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groß gewesen sei, zumal Bon seinem sonstigen Lebenswandel nichts| Nachteiliges bekannt gewesen. Da er also zur Anlegung des Feuers wenig oder gar keine Veranlassung hatte, so muß es not­wendig ein sehr hoher Grad von Verdorbenheit und Bosheit voraus­Seßen, da er wirklich dazu geschritten."

Kleines feuilleton.

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Naturwissenschaftliches .

Und nun wird die ganze Scheusäligkeit des Verbrechers geschil­Leuchtendes Fleisch. Betritt man nachts einen Raum, Bert: Ein nicht ganz berdorbener Mensch würde bei dem Gedanken, in dem mehrere Tage hindurch Seefische oder Schlachtfleisch auf mach Begehung eines Diebstahls, dessen Beweis immer schwergehal- bewahrt wurden lesen wir in Heft IV der Natur", der Zeite ten haben würde, noch Feuer anzulegen, zurüdgeschredt und davon schrift der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft so wird man abgehalten worden sein; allein der Inquifit blieb dabei ungerührt. aufs höchste überrascht sein von dem prachtvollen Anblid, den die Niemand, der ihn vor der Tat sahe, bemerkte dergleichen an ihm, einzelnen Fleischstücke bieten. Sie erglänzen fast durchwegs in ja, er fann sogar der Bornefeldtin( dem Hausmädchen) einige einem ziemlich hellen, weißlich grünen Licht, so daß ihre Umrisse Augenblice vorher noch den Beischlaf an, wahrscheinlich um sich deutlich wahrzunehmen find. bieselbe, im Falle sie ihn bei dem Verbrechen ertappen sollte, dadurch Dieses, durch die Anwesenheit gewisser Arten von Leuchtbak günstig zu machen oder sie, im Falle ein Verdacht wider ihn terien( 3. B. Bacterium phosphoreum Molisch) bedingte Phä entstehen sollte, mit in denselben zu ziehen." Wird so die Ruhe nomen stellt sich nicht sofort ein; erst wenn das Fleisch, bezw. die bes Verbrechers als Beweis seiner Verderbtheit verwertet, so wird Fische sich den ersten Stadien der Fäulnis nähern, gelangen die unmittelbar darauf auch der Umstand, daß er Tags zuvor sehr un- Batterien zu üppiger Entwidelung und das Leuchten beginnt. ruhig gewesen, zur Vergrößerung seiner Schuld" benutzt, weil Das Fleisch ist aber dabei noch vollkommen genießbar, ja wir Daraus flar werde, daß er das Abscheuliche seines vorgefeßten Ber- fönnen mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß wir sehr oft brechens deutlich genug eingesehen haben müsse". leuchtendes Fleisch zu essen bekommen. Das Phänomen wird nur nicht bemerkt.

Aber für diese fürchterlichen Richter wird das, was der An­geklagte geltend macht, zu einem Scheit Holz für seinen Feuertod. Als der wichtigste Umstand" des unsühnbaren Frevels wird ge­würdigt, daß Höpner das Verbrechen an seiner Brotherrschaft" ver­hübt, der er zu ganz besonderer Treue verbunden war", und daß fie geständlich immer sehr gut gegen ihn gewesen. Und das höchst ittliche Motiv des Diebstahls nämlich eine gewisse Hinzen zu Wandsberg, der er schon längst die Ehe versprochen, zu heiraten, sich mit dem gestohlenen Gelde teils zu etablieren, teils seine Mutter zu unterſtüßen" ist für diese preußischen Richter nicht von dem geringsten Gewicht".

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Bringt man eine Kleinigkeit der leuchtenden Substanz, die fich ohne weiteres abwischen läßt, in Gläser mit geeigneter Nähr gelatine, so gelingt es, sogenannte Reintulturen der betreffenden Bakterien zu züchten, an denen man ihre Eigenschaften genauer erforschen kann.

