Denn sch Sen!c thit tiefe Organisation tbiederum nicht isoliert. Zunächst müßten Gruppen solcher Gruppen sich wieder zu größeren Verbänden zusammenschließen zwecks gegenseitiger Hilfe; man würde je nach Zweckmäßigkeit zu Körperübungen, Spielen. Ausflügen, Festen sich vereinigen. Die kleineren Ver- bände brauchten auch nur kleinere Räumlichkeiten; für alles, was größere Räume fordert, wären die größeren Verbände da. Die laufenden Kosten, besonders den Unterhalt des Personals, würden die vereinigten Familien bestreiten, die Räumlichkeiten, namentlich größere, soweit nötig, würden von den Gemeinden oder etwa großen A Zeitgebern oder Vereinigungen von solchen gestellt oder gegen billigen Zins vermietet werden. Ueber das alles läßt sich voraus nichts theoretisch festlegen, die Praxis müßte lehren, was da im einzelnen das Richtige ist. Fest aber steht mir das Eine: alle Be- vormundung müßte streng ferngehalten, vielmehr alle Einrichtungen von Anfang an darauf gerichtet sein, die Selb st Verantwortlichkeit, die eigene Beteiligung des Volkes und Selbstkontrolle zu wecken und dauernd zu sichern. Dezentralisation muß hier wie in allem, die Losung sein; Gemeinschaft, aber freie, d. H. auf Selbstkontrolle ge­gründete. Gemeinde und Staat müßten gewiß für den schweren Anfang die nötige äußere Hilfe bieten, anregen, schützen, auf jede Weise fördern und ermutigen, nicht aber leiten und bevormunden, am wenigsten die ganze Sache in ihrer Hand halten wollen. Denn genau darauf kommt es an, daß das VoU nicht von der Erziehungs- Pflicht entbunden und ihrer Erfüllung entwöhnt, sondern zu ihrem vollen Bewußtsein wieder geweckt, aber auch in die Lage versetzt wird, sie erfüllen zu können in einer Weise, wie es den so tief ver« änderten Bedingungen seines ganzen Lebens angemessen ist. Denn den Glauben dürfen wir uns nicht rauben lassen, daß keine ganze Volksklasse sich dieser hohen und heiligen, geradezu für alle anderen grundlegenden Pflicht würde entziehen wollen, wenn sie zu ihrer Erfüllung nur klare und gangbare Wege sähe, wenn nicht vielmehr alles ihre Erfüllung ihr nur erschwerte und oft geradezu unmöglich machte. Denn keine ganze Volksrlasse will dem Verderben so Hand- greiflich in den Rachen laufen; eine solche Vorstellung halte ich für weltfremder als die verstiegensten Träume des pädagogischen Idealismus. früblingsblumen. Der ungemein gelinde Winter ist nicht ohne merklichen Einfluß auf die Vegetation geblieben. Die Flora, abhängig wie sie nun einmal von den klimatischen Verhältnissen ist, hat sich diesen voll- ständig angepaßt. Schon den ganzen Winter hindurch wurde von einzelnen Abnormitäten der Vegetation, hervorgerufen durch die ge- linde Witterung, berichtet. Im Februar setzte ein wahres Frühlings- Wetter ein und machte seinen Ginflllß auf die Vegetation im Freien in staunenerregender Weise geltend. Da hatte der März leichte Arbeit und das ganze Heer der Frühlingsblüher schickt sich an, seine Blüten zu öffnen; teils find sie schon da und warten nur darauf, gepflückt zu werden, um zu lockeren Sträußen in Vasen angeordnet, dem Heim naturfroher Menschenkinder als Zier zu dienen. Ein Ausflug aufs Land lehrt uns dieses. Da ist im Schutze einer Hecke ein gelbes Sternblümchen erblüht, die gelbe Vogelmilch. Die Hecke ist wie Roßmäßler so treffend sagt«ganz und gar das Bild des UebergangeS vom Tode zum Leben. Neben den ab- schreckenden Zeichen des Todes, den noch fest hängenden Blättern des Hornbaumes, gehen die tausend goldeuen Blütensternlein