UuM; sondern fuhr fori, feine Pfoten zu lecfen. die Bon denKohlen ein wenig fcknvarz waren.„Gott— süße Mutter!" rief Fräulein Thyra.„Treu istsicherlich krank, er hat sich natürlich heute Nacht erkältet; esWar auch abscheulich von Pater."Aber als Waldemar kam, erklärte er mit Kennermiene,baß Treu beleidigt sei.Sie warfen sich letzt alle drei über ihn mit Bitten, Ent-schuldigungen und guten Worten; aber Treu blickte kalt voneinem zum andern; es war klar, daß Waldemar recht hatte.Thyra lief hinaus, um den Vater zu holen, und der Groß-Händler kam ernst, etwas feierlich herein. Sie hatten ihmgerade durchs Telephon erzählt, wie gut Treu aufgepaßt hatte,und indem er jetzt vor Treu auf dem Teppich vor dem KaminNiederkniete, dankte er ihm gerührt für den großen Dienst.Das besänftigte Treu etwas.Der Großhändler erzählte jetzt, noch immer auf denKnien. Treus Pfote in seiner Hand, wie es in der Nacht zu-gegangen war. Daß der Dieb ein ruchloses Frauengimmerei, eins der allerschlimmsten, die sogar— man sollte es kaumür möglich halten eineni ziemlich bedeutenden Handel mitden gestohlenen Kohlen getrieben habe. Sie war so gewitzigtgewesen, den jungen Wachthund mit einem Stück Zluchen zubestechen, doch das nützte ihr natürlich bei Treu nichts.Und das bringt mich darauf, daran zu denken», wie oft«ine gewisse Person, deren Namen ich nicht nennen möchte, mitsolchen Redensarten kam ttne, daß es eine Schande wäre, daßein Tier etwas verschmähen sollte, wofür ein Mensch Gottdanken würde. Haben wir nicht eben gesehen», wozu das gutwar? Gerade durch diese— hm— durch diese Eigentümlichkeit wurde Treu in Stand gesetzt, ein abscheuliches Verbrechengu offenbaren, zu der gerechten Strafe des Bösen beizutragenund auf diese Weise uns und der Gesellschaft zu nützen.«Aber hör mal, Vater I" rief Fräulein Thyra,„willst Duwir eins versprechen?"„Was denn, Kind?"«Du sollst nie mehr so etwas von Treu verlangen«: laß sielieber ein wenig stehlen."„Das verspreche ich Dir, Thyra!-» und Dir auch meinbraver Treu," sagte der Großhändler und erhob sich mitWürde.«Treu ist hungrig," sagte Waldemar mit Kennermiene.„Gott, Zchyral hol doch seine Koteletts!"Thyra wollte in die Küche hineinstürzen, aber im selbenAugenblick brachte Stine sie atenlos an.Ter Professor muß vermutlich nicht gefunden haben, daßMadame Hansen der Reparatur wert sein; denn sie kam niewehr zum Vorschem, und die Kinder gingen ganz zugrunde.Ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist.LiterarMrtonfcbca Schrifttum.n.Wie noch zu keiner Zeit, ft find die Buchhändler heute am ehestenzu Neuauflagen verstorbener, hauptsächlich tantiemenfreier Schrift-sieller geneigt. ES wäre dagegen nichts einzuwenden, sofern—mit verschwindend wenigen Ausnahmen— die freigewordcnenWerke namhafter Dichter für ein weniges auch dem besitzlosen Volkezugänglich gemacht würden. Aber darauf wird am allerwenigstenBedacht genommen, gerade solche Auswahl zu treffen, die nur daS,was auch noch heute sich mit Anstand behaupten kann, beisammenhat. Bei Joseph von Eichendorffs Dichtungen, diejetzt in Gestalt von zwei Bänden von je über 500 Druckseiten Stärke«uswahlsmätzig herausgekommen sind lJnselverlag. Leipzig), gc-«lügten sicherlich ein paar Dutzend seiner herrlichsten Lieder nebstder typischen Novelle:»Aus dem Leben eines Taugenichts", allen-ifalls