Das von solchen Kulturen ausstrahlende Licht ist hinreichend start genug, um bei Pflanzenteimlingen heliotropische Krümmungen auszulösen. Auf die photographische Platte wirkt es naturgemäß kräftig ein, ja, bei Anvendung mehrerer von ihm konstruierter Batterienlampen" konnte Molisch sogar u. a. eine Büste im Batterienlicht photographieren. Von einer praktischen Verwertung dieser eigenartigen lebenden Lampen fann aber trotzdem vorläufig feine Rede sein, da das Licht doch zu schwach und unbeständig ist. Die boshaftigen überwundenen Brenner Molisch befaßt sich aber allen Ernstes mit dem Versuche, zu bes sollen mit dem Feuer zum Tode gerichtet sonderen praktischen Zavecken verwendbare Bakterienlampen zu werden", fonstruieren, ein Beginnen, dem durchaus nicht Erfolgsmöglich feit abgesprochen werden darf.

Dann muß der Richter noch einen großen Aufwand juristischer Gelehrsamkeit von sich geben, ob wirklich der dunkle Artikel der mittelalterlichen Hochgerichtsordnung":

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auf diesen Fall passe. Alle entgegenstehenden Auffassungen der Die Leuchtbatterien, die in unseren Gegenden das Leuchten Kommentatoren werden mit ruchloser Rabulistik entkräftet. Auch des Fleisches sowie der Seefische hervorrufen, finden sich regel Beruft sich die Begründung auf Präzedenzfälle:" Der Criminal- mäßig im Meerwasser. Daraus erklärt sich, daß sie nicht nur den Senat verurteilte unter dem 19. Mart. 1779 eine gewiffe Stolkin, toten Seefischen, sondern auch Muschelschalen und anderem an bie aus Rache bei ihrer Herrschaft Feuer angelegt, zur Strafe des haften. Und noch eine bei Züchtungsversuchen bemerkte Tatsache Schwerts. Ferner unter dem 30. November 1778 eine gewiffe findet hierdurch ihre Erklärung, daß nämlich diese Bakterien in Kuhnen, die, gleichfalls aus Rache, wegen einer Diebesbeschuldigung hohem Grade halophil sind, d. h. das Salz zu ihrer üppigen Ent Feuer angelegt. gleichfalls zur Strafe des Schwertes und Ber­

brennung ihres Körpers: Und beide Urtel wurden allerhöchst be- wickelung bedürfen. Läßt man Fleischstücke in Glasschalen, die stätiget." Auch sei eine Weibsperson, die Flachs gestohlen, sich für zur Hälfte mit dreiprozentiger Salzlösung gefüllt find, in einem ben Amtmann fürchtete und deshalb Feuer anlegte, mit der Strafe fühlen Zimmer( schattig) stehen, so wird sich bald das erwartete des Feuers, jedoch mit der Maßgabe, daß sie unvermerkt zu er- Leuchten einstellen. Auf diese Weise kann sich ieder leicht den Anblick der eigenartigen Erscheinung verschaffen. broffeln," belegt worden,

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Geographisches.