des Hartriegel auf, der mit jenem die Hecke bildet. Leicht erkennt man einzelne noch nicht aufgesprungene dicke Blütenknospen neben den schmalen, spitzen Laubknospen, die noch einige Wochen warten, ehe sie es jenen nachtuit. An den straffen, schnurgeraden Zweigen sitzen die zierlich m Blütensträußchen paarweise gegenüber, und so klein die Blüten sind, weben sie doch einen zarten, goldgelben Schleier über die Teile der Hecke, die die Hartriegelstämmchen mit ihrem eisenfesten Holze dnrchflechten. Am Fuße der Hecke finden wir bunte Genossen der Vogelmilch. Dort ist die Hainanemone, die wohl nirgends in Deutschland als eine der ersten Sendbotinnen des Frühlings fehlt; denn in Hainen und auf Wiesen, an Zäunen und Feldrainen erblicken wir sie überall, wie sie gesellig beisammensteht und auch dem unaufmerksamen Auge auffällt durch ihren regelmäßig abgeschlossenen Bau, indem am dünnen, spannenlangen Stengel ans dem Vereinigungspunkte der stets dreifach zerteilten Blätter die immer nur eine weiße, nickende Blüte emporragt. Dort lockt ein sumpfiges Gebüsch, auf dessen Gezweig der ver- hüllende Blätterschleier den Blick in sein Inneres noch nicht wehrt. Ein gelber, magischer Schimmer ist darüber ausgegossen. Er geht von den grüngelben Blütensträußen des Spitzahorns aus, von den gelben Kätzchen des Weidenbusches und den gelben Raupen der Frau Hasel. Wie ist hier so recht eigentlich alleö ein Auferstehungsfest I Alles trägt noch das Merkmal des jungen, erst geborenen Lebens. Alles leuchtet golden; denn fast nur gelbe Blüten strahlen uns ent- gegen. Junge? Leben und noch unverweste Leichname kämpfen noch um die Behauptung des Planes. Noch bedecken zahllose dürre Blätter den Boden. Die Macht der Auflösung ist noch nicht mit ihnen fertig geworden, aber sie sind morsch und ihrem endlichen Zerfallen nahe genug; die mit jedem neuen Morgen steigende Wärme, Tau und Regen wird fie bald vollends beseitigen, und bald legt sich ein dichter Rasen üppig emporsprießender Kräuter über sie hin und schöpft aus dem Stoffe ihrer Auflösung neuen Lebenssaft. Dort steht, alle überstrahlend, in kräftigem Bau die Dotter» blume. Ihre stranimen, kurzen Stengelglieder tragen in fügend» sicher Kraft die glänzenden, herzförmigen Blätter, durchdrungen von einem saftigen, fetten Grün. Jene ähnliche Pflanze ist das Schar» bockskraut. Während die meisten Frühjahrspflanzen ihr lachendes Blütengesicht zwar nur dem Frühling zeigen, aber noch lpnge dem nach ihm folgenden Herrn dienen, unter dessen Regiment ihren Samen reifend und in der Belaubung fortlebend so erwacht und stirbt diese Pflanze mit dem Lenze, nichts übrig lassend als «Tausende von kleinen, neckenden Kobolden". So nennt der Nestor volkstümlicher Naturbeschreibung die kleinen Knöllchen, durch die sich das Scharbockskraut fortpflanzt und die die Ursache bilden zu den Erzählungen vom Getreideregen. Nicht nur draußen im Felde, auch im Garten sind FloraS Kinder, seit Wochen zum Teil, aus dem diesmal so kurzen Winter» schlaf erwacht. Maßliebchen hat init dem Blühen kaum aufgehört. Die Schneerose konnte längst ihre Pracht entfalten. Schneeglöckchen, Märzbecher, gelber Safran und seine weißen und blauen Brüder sind mit vielen anderen Zwiebelgeivächsen im Verein bemüht, dem Garten ein frühlingsmäßiges Aussehen zu verleihen. Im Boskett lnn's die Kätzchenträger ihren Schwestern und Brüdern draußen im Felde gleich. Und unter ihnen verbreitet ein Bewohner unserer Wälder balsamischen Duft: der Seidelbast, den der Gärtner