noch einiges von oppositioneller oder satirischer Färbung, weilman hieraus den sichersten Maßstab dafür gewinnen k«nn, ob undinwieweit ein Autor mit irgend welchen Zeitströmungen in Be-ziehung gestanden oder ob er zeit, und weltfremd gewesen. Estollte eben weniger der Schwerpunkt auf das gelegt werden, wasediglich für den Autor charaktristisch ist. sondern auch nach Möglich-ieit den fortgeschrittenen Anschauungen unserer Tage Rechnung zutragen sein. So fände der heutige Leser viel leichter eine Brückezu den Vergangenheitsdichtern, und der geistige Profit wäre un-gleich größer und fruchttragender. Von Dingen solcher Art wollen»der die Herausgeber sehr wenig hören.WaS speziell die Ausgaben des JnselverlagS angeht, so ent-kehren sie glücklicherweise in ihrer äußerlichen Zurichtung jedwedeSlathederzünftlerischen GelehrsamkeitsaufputzeS. Auch die von FranzSchultz besorgte Eichendorsf-Ausgabe beweist es. Eine knappe,dabei höchst annehmbar über den Lebensgang des Dichters oricn-tierenLe Einleitung; atn Schluß des ziveiten Bandes ein paar An«merkungen und Worterklärungen— das ist alles. Es genügt jaauch vollkommen. Man empfangt sofort den Eindruck: dem Lesergehört der DichterlAnders sind die Ausgaben der Bongschen.Goldenen Klasser»bibliothek" nicht, als ob dies Unternehmen unverdienstlich wäreZdenn es hat gleichfalls die Tendenz der Billigkeit bei guter AuS«ftattung. In ihren Ausgaben wirkt aber der aufgebotene Gelehrsam«keitsapparat ihrer Herausgeber lästig. Die„wissenschaftliche" Reim«gung der Texte nach Urschristen, oder späteren Fassungen mag nochangehen. Störend aber ist die ziffermäßig am Seitenrande verbuchteZeilenauszählung. Ferner wirken die philologschen Textvergleichun,gen verwirrend auf den Leser. Man lasse doch dem Dichter den Vor«tritt, damit seine Schöpfungen unvermittelt zu uns reden I Aberda ist beispielsweise an Stifters Werken, deren Herausgabein drei schweren Bänden Gustav Wilhelm(Deutsches Verlags»haus Bong u. Co.. Berlin C.) besorgt hat, der vollständige, vorhinbemängelte Apparat aufgeboten. Gewiß eine Arbeit, die auf fleißigeGelehrkamkeit Anspruch hat! Dennoch viel zu viel de? Guten.Der feinsinnige Naturschilderer in Ehren! Aber wer soll sich dadurch alles, was Stifter— schließlich immer nach derselben Leier—-geschrieben, hindurchlesen? Hebbel hatte doch nicht ganz so unrecht,wenn er sagte: Stifter sei von Haus aus ein M a n i e r i st:„Zuerstbegnügte er sich, uns die Familien der Blumen aufzuzählen, die aujseinen Lieblingsplätzen gedeihen; dann wurden unS die Exemplarevorgerechnet, und jetzt erhalten wir das Register der Staubfäden".«Weniger— nämlich anstatt der minutiösen Gesamtausgabe einschmaler Auswahlsband— wäre bei Stifter wirklich mehr gewesen,Stifter ist der TypuS des über den Geist deS BevormundungS«systems de? aufgeklärten Absolutismus nicht hinausgekommenenAltösterreicherS. Durch sein Gemüt ist kaum ein Funke des vor«märzlichen VölkersehnenS gezogen. Mit dem Staat, wie er war»blieb er zufrieden. Aber ihm, dem Deutschböhmen, sollte der neueGeist des Jahrhunderts, der sich längst in Oesterreich, und geradezuerst in seiner engeren Heimat angekündigt hatte, nicht fremdgeblieben sein. Alle jene Sturmvögel, die da aufflogen, um inrevolutionären Poesien gegen das vertrackte Metternichsche SystemSturm zu laufen, waren Altersgenossen von ihm.Will man jedoch genau erfahren, wie es in ihren Köpfen sie«schaffen war. so wird man zu dem kürzlich(bei I. G. Calve, K. K.Hof- und llniversitätsbuchhandlung, Prag 1910) erschienenen Werke:„Briefe aus dem Vormärz" von Otto W i t t n e r greifenmüssen. Schon vor einigen Jahren hatten wir Gelegenheit, unshier mit der zweibändigen Biographie Moritz Hartmanns aus der-selben gelehrten Feder eingehend zu beschäftigen. TaS zu diesemZweck zusammengetragene Studienmaterial war aber so gewaltig,daß dem Biographen ein neues Werk unter den Händen reifte.Zumal der reiche Nachlaß Moritz Hartmanns gab hierzu die Ver«anlassung. Wenn wir von Anastasius Grün(A. v. AuerSperg) ab«sehen, der bereits ein Jahrzehnt vor dem Auftreten Herweghs undlFreiligrathS in österreichschen Landen zuallererst die Fahne denfreiheitlichen Dichtung entfaltet hatte, so kommt dann der neu«zeitliche Oppositionsgeist durch die Gruppe der deutschböhmischenLyriker Hartmann, Meißner urtb Landesmann(HyronimuS Lorin)zum geschlossensten Ausdruck. In den Lenz ihres hoffnungsvollenWerdens leuchtet dies vortreffliche Buch hinein. Briefe jenenflüggewerdenden Talente von der Schulzeit, von der Universitätbis dahin, wo die Geister erwachen, sich der Enge des Daseins, denTrostlosigkeit des politischen Lebens im Vaterlande bewußt werden.die Fesseln abzustreifen versuchen und in Fühlung mit den Schrift-stellern de?„Auslands" treten, find hier zum erstenmal anS Lichtgebracht. Hartmann ist da der Mittelpunkt, von dem die meistenBriese ausgehen, an den die meisten wieder von Meißner, Keller,Lorm. Bach, Kuh, Kaufmann, Belty Paoli(Elisabeth Glück). Kolisch,Auerbach, Glaser usw. gerichtet werden. ES ist etwa? Seltsamesum diese subjektiven Bekenntnisse. Nun erst wird man zenemPoctenkreise nahe gerückt. Und Wittner— das merkt man anallem, was er schreibt— beherrscht seinen Gegenstand, wie schwerlichein anderer. Er vermag in der Einleitung ein volkommeneS Zeit-gemälde aus dem österreichischen Vormärz aufzurollen. Dahenkommt eS, daß sein Buch nicht bloß eine zusallcuiäßige Sammlungvon Briefen darstellt. Rein, jede dieser Herzensoffenbarungen bekommt gleichsam ein historisches Relief und erweckt aus Schutt undjModer ein widerhallendes Echo in der Seele des Leser». Und dann:welche erstaunliche Wissensfülle in den Anmerkungen, die alleigfünf enggedruckte Bogen füllen.Endlich, kann man sagen, haben nun auch die Schweizer eineorganisch aufgebaute und bis auf unsere Gegenwart fortgeführteGeschichte ihrer Literatur. Bis Bodmer— 18. Jahrhundert— wanja das große Werk Jakob Bächtolds gediehen. Natürlich fehlte eSauch nicht an tüchtigen Spezialschriften und Einzelcharakteristiken.was die d e u t sch- schweizerische Literatur angeht. Bekanntlichscheidet sich diese, gemäß dem überwiegend zweisprachigen, dann auchrhätoromanischen und italienisch-tesjinischen Volk, vornehmlich ineine deutsche und eine französisch- schweizerische Literatur,Um die Geschichten der letzteren war eS ja besser bestellt, denn sieist in zwei bis in die Neuzeit vordringenden Werken vonPH. G o d e t und Virgile Rossel eingehend behandelt worden,Letzterer und E r n st Jenny vereinigen sich endlich zu gemein«samer Arbeit; und so kam ihre zweibändige„Geschichte denschweizerischen Literahur" isBern, Versag von S, Jrancke«