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Land

Weder die Jugend, noch den schlechten Religionsunterricht, noch bie Schwäche des Verstandes, noch die Unkenntnis der Tatwirkungen and der strafrechtlichen Folgen was alles der Verteidiger geltend Seibe und Moor. Unter der zunehmenden Urbarmachung machte würdigte das Urteil als Milderungsgründe. Nach alle­des Bodens schmelzen Heide und Moor rasch und rascher zusammen. bem sei die Strafe der Hinrichtung durch das Schwert zu milde. Dieses Urteil wurde vom Stadtgericht am 10. Juni 1786 dem um so stärker wächst andererseits das Intereffe der naturfreudigen König zur Bestätigung mit dem Anheimstellen überreicht, ob nicht Streise an den Resten dieser eigenartigen Landschaften. Dem Kampfe Der Inquifit vor Anzündung des Scheiterhaufens, vor den Augen um die Erhaltung von Raturdenkmälern( bergl. den so betitelten bes Publikums unvermerkt, zu erdrosseln sein möchte". Friedrich II. Artikel in der Nummer vom 16. Dezember 1910) ist es gelungen, in ( der Große", der König der Aufklärung) bestätigte das Urteil, der Lüneburger Heide Boden zu gewinnen. Dort wurde der Wilseder indem er gemäß seiner Geheimorder vom 11. Dezember 1749 Berg mit dem anschließenden Totengrund angetauft und weiteres Hinzufügte: daß der zur Strafe des Feuers verurteilte Höpner Gelände wird wohl hinzukommen. In der Annahme, daß diefer amnmittelbar vor Anzündung des Scheiterhaufens auf eine vor den Erdenfleck nun in steigendem Maße das Ziel von Naturfreunden Augen des Publikums unmerkliche Art erdrosselt werde". Alle werden wird, hat Dr. Ad. Koelsch das Bändchen Heide und Gnadengesuche wurden abschlägig beschieden. Der Dienstherr selbst Moor"( Franchsche Verlagshandlung, Stuttgart . Breis 1 M.) Er zeigt uns der zunächst Bilder bat um Gnade und hob die Geringfügigkeit des Schadens und das geschrieben. Bildern und in der ihm bilder anständige Motiv( Geld für die Heirat zu gewinnen) hervor. Auf schaft" in eigenen Bilder der Pflanzenwelt" schließen sich bas Gnadengesuch des Kriegsrats Fäsch schrieb der humane König: reichen Sprache. und das Heidekraut und feine Genossen enthüllen Er soll sich von seiner Sache meliren," was heißen sollte, er folle an, In einem dritten Kapitel werden fich um feine eigenen Angelegenheiten fümmern. Drudschriften uns ihre Lebensgeheimnisse. für und wider das Urteil erschienen. Am 15. August 1786 wurde Söpner auf oder vielmehr in einem Scheiterhaufen verbrannt; es war eine Art Holzbude, in die der Verurteilte verbracht wurde. Illustrationen des Vorgangs wurden zum abschreckenden Bei­Spiel verbreitet, und eine Druckschrift klärte darüber auf, daß dieses entsetzliche Justizverbrechen als eine Art Bekräftigung der preußischen Gesindeordnung gedacht war. Diese Ten­benz geht schon aus dem Titel hervor:" Lebenslauf des gewesenen Bedienten Johann Christian Höpner , der sich des Verbrechens eines Hausdiebes und Mordsbrenners schuldig gemacht hat und dafür am 15. August 1786, nahe bei der Gerichtsstätte von Berlin , lebendig berbrannt worden ist. Nach seiner eigenen Aussage beschrieben und jungen Leuten, besonders Dienstbothen zur Warnung heraus­gegeben. Nebst dem Bildnis des Delinquenten."

Das war preußische Justiz und soziale Auffassung unter dem großen" Stönig, zu einer Zeit, da die deutschen Dichter und Denter bie Weltanschauung der Humanität lehrten und gestalteten. Die heutigen Vortämpfer der Todesstrafe müssen voll Neid an diese Herrlichen Zeiten zurüddenken!

Bilder aus der Vergangenheit der heutigen Niederungsheiden" auf­gerollt; durch die Eiszeiten führt uns Roelsch, bis wir auf altem Grunde die Oberflächenformen unferer Heimat entstehen sehen. Dann zeigt der Verfasser im vierten Abschnitt, an welche Be dingungen des Bodens das Auftreten der Heide als Landschafts­form gebunden ist; nicht bloß( wie man bisher annahm) an eine bestimmte Niederschlagsmenge und deren gleichmäßige Verteilung im Jahre, fondern auch an eine bestimmte Beschaffenheit des Bodens, nämlich dessen Abschluß von der Luft durch eine vorher gebildete Humusschicht. Bilder vom Heidemoor" schließen das Ganze. Sieht man von nebensächlichen Einzelheiten ab, so hat der Verfasser, der seinen Stoff gründlich kennt, und dem die Liebe zur Natur die Feder führte, ein reizvolles Bändchen geschaffen. Von den vielen Abbildungen wirkt die Photographie eines Heidjerhofes am Heidebach"( Heidjer heißen die Bewohner der Lüneburger Heide ) be­fonders stimmungsvoll. Auch außerhalb der großen Heidegebiete gibt es überall bei uns Heidekraut und kleine Miniaturheiden, nicht zum wenigsten um Berlin . Wer sich von ihnen angezogen fühlt, dem wird das Bändchen viel Belehrung bieten.

L.

Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW