. Berantworth, Redakteur: Hans Weber, Berlin ,-Drud u, Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.