in Kultur nahm, und der aus der kleinen Waldform verschiedene großblumige Gartenformen züchtete. Ein anderer Strauch entzückt durch seine gelben Blüten, es ist die Forsythia. Die schlanken, dicht mit Blumen besetzten Zweige dieses Strauches nehmen sich in der Blumenvase ganz besonders vornehm aus. Eine besonders frühe Magnolie hat bereits ihre weißen Blumen ge- öffnet; die farbigen Schwestern dieser Pflanze werden sich ihr in Kürze anschließen. Auch von Prunusaiten blühen manche schon recht zeitig im Frühjahr. Da ist der rosenrot gefüllte Mandelbaum, den die Gärtner bereits vor Weihnachten zur Blüte zwingen; dann die gewöhnliche Schlehe, von der die Gärtner auch eine gefüllte, gleich- falls weiß blühende Abart herangezüchtet haben; da ist die japanische Mandelkirsche und unser gewöhnlicher Mandelbaum mit seiner gefüllten Form das sind nur einige der frühbltthenden Prunusarten. Die Ribesarten kommen hinzu mit goldgelb blühenden, rötlichen und bluttoten Blütentrauben. Die Spiräe entsendet aus ihrer artenreichen Gattung gleichfalls einige Frühblüher, so Thun - bergs Spiräe mit kurz gestielten, in Büscheln stehenden weißen Blüten» knöpfchen und andere mehr. Im Staudenguartier des Gartens will's dies Jahr natürlich anch zeitiger zur Blüte kommen. Das reckt sich und streckt sich und wächst heraus aus dem Boden, daß es eine Lust ist, zuzuschauen. Muß das binnen kurzem einen herrlichen Blumenflor abgeben l Wenn nur kein garstiger Sturm mit Eis und Kälte dazlvischenfährt und die zarten Kinder FloraS ob ihrer Naseweisheit straft I Es wäre schade um die keimende Herrlichkeit. Und wer ein Gärtchen sein eigen nennt, der gebe darum Obacht, er schütze seine Lieb» linge vor gefahrdrohenden Nächten; sie werden's dankbar lohnen. iL K. Kleines femtteton. Kunstgewerbe. Moderne Glasbilder. Zwei große Berliner Glas- maiereien haben den vernünftigen Gedanken gehabt, Werkstattaus­stellungen zu veranstalten. Es verlohnt sich sehr, dorthin zu gehen. Der eine Aussteller ist Gottfried Heinersdorff , Münchener Straß? 49, der andere I. Schmidt. Potsdamer Straße 38, im Lipper» heide-Hans. Sonnabend und Sonntag sind beide Ausstellungen bei freiem Eintritt noch zugänglich. Heinersdorf von 102� Schmidt von 9 5 Uhr. Was gibt es dort zu sehen, was ist eine Glasmalerei? Wie werden sie zumeist als einen Scbmnck des Fensters vermuten. Das Fenster aber gehört zu den architektonischen Elementen. Um so mehr, wenn es durch Form und Farbe die Aufmerksamkeit in er» höhtem Grade beansprucht. Es hat den Gesetzen des Raumes und der den Raum begrenzenden Flächen zu gehorchen. Damit ist ge- sagt, daß das bunte Fenster, ob fest montiert, ob mobil, niemals eine Ausbuchtung des Räumlichen verursachen darf. Einem Fensterbild gebührt ke-n perspektivischer, dreidimensionaler Effekt; das Fensterbild soll, obgleich es das Licht einläßt, doch ein Abschluß sein und die Festigkeit des Raumes unterstützen. Welcher Art auch immer das Motiv des Glasfensters sein möge, die formale Lösung hat den Bedingungen des Ornamentes zu genügen. Das Fenster- bild, dos mechanisch das HinauSschwdfen des Blickes hindert, soll auch psychologisch und ästhetisch das sinnliche und geistige Auge in das Rauminnere bannen. Durch das Glasbild soll der Raum seinem Wesen nach eine erhöhte Wirkung, eine tiefere Wärme, einen größeren Reichtum, eine entschiedenere Geschlossenheit be- kommen. Dennoch bedeutet gerade die Transparenz das Leben des Glasbildes. Das Glasbild soll eine Mauer aus farbigem Licht vortäusche»,